Warum ist der Buddhismus so interessant für unsere westliche Kultur?

Hallo,
ich hoffe, mir kann jemand helfen(?). Kann mir eventuell jemand erklären, was den Buddhismus so interessant für die westliche Welt macht. Viele Stars etc. konvertieren ja zum Buddhismus. Aber warum? Was macht ihn so besonders bzw. was ist überhaupt seine Grundaussage?
Danke im Voraus! :smile:

Ein charismatisches Religionsoberhaubt, eine sich vom abrahamäischen Glauben stark unterscheidende Vorstellung von Leben, Tod, Göttern und Moral, andersartige und schöne Tempel, Riten und Gewänder. Ich weiß nicht was uninteressant sein könnte.

Lg

Moin,

Aber warum?

weil es eine Weltanschauung ohne Gottbegriff ist?
Weil es keine automatischen Heilsversprechungen gibt, jeder muss etwas tun, um voran zu komme.

Was macht ihn so besonders bzw. was
ist überhaupt seine Grundaussage?

https://de.wikipedia.org/wiki/Buddhismus
https://de.wikipedia.org/wiki/Buddhismus#Grundlagen_…

Gandalf

Hi

Moin,

Aber warum?

weil es eine Weltanschauung ohne Gottbegriff ist?

NAJA!

Bis auf wenige Ausnahmen wenden sich die besagten Promis doch lieber dem bildhaften Buddhismus zu und das erste was aufgestellt wird sind Buddha und Guanyin bzw. Buddha, Tara und hastenichtgesehentankahiertankada wenn man den (vermeintlich) überlegenen tibetischen Buddhismus annimmt… ich glaube eher das viele dieser Leute das Abstrakt des Buddhismus gar nicht mal so richtig annehmen können.

lg
Kate

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Guten Tag, Badermeisterchen.

Im Buddhismus ist jedes Leben bzw. Lebewesen ein kostbares und zu bewahrendes Werk „Gottes“. Wichtig ist: Gott wird nicht personifiziert, wie das in vielen Religionen der Fall ist, d.h. grob gesagt, Gott ist sozusagen das wirkende Nichts.
Jede (personifizierte) Vorstellung von Gott führt in die Irre, denn Gott wird dadurch zu einer Art Idol bzw. zum Götzenbild.

Der Gläubige und sein Handeln selbst stehen im Buddhismus im Mittelpunkt. Was der Gläubige tut, ob gut oder böse, das fällt auf ihn zurück.
Die Seelenwanderung und das Karma spielen dabei eine ganz entscheidende Rolle.

Meines Erachtens ist der Buddhismus für die westliche Welt genau darum so interessant: er ist eine Abkehr von unserer materiellen Welt, denn es ist nicht wichtig, wie viel Geld und Besitz du im Leben erlangst, das sind alles nur Mittel und Wege, die von der wahren Erleuchtung wegführen und nicht zu ihr hin!
Wichtig ist, dass du im Herzen gut und rein bist und deine Mitmenschen bzw. alles Leben gut behandelst.

Ähnlich wie die Grundlehre des Zarathustra: Gut denken, gut reden, gut handeln.

Zum Schluss habe ich noch einen kurzen Ausschnitt aus dem Buch „Philosophie des Zen-Buddhismus“ von Byung-Chul Han beigefügt. (ISBN 978-315-018185-0 Buch anschauen).

„Eckhart unterschiedet bekanntlich zwischen Gott und Gottheit. Die Gottheit ist gleichsam älter als Gott , älter als dessen >>_ wirkendes _ Werk** Machen -schaft. Gott >> wirkt > nichts zu wirken , in ihr ist kein Werk Wirk **-lichkeit angesiedelt. Wiederholt wird dazu aufgefordert, Gott so zu nehmen, wie er in sich ist, d.h. in seiner Gottheit.“ … „ Er muss sogar ent-personalisiert werden : >>[…] denn, liebst du Gott, wie er >GottGeistPersonBildalles das muß weg![…] Du sollst ihn lieben, wie er ein _ Nicht _ -Gott , ein _ Nicht _ -Geist , eine _ Nicht _ -Person , ein _ Nicht _ -Bild ist; mehr noch: wie er ein lauteres, reines, klares Eines ist, abgesondert von aller Zweiheit. Und in diesem Einen sollen wir ewig versinken vom Etwas zum Nichts.Gott ist Nichts; er ist >>über alles hinaus, was man auszusprechen vermag> hindert > dich an einem _ ganzen _ Gotte >da muß Gott weichen und seine ganze GottheitJede Gottes-_ Vorstellung _ wäre eine Ein- _ bild _ -ung , die zu negieren ist zugunsten der >>lauteren, reinen SubstanzSeelenlandschaft aus Bildern.“

„Die Erleuchtung (Satori) bezeichnet keine > Entrückung** ekstatischen Zustand, in dem man doch sich gefiele. Sie ist vielmehr das _ Erwachen zum Gewöhnlichen _. Man erwacht nicht in ein extraordinäres _ Dort _, sondern in ein _ uraltes Hier**_, in eine tiefe Immanenz.“

Ich hoffe, ich konnte ein wenig helfen. Allerdings sind solche philosophischen Themen von komplexer Natur und daher schlecht in 5 Minuten zu besprechen, geschweige denn zu erklären.

LG
Fawkes2013

Hallo,

Aber warum?

weil es eine Weltanschauung ohne Gottbegriff ist?
Weil es keine automatischen Heilsversprechungen gibt, jeder
muss etwas tun, um voran zu komme.

