Warum ist der Höhepunkt des Winters nicht am 21.12?

Am 21.12. jeden Jahres ist auf der Nordhalbkugel der kürzeste Tag, folglich auch der mit der wenigsten Sonneneinstrahlung. Warum bildet sich dann der Winter nicht gleichmäßig um dieses Datum herum aus, sondern tritt meistens erst im Januar/Februar stark auf?

Liegt das wirlich nur daran, dass die Erde, noch sommerwarm, solange zum auskühlen braucht?

So in etwa.
Aber es kommt noch ein Faktor dazu:
Die Sonneneinstrahlung hat generell gleichmäßig um den kürzesten Tag die geringste Heizwirkung. Die Wärmeabstrahlung ist davon aber weniger abhängig. Zwar strahlt eine kalte Erdoberfläche weniger Wärme ab, als eine warme (ist ja auch weniger da) dennoch strahlt sie immer Wärme ab.
Du kannst Dir das an einem Modell veranschaulichen:
Nimm einen Wasserbehälter. Unten ist ein Loch, durch das ständig Wasser abfließt. Das Loch bleibt immer gleich. Trotzdem fließt das Wasser bei niedrigem Pegel langsamer ab, als bei hohem, weil bei niedrigem Pegel auch der Druck geringer ist, und daher das Wasser langsamer durch das Loch strömt.
Der Behälter stellt dabei unsere Erde dar, das Wasser die Wärme, das Loch den Wärmeverlust der Erde. Oben drüber ist ein Wasserhahn (Sonne) der unseren Behälter nachfüllen kann. Voll aufgedreht fließt mehr Wasser in den Behälter als abfließen kann, der Pegel steigt, also wird es auf der Erde Wärmer. Den Winter simulieren wir, indem wir den Wasserhahn langsam immer weiter zudrehen. Am 21.12. ist der Wasserhahn am stärksten zugedreht (nicht komplett Dicht, es kommt noch Wasser, die Sonne scheint da ja auch noch, aber eben nur wenig). Das Wasser läuft aber durch das Loch stetig ab.
Jetzt drehen wir den Wasserhahn langsam wieder auf, die Tage werden länger. Aber Überraschung, der Wasserstand sinkt weiter. Ganz einfach, weil der Wasserhahn immer noch so schwach aufgedreht ist, das mehr Wasser abfließt als zufließt. Deswegen wird es auch bei länger werdenden Tagen immer noch Kälter, die Sonne kann den Wärmeverlust der Erde noch nicht wieder ausgleichen, es wird noch mehr Wärme abgegeben als durch die Sonne dazukommt. Erst sehr viel später ist der Wasserhahn so weit offen (Die Sonneneinstrahlung so stark) daß es zu einem Ausgleich kommt, jetzt bleibt der Wasserpegel konstant. Das ist der Moment in dem der Winter am kältesten ist, obwohl die Tage schon wieder länger sind. Erst ab jetzt steigt die Temperatur (der Wasserstand) wieder. Im Sommer übrigens das Gleiche. Es wird nicht ab der Sommersonnenwende wieder kälter sondern erst später, wenn die Sonneneinstrahlung so schwach ist, daß sie der Wärmeverlust der Erde nicht mehr ausgleichen kann. Auch nach der Sommersonnenwende, stahlt die Sonne immer noch mehr Wärme auf die Erde ab, als diese selbst wieder abgibt, so daß die Temperatur weiter steigt, obwohl die Tage kürzer werden. Der Ausgleich ist auch da erst einige Zeit nach der Sonnenwende erreicht.

*
Hi.

Tolles und gut verständliches Beispiel.

MfG,
TheSedated

Ich bedanke mich auch dafür. Das kann sonst kaum jemand erklären.

Hi Samnos,

Am 21.12.jeden Jahres ist auf der Nordhalbkugel der kürzeste
Tag, folglich auch der mit der wenigsten Sonneneinstrahlung.
Warum bildet sich dann der Winter nicht gleichmäßig um dieses
Datum herum aus, sondern tritt meistens erst im Januar/Februar
stark auf?

Liegt das wirlich nur daran, dass die Erde, noch sommerwarm,
solange zum auskühlen braucht?

JA, und all die hübschen Ausführungen von Zulauf und Ablauf sind nur Umschreibungen dieses einzigen Wortes.

Oder wenigstens wenn du unter Erde nicht grade die Erde verstehst, oder die Luft, deren Speicherfähigkeit ist nämlich sehr gering, verglichen mit Seen, Meeren und Ozeanen. Letztere dürfte deutlich über 90 % liegen.
Und als kleine Spitzfindigkeit, die Verschiebung liegt natürlich auch daran, dass die Meere im Frühjahr lange zur Erwärmung brauchen :wink:

Daneben gibt es sicherlich noch weitere, nebensächliche Ursachen. Schnee reflektiert ja bekanntlich Licht, und wenn er erst mal liegt, kühlt er daher. Aber so wesentlich sollte er nicht sein, hab jedenfalls noch nie davon gelesen, als Ursache für das Nachhinken des Winters.

Gruß, Zoelomat

Am 21.12. jeden Jahres ist auf der Nordhalbkugel der kürzeste
Tag, folglich auch der mit der wenigsten Sonneneinstrahlung.

Liegt das wirlich nur daran, dass die Erde, noch sommerwarm,
solange zum auskühlen braucht?

Braucht die Erde in Basel länger als in Quebec (beide um den 47. Breitengrad nördlich herum) zum Auskühlen?
In Quebec und Umgebung ist sie bereits sehr ausgekühlt, da möchte ich momentan nicht beim weiteren Auskühlen dabei sein :smile:

Braucht die Erde in Basel länger als in Quebec (beide um den
47. Breitengrad nördlich herum) zum Auskühlen?
In Quebec und Umgebung ist sie bereits sehr ausgekühlt, da
möchte ich momentan nicht beim weiteren Auskühlen dabei sein

  • Quebec hat Kontinentalklima,
  • Quebec hat nördlich und südlich keine nennenswerten Gebirge
  • Quebec hat keine golfstrom-geheizten Atlantik, sondern einen labradorstrom-gekühlten in der Nähe
  • und es hat die im Winter gefrorene Hudsonbay nicht weit weg
1 Like

Hi laika,

  • Quebec hat
  • Quebec hat
  • Quebec hat
  • und es hat

und was hast du?

Hoffentlch soviel Humor, diese Einleitung zu verkraften, und natürlich recht.

Aber im Zweifel ist das wenig wert, wenn es nur 2 Alternativen gibt, entweder als der klügere nachzugeben oder sich in Zweikämpfen „der Wahrheit zu Ehren“ aufzureiben. Die Entferung zur Westküste, einen zumindest ganz groben Anhaltspunkt, hat hier halt kaum jemand auf’m Zettel.

So traurig, so wahr! Zoelomat