Warum ist der Begriff Quotenschwarzer rassistisch?

Hallo,

Ex-Nationalspieler Jens Lehmann wurde suspendiert, nachdem er in einer Chatnachricht über (und an) den ehemaligen Fußball-Profi Dennis Aogo geschrieben hatte: «Ist Dennis eigentlich euer quotenschwarzer?»

Ich halte diesen Begriff für beleidigend, aber nicht für rassistisch. In allen Medien (auch konservativen) lese ich aber, er sei rassistisch. Daher muss ich mich irren, denn Journalisten sind Fachleute für Sprache, ich aber bin Laie. Kann mir daher jemand erklären, was daran rassistisch ist?

Meiner Auffassung nach besagt die Frage: Ist dieser Dennis nur wegen seiner Hautfarbe und nicht seiner Kompetenz wegen an seinen Posten gekommen? Das ist aber eine Kritik an der Person und nicht an ihrer Hautfarbe / Abstammung. Ebenso hätte man eine Frau als Quotenfrau bezeichnen können, wenn man der Meinung wäre, sie sei nicht ausreichend kompetent bzw. durch Leistung an ihre Position gekommen. Wäre das dann sexistisch? Was wäre ein „Proporz-Franke“ in der CSU?

Oder geht es um das Wort „Schwarzer“? Darf man das neuerdings nicht mehr sagen? Ich hinke da öfters hinterher. Ich nahm an, wegen „black lives matter“ sei „black“ bzw. „schwarz“ noch politisch korrekt.

Ich wäre dankbar für Aufklärung.

Grüße

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Vermutlich. Er hätte „Quoten-PoC“ schreiben sollen. Dann wäre es Kritik an der Diversity-Politik des Senders gewesen, indem man ihm unterstellt, PoC nur der Quote wegen zu beschäftigen.

Ist wahrscheinlich ähnlich wie bei „Rasse“. Soll man auch nicht verwenden, heißt jetzt „race“.

Richtig. Mit dieser Frage reduziert Lehmann Aogo rein auf seine Hautfarbe und das ist mehr oder weniger die Definition von Rassismus.
Du kannst dich ja mal fragen, ob Lehmann das Gleiche gesagt hätte, wenn Aogo nicht Schwarz wäre.

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Wie so hätte er das denn sagen sollen?!?!?! Wenn Dennis Aogo nicht schwaz wäre kann er kein Quotenschwarzer sein! Weil, ein Quotenschwwarzer schwarz sein muss um Quotenschwarzer zu sein!

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Wer denk sich denn so was aus? Das ist doch genauso bescheuert wie damals, als es begann, dass die breite Bevölkerung nicht mehr Neger zu den Schwarzen sagte, sondern Farbige. Ich als Kind, aufgewachsen in Heidelberg, in der reichlich unterschiedliche Nationalitäten, aller nur möglichen Hautfarben rumliefen, fand das genauso wie heute absolut beknackt!

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Wenn der Name nichtgefallen wäre sondern allgemein gehalten in etwa so: „Brauchen wir unbedingt einen Farbigen in dem Team?“ - es hätte es nicht besser gemacht.
Wie sollte man dann diese Frage nach „nur um ein Zeichen des Antirassismus zu setzen, werden meiner Meinung nach Positionen an nicht ausreichend qualifizierte/motivierte Spieler vergeben“ formulieren?
Es ist schon schwierig - wenn es denn wirklich so sein sollte, dass wegen einer Quote entschieden werden musste - auf diesen Missstand hinzuweisen. Als Betroffener dies selbst zu merken, das Schweigen dann auch noch zu ertragen, ist letztlich keinem geholfen.

Nur weil gefragt wird, ob jemand seinen Job wegen seiner Hautfarbe, seiner Religion, seines Geschlechts, seines Aussehens oder seiner Qualifikation bekommen hat, wird diese Person doch nicht auf irgendwas reduziert.
Wie würdest du denn deine Frage formulieren, wenn du wissen willst, ob die Frauenquote eine entscheidende Rolle bei der Besetzung eines Postens gespielt hat. Oder gibt es das für dich nicht oder verbietet sich für dich diese Frage, weil du meinst, du würdest damit die jeweilige Person auf ihr Geschlecht reduzieren?