Vielleicht nur weil es zur Zeit „schick“ oder „in“ oder „in Mode“ ist?

Gruß
Jörg Zabel

PS: Ich frage mich immer wieder mal, ob die Leute, die „eine Religion ausüben“ sich auch immer mit den Inhalten derselben beschäftigt haben …

Hallo Gandalf,
du bist mal wieder zu schnell mit deinen Antworten - und liegst falsch.

Aber warum?

weil es eine Weltanschauung ohne Gottbegriff ist?

Er ist eine Religion, keine Weltanschauung.Er hat eine Heilsbotschaft mit transzendentem
Ziel.
Auch den „Gottesbegriff“ gibt es wenn auch nicht so personifiziert oder mit „Eigenheiten“
besetzt wie in den „mosaischen“ Religionen oder sonstwo.
Er kommt aber der Erkenntnis sehr nahe,welche Moses in Exodus 3.14 beschrieben hat.
" Ich bin der da ist" (oder ähnliche Formulierung) stellt nur das „Sein“ fest, mehr nicht.
Im praktizierten Buddhismus werden sehr wohl Gebete gesprochen welche sich an eine
„höher Macht“ wenden, also dem Menschen hilfreich sein kann.
Eine „göttliche Existenz“ (wie auch immer) ist auch irgendwie im Buddhismus impliziert
auch wenn dies so nicht ausgesprochen wird.Götterdarstellungen gibt es auch.

Weil es keine automatischen Heilsversprechungen gibt, jeder
muss etwas tun, um voran zu komme.

Das ist aber genau die Botschaft Jesu und die meisten Christen verstehen dies auch so.
Die reformatorische Lehre, welche die Vorherbestimmung des Heils ohne Mitwirkung des
einzelnen Menschen lehrt, hat mit der Botschaft Jesu nichts am Hut.
Im Buddhismus besteht „das Tun“ zum Heil mehr in religiösen Übungen aber auch im
gerechten Lebenswandel.

https://de.wikipedia.org/wiki/Buddhismus#Grundlagen_…

Das sagt nicht alles aus, denn auch in den buddhistischen „Konfessionen“ wird nicht
immer die „reine Lehre“ praktiziert, wie auch in den christlichen Konfessionen.

Die Behauptung in der Fragestellung ist außerdem unzutreffend.Wenn du diese mit deiner Antwort noch bestätigst, ist das auch noch falsch.

Gruß VIKTOR

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Eins möchte ich vornewegstellen. Ich bin der Überzeugung, dass man zum Buddhismus nicht konvertieren kann. Er ist keine Heilslehre zu der man sich bekennen kann. Das tun zwar viele und nicht wenige Stars und ich kenne deren Motive nicht, aber ein Bekenntiss ist nur eine leere Hülse, vielleicht eine Mode geworden, wenn ich die vielen Buddhastatuen sehe, die mann mittlerweiel überall herumstehen sieht.
Ich will etwas über meine Motivation erzählen; warum ich mich mit den Lehren des Buddha beschäftige undf versuche mich zu ändern, zu vervollkomnen.
Als junger Mensch wollte ich die Welt verändern, weil ich mich in der bestehenden nicht wohl gefühlt habe. Als ich begriff, dass eine bessere Welt ohne bessere Menschen nicht realisierbar ist, suchte ich nach Ansätzen, die jenseits der Herschafsreligionen lag. Unter Herschaftsreligionen, verstehe ich jene, welche eine übermächtiges Wesen voruassetzen, dass alles verursacht hat und alles beherscht, das auch meinetwegen grundgütig, usw. ist.
Das liegt alles ausserhalb meiner selbst. Die Ergebnisse dieser Weltsicht bedingen, meiner Ansicht nach, die Herrschaft des Menschen über den Menschen, mit all den Nachteilen und vielleicht auch Vorteilen für jeden Einzelnen.
Wir verfügen, als Menschen, über ein ungeheures Entwicklungspotential, das in uns schlummert und wir kennen uns selbst nicht und auch die Welt nicht, wie sie ist. Wir haben Vorstellungen davon. Buddha sagte, dass wir diesen Schleier der Vorstellungen von uns und der Welt zerreissen können. Dazu hat er eine Methode gelehrt. Die Meditation. Für mich das wichtigste Element zur Erkenntniss seiner selbst und der Welt. Sie führt zwangsläufig und ohne Vorsatz zu teifem Mitgefühl und Liebe zu Allem.Das ist ein wunderbares Lebensgefühl, dass sich auch mit großer innerer Freiheit verbindet. Ein langer mühsamer Prozess, denn man gehen kann.
Es gibt sehr viele Schulen oder Richtugnen, bzw. „Methoden des Buddhismus“, welche sich über Jahrtausende geändert und den jeweiligen Kulturen in der Form angepasst haben. Ich habe viele verschieden Ansätze versucht praktisch kennen zu lernen und kam zu dem Schluss, dass ich letztendlich, wie Budhha selbst, den eigenen Weg suchen und gehen muss.
Also, das warum, kann man nur ergründen, wenn man sich auf die persönliche Suche macht. Es gibt so viele Antworten, wie Sucher und die Ursache liegt in der Unzufriedenheit im jetzt. Wer Glücklich im Einklang mit sich selbst lebt muss nicht suchen.
Ich hoffe ein wenig geholfen zu haben.

