Warum läuft es in der Musik so beschissen?

Ich bin 22 Jahre alt und seit ich 15 bin sitze ich jeden Tag in meinem Tonstudio und mache Beats oder nehme sonst ein Lied auf.
Aber bis jetzt hab ich nur 1nen Beat verkauft, warum das? Ich habe das Gefühl die würden die nicht mal nehmen wenn sie kostenlos wären.
Wie kann ich das Geschäft ankurbeln?
bin wiedermal kurz vor dem Selbstmord

Aber bis jetzt hab ich nur 1nen Beat verkauft, warum das? Ich
habe das Gefühl die würden die nicht mal nehmen wenn sie
kostenlos wären.

Jetzt weiß ich nicht, wer „die“ sind. Aber computergenerierter Elektrokrach ist eben nicht jedermanns Sache.

Warum schreibe ich keine Hits?
Moin,

das liegt daran, dass es technisch so unendlich leicht ist, „Musik“ zu produzieren. Was dabei rauskommt, siehst Du: Abermillionen von Tonträgern, die keine Sau interessieren.

Wie kann ich das Geschäft ankurbeln?

Qualität liefern, ein Vertriebsgenie anstellen.

bin wiedermal kurz vor dem Selbstmord

Es würde vielleicht schon reichen, das Komponieren / Arrangieren / was so alles dazugehört, zu lernen. Mit Knöppsken drücken ist es nicht getan.

(Du bist nicht zufällig mein Nachbar? Bei dem höre ich immer wieder mal „Musik“.)

Gruß Ralf

Hi,

ich bin weder Produzent noch Musikspezialist, aber ohne Hörprobe kann dir vermutlich niemand sagen, ob das, was du aufnimmst, eine Gefahr für das Gehör oder „der endkrasse Beat“ ist (Ist natürlich auch Geschmacksache).

Ich würde vorschlagen, dass du deine Musik möglichst vielen Leuten vorspielst und die Mal fragst, wie sies finden.

lg
Tobi

Es ist so…
…wie „Drambeldier“ es sagt.

Es gibt einfach viel zu viel „Musik“ , die sich jemand im „Homestudio“ zusammen gestöpselt hat. Und nach den Gesetzen des Marktes führt das zu einer Entwertung des Produktes. Zwingend.
Würdest Du ein Instrument spielen (was Du vielleicht tust) könntest Du auf die „Naturkarte“ setzen und handgespielte Sachen anbieten.
Das kann nämlich nicht jeder!

Viel Glück
Capman42

Würdest Du ein Instrument spielen (was Du vielleicht tust)
könntest Du auf die „Naturkarte“ setzen und handgespielte
Sachen anbieten.
Das kann nämlich nicht jeder!

Aber auch das können zu viele, als dass sich damit automatisch auch nur bisschen was verdienen lässt. Die Berliner U-Bahn-Musiker kriegen ihr Geld auch nicht unbedingt durch ihre Musik als mehr durch Mitleidsschiene bzw. Aufdringlichkeit…

Hallo,

setze doch mal ein Tonbeispiel als Link hier rein, dann gibt es auch hilfreiche Antworten.

Viele Grüße

Ich frage mal umgekehrt.
Warum glauben überdurchschnittlich viele Menschen, nur weil sie Musik machen können, sind sie auch dazu berufen, von ihr leben zu müssen?

In der Musik wird das Angebot langsam aber stetig größer als die Nachfrage. Dadurch, dass Musik rein technisch gesehen heute von fast jedem produziert werden kann, sieht sich jeder mit ein bisschen musikalischem Talent gleich gezwungen, der Welt dieses Talent auch zur Schau zu stellen.

Tatsache ist, dass extrem viele Menschen ein bisschen musikalisches Talent haben. Ein paar wenige haben besonderes Talent, ein paar wenige haben besonders wenig Talent, aber ein paar verschieden ausgerichtete Talente haben die meisten. Wenn ich meine Schüler so ankucke, sind bei 45 vielleicht 2-3 mit großem Talent und 5-6 mit extrem wenig. Die anderen haben alle irgendwas.

