Hallo!
irgendwie gibt einen das doch schon irgendwie zu denken, das der Mensch :so vielseitig ist und Tiere im Grunde genommen so gar nicht?
Wir wissen erbärmlich wenig von der Natur, deren Teil wir sind. Dennoch glauben die meisten Menschen, etwas Besonderes zu sein, eben die Krone der Schöpfung. Zu solchem seltsamen Urteil kommt man, indem die menschliche Sicht und unser Erleben der Umwelt zum Maßstab für alle anderen Lebensformen gemacht wird. Aber was hört ein Elefant? Welche Wahrnehmungen hat eine Taube und welches Reaktionsvermögen auf ihre Umwelt haben Pflanzen? Meine Katzen empfinden mich möglicherweise als praktischen Mitbewohner, weil ich zuverlässig gehorche, wenn ich den Napf füllen soll. Ansonsten könnte es durchaus sein, dass sie mich für ziemlich bescheuert halten, weil ich für Katzen seltverständliche Dinge gar nicht mitbekomme. Was sie sehen, hören und riechen, nehme ich nicht wahr. Will sagen: Vorsicht beim Anlegen menschlicher Maßstäbe an die Natur und andere Arten.
Der (Irr-)Glaube an die überlegenen menschlichen Fähigkeiten ist längst zur größten Gefahr für die Menschheit geworden. Mit der Weiterentwicklung menschlicher Fähigkeiten ist nämlich dummerweise nicht gleichzeitig die Einsicht in die Grenzen menschlichen Tuns gewachsen. Was wir als Fortschritt ansehen, ist tatsächlich Verbrauch von Natur und von Ressourcen, oft genug irreversible Zerstörung der Lebensgrundlagen von Arten, von deren Bedeutung für das eigene Überleben wir nicht die geringste Ahnung haben.
Mit der Weiterentwicklung menschlicher Fähigkeiten steigt die blasiert-gierige Vermessenheit beim Umgang mit unseren Lebensgrundlagen. Die gegenseitige Androhung nachhaltiger, totaler Vernichtung von Menschen und ganzen Lebensräumen ist schon zur Gewohnheit geworden. Es gibt vorgeblich naturwissenschaftlich gebildete Leute, die allen Ernste behaupten, sicher zu wissen, dass sich diese und jene Gesteinsformation in den nächsten hunderttausend Jahren nicht bewegen wird und dass kein Wasser eindringen wird. Offenkundig wachsen Dummheit und Mangel an Einsichtsfähigkeit in menschliche Grenzen schneller als die technologischen Fertigkeiten. Unter diesen Voraussetzungen sind Ameisen vermutlich überlebensfähiger als Menschen.
Was ist überhaupt menschliche Entwicklung? Vielleicht die Rundenzeiten bei Formel-1-Rennen? Die Effizienz von Zerstörungen bei Kriegen? Neue Ballermann-Hits oder eine neue Inszenierung in Bayreuth? Daran gemessen sind die menschlichen Fortschritte enorm. Mein Vorschlag wäre aber ein anderer Maßstab, z. B. die Fähigkeit, die natürlichen Lebensgrundlagen so zu nutzen, dass das Überleben der eigenen Spezies dauerhaft möglich ist. Mit diesem Maßstab der Entwicklung und Weiterentwicklung muss sich die Menschheit in der Natur derzeit ziemlich weit unten einordnen. Bei einem Ranking, das den Entwicklungsstand an der Überlebensfähigkeit einer Art festmacht, macht die Menschheit keine gute Figur. Ratten, Algen, eine Million anderer Arten und schließlich die Anpassungsfähigkeit von Viren und Bakterien sind einfach besser, auch wenn sie nichts davon wissen. Letzteres, nämlich Nichtwissen, ist wenigstens eine Gemeinsamkeit der Rankingsieger mit den Menschen.
Gruß
Wolfgang