Hallo Fawkes,

Im Buddhismus ist jedes Leben bzw. Lebewesen ein kostbares und
zu bewahrendes Werk „Gottes“.

sorry, aber das ist völlig daneben. Im Buddhismus entsteht jedes Lebewesen aus spezifischen Ursachen und Bedingungen heraus und vergeht entsprechend der es bestimmenden Ursachen und Bedingungen. Das nennt sich pratītyasamutpāda, in etwa ‚wechselseitig bedingtes Entstehen‘. Ein Gott (auch keiner in Anführungszeichen) hat da seine Finger nicht im Spiel, weder als Ursache (hetu) noch als Bedingung (pratyaya).

Wichtig ist: Gott wird nicht
personifiziert, wie das in vielen Religionen der Fall ist,
d.h. grob gesagt, Gott ist sozusagen das wirkende Nichts.

Auch das ist unrichtig. Der Buddhismus kennt den Begriff ‚Nichts‘ überhaupt nicht, allenfalls speziell der Mahayana-Buddhismus den Begriff ‚Leere‘ (Śūnyatā), der jedoch etwas völlig Anderes als ‚Nichts‘ ist. Es ist vielmehr ein Wechselbegriff zu dem oben erwähnten pratītyasamutpāda, wobei der Akzent darauf liegt, dass alles Seiende ‚leer‘ von einem ‚Eigensein‘ (svabhāva, ‚per se esse‘) ist. Diese Gleichsetzung findet sich schon bei Nāgārjuna, der den Begriff Śūnyatā in die buddhistische Philosophie eingeführt hat. Dass nun das Sein als Matrix von Konditionen und Kausalbeziehungen nicht statisch ist sondern sich dynamisch verhält, also seinen Zustand beständig ändert, bedarf in der Tat einer ‚wirkenden‘ Kraft. Diese ist jedoch nicht die ‚Leere‘ Śūnyatā und schon gar kein Gott oder „Nichts“, sondern Karma. Karma nicht im (hinduistischen oder gar esoterischen) Sinn als ‚Schicksal‘ sondern als vorbewusster Willensimpuls, der über die Projektionen des saṃskāraskandha dem Sein Gestalt gibt. Da ist weder Platz noch eine Notwendigkeit für einen Gott.

Jede (personifizierte) Vorstellung von Gott führt in die Irre,
denn Gott wird dadurch zu einer Art Idol bzw. zum Götzenbild.

Auch eine nicht personifizierte Vorstellung von Gott (wie immer die auch aussehen sollte) führt in die Irre - jedenfalls wenn es darum geht, die buddhistische Lehre zu verstehen. Da hilft es überhaupt nicht, ihn mit einer christlichen Brille zu betrachten und mit dem theologischen und philosophischen Begriffsinstrumentarium christlicher Tradition zu untersuchen. Richtig kann man ihn nur aus sich selbst heraus verstehen.

Diese Warnung gilt insbesondere in Bezug auf Meister Eckart und Byung-Chul Han. Meister Eckart war ein Dominikanermönch ohne geringste Ahnung vom Buddhismus. Punkt. Es mag in seinen Schriften gelegentlich Parallelen oder Analogien zu buddhistischen Ideen geben - aber das macht ihn in keinster Weise zu einem ernstzunehmenden Gewährsmann. Zumal nicht, wenn er über Gott und Gottheit doziert. Eckart kann in keinster Weise zu einem Verständnis des Buddhismus aus sich selbst heraus beitragen - und nur dies kann ein wirkliches Verständnis sein.

Was Byung-Chul Han angeht, so ist sein Reclambändchen „Philosophie des Zen-Buddhismus“ nichts als ärgerlicher Etikettenschwindel. Eines der vielen Bücher, die jährlich auf den Markt kommen und mit einem „Zen“ im Titel auf Kundenfang gehen und dabei das Papier, auf dem sie gedruckt sind, nicht wert sind. Das Büchlein mag nett zu lesen sein - nur hat der Inhalt mit dem Titel nichts zu tun. Die „Philosophie des Zen-Buddhismus“ findet man in Schriften wie dem Zhong Lun (中論), dem Foxing lun (佛性論) und dem Dasheng Qixin Lun (大乘起信論) - um nur die drei wichtigsten Grundlagentexte zu nennen. An jüngeren Texten natürlich Dogen Kigens Shobogenzo und Ehei Koroku. Von all dem findet sich bei Han nichts - dafür ein paar japanische Haiku, die Herr Han zum Anlass für schwer erträgliches Heideggern nimmt. Der Mann war zu lange in Tübingen … Wenn er sich schon zu religiösen Fragen äußert, sollte er besser bei katholischer Theologie bleiben - das hat er wenigstens studiert.

Es gibt natürlich auch gute moderne Literatur zur Philosophie des Zen-Buddhismus. Z.B. ISBN 9783772823909 Buch anschauen ISBN 9024722241 Buch anschauen ISBN 0791408388 Buch anschauen. Einen populären Zugang weitgehend ohne ‚östlichen Ballast‘ (im Unterschied zu Han jedoch fundiert) bietet ISBN 3451053160 Buch anschauen.

Freundliche Grüße,
Ralf

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Hallo,
Gegenfrage: was macht das Christentum so „interessant“ für Asien? In Südkorea gibt es mehr Christen als Buddhisten, auf den Philippinen sind über 80% der Bevölkerung Katholiken usw. usf. Eine Religion wird nicht für jemanden „interessant“, weil er Europäer, Amerikaner, Asiat usw. ist. In Bezug auf die kulturellen Rahmenbedingungen, die die Verbreitung „fremder“ Religionen begünstigen, spielen andere Dinge eine Rolle. Apropos „fremde“ Religionen - das Christentum stammt aus einer relativ unbedeutenden vorderasiatischen Region; für die germanischen oder slawischen Stämme war diese Religion nicht mehr und nicht weniger fremd und exotisch, als es der Buddhismus gewesen wäre. Oder als es der Buddhismus für Chinesen, Koreaner, Japaner, Mongolen, Tibeter usw. konkret war, als er in diesen Kulturen Fuß fasste.