Es gibt abertausende, die irgendwelche passable Musik herstellen. Es gibt auch abertausende, die sehr, sehr gute Musik machen, und trotzdem nicht erfolgreich sind, ganz einfach, weil diese Art von Musik gerade keine Nachfrage bedient. Vor 5 Jahren vielleicht sogar eine Nachfrage bedient hätte, aber dann kam schon jemand anderes und machte Musik im gleichen Stil, und der Zug war abgefahren. Oder für ein Jahre eine Nachfrage bedient und dann hat man diesen Stil satt und will wieder was neues.

Warum ist es so wichtig für so viele, unbedingt mit ihrer musikalischen Kreativität Geld zu verdienen? Diese Frage stelle ich mir tausendmal mehr. Musikmachen scheint (ebenso wie bildende und darstellende Kunst) irgendwas Besonderes zu haben, das einen befriedigt, einem ein tolles Gefühl gibt, irgendetwas, das z.b. Mathematik nicht hat. Warum aber glaubt man, nur weil etwas extrem viel Spaß macht, MUSS man damit Geld verdienen? MÜSSEN andere einem das Produzierte abkaufen? Warum reicht es nicht, es als Hobby für den Spaß zu machen? Warum denkt man gleich an Selbstmord? Geht es letztlich doch nicht nur um den Spaß, sondern zum größten Teil um die kindliche Befriedigung des Egos, um den Satz, den man hören will: „wow, du bist aber kreativ!“?

Wer zu den wenigen gehört, die rein vom Musikmachen leben können, hat entweder besonders das Talent, die Nachfrage zu entdecken und zu bedienen, und zwar nicht nur einen Moment lang, sondern immer wieder. Oder aber er hatte einfach Glück in verschiedensten Richtungen. Den passenden Lebenslauf. Oder aber er kann und will sich selbst extrem gut vermarkten. Oder er ist extrem umtriebig und vielfältig und passt sich der Nachfrage an, stellt sein eigenes Ego also auch mal zurück. Und kann sich gut organisieren.

Ich selber hab ein Instrument studiert, aber ich lebe nicht davon, es zu spielen, bzw. nur zu einem geringen Teil. Leben tu ich hauptsächlich davon, es anderen beizubringen (da besteht offenbar genug Nachfrage), das hat in dem Moment mit Musikmachen nicht besonders viel zu tun. Aber dort liegt einfach die Nachfrage. Man sollte im Leben erstmal schauen, wo es überhaupt Bedarf gibt, bevor man die Welt mit etwas zuschüttet, von dem sie schon genug hat, und sich dann beschwert, wenn es nicht läuft. Ich finde diese Einstellung wirklich erschreckend: dass sich die Nachfrage in der Welt nach meinem Angebot zu richten haben soll, ansonsten hat mein Leben keinen Sinn. Und so eine Einstellung ist leider echt nicht selten.

Gruß

so isses
Danke, Du bringst die Sache prima auf den Punkt. Es gehört zum Erwachsenwerden, sich klar zu machen, dass es ein großes Glück ist, wenn man von einer Arbeit, die einem Spass macht, auch hinreichend gut leben kann. Die wenigsten Menschen haben ein solches Glück. Die anderen müssen sich dann früher oder später der Alternative stellen, sich entweder umzubringen (eine kindische Trotzreaktion, wie ich finde), langsam zu verhungern (was idR auf Faulheit schließen lässt) oder sich einen Brotberuf zu suchen, der ihnen genügend Zeit und Muße lässt, sich der geliebten Tätigkeit weiter zu widmen, auch ohne dafür bezahlt zu werden. Letzteres hat gerade im Bereich kreativer Tätigkeit durchaus Vorteile. Der beschränkten Zeit und Energie, die man ihr widmen kann, steht eine um so größere kreative Freiheit gegenüber, wenn man von dem Zwang befreit ist, mit dieser Tätigkeit sein Geld zu verdienen.

Vor fast 40 Jahren schaffte ich es gerade, vom Musikmachen etwa die Hälfte des Jahres zu leben. Den Rest meines recht anspruchslosen Lebensunterhaltes verdiente ich als Hilfsarbeiter, hauptsächlich Akkordarbeit (wobei ein guter Teil meines Arbeitslohnes den ‚arbeitsfreien‘ Teil des Jahres subventionierte). Damals war die Arbeitsmarktsituation so, dass man solch einen Job recht problemlos bekam, heute ginge das gar nicht mehr. Selbst, wenn das weiterhin möglich gewesen wäre - irgendwann fragte ich mich, ob ich eigentlich in 10 Jahren immer noch das halbe Jahr herumtingeln wollte. Das verliert ziemlich schnell seinen Reiz, abgesehen davon, dass es ziemlich ungesund ist …

