Warum ist Goethes Farbenlehre falsch?

Guten Tag!

Man ist ja heutzutage der Meinung, dass Goethe mit seiner Farbenlehre nicht recht hatte.
Aber man muss ja jetzt auch bedenken, dass Goethe viele Experimente durchgeführt hat, um seine Theorie zu beweisen.
Wenn man sagt, eine Theorie sei falsch, so muss es natürlich auch Gegenbeweise geben. Kennt jemand solche konkreten Gegenbeweise?
Man kann sich das mit der Lichtbrechung ja nur schwer vorstellen. Wie sieht denn die Lichtbrechung im Mikrokosmos aus?

Das Thema Licht ist sehr komplex.
Alles was existiert, ist nur verdichtete Energie - auch dichteste „Materie“.
„Materie“ ist aus Atomen aufgebaut. Ein Atom wiederum besteht aus Elementar-„Teilchen“ und dem Atom-„Kern“, der wiederum aus Protonen, Neutronen besteht, diese sind wiederum aufgebaut aus Quarks, die wiederum nur aus verdichteten Energie-„Teilchen“ bestehen.
Wobei nach wissenschaftlichen „Erkenntnissen“ die Elementar-„Teilchen“ sowohl „Teilchen-“, als auch Wellencharakter (Energie) haben.
Also alles ist nur mehr oder weniger verdichtete Energie.
Dass Goethe sich in seiner Farbenlehre in manchem geirrt hat, ist ja durch vielfältige wissenschaftliche Erkenntnisse bewiesen.
Das bisher bekannte elektromagnetische Wellenspektrum (10 hoch-16 bis 10 hoch7) besteht aufsteigend aus der extrem kurzwelligen und sehr energiereichen Höhenstrahlung, Gammastrahlen, Röngtenstrahlen, UV-C-B-A, „Licht“ (Violett- bis Rotspektrum), Infrarot, Terahertz, Mikrowellen (Radar, MW-Herd) Radiowellen (MW, UKW, KW, LW), bis hin zu den extrem langwelligen hoch- bis niederfrequenten Wechselströmen.
Heute würde also Goethe zu anderen Erkenntnissen kommen, zumindest teilweise.
Wobei das von uns Menschen nicht sehbare UV-B-Spektrum (290-320 nm) die größten biologischen Wirkungen hat, u.a. Stärkung des Immunsystems, Krebsschutzstoffe erzeugend. Viele Insekten und auch manche anderen Tiere können das UV-Licht sehen.
Der für uns sichtbare Bereich (380 - 700 nm) ist dabei nur ein sehr kleiner Spektralbereich, etwa nur 1/200. Könnten wir die gesamte Elektromagnetische Strahlung sehen, wäre das Universum in helles Licht getaucht.
Wir sehen aber nur das Lichtspektrum, das von dem entsprechenden Gegenstand reflektiert wird! Als z.B. wird von einer roten Blüte das Spektrum von violett bis orange in sich aufgenommen und „verarbeitet“, und nur das „nicht benötigte“ rot-Licht wird reflektiert, und das sehen wir. Eine interessante Frage nach dem Warum. Was will uns die rote Blüte damit mitteilen? Dies trifft natürlich für alle Gegenstände zu.
Der tiefere Sinn ist natürlich, was haben wir aus dem für uns Wahrnehmbaren zu erkennen und zu lernen. Zu den Wahrnehmungen gehören natürlich auch der Geruchs-, Tast-, Geschmackssinn, das Gehör - aber auch die Gedanken, Intuition und das Empfinden.
Letztendlich dient alles Erkennen, soweit wir schon so weit sind, dazu, dass das Höchste des Seins die Liebe ist. Dies ist der vollkommene Zustand des Seins und in allem Sein überall gleich vorhanden. An uns und an Allem liegt es, mit dieser vollkommenen Energie der Liebe in Einklang zu kommen.
Dies ist unter „Gott“ zu verstehen - und keine primitive Vorstellung einer personifizierten, vielleicht sogar noch rachsüchtigen und mordenden Gestalt, irgendwo versteckt in einem Winkel des Universums.
Aber wie gesagt, dieses Thema ist unerschöpflich. U.a. bin ich dabei, darüber an einem Buch zu schreiben, was Gott tatsächlich ist.

Hallo,

leider kenne ich Goethes Farbenlehre nicht, hab nur jetzt schnell auf wikipedia nachgelesen. Deshalb möchte gleich anmerken, dass ich nicht wirklich weiss, was man mit einem Gegenbeweis überhaupt widerlegen möchte. Aber gut.