Die wichtigsten der o.g. Rahmenbedingungen sind zum einen der Verlust der Monopolstellung der traditionellen Religion einer Kultur - eine Monopolstellung, die bekanntlich gerade bei uns lange mit Folter und Terror verteidigt wurde, was die Rezeption anderer religiöser Ideen lange Zeit verhindert hat. Das „christliche Abendland“ war lange Zeit in dieser Beziehung ideologisch abgeschottet wie heute Nordkorea. Zum anderen ist eine wesentliche Rahmenbedingung der kulturelle Kontakt mit Menschen, die der „fremden“ Religion nicht nur angehören, sondern mit ihren Lehren auch so intensiv vertraut sind, dass sie zu einem interreligiösen Dialog mit der traditionellen Religion auf Augenhöhe befähigt sind. Ein Nebenaspekt dieses kulturellen Kontaktes sind Übersetzungen religiöser Grundlagentexte, die dann nicht nur Akademikern sondern auch Laien eine selbständige Auseinandersetzung mit den durch sie vermittelten religiösen Ideen und eine unabhängige Meinungsbildung ermöglichen.

Warum nun „Stars“ konvertieren, weiss ich nicht. Sie werden dies aus den gleichen Gründen tun, wie ‚normale‘ Menschen auch. Ich kenne keine Stars und interessiere mich auch nicht für deren Biografien (okay, die Autobiografie von Keith Richards habe ich gelesen - aber der ist kein Buddhist). Generell konvertieren Menschen, wenn sie das Vertrauen in ihre bisherige Religion verloren haben; wenn ihnen diese bei der Lebensbewältigung nicht hilft. Diese Hilfe erwarten sie dann von einer anderen Religion. Wobei anzumerken ist, dass bei vielen deutschen Buddhisten, die ich kenne, gar keine Konversion stattgefunden hat. Sie waren vorher nicht an die christliche oder eine andere Religion gebunden - also Atheisten oder einfach religiös indifferent.

Was speziell den Buddhismus attraktiv macht - insbesondere für Atheisten und Agnostiker - ist, dass er von seinen Anhängern nicht verlangt, dass sie etwas glauben, sondern dass sie etwas tun. Buddhismus ist keine Religion im Sinne der abrahamitischen Religionen, sondern eine Lebensweise. Ein Buddhist glaubt nicht an den Buddhismus oder an den Buddha, er praktiziert den Buddhismus und bemüht sich, selbst Buddha zu werden. Der Buddhismus ist also vor allem eine praktische Antwort für die, die einen Weg zur Lebensbewältigung suchen. Dass er sich für Viele in dieser Hinsicht in ihrer eigenen Erfahrung bewährt hat, macht ihn attraktiv.

Die „Grundaussage“ des Buddhismus ist, dass Leben letztlich leidvoll ist (wobei vor allem auf die unausweichlichen Lebenserfahrungen Alter, Krankheit und Tod verwiesen wird). Diese Leidhaftigkeit hat Ursachen, deren Wurzel Unwissen über die eigentliche Natur des Selbst und der Welt ist. Werden die Ursachen überwunden, erlischt auch das Leiden. Die Erkenntnis, die die Unwissenheit auflöst und überwindet, ist allerdings keine intellektuelle Erkenntnis oder eine „Glaubenswahrheit“, sondern eine existentielle Erfahrung - Bodhi, das Erwachen oder die sog. ‚Erleuchtung‘. Zu dieser existentiellen Erfahrung gibt es einen erprobten Weg (bemerkenswerterweise werden übrigens andere Wege gar nicht grundsätzlich ausgeschlossen): die buddhistische Praxis, die schematisch im sog. ‚achtfachen Pfad‘ zusammengefasst wird. Diesen Weg hat Buddha aus eigener Kraft (wieder-)entdeckt, weswegen er als Gründer der Lehre verehrt wird - nicht als Gott, sondern als ein besonders herausragender Mensch.

Freundliche Grüße,
Ralf

Ein charismatisches Religionsoberhaubt

Hallo Parvati,
wen meinst Du mit „charismatisches Religionsoberhaupt“? So etwas gibt es im Buddhismus nicht. Ich habe den Verdacht, Du meinst den Dalai Lama - vergiss es, das ist Blödsinn. Der Dalai Lama ist kein buddhistischer Papst sondern lediglich hoher Würdenträger der Gelugpa (deren ‚Oberhaupt‘ übrigens der Ganden Tripa ist) - einer der vier Großsekten Tibets. Außerhalb des tibetischen Buddhismus ist er völlig ohne Bedeutung. Er ist so wenig oder so viel Religionsoberhaupt der Buddhisten wie Margot Käßmann Religionsoberhaupt der Christen ist.

Freundliche Grüße,
Ralf

Bis auf wenige Ausnahmen wenden sich die besagten Promis doch
lieber dem bildhaften Buddhismus zu und das erste was
aufgestellt wird sind Buddha und Guanyin bzw. Buddha, Tara und
hastenichtgesehentankahiertankada wenn man den (vermeintlich)
überlegenen tibetischen Buddhismus annimmt… ich glaube eher
das viele dieser Leute das Abstrakt des Buddhismus gar nicht
mal so richtig annehmen können.

