Warum leben Frauen durchschnittlich länger?

Hallo zusammen! 
Durchschnittlich gesehen leben Frauen länger als Männer. Meine Frage ist nun: Wieso ist das so?  Ich meine, wenn man diesen Sachverhalt allein vom Standpunkt der Vermehrung sieht, müssten doch eigentlich Männerlänger leben, da diese noch viele Jahre lang Kinder zeuegn können, während Frauen unfruchtbar sind und somit für die Natur ‚‚sinnlos‘‘ (bitte nicht falsch verstehen). Also gibt es einen Grund dafür, dass Frauen länger leben? 
LG

Hi

wiedermal so eine Frage, wo man eigentlich Soziologie und Biologie trennen müsste, kann man aber nicht.

Dazu kommt die liebe Statistik. Du meinst sicher die Sterblichkeit, die alle Altersgruppen einfach mittelt. Dann trifft das folgende zu:

Frauen leben (hierzulande zumindest) länger, weil

  • sie risikoärmer leben (3/4 aller Verkehrstoten sind Männer, wobei das nicht unbedingt nur mit der Fahrweise zu tun hat, es fahren auch mehr Männer, z.b. beruflich, krass ist der Unterschied aber bei den 18-24-jährigen)
  • Frauen häufiger zum Arzt gehen (betrifft vorallem Krebsvorsorge)
  • in Deuschland rauchen mehr Männer als Frauen
  • Frauen essen gesünder
  • Frauen arbeiten in „harmloseren“ Berufen

Dann kommt noch hinzu, dass die jetzige „alte Generation“ von denen die Daten stammen, noch im Krieg waren bzw. nach dem Krieg noch einiges verkraften mussten. Möglicherweise ging es den Frauen auch besser, weil sie nicht im Krieg waren und in der Nachkriegszeit anders arbeiten mussten als die Männer. Nicht weniger oder schlechter, aber anders. Überhaupt, sehr risikoreiche Berufe, eben klischeehaft „Männerberufe“ sind früher häufiger gewesen. Arbeitsschutz so wie heute gibts noch nicht so lange. Denke als Beispiel nur an Bergarbeiter, die schon kurz nach Renteneintritt an Lungenversagen gestorben sind.

Die Frage ist, was wäre, wenn man Männer und Frauen völlig frei von kulturellen Faktoren vergleichen könnte. Ich weiß nicht, ob es auf diese Frage eine Antwort gibt.

Grüße

Karana

P.S.: Dass Frauen noch leben, obwohl sie nicht mehr menstruieren, liegt an der erhöhten Fitness der Enkelgeneration - das lässt sich auch für Naturvölker belegen und trifft auch auf einige Tierarten zu. Die Erfahrung und vorallem die Zeit, die eine Oma in die Enkel investieren kann, trägt zur Weiterverbreitung letztendlich ihrer eigenen Gene bei.

