Warum ist Nationalsozialismus Rechts?

Guten Tag.

Neulich stellte sich mir die Frage warum Nationalsozialismus als „Rechts“ angesehen wird und warum deren heutige Anhänger und Nachvolgerparteien auch rechts sind.
Sozialismus ist doch die Umverteilung des Geldes und somit als links einzustufen. Nationalismus und Rassismus geben auch keinen Aufschluss darüber ob man Links oder Rechts ist, da Stalin und Mao auch sehr nationalistisch geprägt waren.

Meine zweite Frage: Warum waren damals die Nazis so stark gegen Sozialdemokraten und Kommunisten? All diese politischen Richtungen sind doch sozialistisch geprägt somit nicht so unterschiedlich.

Guten Tag!

Neulich stellte sich mir die Frage warum Nationalsozialismus
als „Rechts“ angesehen wird und warum deren heutige Anhänger
und Nachvolgerparteien auch rechts sind.

Du willst nicht ernsthaft diskutieren, wie sinnvoll das gängige (lineare) Links-Rechts-Schema ist. Es gibt nicht viel her.

Sinnvoller ist, wenn dann (aber nicht im Brett der Europapolitik), die Frage, an welche anderen politischen Kräfte sich der Nationalsozialismus ‚andocken‘ konnte.
Und da müsste man auch die historische Entwicklung des NS berücksichtigen, der eindeutig einen Weg nach „rechts“ gegangen ist, z.B. und u.a. indem er den Strasser-Flügel der Partei entmachtete, sich vom „Nationalbolschewismus“ distanzierte, sich aus strategischen Erwägungen ans Großkapitel heranmachte (das ja eigentlich auch nicht „rechts“ ist) usw.

Die plakative Einteilung links-rechts ist m.E. völlig nichtssagend.
Und die Betrachtung des NS als eine Ideologie/Bewegung, die von Beginn der 20er bis 1945 und darüber hinaus immer gleich geblieben wäre, ist irreführend, auch wenn es natürlich auch Konstanten gab.

Noch ein beiläufiger Gedanke:
Interessant wäre ja sogar, ob man den NS überhaupt als „Faschismus“ bezeichnen sollte (wofür man erst mal eine brauchbare Faschismus-Definition benötigt, die es eigentlich nicht gibt) bzw. wie er mit Faschisten umging.
So hatte er beispielsweise in Rumänien mit Marschall Antonescu und den Seinen paktiert, während er die dortigen Oberfaschisten von der Eisernen Garde in KZs verfrachtete.
Auch das sehr gespaltene Verhältnis des NS beispielsweise zu Leuten wie G. Benn oder E. Jünger, die man getrost als „Faschisten“ bezeichnen kann, zeigt eine gewisse Distanz zwischen NS und Faschismus.

E.T.

Ich, lieber Tyllmesz,

würde den Sachverhalt mit der Hitlerei so erklären:

Nachdem das Volk,keine Arbeit, keine Zukunftsperspektive sah und letztlich noch sehr an das Befehlen der Oberen gewöhnt war, fand es,dass diese Sache mit der Demokratie einfach zu anstrengend sei und überhaupt sehr ungerecht sei.
Da kam ihm,dem Volk, so ein strammer,schneidiger Stammtischbruder(den es ja in schlechteren Zeiten immer wieder gibt) mit ausgeprägtem Rede- und Überzeugungstalent gerade recht.War doch die Idee des Bruders so herrlich eingängig und vor Allem: Ich muss nicht mehr tun als das, was ich schon immer tat: Die Hand an die Hosennaht und Maul halten.
Ob der Erleuchtete nun Kaiser oder Bettelmann ist: Hauptsache er steht für ein einig deutsches Reich altem Stils.
Wenn nun im Volk,der Keim im Wachsen begriffen ist kommen die Soldaten der kleinen und großen Bühnenclowns.Sie haben nun leichtes Spiel, denn der taumelnde Staat kann sich des Rückhalts im Volke und vor Allem seines Gewaltmonopols verständlicherweise nicht mehr sicher sein.So mancher Oberkommandierende denkt doch genauso kleinkariert und vorgestrig wie seine Untertanen.Da kann ein Kanzler machen was er will - so ein Militär ist in Zeiten wie diesen einfach der Mächtigere.
So ist dann schließlich der Ausgang des ganzen vorprogrammiert und eigentlich nur noch Formsache.Der demokratische weimaranische Parlamentier jener Zeit konnte in seiner Unerfahrenheit keine ernstzunehmende Gefahr für die Nationalsozialisten darstellen.