Hallo Kate,
ich bin mit Leuten wie Richard Gere oder Tina Turner zu wenig bekannt, um Aussagen darüber treffen zu können, ob sie „das Abstrakt des Buddhismus gar nicht mal so richtig annehmen können“ oder doch. Glauben kann man in der Beziehung natürlich, was man will.

Natürlich gibt es bei manchen Neobuddhisten (nicht nur bei Promis) eine Faszination durch das Exotische und das Bedürfnis, die private Lebensumwelt mit allem möglichen Schnickschnack und Brimborium mehr oder weniger geschmackvoll zu dekorieren. Und mit entsprechend dickem Geldbeutel (den Promis idR haben) ist das auch kein Problem. Die Frage ist dann schon, welcher Stellenwert solchen Paraphernalia von der jeweiligen Person beigelegt wird - bzw. nach ein paar Jahren buddhistischer Praxis noch beigelegt wird. Das ist ein Problem vieler Religionen - nicht zuletzt der christlichen. Ob man nun im Hergottswinkel ein Kruzifix hängen hat oder einen tibetischen Thangka an der Wohnzimmerwand - über die Tiefe des religiösen Verständnisses des Wohnungsinhabers sagt das per se erst einmal gar nichts aus. Manche bleiben bloße ‚Lifestyle-Buddhisten‘, manche gehen weiter - und sehr viele waren es nie.

Freundliche Grüße,
Ralf

PS: Ich frage mich immer wieder mal, ob die Leute, die „eine
Religion ausüben“ sich auch immer mit den Inhalten derselben
beschäftigt haben …

Hallo Jörg,
ich hingegen frage mich immer wieder mal, wie viel Prozent der Mitglieder christlicher Kirchen hierzulande sich auch immer mit den Inhalten der christlichen Religion beschäftigt haben. Und ich meine jetzt nicht auf Kinderniveau, bei der Indoktrination für die Erstkommunion oder Konfirmation. Ich denke, rein statistisch dürften da deutsche Buddhisten merklich besser abschneiden.

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo VIKTOR,

Auch den „Gottesbegriff“ gibt es wenn auch nicht so personifiziert oder mit „Eigenheiten“ besetzt wie in den „mosaischen“ Religionen oder sonstwo.

richtig. Dieser „Gottesbegriff“ lautet in der indischen Tradition īśvara - er bezeichnet einen ewigen, allwissenden und allmächtigen Schöpfergott. Dessen Existenz lehnte Buddha ausweislich mehrerer Sutren im Palikanon unter Verweis auf das unlösbare Theodizee-Problem ausdrücklich ab. Akzeptiert wurde hingegen von Buddha die Existenz von Devas - ‚Göttern‘, denen die genannten Attribute eben nicht zukommen. Sie sind weder allmächtig noch allwissend oder unsterblich - lediglich langlebig. Sie sind allerdings auch völlig unerheblich in soterologischer Hinsicht - da sie selbst Duhkha, dem Leiden, unterworfen sind, ist es sinnlos, von ihnen irgendwelche Hilfe oder Unterstützung zu erwarten.

Eben aufgrund der Bedeutungslosigkeit dieser Devas stellen solche Relikte frühindischen Volksglaubens auch kein Hindernis für aufgeklärte Buddhisten dar. Das ist verzichtbare Folklore, ohne jegliche Bedeutung für die buddhistische Lehre. Die traditionellen sechs Existenzbereiche (zu denen neben Menschen eben auch Devas / ‚Götter‘ sowie Tiere, Pretas / ‚Hungergeister‘ usw. gehören) können und werden auch psychologisch als Charaktertypen ausgedeutet, wenn man sie nicht als kultur- und zeitbedingte Archaismen ignoriert. Bekanntlich gibt es im Buddhismus ja keine Instanz, die verbindlich vorgibt, was man da anzunehmen und zu glauben hat.

Im praktizierten Buddhismus werden sehr wohl Gebete gesprochen welche sich an eine „höher Macht“ wenden, also dem Menschen hilfreich sein kann.

Wenn man einen Hammer hat, schaut einem alles wie ein Nagel aus … Nein, „Gebete“ gibt es im Buddhismus nicht. Am nächsten kommen diesem Konzept die sog. Paritta (‚Schutztexte‘) im Theravada-Buddhismus, die typologisch allerdings eher als ‚Segen‘ einzustufen wären. Gelegentlich wird die sog. Mönlam-Praxis im tibetischen Buddhismus populär (und falsch) als ‚Beten‘ bezeichnet - tatsächlich werden da Wünsche ausgesprochen (Mönlam bedeutet ‚Wunschpfad‘), doch werden diese ‚Wünsche‘ nicht an eine transzendente Instanz gerichtet und es handelt sich auch nicht um Wünsche für sich selbst. Vielmehr wird Anderen etwas gewünscht - wobei der Geist des Übenden eine wohlwollende und mitfühlende Haltung annimmt und kultiviert. Die einfachste Formel ist das ‚sarva mangalam‘ - ‚Mögen alle Wesen glücklich sein‘. Ein Gebet wäre das nur, wenn es an jemanden gerichtet wäre, der gefälligst dafür sorgen soll.

Auch die Anrufung Amidas (chin. nianfo, jap. nembutsu) im sog. Reines-Land-Buddhismus wird gelegentlich als ‚Gebet‘ missverstanden. Tatsächlich hat sich diese Praxis aus der schon im Palikanon beschriebenen Praxis des Buddhanussati entwickelt - es handelt sich nicht wirklich um eine ‚Anrufung‘ Amida Buddhas, sondern um eine Vergegenwärtigung mit dem Ziel der Verschmelzung von Anrufendem und Angerufenem.

