Hi,
so eine Aussage kann nur von jemandem kommen, der sich nie auch nur ansatzweise über die im deutschen Schulsystem typische Fremdsprachenausbildung Englisch und Französisch hinausgewagt hat (der englische Wortschatz stammt zu 60-70% aus dem Lateinischen, das meiste davon auf dem Umweg über Französisch und hat so gut wie keine Grammatik). Platt ist ein Dialekt des Deutschen, und wir alle wachsen mit zwei Dialekten auf,dem Heimatdialekt und dem Hochdeutschen. Die meisten Sprache nder Welt unterscheiden sich viel mehr voneinander als Platt und Hochdeutsch, oder Englisch und Deutsch.
Du kannst Dir die Arbeit nicht vorstellen, die es verlangt, eine Fremdsprache zu erlernen, oder sie gar zu lehren. Muttersprachler, die lernen, ihre Sprache zu lesen und zu schreiben, haben andere Probleme und Fragen, als jemand, der die gleiche Sprache als Fremdsprache lernt. (Und jemand, der seine dritte oder vierte Sprache lernt, hat wieder andere Fragen).
Das Russische schreibt man ziemlich genaus so, wie es klingt. Auf die Vokale muss man aufpassen: nur in der betonten Silbe klingen alle Vokale so, wie sie geschrieben werden, In der Silbe un mittlbar vor der betonten Silbe wird a zu o und je zu i (genau, je ist ein Vokal und nicht zwei Buchstaben). Wenn man Russisch als Fremdsprache lernt, dann ist die korekkte Aussprache der Vokale eins der dinge, die man erst im Laufe der Zeit rauskriegt, weil sie in der Regel nicht sinnstörend ist, „nur“ einen Teil des deutschen Dialekts ausmacht. Die Schüler lernen die Schreibung des Wortes mit dem Wort, so, wie sie jedes Wort einzeln lernen müssen. Muttersprachler kennen bereits alle Wörter, die sie brauchen. Sie wollen wissen, warum sie manchmal o und manchmal a sagen, wenn da o steht. Die Regel mit der betonten Silbe hilft da wenig. Auch werden in der gesprochenen Umgangssprache die Endungen verschluckt. Der Fremdsprachenuntericht, der jedes einzelne Wort beibringt und einübt, ist da zu langsam. Bis hierher mag man es noch mit Geduld schaffen, aber das Russische (wie so ziemlich alle Sprachen außer dem Deutschen) zieht die Wörter zusammen, so wie da englische auch. Man hört keine Pause zwischen den einzelnen Wörtern. Für den Deutschen, der Englisch oder Russisch als Fremdsprache lernt, ist es kein Problem, beim Schreiben die Wörter einzeln zu schreiben. Wir haben das Problem beim Hören, wir können nur mit Mühe die gelernten Vokabeln aus dem Sprechfluss heraushören. Die Lehrbuchhörteste haben Sprecher, die extra für Lerner Pausen zwischen den Wörtern machen.
und da sind wir noch nicht mal beim eigentlichen Problem: wie soll ich jemandem in einer Sprache, die ich nur begrenzt beherrsche, die idiomatische Beherrschung seiner Muttersprache beibringen, wenn ich vielleicht nicht mal weiß, was das für ein Wort ist… jeder Deutsche sagt andauernd „Örm ja…“, aber es gehört nicht zu Schriftsprache und ist schlechter Stil. Die Russischmuttersprachler in Deutschland benutzen, wenn sie Russisch sprechen, das Adjektiv komishnaja. Niemand versteht das in Russland, weil das ein deutsches wort ist mit russischer Adjektivendung (weiblich, Nominativ Singular). Und ich warte noch auf das Schuljahr, in dem ich keinem Schüler begegne, der mir sagt „It gives in my town much shops.“ Wenn ich selbst auf diesem Niveau eine Sprache spreche, dann kann ich sie niemand anderem korrekt beibringen, und werde selbst ausgelacht. Die Muttersprachler, egal wie wenig Schulbildung sie selbst haben, kriegen das sehr schnell mit und lachen einen aus, nehmen einen nicht ernst.
die Franzi