Ich kenne aus dieser Zeit einige Leute, die den Sprung geschafft haben, Profis zu werden. Was unter anderem bedeutete, Reklamejingles oder Kaufhaus-Muzak zu produzieren - und hauptsächlich, Engagements anzunehmen, wo man Musik spielte, die man sich privat nur unter massivem Zwang anhören würde. So richtig glücklich sind die mit ihrem Job auch nicht geworden. Auch für die wurde die Musik, die sie liebten, zum Hobby. Wenn auch zweifellos auf einem sehr viel höheren Niveau ausgeübt, als es mir möglich war und ist.

Mein Rat an den Fragesteller: Hör auf zu jammern, werd erwachsen und such Dir einen Job, der Dir ein vernünftiges Auskommen sichert und es Dir ermöglicht, die Musik als Liebhaberei zu betreiben. Dann kann es Dir egal sein, ob sich Deine Musik verkauft - sie muss dann nur noch Dir selbst gefallen. Leute, die Musik machen, um damit Geld zu verdienen (oder um Mädchen aufzureissen) haben meines Erachtens nicht die richtige Einstellung dazu. Und vielleicht gerade deswegen auch nicht den gewünschten Erfolg …

Freundliche Grüße,
Ralf

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Hi Ralf, schön ergänzt, besonders das hier:

Der beschränkten Zeit und
Energie, die man ihr widmen kann, steht eine um so größere
kreative Freiheit gegenüber, wenn man von dem Zwang befreit
ist, mit dieser Tätigkeit sein Geld zu verdienen.

Bei mir war es (noch vor dem Geldverdienenmüssen) das Loslösen vom Erwartungsdruck, das mich überhaupt erst entdecken ließ, was Musikmachen mir für Glücksgefühle geben kann. Ende des Studiums, Ende der Prüfungen, Ende des Konkurrenzkampfs, Ende der ewigen Frage nach der perfekten Interpretation, Ende des gut sein müssens - ich hätte damals nie gedacht, dass dieses Ende der Anfang der richtigen Liebe zur Musik war. Ich schätze mich heute sehr glücklich, nicht mehr ständig perfekt sein zu müssen und die Musik trotzdem für mich erobern zu können. Ich schätze mich glücklich, nicht vom Musikmachen allein und dem damit verbundenen Druck leben zu müssen.

Gruß,
Judith

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Moin,

als ich die Schule beendete, stand ichvor der Frage, was ich studieren möchte.
Es gab für mich zwei Möglichkeiten:

* Chemie
oder
* Photographie

Nach strenger Prüfung der Talente entschloss ich mich, Chemie zu studieren, weil ich mir klar wurde, daß ich als mittelprächtiger Chemiker mein Brot verdienen kann, als mittelprächtiger Photograph ich es deutlich schwerer haben würde.

So habe ich einen Beruf der mir sehr viel Spaß macht und ein Hobby dazu, daß mir auch sehr viel gibt.

So solltest Du es auch sehen.
Such Dir einen Brotberuf der Dir Spaß macht und mache Musik aus Spaß und falls es mal klappen sollte damit (etwas) Geld zu verdienen, umso besser.

Gandalf

Wie kann ich das Geschäft ankurbeln?

Es gibt dazu eine Fibel, wie man früher gesagt hätte. Mindestens einmal hat das darin beschriebene Rezept funktioniert:

http://www.amazon.de/The-KLF-Das-Handbuch-schnelle/d…

Hallo,

ich beziehe mich auf sein Posting, in dem er von produzierten Beats/Tracks spricht und fragt, warum sie keiner haben will.
Tonträger mit handgespielter Musik haben einen größeren Marktwert, weil das eben nicht jeder kann!
In der U-Bahn mit Gitarre o.ä. zu betteln ist was ganz anderes, als einen vermarktbaren Track zu produzieren!

Grüße
Capman42

1 Like

Das Hauptproblem liegt vielleicht darin, dass es kaum noch etwas Neues (oder selten Gehörtes) gibt. Im Radio kann man gut erkennen, wie sehr die Sender allesamt auf angeblich „populären“ alten Kamellen herumreiten (vor allem aus Pop und Rock), die dem einigermaßen anspruchsvollen Hörer irgendwann derart auf die Nerven gehen, dass er/sie (so wie ich) nur noch musiklose Info-Kanäle einschaltet - wenn überhaupt.