Eine „göttliche Existenz“ (wie auch immer) ist auch irgendwie im Buddhismus impliziert auch wenn dies so nicht ausgesprochen wird.

Nochmals - das ist schlicht falsch und da ist auch nichts „impliziert“. Insbesondere die meisten Schulen des Mahayana-Buddhismus implizieren hingegen das, was man in der europäischen Philosophie Monismus nennt. Es gibt Philosophen, die den Monismus pantheistisch ausgedeutet haben, was allerdings durchaus nicht zwingend ist. Für den buddhistischen Monismus jedenfalls trifft nicht einmal zu, dass er pantheistisch wäre. Hingegen trifft auf den Pantheismus zu, was Schopenhauer über ihn sagte - dass er nur ein „höflicher Atheismus“ ist.

Götterdarstellungen gibt es auch.

Ja - es handelt sich in aller Regel um vorbuddhistische Götter, die ‚integriert‘ wurden und nun im volkstümlichen Buddhismus eine ähnliche Funktion erfüllen wie die Schutzheiligen im Katholizismus. Etwa Idaten - in Japan der Gott, der über das Herdfeuer wacht. In einem Land mit Holzbauweise, offenen Feuerstellen und häufigen Erdbeben kein unwichtiger Job … Hat nur mit Buddhismus herzlich wenig zu tun.

Falls Du andere Darstellungen meinst - Buddhas und Bodhisattvas sind keine Götter und sie werden von Buddhisten auch nicht als solche missverstanden. Der historische Buddha war ein Mensch - und genau deswegen konnte er auch Menschen einen Weg zum Heil lehren. Die sog. ‚transzendenten‘ Buddhas wie der o.g. Amida und transzendente Bodhisattvas wie Avalokitesvara / Guanyin sind Personifikationen von Qualitäten des Geistes, die in jedem Menschen als Potential gegenwärtig sind.

Freundliche Grüße,
Ralf

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Hallo Ralf,

PS: Ich frage mich immer wieder mal, ob die Leute, die „eine
Religion ausüben“ sich auch immer mit den Inhalten derselben
beschäftigt haben …

ich hingegen frage mich immer wieder mal, wie viel Prozent der
Mitglieder christlicher Kirchen hierzulande sich auch immer
mit den Inhalten der christlichen Religion beschäftigt haben.
Und ich meine jetzt nicht auf Kinderniveau, bei der
Indoktrination für die Erstkommunion oder Konfirmation. Ich
denke, rein statistisch dürften da deutsche Buddhisten
merklich besser abschneiden.

Stimmt.
Der Anteil der „wirklich Glaubenden“ wird überall verhältnismässig gering sein. (Das sagt mir auch meine eigene Erfahrung.)

Aber in der Ursprungsfrage ging es um einen Wechsel des Glaubens. Da sollte man meinen, dass sich die Person, die wechseln möchte, sich vorher intensiv damit beschäftigt hat. Und gerade da habe ich bei „Promis und solchen, die es werden wollen“ den einen oder anderen Zweifel.

Gruß
Jörg Zabel

Byung-Chul Han
Hallo Ralf,

abgesehen von deinen wie immer willkommenen und illustren Ausführungen zum Hauptthema:

Diese Warnung gilt insbesondere in Bezug auf Meister Eckart und Byung-Chul Han.

Die beiden in 1 Satz zu erwähnen ist für den Ersteren geradezu eine Beleidigung. Was der Heideggerianer Han im erwähnten Buch über Eckhart schreibt bzw von ihm zitierend zweckentfremdet (ebenso wie btw. die Religionsphilosophie Hegels), ohne es auch nur annähernd verstanden zu haben, spottet jeder Beschreibung. Und wenn das dann hier auch noch albern in Fettschrift und in einzelnen zusammenhanglosen Wortfetzen untermauert wird (zumal es mit dem Thema nicht annähernd etwas zu tun hat), dann möchte man … ach ich spare mir da jedes weitere Wort.

Meister Eckart war ein Dominikanermönch ohne geringste Ahnung vom Buddhismus. Punkt.

Das hört sich polemisch an. Tatsache ist jedoch schlicht, daß weder in Erfurt, noch in Straßburg, Paris oder Köln Buddhismus überhaupt Thema war. Auch bei den Dominikanern nicht. Ebensowenig wie in der gesamten europäischen Philosophieepoche der sog. Scholastik. Die eigenen Themen waren komplex und fundamental genug.

Sofern man nach Eckharts philosophiegeschichtlichen Wurzeln fragt, kommt man zuerst auf Eriugena und vor allem auf die (seitdem so genannte) „negative Theologie“ des Pseudo-Dionysius Areopagita. Weiter dann auf Proklos und Plotin. Und dann ist man schon in der Nähe des damals höchst einflußreichen Mani, von dem ziemlich gesichert ist, daß er Kontakt und Austausch mit dem Buddhismus hatte. Er wurde umgekehrt ja auch in Indien und China rezipiert. Und in Alexandria haben ebenfalls buddhistische Schriften existiert.

Soll heißen: ideengeschichtliche Detektivarbeit ist zu diesem Thema noch voll im Gang. Und zwar nicht nur in der einen der beiden Himmelsrichtungen! Das schwierige ist dabei, Kompatibilitätsprobleme zwischen Termini einerseits aus 1000-jährigen Sanskrittraditionen mit ebensolchen aus ebensoalten Griechisch und Hebräischtraditionen (und mit Eckhart zum ersten Mal mittelhochdeutschen) zu bewältigen.

