Warum Häuserabstand in der Mittelalterlichen Stadt

Hallo,

kann mir jemand sagen, warum man bei mittelalterlichen Fachwerkhäusern man häufig sieht, dass sie nicht Wand an Wand gebaut sind, sonder immer eine Lücke von ca. 0.5 m zw. den Häusern besteht.

Diese Lücke kann ja für rein gar nix genutzt werden (für Durchgang zu schmal etc.) Darum frage ich mich warum sie nicht Wand and Wand gebaut haben.

Danke im Vorraus!

kann mir jemand sagen, warum man bei mittelalterlichen
Fachwerkhäusern man häufig sieht, dass sie nicht Wand an Wand
gebaut sind, sonder immer eine Lücke von ca. 0.5 m zw. den
Häusern besteht.

Diese Lücke kann ja für rein gar nix genutzt werden (für
Durchgang zu schmal etc.) Darum frage ich mich warum sie nicht
Wand and Wand gebaut haben.

Hallo Garp,
schon im späten Mittelalter gab es städtische Bauordnungen. Der Brandschutz war dabei ein Aspekt.
Grüße
Ulf

Fachwerkhäusern
gebaut sind, sonder immer eine Lücke von ca. 0.5 m zw. den
Häusern besteht.

schon im späten Mittelalter gab es städtische Bauordnungen.
Der Brandschutz war dabei ein Aspekt.

Hallo, Garp, Ulf,
außerdem wurde Regen- und Abwasser mangels Kanalisation durch diese Gassen abgeführt - auf die Straße natürlich.
Gruß
Eckard

Aber ein Feuer lässt sich nicht durch 50 cm Abstand abhalten von Haus zu Haus sich auszubreiten. Wäre dann eine sehr komische/sinnlose Bauvorschrift :wink:

Aber ein Feuer lässt sich nicht durch 50 cm Abstand abhalten
von Haus zu Haus sich auszubreiten. Wäre dann eine sehr
komische/sinnlose Bauvorschrift :wink:

Hallo,

das Feuer läßt sich wahrscheinlich einfach durch Abstand nicht aufhalten, aber das Überspringen wird verlangsamt. Und das gab den Menschen Zeit, z. B. die Seitenwände zu wässern, um Feuer einzugrenzen, ohne gleich ganze Blocks abreissen zu müssen.

&Tschüß

Wolfgang

Hallo zusammen

Ich halte es für unwahrscheinlich, dass der Abstand etwas mit dem Brandschutz zu tun hatte. Denn wie schon erwähnt, reichen 50cm Abstand nicht, um das Übergreifen der Flammen auf ein anderes Haus zu verhindern. Dieser Abstand reicht ebenfalls nicht, um durchgehen und die Wände wässern zu können.

Zudem stellt sich mir da eine neue Frage: Welche Möglichkeiten hatte man damals, um Feuer zu löschen? Wie weit entfernt war das nächste Wasservorkommen?

Der Aussage von Ekard, dass durch diese „Gassen“ Abwasser mangels Kanalisation abgeführt wurde, kann ich aber zustimmen. Denn das wurde mir mal bei einer Stadtführung in der Altstadt einer Schweizer Stadt erzählt. Dort gibt es auch überall solche schmalen Abstände zwischen den Häusern, durch die man unmöglich gehen kann.

Gruss, Corinne

Hallo,

das Feuer läßt sich wahrscheinlich einfach durch Abstand nicht
aufhalten, aber das Überspringen wird verlangsamt. Und das gab
den Menschen Zeit, z. B. die Seitenwände zu wässern, um Feuer
einzugrenzen, ohne gleich ganze Blocks abreissen zu müssen.

&Tschüß

Wolfgang

Hallo,

leider habe ich kein exaktes Wissen, kann mir aber vorstellen, daß jeder der beiden Eigentümer seine eigene Hauswand haben wollte und nicht beim Abriß des Nachbarhauses eine ganze Hauswand einbüßt.

Natürlich wurde der verbleibende Platz aber so gut es ging ausgenutzt und daher so eng wie möglich gebaut.