Ist die neue Regierung installiert, findet so etwas wie eine euphorische,verschworene Solidarisierung mit dem Neuen statt.In diesem Verständnis wird auch das installierte neue Recht im Zusammenhang der Zeit als absolut gerecht und dem Wohle des Volkes dienend empfunden.Abweichler werden verständnislos als Unbelehrbare,gar als unwerte Mitglieder einer Gemeinschaft empfunden mit dem Ziel, diesem gedachten Neuanfang zu schaden.Ja, der Bürger fühlt sich sogar geradezu aufgefordert seinen Teil zur Wohlfahrt des Volkes beizutragen und mit offenen Augen und Ohren die hehren Ziele des Systems zu stützen.

Die Wohltaten des neuen Staates in den ersten Jahren werden dem Volk die Bestätigung geben, nun doch eine gute Wahl getroffen zu haben und die letzten inneren Zweifel auslöschen. Zuerst verdeckte, dann offene Ressentisments gegenüber Andersdenkenden werden zwar wahrgenommen und eingeordnet - nur nach fortgeschrittenen Zeitläuften war es schier unmöglich zu denken welchen Preis man denn hierfür zu zahlen hätte.
Die Dinge liefen gut.Hier und dort war man der Samariter,schließlich war man Mensch,aber im Großen und Ganzen dominierte der Alltag.
Bis… wir wissen es.
Du hast sicher recht, dass Hitler mit Vielen paktierte und Linke und Rechte und…überhaupt die USA…und…sssssss

nur- verstehen wird das keiner,glauben tut es sowieso niemand wirklich,denn es stimmt ja: Die leute der Weimarer Republik,das Volk, hätte das Alles ja verhindern können,mein Freund.

Deswegen passen wir jetzt alle auf, das so etwas nicht mehr passieren wird.Und wehren uns, wenn irgendwelche Vernebelungstaktiken wieder Anwendung finden sollen!

Gruß

Wader Hans

diese links-rechts geschichte ist typisch deutsch. im englischsprachigen raum gibt es kluegere unterscheidungen. der bedeutendste unterschied der nsdap zu den anderen linken war deren suendenbock.

Guten Abend, Hans!

Ich verstehe nicht recht, weshalb deine Worte nun gerade unter MEINEM Artikel zu finden sind, aber nur ein Satz dazu.

Deine komplette Sichtweise ist die eines heutigen Menschen, nicht die eines damals lebenden. Weder die eines Anhängers, noch die eines Mitläufers, noch die eines Widerständigen.

Solche Sätze wie …

… War doch die Idee des Bruders so herrlich eingängig und
vor Allem: Ich muss nicht mehr tun als das, was ich schon
immer tat: Die Hand an die Hosennaht und Maul halten.
Ob der Erleuchtete nun Kaiser oder Bettelmann ist: Hauptsache
er steht für ein einig deutsches Reich altem Stils.

… klingen gut, aber erklären sie wirklich was? Erklären sie, weshalb dem NS ein nicht unbeträchtlicher Widerstand von Seiten altkonservativer Kräfte entgegengebrachte wurde? Erklären sie, warum es gerade auch die „Macher“ und „Modernisierer“ waren (Beispiel: http://home.tu-clausthal.de/~rzsjs/jn/Gesellschaftsb… ; ab dem 7. Absatz relevant), die sich für den NS begeistern konnten?
Ich würde sagen: Nein, sie erklären es gerade NICHT.

E.T.

Hallo,

Neulich stellte sich mir die Frage warum Nationalsozialismus
als „Rechts“ angesehen wird und warum deren heutige Anhänger
und Nachvolgerparteien auch rechts sind.

das ganze ist etwas älter:
http://de.wikipedia.org/wiki/Politisches_Spektrum#He…

Gruß
C.

Anekdote
Hallo

Erklären sie, weshalb dem NS ein nicht unbeträchtlicher Widerstand von Seiten altkonservativer Kräfte entgegengebrachte wurde?