Es mag in seinen Schriften gelegentlich Parallelen oder Analogien zu buddhistischen Ideen geben - aber das macht ihn in keinster Weise zu einem ernstzunehmenden Gewährsmann.

Wozu denn auch? Man wird auch nicht in indischen Zentren der Vergangenheit nach Literaturen suchen, die uns Meister Eckharts Rede von der „Gottesgeburt im Seelengrund“ oder „Durchbruch in die Gottheit“ oder Pseudo-Dionysius („peri mystikes theologias“, den Ausgangspunkt der gesamten europäischen Mystik) erklären. Inhalte also, die selbst von christlichen Theologien hier und da zwar kokett zitiert, aber nur äußerst selten verstanden wurden.

Zumal nicht, wenn er über Gott und Gottheit doziert.

„Darüber doziert“ hat er ja auch gar nicht.

Was Byung-Chul Han angeht, so ist sein Reclambändchen „Philosophie des Zen-Buddhismus“ nichts als ärgerlicher Etikettenschwindel.

Das fängt schon damit an, daß er seine freien Improvisationen als „komparatistische Methode“ deklariert - und lehrstuhlvergebende Instanzen ihm das auch noch abkaufen.

Das Büchlein mag nett zu lesen sein

Nö. Nicht ohne mühsam unterdrückten Zornesausbruch. Das fängt schon bei seinem Hegel-Intro an. Bestenfalls Heideggerianer werden ihren Spaß haben.

Schönen Gruß
Metapher

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Eckhart / ex oriente lux
Hallo Metapher,

zur Klarstellung (wenn auch weniger für Dich): es lag mir natürlich fern, mich despektierlich über Eckhart zu äußern. Ich lese gelegentlich in seinen deutschen Predigten und finde, was er z.B. über Abgeschiedenheit, über Armut oder die „ewige Geburt“ schreibt durchaus inspirierend. Aber wie schon geschrieben - das sind zwar Berührungspunkte, die jedoch in Bezug auf Zen nicht das Geringste ‚erklären‘. Solche Berührungspunkte sind eher mögliche Ansätze für einen interreligiösen Dialog und da schälen sich dann in aller Regel sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede heraus. Eckhart als abendländischen ‚Dolmetscher‘ für Zenbuddhismus zu missbrauchen, wird hingegen mE weder Eckhart noch dem Zenbuddhismus gerecht. Begonnen hat diesen Unfug (auch da ist Byung-Chul Han nicht einmal originell) Daisetz Teitaro Suzuki in seinen 1957 erschienen Essays über christliche und buddhistische Mystik (Mysticism: Christian and Buddhist, deutsch: Der westliche und der östliche Weg, Ullstein 1991), wo er sich auf die Darstellung von Gemeinsamkeiten beschränkt - und diese für meinen Geschmack zum Teil auch allzu bemüht herbeizuschreiben sucht. Dass er da ausgerechnet den Häretiker Eckhart - pars pro toto - als Idealbild des christlichen Mystikers präsentiert, ist ja auch eine reichlich verkürzte und selektive Sichtweise …

Suzukis Essays waren dann auch der Nährboden für diverse Vertreter eines „christlichen Zen“, die das noch ein Stück weiter simplifizierten und Eckhart (aus recht durchsichtigen Motiven heraus) gleich zu einem christlichen ‚Zenmeister‘ umdeklarierten. Das kommt sicherlich den spirituellen Bedürfnissen vieler stark christlich geprägter Menschen entgegen - mein Fall ist solch synkretistische Nivellierung jedoch nicht.

Was nun den west-östlichen Ideentransfer angeht, so hat ein solcher Austausch sicherlich eher in vorchristlicher als in frühchristlicher Zeit stattgefunden. Das ägyptische Alexandria wird da nach meinem Dafürhalten eher überschätzt. Zu Deiner Angabe, dass in Alexandria (tatsächlich das ägyptische?) buddhistische Schriften existierten, wäre ich für nähere Hinweise dankbar. Es hat natürlich in der Ptolemäerzeit (insbesondere seit Ptolemäus II. Philadelphos) intensive Seehandelsbeziehungen mit Indien gegeben und Ashoka soll ja auch ‚Missionare‘ nach Alexandria geschickt haben, von denen sich allerdings mW in abendländischen Quellen nichts findet. Eine Intensivierung gab es dann unter Ptolemäus VIII., vermutlich hatte man da die Sache mit den Monsunwinden entdeckt. Nach dessen Tod (116) begann die Verbindung jedoch zu versiegen, da die Nabatäer und andere arabische Kleinreiche im Hedschas und Jemen den Handel über das rote Meer nachhaltig blockierten. Diese historischen Bedingungen machen jedenfalls einen direkten buddhistischen Einfluss auf das sich über ein Jahrhundert später formierende Christentum ziemlich unwahrscheinlich.