Wenn ich jetzt richtig gelesen habe, ist seine Farbenlehre keine Theorie des Lichtes, also soll sie auch nicht dafür verwendet werden. Das heisst, wir dürfen sie zB nicht mit der Optik vergleichen! Ich glaube, Goethe packte einfach das zusammen, was er für eine Beschreibung der Farbwahrnehmung brauchte - ohne Anspruch auf Vollständigkeit im Sinne einer physikalischen Theorie (und schon gar nicht einer Theorie des Lichtes). Ist seine Farbenlehre also wirklich „falsch“?

Und damit bin ich beim Beweisen bzw Widerlegen einer Theorie.
Generell gilt: eine Theorie kann nicht bewiesen werden! Oder gibt es einen Richter, der uns sagt, was als Beweis hinreichend ist? Nein, gibt’s nicht. Man kann jedoch jede Theorie auf ihre Brauchbarkeit prüfen: die Elektrodynamik zB ist sehr nützlich, weil sie voraussagt, wie ein Fernseher funktionieren kann. Ausrechnen, bauen, fertig und es funktioniert :wink:

Andererseits kann freilich jede Theorie durch einen Gegenbeweis widerlegt werden. Aber ich spreche lieber davon, dass die Brauchbarkeit der Theorie eingeschränkt ist. ZB könnte man sagen, dass die Newton’sche Mechanik durch die spezielle Relativitätstheorie widerlegt wurde, streng genommen ist das ja auch so. Trotzdem liefert die Newton’sche Mechanik super Ergebnisse, wenn auch nur für niedrige Geschwindigkeiten. Sie ist also genauso nicht per se falsch wie die andere richtig, es ist jedoch ihre Anwendbarkeit eingeschränkt.

Schlussendlich bleibt uns also nichts Anderes übrig als ein Experiment zu machen, dessen Ausgang mit der Vorhersage der Theorie zu vergleichen und die Theorie speziell in Bezug auf dieses Experiment als brauchbar oder eben nicht zu bewerten.

So, ist jetzt etwas länger geworden. Ich hoffe, es hilft (und verwirrt nicht)!

Hallo -
da muss man weit ausholen … und so falsch lag Goethe gar nicht. Unter Hinzunahme der heutigen Sinnesphysiologie kann sehr wohl eine Brücke bauen zwischen Goethes Farbenlehre und der Betrachtung von Licht als elektromagnetischer Welle.
Ich habe hierzu einen Vortrag gehalten, dessen Skript können Sie hier runterladen:
www.augenlichtschutz.de/Licht-Auge-Farbe-16.pdf
Gruß -

Vielen Dank! Das ist ein sehr guter Vortrag.

Kenne leider Goethes Farbenlehre nicht.

Guten Tag!

Man ist ja heutzutage der Meinung, dass Goethe mit seiner
Farbenlehre nicht recht hatte.

Nun, in der Farbenlehre Goethes gibt es ja verschiedene Abschnitte, die unterschiedlich bewertet werden müssen. Die physische Optik ist der Teil in dem die meisten Fehler liegen.

Aber man muss ja jetzt auch bedenken, dass Goethe viele
Experimente durchgeführt hat, um seine Theorie zu beweisen.
Wenn man sagt, eine Theorie sei falsch, so muss es natürlich
auch Gegenbeweise geben. Kennt jemand solche konkreten
Gegenbeweise?

Nun, beispielsweise verneint Goethe, dass aus farbigem Licht durch Mischung weißes Licht erzeugt werden könnte. Das lässt sich jedoch leicht beweisen. Nicht nur, dass eine Mischung aus sog. Grundfarben möglich ist, auch ein Mischung aus unendlich vielen anderen Kombinationen von Wellenlängen erzeugt „weißes“ Licht. Dieses, heute als Metamerie bezeichnete, Phänomen beruht auf der reduzierten Farwahrnehmung des Auges.

Auch die Vielzahl der physikalischen Versuche zur Brechung, Beugung und Interferenz zeigen, dass es z.B. nicht die von Goethe angenommenen „reinen Farben“ gelb und blau gibt, sondern ein kontinuierliches Spektrum elektromagnetischer Wellen, in dem keine Farbe eine Sonderstellung einnimmt.