Vor einigen Jahren war ich beruflich in der Mongolei unterwegs und hörte dort eine ganz andere - wirklich sehr angenehme Art von Musik. Ich dachte mir seinerzeit, dass mit dem Import dieser exotischeren Klänge möglicherweise eine hiesige Marktlücke geschlossen werden könnte - von jemandem, der ein Studio hat, etwas von Musik versteht und in der Lage ist, sich inspirieren zu lassen.

Ich kann nur nochmal in das gleich Horn tuten wie schon einige Schreiber vor mir.

Ich bin ca. alle 2 Wochen unterwegs um einen Konzertbericht zu machen und dabei meistens auch zu fotografieren. Das allerdings auch OHNE Bezahlung und zu meinem eigenen Vergnügen. Im Optimalfall steh ich dafür auf der Gästeliste und hintendran sind es locker noch mal 6-10 Stunden Arbeit.
Das Ganze mache ich, wie ich glaube, inzwischen auf einem einigermassen hohen Niveau. Letztens hat es sogar ein Foto von mir auf ein CD-Cover geschafft.
Dabei kommt man meistens auch recht nah an die Musiker ran und man erfährt doch mehr als der Durchschnittskonzertbesucher von den Musikern und über das „Musikerleben“.

Die Allerwenigsten können von der Musik alleine leben und sie müssen das als Freizeitjob machen, und machen das dann „aus Spass an der Freude“ und um möglichst(!) die Kosten für die Instrumente wieder einzuspielen und betrachten so ein Konzert einfach als „öffentliche Übungs-Session“.

Letztens sah ich 3 Musiker bei ihrem Auftritt, die 200km angereist waren, um in einer Laubenkolonie die Koloniewirtschaft für 4 Stunden zu bespielen.
Und das auf muskalisch wie stimmlich allerhöchstem Niveau.

Das Handgeld betrug kaum 300 EUR für einen ganztägigen Einsatz mit Anreise, Aufbau, Abbau, Heimreise. Davon gehen schon locker alleine gut 100 EUR nur für die FZ-Kosten weg. Der Kraftstoff ist eben nur ein Teil der tatsächlichen Kosten.

Da sind dann Events, wo man für 12 EUR Eintritt vor 300 bis 500 Zuschauern spielen kann, schon echte Glücksfälle. Da bleiben dann vieleicht 1-2000 EUR für die GANZE Band übrig, wenn man die Werbung, die Saalmiete, Ordner und Provisionen bezahlt hat. Vorher hat man aber gerne mal ne Woche in die Vorbereitungen investiert.

In meiner Stammlocation spielten Bands zuweilen vor weniger als 10 Leuten ihr volles Programm…

Da muss man sein Geld wirklich mit nem „richtigen“ Job verdienen, der ein ständiges Einkommen sichert.

Selbst bei allseits bekannten Musikern, von denen man denken könnte, dass die von ihrer Musik „leben“, ist das häufig genug nicht der Fall. Sehr viele sind als Lehrer im Musikfach tätig oder in musiknahen Bereichen und ständig auf der Suche nach „Connections“. Andere spielen in mehreren Formationen und mit ständigem Terminstress um so „auf ihr Geld“ zu kommen.

Da ist es ziemlich naiv, zu glauben, man könnte im Musikbuisiness sein Auskommen finden wenn man nur im stillen Kämmerlein vor sich hin experimentiert.

Warum läuft es in der Mathematik so gut?
Moin,

Musikmachen scheint (ebenso
wie bildende und darstellende Kunst) irgendwas Besonderes zu
haben, das einen befriedigt, einem ein tolles Gefühl gibt,
irgendetwas, das z.b. Mathematik nicht hat.

dickes LOL :smile:
Meinst du, die großen (und kleinen) Errungenschaften der Mathematik waren und sind Auftragsarbeiten, die von frustrierten Malochern wegen des Geldes gemacht wurden?

Sorry, aber es gibt auch erhebende Gefühle in Bereichen, die einem persönlich so gar nicht zugänglich sind :wink:

Wollte ich nur mal erwähnt haben :smile:

VG!
J~