Hallo Tim,
ein Transformator hat zum Beispiel ein Windungsverhältnis von
Sekundär- zu Primärspule 500:1000. Das macht ein Verhältnis
von 1:2. Warum nimmt man nicht also eine Windung auf der
Sekundärseite und 2 auf der Primärseite, was ja effektiv das
gleiche Transformationsverhältnis wär?
Bei einem idealen Trafo stimmt das.
Im realen Leben gibt es aber ein paar Probleme:
- Das Kupfer hat einen elektrischen Widerstand.
- Durch das ummagnetisieren entstehen auch im Eisen Verluste.
- Und dann ist da noch die Magnetisierungskurve des Eisens. Wenn das Eisen in die magnetische Sättigung kommt, bricht die Induktivität praktisch auf die Werte einer Luftspule zusammen.
Daraus ergibt sich praktisch folgendes Vorgehen (für die Leistungsübertragung):
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Aus der zu übertragenden Leistung und der Frequenz ergibt sich die Menge an Eisen, welche du für den Kern benötigst. Zu viel Eisen schadet nicht direkt, erhöht aber die Eisenverluste.
Einen für 50Hz ausgelegten Trafo kann man problemlos auch mit 60Hz betreiben. Umgekehrt wird ein 60Hz Trafo aber bei 50Hz meist recht heiss, weil das Eisen schon teilweise in die Sättigung kommt.
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Aus der Leistung ergibt sich auch der Strom der Primärwicklung. Um einen guten Wirkungsgrad zu erhalten sollte das Eisen möglichst weit magnetisch ausgesteuert werden ohne aber in die Sättigung zu kommen. Daraus ergibt sich die Windungszahl.
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Der optimal Wirkungsgrad erreicht man, wenn die Kupferverluste gleich gross wie die Eisenverluste sind. Daraus ergibt sich der ideale Widerstand der Primärwicklung, also der Drahtquerschnitt.
Allerdings bestimmt der Kupferwiderstand auch den Innenwiderstand des Trafos, also wie gross der Spannungsunterschied zwischen Leerlaufspannung und der Spannung unter Last ist.
Praktisch gibt es noch ein paar weitere Einschränkungen. Für 50Hz und 60Hz sind die Kernbleche genormt, wodurch aber auch der Platz für den Wickel vorgegeben ist. Man muss dann oft entweder einen dünneren Draht oder einen grösseren Kern nehmen, damit die Wicklung überhaupt Platz hat.
Die eigentliche Kunst der der detaillierten Trafoberechnung beherrsche ich auch nicht, das ist die Aufgabe der Trafowickler.
Früher habe ich oft Trafos für Netzteile wickeln lassen. Dabei gibt es dann die Möglichkeit nötige Vorwiderstände in die Trafowicklung zu verlegen. Ein Trafowickler weiss es deshalb zu schätzen, wenn man neben Spannung und Strom auch den Innenwiderstand der einzelnen Sekundärwicklungen mit angibt. Dadurch hat es sich öfters ergeben, dass man, trotz 3 oder 4 Sekundärspulen, keinen grösseren Kern nehmen musste als nötig.
Bei Signalübertragern verwendet man meistens mehr Eisen als von der Leistung her gesehen nötig wäre, da die Magnetisierungs-Kennlinie des Eisens nicht über den ganzen Bereich linear ist.
MfG Peter(TOO)