Man kann sich das mit der Lichtbrechung ja nur schwer

Zur Lichbrechung gibt es verschiedene Möglichkeiten sich die Vorstellung zu erleichtern. Mein plastischstes Beispiel ist folgendes:
Wenn man mit dem Auto auf der Landstraße fährt und nach rechts vom Weg abkommt, passiert folgendes. Die rechten Räder kommen zuerst in den Acker und werden dadurch stark gebremst. Dies bewirkt ein Drehmoment und somit ein starkes Abknicken der Fahrtrichtung in den Acker hinein.
Ein ähnliches Verhalten ist eben beim Übertritt eines Lichtstrahls von einem optisch dünnen (Luft) in ein optisch dichtes Medium (Glas) zu beobachten.

Für Physiker und Elektroingenieure ist die Lichtbrechung eine mathematische Angelegenheit, man rechnet’s halt aus. Die zwei optischen Medien haben jeweils eine eigene Dielektrizitätskonstante. Am Übergang zwischen den Medien existiert ein Satz Gleichungen, die mit den Werten für die Winkel, Dielektrizitätszahlen und magnetische Permittivität zu füllen und ineinander einzusetzen sind. Heraus kommen zwingend die Richtungen, in die das Licht gebrochen wird, wie es polarisiert wird und welche Anteile reflektiert werden.

Es existiert also eine fundierte mathematische Theorie, mit der sich das Verhalten an Grenzflächen „exakt“ vorausberechnen lässt. Das allein ist übrigens ein besonders starkes Indiz für die Richtigkeit der heute üblichen Annahmen. Dieses Indiz konnte Goethe nie erbringen.

vorstellen. Wie sieht denn die Lichtbrechung im Mikrokosmos
aus?

Frage zurück: Was ist Ihrer Meinung nach der Mikrokosmos?
Wenn man immer kleinere Einheiten betrachtet nähert man sich dem unangenehmen Welle-Teilchen-Dualismus. Unangenehm deshalb, weil er sich in einem Größenbereich abspielt, der unseren Augen auf immer verschlossen bleibt. Und im makroskopischen Bereich sind Dinge nun einmal entweder ein Ding (Äquivalent eines Teilchens) oder sie sind ein Phänomen (Welle).

Was das Licht angeht: Es erscheint als Lichtteilchen (Photon) ist aber gleichzeitig eine elektromagnetische Welle, die wiederum aus einem elektrischen und einem magnetischen Feld besteht. Beide sind miteinander verknüpft und oszillieren umeinander, wodurch sie sich im Raum ausbreiten können. Bei einer Brechung wird vor allem die elektrische Komponente beeinflusst, sie wird gestaucht oder gedehnt. Im Zusammenhang mit der unbeeinflussten magnetischen Komponente ergibt sich somit eine andere „Flugrichtung“ des Photons.

Es gibt eine Menge wissenschaftliche Aspekte bei der Brechung, man muss aber schon viel Rechnen um ein Gefühl für die Komplexität der Materie zu entwickeln.

Ich vermute, dass ich Ihre Frage nicht zur Gänze beantworten kann, schließlich ist das Ganze recht komplex. Sie können aber gerne ins Detail gehen. Für weitere Fragen stehe ich zur Verfügung.

Hallo!

Leider kann ich deine Frage nicht beantworten. Ich könnte dir was über Nanooptik oder Optiktechnologie verraten. Aber deine Frage geht eher in Richtung nichtlineare Optik.

Zu Goethes Farbenlehre würde ich sagen, dass sie den physikalischen Eigenschaften des Lichtes widerspricht (Wellenlänge)

MfG
Floppy

Guten Tag!

Richtig und falsch sind für die vorliegende Frage vielleicht keine „richtigen“ Begriffe!
Die Aussage in Bezug auf Goethe ist an der Physik gemessen, die in der Kunst in der Vergangenheit kaum Bedeutung hatte. Jetzt aber ist am Computer die Lichtmischung normal und daher bedeutend.
Goethe ist als Farbenlehrer in Sinne der Ästhetik durchaus noch bedeutend und wichtig.
Heute sind aber andere Überlegung zur Farbgebung vielleicht wichtiger und notwendiger.

In der Kunst dient die Farbenlehre - vereinfacht formuliert - dazu, den Schaffenden zu ermöglichen einen bestimmten Farbton aus einem bestimmten Grund in eine Komposition einzubringen.

Sehen Sie das Problem vielleicht besser von diesem Aspekt aus ohne eine ungesunde Dogmatik darin zu suchen.

lg
ww

Sorry, ich habe zu dem Thema leider keine Erfahrungen während meines Studiums sammeln können! LG Ewa