@Wiz
Ich möchte noch ein paar Beispiele anführen, die zeigen sollen, dass deine Theorie deutlich zu kurz gedacht ist. Spricht man zum Beispiel mit Fußballfans, so hört man nicht selten die Anscht, dass der „echte“ Fan sich gerade dadurch auszeichnet, dass er mit seiner Mannschaft auch durch die Hölle geht, egal wie erfolgreich sie gerade ist. Deswegen haben selbst Vereine wie Schalke oder der TSV 1860 immer noch eine signifikante Anhängerschaft - oder, wie man hier in München sagt: Einmal ein Löwe, immer ein Löwe. Natürlich hat der FC Bayern mehr Fans, was zeigt, dass es die „erfolgsorientierten“ Fans auch gibt, aber es fällt mir schwer, die Anhänger der wenig erfolgreichen Vereine. die dennoch immer noch in Millionen zu zählen sind, als „Ausnahme“ zu betrachten. Eher würde ich sagen: Es gibt offensichtlich mindestens zwei verschiedene Arten von Fanmotivation.
Interessant wird es auch, wenn man sich zum Beispiel Fernsehserien betrachtet. Der Erfolg einer Serie bemisst sich ja letztendlich in der Zahl ihrer Zuschauer, also auch in der Zahl ihrer Fans. Es ist also der Fan, der mit dazu beiträgt, dass die Serie überhaupt erst erfolgreich wird.
Ein Beispiel: Die Science-Ficton-Serie Firefly wurde nach elf Folgen abgesetzt, die letzten drei Folgen wurden nicht mehr gesendet, unter anderem wegen schlechter Einschaltquoten. Wikipedia schreibt dazu:
Kurz darauf wurden alle 14 Episoden als DVD-Set veröffentlicht. Da Firefly immer auf eine engagierte, wenn auch kleine, Fangemeinde zählen konnte, verkauften sich die DVDs überdurchschnittlich gut (200.000 Exemplare wurden während der ersten vier Verkaufsmonate ausgeliefert). Dies wiederum hatte zur Folge, dass es Joss Whedon gelang, eine auf Firefly basierende Filmidee an die Universal Studios zu verkaufen.
In den folgenden Jahren erschienen dann noch mehrere Comic-Serien, die das Thema der Serie aufgriffen. Dass die Serie nie als Fernsehserie fortgesetzt wurde, lag in der Weigerung von Rupert Murdoch, die Serienrechte freizugeben, weil ihm das freizügige Konzept der Serie missfiel (der zweite Grund, warum die Serie eingestellt wurde). Nathan Fillion, der Hauptdarsteller von Firefly, sagte dazu: „Wenn ich in der kalifornischen Lotterie 300 Millionen Dollar gewinnen würde, wäre das Erste, was ich machen würde, mir die Rechte an Firefly zu sichern. Und dann würde ich es fortsetzen und übers Internet senden.“ Nun ist es keineswegs so, dass Fillion zu weig Arbeit hätte und deswegen dringend die Rolle benötigen würde - letztendlich ist er einfach nur ein Fan seiner eigenen Serie.
Übrigens drohte auch Raumschiff Enterprise das Schicksal, nach der ersten Staffel aufgrund von schlechter Einschaltqouten eingestellt zu werden. Inwiweit die massiven Proteste von Fans, angeführt von namhaften Sci-Fi-Autoren, dazu beigetragen haben, dass die Serie fortgesetzt wurde, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen - Tatsache ist aber, dass es diese Proteste gab, obwohl die Serie offensichtlich nicht sehr erfolgreich war.
Und zum Dritten: Dass man in diesem Jahr in UK 60 Jahre Doctor Who feiert, obwohl die Serie zwischen 1989 und 2005 schon einmal eingestellt war, ist letztendlich auch der Hartnäckigkeit der treuen Fans zu verdanken - einer Fangemeinschaft, der übrigens auch Steven Spielberg, Peter Jackson, Steven Hawking und zahlreiche andere Kreative und Prominente anfgehören, weshalb es auch unzählige Anspielungen auf Doctor Who in anderen Werken gibt. Oder wie Christopher Paolini, der Autor der Eragon-Triologie, schrieb: „Hey, I’m a fan too!“
Wir haben also auch hier mehrere Phänomene: Fans, die eine Serie anschauen, weil sie erfolgreich ist - Fans, die zu einer Serie halten, obwohl sie nicht erfolgreich ist - und Fans, die selbst erfolgreich sind. Du beschreibst mE also nur eine Teilmenge von „Fantum“. Um das ganze Phänomen zu beschreiben, reicht deine Theorie bei weitem nicht aus.
Beste Grüße,
Max