Ein früher Gewährsmann ist da Clemens von Alexandria (Titus Flavius Clemens). Er schreibt über Buddhisten lediglich in seinem Werk Stromata / Στρώματα im Zusammenhang mit der Geschichte der Philosophie. Dabei erwähnt er zwei mal „Sramanas“(?) (Σαρμαναίο / Σαρμάναι) - und zwar genau dort, wo sie hingehören, nämlich in Baktrien (wo tatsächlich griechische Kultur und Buddhismus in fruchtbarer Weise aufeinander trafen) und als eine der zwei Klassen von ‚Gymnosophisten‘ (neben den ‚Brahmanen‘). Als besondere Gruppe unter ihnen nennt er die ‚Hylobii‘, die Städte meiden und nicht unter einem festen Dach wohnen, sich mit Baumrinde bekleiden, von Nüssen ernähren und Wasser aus der Hand trinken. Außerdem heiraten sie nicht und zeugen keine Kinder, wie die (Clemens’ Leserschaft besser vertrauten) Enkratiten - eine Gruppe asketischer christlicher Häretiker mit Zentrum in Syrien / Mesopotamien. Spassigerweise fügt Clemens DANN noch den Satz hinzu: „Einige der Inder gehorchen auch(!) den Geboten Buddhas, den sie wegen seiner außerordentlichen Heiligkeit zu göttlichen Ehren erhoben haben.“ (Stromata, 1.XV). Man sieht - nicht nur ist hier nirgendwo von Buddhisten in Alexandrien (wo Clemens den größten Teil seines Lebens verbrachte) die Rede, Clemens’ Sachkenntnis in dieser Beziehung ist reichlich vage, ein Kontakt in Alexandria kann also nur wohl doch nur sehr ephemer gewesen sein.

Trotzdem gibt es auch im frühen Christentum auffällige ‚Berührungspunkte‘ mit buddhistischen Ideen. Konkret denke ich da jetzt an ein Zitat aus dem apokryphen Evangelium der Maria Magdalena: „Die gesamte Natur, jede Form, sämtliche Kreaturen existieren in- und miteinander, und sie lösen sich wieder in das auf, aus dem sie entstanden sind“ - wobei die Inspiration für solche Ideen bei aller buddhistischen Anmutung wohl doch eher im Neuplatonismus zu suchen ist. Dein Hinweis auf Mani als ‚Bindeglied‘ ist sicher berechtigt und die oben erwähnte graeco-baktrische Kultur spielte schon vor Mani eine Vermittlerrolle. Aber es gilt andererseits natürlich auch Goethes Wort: „Alles Gescheite ist schon gedacht worden, man muß nur versuchen, es noch einmal zu denken.“

Freundliche Grüße.
Ralf

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Hallo,

Hallo,
Gegenfrage: was macht das Christentum so „interessant“ für
Asien? In Südkorea gibt es mehr Christen als Buddhisten, auf
den Philippinen sind über 80% der Bevölkerung Katholiken usw.
usf.

Witzige „Gegenfrage“.
Das Christentum ist deswegen so „interessant“ für die eroberten Völker weil sie ganz früher sonst mit ihrem Leben bezahlt hätten und etwas später zumindest schwere Nachteile im Zusammenleben mit den Imperialisten erlitten hätten …

Der Buddhismus allerdings ist in der westlichen Welt attraktiv weil ein materiell sorgenfreies Leben neben Langeweile, Raum für philosophisches Interesse fördert.

Grüße
K.

Hallo,

ich hoffe, mir kann jemand helfen(?). Kann mir eventuell
jemand erklären, was den Buddhismus so interessant für die
westliche Welt macht.

Wohlstand und Bildung haben dazu geführt, das viel mehr Menschen als früher die offiziellen spirituellen Repräsentanten - also die christlichen Kirchen - als primär politische Machtinstrumente begreifen.
Die Fragen zu den spirituellen Basisthemen „Geburt, Leben und Tod“ bleiben unbeantwortet - weil die gestiegene Bildung dazu führt, das die einfachen Antworten der Kirchen - die ausschliesslich auf Glauben und Autorität beruhen - nicht mehr als Antworten akzeptiert werden.

Im Buddhismus vermeinen viele Menschen eine Ähnlichkeit zu westlicher Wissenschaftlichkeit zu erkennen.
Es scheint ein strukturiertes Lehrgebäude, Logik, Kausalitäten und verifizierbare Ergebnisse zu geben.

Weiterhin fällt das wichtigste Machtinstrument des Christentums hier vollständig weg: Gott.

Dazu kommt sicherlich die westliche Berichterstattung über Tibet, die Tibet, Dalai Lama und Buddhismus als heilige, unschuldige Insel der Glückseeligkeit im Kampf gegen das böse China glorifiziert.

Was macht ihn so besonders bzw. was
ist überhaupt seine Grundaussage?

Leben ist Leiden.
Solltest Du Dich aber zufällig mal freuen, ist das eine Falle die Dich weiter, vielleicht sogar noch fester, ans Leben=Leiden binden wird.
Wenn das Leben=Leiden zu ende ist beginnt es wieder von vorne.
Das heisst, das Leiden hört NORMALERWEISE niemals auf.
Aber …
DU SELBST kannst Dich aus dieser Misere befreien.
Nämlich wenn Du die „Wahrheit“ erkennst:
Die Wahrheit ist: Es gibt Dich nicht. Es hat Dich auch nie gegeben.

Hat etwas - was jetzt noch Du bist - diese Erkenntnis, dann ist Nirwana erreicht. Nirwana heisst, die ewige Wiederkehr des Lebens=Leidens ist zum Ende gekommen - das Leiden ist vorbei.

Buddhismus ist die „Ausbildung“ dahin, diese Wahrheit erkennen zu können.

Grüße
K.

Das Christentum ist deswegen so „interessant“ für die
eroberten Völker weil sie ganz früher sonst mit ihrem Leben
bezahlt hätten und etwas später zumindest schwere Nachteile im
Zusammenleben mit den Imperialisten erlitten hätten …

Nun ja - das von mir genannte Korea stand zeitweise unter mongolischer, chinesischer und japanischer Herrschaft. Da gab es keine Zwangschristianisierung und kein Christ zu sein, führte da wohl auch kaum zu schweren Nachteilen …

Gruß,
Ralf