Rassismus wäre es doch erst, wenn behauptet werden würde, er sei aufgrund seiner Hautfarbe weniger wert, als Menschen anderer Hautfarbe.
Ungeachtet dessen, gibt es doch aber Menschen, egal welcher Hautfarbe, die mehr oder weniger geeignet sind für einen Job.
Lehmann stellt doch nur Aogos Qualifikation als Sport-Experte infrage und gibt mit seiner Frage doch kein Werturteil über einen Menschen ab.

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Es ergibt ja auch nun wirklich keinen Sinn, einen als Quotenschwarzen zu beleidigen, der nicht schwarz ist. :man_shrugging:

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Ich bin mir gerade nicht sicher, welchen Teil deiner eigenen Aussage du nicht verstehst…
Lehmann impliziert, dass Aogo den Job nur bekommen hat, weil er Schwarz ist. Von allen möglichen Eigenschaften Aogos spielt für Lehmann also nur die Hautfarbe eine Rolle. Wenn du da kein Reduzieren erkennen willst, kann ich dir leider nicht weiterhelfen.

Und genau das hat Lehmann gemacht, indem er in Frage stellt, dass Aogo aufgrund seiner Fähigkeiten den gleichen Job machen könne wie Lehmann. Lehmann überhöht sich hier selber indem er in den Raum stellt, dass Aogo eigentlich nicht die nötigen Fähigkeiten hätte und nur wegen seiner Hautfarbe genommen wurde.

Ja, echt merkwürdig das Ganze. Wenn es doch nur einen Oberbegriff für Beleidigungen gäbe, die nur dann funktionieren, wenn der Beleidigte eine bestimmte Hautfarbe hat…

„Quotentürke“ hätte doch genauso funktioniert, wenn Aogo helle Hautfarbe und türkische Wurzeln hätte.
Oder besteht hier ein wesentlicher Unterschied zum „Quotenschwarzen“?

Für mich zumindest nicht.

Kennst du ihn so genau? Seine Frage gibt eine solche Interpretation m.E. jedenfalls nicht her. Er hat sinngemäß lediglich die Frage gestellt, ob er aufgrund einer Hautfarben-Quote den Job erhalten hat, aber nicht behauptet, er sei aufgrund seiner Hautfarbe minderwertig.
Oder glaubst du im Ernst, Lehmann meint damit, Menschen mit dunkler Hautfarbe könnten keine guten Sport-Experten, Sportler oder was auch immer sein?

Also so gesehen, gibt es ja fast nur noch Rassisten. Warum sollte Lehmann nicht meinen dürfen, er oder andere seien die besseren Sport-Experten?
Mit Bezug auf die Hautfarbe hat er ja nicht Aogo kritisiert, sondern seinen Arbeitgeber.
Wenn ich meinen Chef am Montag fragen würde, warum Frau Mustermann befördert wurde und nicht ich, obwohl ich mich für besser qualifiziert halte und andeute, es sei wohl wegen der Frauenquote, überhöhe ich mich doch nicht bzw. setze Frau Mustemann wegen ihres Geschlechts herab.

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Bleib bitte bei den Tatsachen. Lehmann hat bei seiner Meinungsäußerung die Hautfarbe des anderen Sportexperten als entscheidendes Merkmal für dessen Erfolg ins Spiel gebracht. Wenn das für dich nicht problematisch ist, ist das halt so.

Dein Beispiel in anderen Worten: Du bist eigentlich besser als die Kollegin, aber weil sie eine Frau ist, bekommt sie die Beförderung und du nicht.

Und du siehst hier weder, dass du dich einerseits überhöhst und andererseits deine Kollegin nur wegen ihres Geschlechts abwertest???

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Ich habe keinen Bezug zum Fußball und kenne die Beteiligten nicht. Beziehe mich also nur auf die Frage

Warum ist der Begriff Quotenschwarzer rassistisch?