Ein (tatsächlich existiert habender) altkonservativer Bildungsbürger hat seinen Sohn, sehr junger SA-Mann der ersten Stunde, zurechtgewiesen (vor 33, danach wurde der Sohn wohl nicht mehr so offen in die Denkweise der übrigen Verwandschaft eingeweiht): „Mit dem Pöbel macht man sich nicht gemein!“. - Die wurden von den sich als was Besseres fühlenden Bildungsbürgern wohl als sehr pöbelhaft empfunden, was vielleicht nicht sehr verwunderlich ist.

Ich glaube übrigens, dass heutzutage die Wirkung des Hitler-Terrors ein wenig unterschätzt wird. Die Kombination von Terror und Erfolg war doch so unschlagbar. Wenn das Regime wirklich so extrem beliebt gewesen wäre, wie es nachträglich scheinen mag, dann hätte es doch auf den Terror auch verzichten können.

Viele Grüße

Hallo Ernst,

viele wollen glauben, dass das alles ganz anders zu verstehen sei oder gar nicht mit heutigen Augen zu betrachten wäre.Falsch!
Gekränkte Seelen,Preussentum und extreme Existenzängste haben die Deutschen zu dem gemacht was sie ab 1932 wurden.
Ich stelle gar nicht in Abrede, dass es Widerstände gab,nur ging es den Mittelschichten gar nicht so sehr um die Ideen NS-Hitlers , als vielmehr um die Sicherung der eigene Pfründe und des eigenen Standes.Sehr wenige Menschen setzten Hitler ehrlichen und ernsthaften Widerstand entgegen weil sie um die Zukunft des deutschen Volkes besorgt waren.

Besagte finanzielle Wohltaten haben die Deutschen gerne genommen und als Beweis für die volksnahe Regierungsarbeit entsprechend honoriert.(Ein sehr banales Beispiel: Feiertags-Nacht-und ähnliche Zuschläge sind Erfindungen der Nazis und gelten noch heute.)

Keineswegs gab es Terror in den 12 Jahren Diktatur.Bis Ende 1944 waren die meisten Deutschen noch nicht bereit die Konsequenzen ihres Tuns zu realisieren.(Man muss realisieren, dass die Deutschen bis Ende 1944 die Verfolgung und Ermordung von bestimmten Volksgruppen nicht als Terror verstanden.Auch beurteilten sie eine Bespitzelung des Staates nicht als beängstigend, eher sahen sie darin eine möglicherweise berechtigte Strafmaßnahme nach Verstößen gegen geltendes Recht.)
Einzig die besagte Wahrnehmung des geltenden Rechts, wird aus heutiger Sicht anders zu bewerten sein.
Man muss sich dies aber im Zusammenspiel mit verschiedenen Stellhebeln des Regimes und der Idealisierung eines elitären Volkskörpers vorstellen um dies einordnen zu können und für die Zukunft zu lernen.

Grüße

Wader Hans

Hallo

Sehr wenige Menschen setzten Hitler ehrlichen und ernsthaften Widerstand entgegen weil sie um die Zukunft des deutschen Volkes besorgt waren.

Vielleicht waren es ja mehr Menschen als man weiß. Vielleicht sind diejenigen ja nur spurlos verschwunden und waren dann weg. Das war ja nicht gerade ungewöhnlich. Es ist doch nicht gesagt, dass man von jedem nicht organisierten Widerständler erfahren hat.

Keineswegs gab es Terror in den 12 Jahren Diktatur.

Ich weiß nicht, wie du „Terror“ eingrenzt. Wenn da beim Nachbarn oder irgendwo schon mal die Gestapo erschien und den mitnahm, und niemand wusste wo, natürlich wirkt das bedrohlich.

Dass es einem unter Umständen nicht gut ging, wenn man die falsche Meinung hatte, das war ja wohl allgemein bekannt, und diese Tatsache hat zweifellos die Meinungsäußerungen der Menschen beeinflusst.

Man muss realisieren, dass die Deutschen bis Ende 1944 die Verfolgung und Ermordung von bestimmten Volksgruppen nicht als Terror verstanden.

Und danach plötzlich doch?

