Sehr interessantes Thema!
Hallo zusammen,
ich finde das ist wirklich ein spannendes Thema und ich möchte mich zunächst bei den Diskutanten (und - onkeln) für die vielen verschiedenen Meinungen und Ansichten bedanken. Vor allem bei Wiz für seine differenzierten Beiträge.
Meinen eigenen Senf möchte ich aber auch noch dazugeben.
Ich durfte bereits seit früher Kindheit kleine Mengen Alkohol probieren. In Soßen, Suppen oder Kuchenteig hat sich garantiert nie jemand Gedanken gemacht, ob man da evtl. den Alkohol wegen uns Kinder weglassen müsste. Selbst der Alkohol, der beim Kuchen nach dem Backen hinzugefügt würde (Eierlikörtorte, Schwarzwälder-Kirsch etc.) war soweit ich mich erinnere kein Grund, dass wir nicht auch ein Stück essen durften. (Sowas gabs aber eh nur zu ganz besonderen Anlässen.) Was ich sicher weiß, ist, dass ich schon mit 6/7 Jahren (vielleicht sogar noch früher), Schnapspralinen essen durfte und beim Essen ganz selbstverständlich einen Schluck von Papas Bier probieren durfte. (Er trank aber nur selten Bier.)
Meinen ersten Rausch hatte ich mit ca. 14. Bei der Geburtstagsparty einer Klassenkameradin gab es Jack-Cola en masse und ich hab ganz unbedarft mitgetrunken, bis mir schwindlig und übel wurde. (Ich denke, die Eltern der Klassenkameradin wussten bescheid… Bei uns zu Hause wäre das nicht denkbar gewesen!) Mit meinen Eltern war abgemacht dass ich dort übernachten durfte und darüber war ich froh, weil ich sonst in dem Zustand sicher einen mords Anschiss kassiert hätte. Jack-Cola kann ich bis heute nicht ohne Ekel riechen.
Im meinem damaligen Freundeskreis gehörte es dann weiterhin für viele dazu, am Wochenende relativ viel Alkohol (auch Hochprozentiges) zu konsumieren. Ich hatte aber seit diesem Rausch keine Lust auf einen weiteren und hab mich zurückgehalten. Mit 17 hatte ich dann noch einmal einen Ausrutscher, aber dann eigentlich nie wieder. Klar hab ich bei der ein oder anderen Feier auch mal etwas mehr getrunken, aber ich wusste recht gut, wann Schluss ist, damit ich keinen Kater o. ä. bekomme. Zuhause wurde aber fast nie Alkohol getrunken.
In meinem jetzigen Freundeskreis wird auch nur recht wenig Alkohol getrunken. Für manche gehören hin und wieder 2-3 Bier an einem geselligen Abend ganz normal dazu, andere trinken den ganzen Abend Wasser und das passt genauso. Was ich überhaupt nicht (mehr) verstehen kann, ist dass manche Leute die Einstellung haben, dass der Spaß an einer Party deutlich geschmälert wird, wenn man keinen Alkohol trinkt. Hier auf dem Land müssen viele mit dem Auto kommen (wenn man nicht grad im selben Dorf wohnt) und in manchen Kreisen gibt es regelrecht Streit, wer sich diesmal opfern und fahren muss. Bei uns ist das kein Problem. Der Fahrer hat normalerweise genausoviel Spaß und ist nicht das arme Schwein, das nichts trinken darf.
Nach dieser langen Vorgeschichte nun zum eigentlichen Thema. Ich hab mir schon manchmal Gedanken gemacht, wie ich das Thema Alkohol mal bei meinen eigenen Kindern handhaben möchte. (Hab bisher noch keine.) Einerseits tendiere ich zu dem Gedanken (was bei Yvisa so deutlich geworden ist), dass es mir nicht geschadet hat von Klein auf auch mal Alkohol probieren zu dürfen und ich das deshalb mal ähnlich handhaben werde. Andererseits hat mir grade Yvisas Beitrag deutlich gemacht, dass das „Mir hats ja auch nicht geschadet“, so gar keine gute Herangehensweise ist. Damit kann man so vieles rechtfertigen, was bei genauerem Nachdenken einfach nicht richtig sein kann. Und da man heutzutage ja so häufig liest, wie schädlich und gefährlich Alkohol (auch in kleinen Mengen, im Essen usw.) für Kinder ist, bringt mich das schon ins Grübeln und Zweifeln ob es nicht besser wäre, ich würde da mal ganz anders damit umgehen, als meine Eltern das gemacht haben. Eben wegen dieser Unsicherheit bin ich sehr dankbar für Wiz’ differenzierte Sichtweise, aber auch für C-Punkts Hinweis, dass der Alkohol beim Erhitzen nicht so schnell wie oft geglaubt verdampft.
Aber ein paar Fragen hätte ich doch noch. Was ist denn nun eigentlich dran, an der (auch hier öfter angesprochenen) Gefahr, dass sich Kinder an den Geschmack von Alkohol gewöhnen? Auch Wiz hat ja hier nur so argumentiert, dass man das Glas Wein in der Soße ja nicht mehr direkt als Wein rausschmeckt, und man in dem Fall eben nicht von der Gewöhnung an den Geschmack sprechen kann. Wenn die Gewöhnung an den Geschmack wirklich ein so großes Problem ist (da wo man es eben wirklich schmeckt), hieße das, dass ein Gäbelchen Eierlikörtorte wesentlich „gefährlicher“ ist, als eine Portion Gulasch, die mit Wein zubereitet wurde. Auch wenn der Alkoholgehalt von einem Bissen Eierlikörtorte wohl auch nicht höher ist, als der einer Portion Gulasch. (Oder täusche ich mich da total?)
Abhängig wird man doch nicht vom Geschmack des Alkohols sondern von seiner Wirkung, oder? Oder spielt der Geschmack tatsächlich so eine entscheidende Rolle? Es ist ja immer mal wieder (auch hier) davon die Rede, dass für einen trockenen Alkoholiker auch der Schluck Wein in der Soße zu einem Rückfall führt. Es klingt für mich meist so, als wäre das auch dann der Fall, wenn der Betroffene weder weiß noch schmeckt dass da Alkohol drin ist. Sollte das tatsächlich so sein, dass bereits diese geringe Menge Alkohol zum Rückfall führen kann, finde ich die Bedenken, was auch so kleine Mengen bei Kindern bewirken, doch irgendwie wieder gerechtfertigt. Andererseits… Wie ist das denn dann mit Obst, Saft, Brot, Ketchup und was noch für Beispiele genannt wurden. Sind solche Lebensmittel für trockene Alkoholiker auch gefährlich? Wenn nein, warum nicht? Existiert ein Unterschied zwischen einer mit Wein zubereiteten Soße und dem Stück Obst, dass auch ein wenig Alkohol enthält?
Würde mich freuen, wenn noch Interesse an dem Thread besteht und jemand was dazu sagen kann.
Dankeschön
Liebe Grüße
M.