Warum hat sich nie ein "Ossi" auf das Gebiet Falkenhagener Wiesen oder Wüsten Mark begeben um in den Westen zu fliehen?

diese Gebiete waren ohne eingrenzung „westlich“

Erst mal können!

Es gab eine Grenzzone entlang der Grenz, so etwa 10-20km Breit. Wer sich ohne Sondergenehmigung in dieser Zone aufhielt wurde verhaftet.

von wem genau? dieses Gebiet was zu westdeutschland gehörte durfte doch kein ostpolizist betreten

Ich bin in Kleinmachnow aufgewachsen, wir hatten ein Grenzgebiet, das etwa 50m -100m vor der Mauer begann und das nur von Anwohnern betreten werden durfte. Im Bereich davor durfte sich erstmal jeder DDR Bürger legal aufhalten. Ortsfremde mussten auf Nachfrage den Grund ihres Aufenthalts angeben, eine Sondergenehmigung brauchten sie nicht. Der Grund musste plausibel sein und wurde in Einzelfällen nachgeprüft. Es kam mitunter zu kuriosen Szenen: bei einer Strasse, die parallel zur Mauer verlief, markierte der Gartenzaun den Beginn des Grenzgebietes, der Gehweg davor war frei betretbar. Bekamen die dortigen Anwohner Besuch, öffneten sie die Einfahrt zum Grundstück und stellten genau in die Mitte einen Gartentisch. Die Stühle des Besuches standen dann auf dem Gehweg, die Anwohner sassen in ihrem Garten.
Eine Zone von 10 -20km Breite ist mir so nicht bekannt. Einzelne Ortschaften, etwa Sacrow, konnten aber z.B. nur mit Passierschein betreten werden.
Die Wüste Mark war zum flüchten denkbar ungeeignet. Was wollte man da machen? Sich aufs Feld setzen und bei dem Bauern der da ab und zu kam, um Asyl bitten? Dann eher Steinstücken, war aber später auch ummauert. Bevor es die Zufahrtsstrasse gab, wurden DDR Flüchtlinge, die es dahin geschafft hatten, mit dem Hubschrauber ausgeflogen, der die Bewohner versorgte.

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Hallo Peter,

du meinst die 5km breite Sperrzone.

Aus
http://www.verfassungen.de/de/ddr/demarkationslinienverordnung56.htm
zitiert:

Entlang der Grenze zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der Deutschen Bundesrepublik besteht ein Sperrgebiet. Das Sperrgebiet umfaßt den 10-m-Kontrollstreifen unmittelbar entlang der Grenze, den 500-m-Schutzstreifen und die 5-km-Sperrzone.


Bürger der Deutschen Demokratischen Republik, die ständig in der 5-km-Sperrzone und im 500-m-Schutzstreifen wohnen, müssen bei den örtlich zuständigen Dienststellen der Deutschen Volkspolizei gemeldet sein und in ihrem Personalausweis einen Vermerk besitzen, der zum Aufenthalt in der 5-km-Sperrzone berechtigt.

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Servus,

stimmt nicht. Zwischen der Wüsten Mark und Westberlin lag der mit allem Pipapo gesicherte Grenzübergang Dreilinden. Die Chancen, über diesen Grenzübergang ‚rüberzumachen‘, bewegten sich in der Gegend von Null. Und die Vorstellung, dass Hans Wendt auf seinem Pachtland unbemerkt und unbeobachtet einen oder mehrere Bürger der DDR in einer Ladung irgendwelcher Erntegüter hätte einpacken und danach unkontrolliert die Grenzübergangsstelle hätte passieren können, zeugt von einer völligen Verkennung über den Umfang der Maßnahmen, mit denen die Grenze der DDR gesichert war. Da gab es viel, viel mehr als nur den Zaun, die Wachttürme, die Selbstschussanlagen und den Minenstreifen.

Es wurde übrigens nicht nur von den ‚zuständigen Organen‘ der DDR genauestens unter die Lupe genommen, wer sich auf den Transitstrecken oder in Grenznähe aufhielt. Ich erinnere mich noch, wie mein Vater, Beamter im Landesdienst Baden-Württembergs, von ich weiß nicht welcher Behörde angeschrieben wurde, er möge bitteschön erklären, warum er sich im Urlaub so oft in der DDR aufhalte. Er schrieb mit mühsam beherrschtem Spott zurück, es beruhige ihn sehr, dass der Behörde noch nicht bekannt sei, dass die Hauptzweige der Familien seiner beiden Eltern im Bezirk Löbau lebten, so dass es offensichtlich mit dem Ausspionieren privater Angelegenheiten noch nicht so sehr weit her sei, wie so mancher befürchtete.

Die Falkenhagener Wiesen wurden meines Wissens in der Zeit zwischen Grenzsicherung und der Gebietsarrondierung 1988 nie durch einen Landwirt aus Westberlin bewirtschaftet, so dass es ohne jede Auswirkung blieb, wenn man sich dort auf zu Westberlin gehörigem Gebiet bewegte - es wäre allenfalls für Schnapswetten gut gewesen: „Wetten, dass ich heute Nachmittag drüben bin?“

Schöne Grüße

MM

die sollen nicht auf seinen traktor steigen die sollen in diesem westlichen abschnitt kampieren bis westdeutschland denen eine einreiseerlaubnis gegeben hätte oder die staatsbürgerschaft so wie bei dieser belagerung der Botschaft

Servus,

die BRD hat niemals, solange die DDR bestand, zwei verschiedene deutsche Staatsbürgerschaften anerkannt, und es ist niemals einem Deutschen, der aus der DDR in die BRD kam, die Einreise verweigert worden.

Dafür, dass ab dem Bau der Grenzsicherungsanlagen nur noch wenige Leute aus der DDR in die BRD kamen, sorgten solche Details der Ausstattung wie der [SM 70 (1971 - 1984)][1]

Und nein, das hier sind keine Platzwarte vom Camping, und sie haben keine Platzpatronen in den Magaziinen:

Ich glaube, es ist nicht verkehrt, wenn Du dich mal ein bisschen mit der deutsch-deutschen Geschichte 1945 - 1990 beschäftigst.

Schöne Grüße

MM
[1]: http://www.etcd.de/assets/images/Grenzritt_03.jpg

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  • achjaübrigens: Sei froh, dass Du die Zeit nicht oder kaum mehr erlebt hast, in der das nicht mit der DDR abgesprochene Ausfliegen einer Person aus der Wüsten Mark mit einem Helikopter-Kommandounternehmen leicht einen bewaffneten Konflikt hätte auslösen können, der Deutschland zwischen Rhein und Oder innerhalb von Stunden in eine verstrahlte, auf viele Jahrhunderte unbewohnbare Trümmerwüste verwandelt hätte. Wenn die Sirenen am Freitag oder Samstag ABC-Alarm jaulten, war der erste reflexhafte Gedanke „Hab ich auch wirklich die Entwarnung vorher gehört?“
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