Hallo marblemonster,
zunächst einmal ist Härte definitionsgemäß der Widerstand, den ein Körper dem Eindringen eines anderen Körpers entgegensetzt. Härte ist also keine physikalische, sondern eher eine „technologische“ Größe, etwa wie Verschleißwiderstand.
Die Definition gibt auch die Messvorschrift: Im allgemeinen nimmt man eine Diamantpyramide, drückt die in das zu messende Material und berechnet den Quotienten aus der Kraft, die man benötigt hat und der Fläche des „Eindrucks“, den man erzeugt hat. Das ist aber nur die plastische Härte, weil man die Fläche des Eindrucks natürlich erst sehen kann, wenn man den Eindringkörper wieder entfernt hat, woraufhin sich das Material um den Eindruck aber wieder elatisch zusammenzieht. Daher misst man heute oft die Kraft als Funktion der Eindringtiefe, wobei man dann über die Geometrie des Eindringkörpers auf die Fläche umrechnen kann. Was bei harten zu prüfenden Materialien auch problematisch sein kann, weil sich natürlich auch der Eindringkörper verformt und dann die Umrechnung zwischen Eindringteife (die man sehr exakt messen kann) und der Querschnittsfläche des Eindringkörpers bei dieser Eindringtiefe nicht mehr genau ist.
Das mit der Härte ist also nicht ganz einfach. Aber für etliche Materialien gibt es Beziehungen zwischen der Härte und physikalischen Parametern, wie z.B. dem E-Modul. Beim Diamanten führt man die hohe Härte wiederum auf die hohen Bindungsenergien zwischen den Kohlenstoffatomen zurück (letzten Endes kann man natürlich auch eine Brücke zwischen dem E-Modul und der Bindungsstärke bauen). Beim Grafit, der bekanntesten anderen Kohlenstoffmodifikation sind die Bindungen in der Basisebene (der Graphenebene) noch stärker als beim Diamanten, weshalb man auch sagen könnte, dass Grafit in dieser Ebene noch härter als Diamant ist. Leider sind die Ebenen untereinander nur sehr schwach gebunden und gleiten unter Druck leicht voneinander ab, was wir z.B. beim Bleistift nutzen, oder wenn wir mit Grafit schmieren.
Wissenschaftler haben übrigens durch quantenmechanische Rechnungen die Bindungsstärke in dem Material C3N4 berechnet und sind auf Werte gekommen, die höher als beim Diamanten sind. Damit sollte C3N4 auch härter als Diamant sein - leider ist es bisher noch niemandem gelungen, dieses Material auch herzustellen.
Grüße, Thomas