Auch beurteilten sie eine Bespitzelung des Staates nicht als beängstigend, eher sahen sie darin eine möglicherweise berechtigte Strafmaßnahme nach Verstößen gegen geltendes Recht.)

Wie kommst du darauf, das so zu behaupten? - Natürlich gab es die Hundertfünzigprozentigen, die es genau so gesehen haben. Aber es gab sicher auch Leute, die sich anders bzw. überhaupt über Hitlers Regime geäußert hätten, wenn es die Bespitzelung nicht gegeben hätte, besonders später im Krieg. Wie viele das waren, das kann man wohl nachträglich kaum feststellen.

MfG

Hallo Mone,

den Deutschen ging es nach 1933 bis etwa 1942 sehr gut.Sie bezogen das einfach auf die Regierung.
Auch war, wie schon oft gesagt, das Verständnis vom damalig geltenden Recht völlig anders.

Es war im Übrigen sehr bequem,sozusagen gestützt durch das deutsche Recht, unliebsamen Zeitgenossen eine Lektion zu erteilen und gleichsam Nutzen zu ziehen.So darf man also Bespitzelung und Verhaftung nicht mit heutigen Augen und Ohren beurteilen sondern mit jenen in der damaligen Zeit - und die sahen und hörten deutlich anders. (Selbige Ohren und Augen gibt es heute noch - nur haben sie im Augenblick kein Sprachrohr.)

Es nützt also nichts darüber zu diskutieren wenn man nicht daraus lernt.Im Augenblick habe ich den Eindruck dass wir nichts gelernt haben.

Gruß

Wader Hans

Gute Frage. Viele Menschen auf der Welt gebärden sich Nationalistisch, ohne als „Rechts“ oder faschistisch gebrandmarkt zu werden, und die Kombination „Starker Staat + Versorgungsmentalität“ haben ja die realkommunistischen und faschistischen Staaten tatsächlich gemeinsam. Selbst wer den bloßen Begriffen „Links“ und „Rechts“ nicht viel beimisst, muss sich doch fragen, warum gerade „Rechts“ so schwer zu definieren ist. „Links“ scheint einfacher: für Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit und gegen Adel und Großbürgertum. Später dann Kommunismus nach dem Modell des 19./20. Jahrhunderts. Untersucht man aber näher die Hintergründe der historisch „Rechten“ eingehend, kommt man darauf, dass es eine Kontinuität der damaligen Nutznießer und Organisatoren (Banken, Großindustrie) und der heutigen gibt, das reicht hinein bis in einzelne Familiennamen. Die Mächtigen definieren sich natürlich nicht als Randerscheinung, sondern als die Mitte. Um die sich alle Machtwilligen balgen. Deswegen ist links so viel Platz, und für offiziell „Rechts“ bleiben nur die vordergründig extremen Erscheinungen, die krassen Rassisten und Hitlernostalgiker. Und die haben die Wurzel auch in der „Mitte“. Solange wir das nicht zugeben, wird nichts besser.

Wir brauchen gar nicht lange zu mutmaßen, wieviel Zuckerbrot und wieviel Peitsche nötig sind. Wir haben Anschauungsunterricht. Die Mischung stimmt noch heute, und alle Erscheinungen sind wieder da. Das Schönfärben, das Weggucken, das Prekarisieren, das Angstmachen, das Hetzen, die Instrumentalisierung religiöser Bedürfnisse usw. Die Sache ist so komplex und kriegsverlogen, dass man „Terror“ und „Beliebtheit“ nicht scharf voneinander trennen kann.

Guten Tag,

Nationalsozialismus wird als „Rechts“ bezeichnet ,
weil die Abgeordneten national ausgerichteter Parteien mit Beginn des Parlamentarismus in Deutschland im deutschen Reichstag auf der rechten Seite gesessen haben.
Das hat sich im Verlauf der Geschichte nicht geändert und so sitzen heute z.B. die „christlichen Parteien“ wie CDU und CSU immer noch in der Mitte und wurden z.b.während der Weimarer Republik als „Centrum“ bezeichnet.
Da wir z.Z. zum Glück keine nationalistischen
Parteien im Bundestag haben, ist die CDU/CSU sitz-
mäßig auf der rechten Seite vertreten.

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