Vom Wort her würde ich annehmen, jede Fußballmannschaft ist aufgerufen, einen Schwarzen in ihre Reihen aufzunehmen. Vielleicht deshalb, weil es dem Anteil schwarzer Männer unter den Fußballspielern entspricht. Und vielleicht auch, um bei internationalen Begegnungen Weltoffenheit zu zeigen.

Vergleichbar mit „Quotenfrau“ oder „Quotenbehinderten“ in großen Firmen und Behörden, um einen Querschnitt der Bevölkerung zu beschäftigen. Bei Parteien noch den „Quoten-Ossi“.

Nun zu den Rassen. Gibt es noch Rassen? Ja, im Grundgesetz Art 3 wird der Begriff ausdrücklich erwähnt:

„(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“

Fettnäpfchen für gewollte Missverständnisse, denn biologisch gehört die jetzige Menschheit einer Rasse an. Neandertaler sind ausgestorben.

Ist der Begriff „Quoten-Irgendwas“ in der Umgangssprache positiv oder negativ geladen? Da ist eine Reihe gleichwertiger Bewerber für eine Position und wegen der Quote wird einer bevorzugt. Eher negativ, denn nach Art 3 verboten.

Wenn nun aber einer wegen seiner Leistung eingestellt und ihm im Streit vorgeworfen wird, er sei verbotenerweise auf diesem Posten, ist das unfair bis beleidigend. Aber doch nicht rassistisch.

Kurti

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Es wurde ja bereits geklärt, dass weder „islamische Sprechpuppe“ noch „Quotenmigrantin“ im Kontext eine Beleidigung darstellt.

So dürfte das auch bei einer gerichtlichen Klärung des hier in Rede stehenden Begriffs ausgehen
Vergessen darf man auch nicht, dass Agogo auch die Shoah verharmlost hatte. Jedenfalls wird deshalb seit dem II.WK die aus dem I.WK stammende Redewendung „bis zum Vergasen“ nicht mehr guten Gewissens verwendet. Agogo ist also keinen Deut besser.
Gruß
Rakete

Wenn es nicht nur meine subjektive Meinung ist, sondern Fakt, dass ich für den Posten besser geeignet wäre, überhöhe ich mich doch damit nicht.
Dass es eine Frauenquote gibt und sie auch angewandt wird, ist ja eine Tatsache, die ich meiner Kollegin nicht vorwerfe.
Ich werte doch meine Kollegin nicht wegen ihres Geschlechts ab, nur weil ich mich nicht selbst abwerte. Wenn das einer tut oder bisher getan hat, dann sind das diejenigen, die nun die Quote anwenden bzw. anwenden müssen.
Aber vielleicht definierst du ja „Abwertung“ und „Überhöhung“ anders als ich.

Du hast geschrieben:

Es ging hier also offensichtlich um deine subjektive Meinung. Dass du jetzt so tust, als ob du was anderes geschrieben hättest, spricht Bände.

Du bist offensichtlich der Meinung, dass eine Beleidigung, die auf die Hautfarbe des Beleidigten abzielt, nicht rassistisch ist. Das ist natürlich dein gutes Recht und ich habe weder Zeit noch Lust dich von meinem Standpunkt abzubringen. Belassen wir es also einfach dabei.

Ja, das schließt aber doch nicht aus, dass ich es auch bin.

Stimmt. Genauso wenig schließt es aus, dass du der inkompetente Bürotrottel bist, der sich und seine Fähigkeiten maßlos überschätzt.
Wörter haben eine bestimmte Bedeutung und ich kann nur das kommentieren, was du so schreibst. Es hilft also, wenn das was du schreibst mit dem was du denkst übereinstimmt. Aber schon alleine die Tatsache, dass für dich nur eine Frauenquote als Erklärung in Frage kommt, wenn du bei einer Beförderung übergangen bist, spricht für sich selbst.
Nun ist das Thema hier ja ‚Rassismus‘ und nicht ‚Sexismus‘, also sollten wir es damit jetzt auch wieder lassen.