Gerhard

Hai, Garp,

kann mir jemand sagen, warum man bei mittelalterlichen
Fachwerkhäusern man häufig sieht, dass sie nicht Wand an Wand
gebaut sind, sonder immer eine Lücke von ca. 0.5 m zw. den
Häusern besteht.

es könnte auch schlicht an der Bauart liegen - bei Fachwerk stützen sich die Balken der Zwischendecken auf die Balken der Außenwände…
Wollte man also die Wand eines schon stehenden Hauses mitbenutzen, müsste man in diese Wand Löcher schlagen, um da die Querbalken einzulassen und sie mit dem Balkenwerk der Wand zu verbinden - ich glaub nicht, daß es so mit dem Nachbarn klappt

Gruß
Sibylle

Hallo Garp, hallo Sibylle,

es könnte auch schlicht an der Bauart liegen - bei Fachwerk
stützen sich die Balken der Zwischendecken auf die Balken der
Außenwände…

Sibylle hat es wohl auf den Punkt gebracht. Eine gemauerte Wand kann ich von einer Seite her erreichten. Mauer an Mauer ist kein Problem. Wie sieht es aber mit Fachwerk aus? Ein halber Meter reicht, um sich reinquetschen und die Wandbearbeiten zu können (halt nicht sehr bequem).

Außerdem müssen die Wände abtrocknen und später atmen können.

Gruß
Carlos

Hallo miteinander,
ich sehe zwei Gründe für den Abstand:

  1. Häufig besteht der Abstand als enger Durchschlupf nur in Höhe des Erdgeschoßes; darüber kragen die Fassaden dann vor und die Häuser lehnen sich aneinander an: zur Stabilisierung und auch, um mehr Platz zu gewinnen; denn im Mittelalter war der Platz durch die Stadtmauern ja beschränkt.
  2. Der Brandschutz spielt bestimmt eine Rolle; die Feuer, denen ganze Stadtteile zum Opfer fielen, brachen fast immer im Erdgeschoß aus und dort immer bei den offenen Feuerstellen. (In den Quellen zu den Stadtbränden wird oft die Unachtsamkeit einer Magd als Grund angegegen, dass das Feuer „auskommt“.)
    Einer der Versuche, Stadtbrände zu verhidern, war ein Gesetz in den wittelsbachisch regierten altbayerischen Landesteilen: Es durfte außen am Haus kein Holz offenliegen. Das ist der Grund für die schönen vorgemauerten Giebelfassaden, z. B. in den Städten an Inn und Salzach, und auch dafür, dass es in Altbayern kaum Fachwerkhäuser gibt (im Gegensatz zu den neubayerischen Gebieten Franken und Schwaben und den ehemaligen Reichsstädten).
    Beste Grüße!
    H.

Hallo Garp,

die Gründe wurden schon (alle?) geschrieben, ich fasse kurz zusammen.

Brandschutz:
Selbst eine solch kleine Lücke hat für den Brandschutz eine enorme Bedeutung, da man auch an die Seitenwände herankam und das Feuer nicht unmittelbar überspringen konnte.

Bau der Wand:
Fachwerkwände werden von beiden Seiten aufgebaut, also der Lehmputz auf die Verfachung aufgetragen.
Man mußte also auch von außen an die Wand kommen.
Man sieht das bei uns im Dorf recht schön, weil es noch alte Fachwerkbauten mit ebendieser Lücke gibt.
Die zwar auch schon alten, aber gemauerten Häuser haben diese Lücke meist nicht mehr.
Sie wurden aber auch erst zu Zeiten gebaut, als es ein einigermaßen organisiertes Löschwesen gab.

Gandalf

Hallo Garp

wo sollten denn die stadtbewohner ihre klos haben, da es keinen hinterhof mit plumpsklo gab? diese rinnen wurden als abwasserrinnen genutzt. die aborte hingen über diesen sog. ehgräben und die fäkalien plumpsten runter und wurden bei regen in die gassen gespült. stinkige sache, so eine mittelalterliches stadt…

http://www.anderweit.de/I_anderweit/I_4_Programm/393…

hier ist eine arbeit über stille örtchen, auf seite 37 (siehe seitenzahl)findet sich eine abbildung. diese klos sind nach einführung der wasserklosetts ziemlich schnell abgebaut oder ungenutzt der witterung überlassen worden und deshalb nahezu vollständig verschwunden.

gruss, sama

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Sama,

in Dörfern und Bauernhöfen war es aber meist anders, denn da schiss man in die Sickergrube und die wurde dann ausgepumpt bzw. mit ner Schaufel leergeschaufelt und aufs Feld gefahren (Kreislaufwirtschaft).
Die Scheiße war viel zu kostbar, um sie den Bach runter zu spülen.

Dazu gibt es eine schöne Geschichte, die mein Vater gerne erzählte.

Ein geistig nicht gerade hochstehender Knecht hatte die Karre mit dem Inhalt der Sickergrube in den Graben gesetzt und die Tonne war zerbrochen, deren Inhalt floß weg.
Sein Kommentat:
So ein Dreck, das ganze Jahr umsonst geschissen

Gandalf

Vielen, vielen Dank für alle geschriebenen Antworten. Jetzt bin ich etwas schlauer… Danke !