Also diese Frage von einem rein biologischen Standpunkt aus zu betrachten führt hier nicht sehr weit. Dass wir Menschen heutzutage überhaupt so alt werden liegt in erster Linie an den enormen medizinischen Fortschritten der letzten Jahrzente und was hat das noch mit „Natur“ oder „natürlich“ zu tun.
Die Anzahl der Männer, die mit über 60 Jahren noch Kinder zeugen ist sicher genauso überschaubar wie die Anzahl der Frauen, die mit über 60 Jahren noch schwanger werden. Also ist das Agument, dass Frauen ab einem gewissen Alter für die Natur „nutzlos“ sind sicher richtig, aber genauso auch auf Männer zu übertragen. Im Durchschnitt sind Männer im Alter von 18 Jahren am zeugungsfähigsten. Und die Natur sieht es ja schließlich so vor, dass sich nur die potentesten und gesündesten Individuen fortpflanzen. Also sind nach deiner Agumentation eigentlich alle Männer über 25 für die Tonne. Bei Frauen ist das nicht so, denn in einer Population ist immer die Zahl der Weibchen limitierend für die Zahl der Nachkommen. Ein Mann kann es zu deutlich mehr Nachkommen bringen als eine Frau. Daher ist der Selektionsdruck auf Männer auch höher.
Nee, aber jetzt mal ernsthaft. Ganz geklärt ist es noch nicht worans wirklich hängt. Aber Männer führen einfach einen ungesünderen Lebenstil als Frauen. (Wir reden hier natürlich immer nur von Tendenzen. Gibt auch gesundheitsbewusste Männer und genauso auch Frauen, die ihre Gesundheit zum Teufel jagen) Fakt ist aber, dass Männer häufiger Suchtprobleme entwickeln oder stressbedingt erkranken. Ein ganz entscheidender Punkt: Männer gehen seltener zum Arzt. Gerade psychische Erkrankungen wie Depressionen bleiben bei Männern häufig unerkannt, weil es einfach als „unmännlich“ angesehen wird Hilfe in Anspruch zu nehmen oder Schwäche zu zeigen.
Männer begehen auch häufiger Selbstmord als Frauen.
Ein Indiz dafür, dass tatsächlich der Lebensstil entscheidet und weniger die biologischen Faktoren ist die sogenannte Klosterstudie. Sie zeigt, dass bei Mönchen und Nonnen, die einen gleichermaßen in sich gekehrten Lebensstil haben und gleichermaßen Drogen entsagen etwa gleich alt werden.
Es gibt da übrigens auch sehr große Regionale Unterschiede. In Ländern in denen die medizinische Versorgung generell schlecht ist, leben Männer und Frauen etwa gleich lang. Auch in Japan ist der Unterschied relativ klein, während er in Russland mit am größten ist.
Hinweise darauf, dass doch biologische Ursachen vorliegen gibt es aber doch: Auf 100 neugeborene Mädchen kommen etwa 101,5 neugeborene Jungen. Die Wahrscheinlichkeit einen Jungen zu bekomme ist also ein klein wenig höher. Man könnte also vermuten, dass die Natur da irgendwie der höheren Sterblichkeit der Männer entgegenwirken will. Letztendlich ist da aber vieles mit Spekulation verbunden und die Meinungen gehen wie bei fast jedem Thema auch hier stark auseinander.

Hallo s_94,

um nur mal den Aspekt mit der Zeugung und dem „Wert“ für die Erhaltung einer Population zu beleuchten: es ist ja nicht damit getan, die Nachkommen zu zeugen, sondern man muß diese auch aufziehen. Und da ist es bei Nesthockern wie dem Menschen durchaus sinnvoll, daß die Natur das gebären irgendwann (weitgehend) einstellt, damit im Laufe des Restlebens der Mutter noch eine Chance besteht, daß die Nachkommen allein lebensfähig sind.

Zu anderen Faktoren wie Lebenswandel und Demographie haben die Vorschreiber sich ja schon ausgelassen.

Eva

Hallo, liebe wer-weiss-was-Gemeinde,
kann es sein, dass Frauen durchschnittlich länger leben, weil sie durch ihren Zyklus ihr Blut immer wieder erneuen?
Ich wünsche euch noch einen schönen Tag.
Stefan

wiedermal so eine Frage, wo man eigentlich Soziologie und
Biologie trennen müsste, kann man aber nicht.

Man könnte es schon, aber dann verschieben sich die Aussagen in der Geschichte und in unterschiedlichen Regionen gewaltig und am Ende kommen total unterschiedliche Aussagen heraus.

Dazu kommt die liebe Statistik.

Genau die produziert die verwirrenden Ergebnisse, da sie selten etwas total global und für alle Zeiten erfasst.

hallo

Ausser dem (zumindest bis vor ein paar Jahren) gesünderen Lebenswandel: Der Hormonhaushalt der Frauen schützt vor Infarkt. Erst nach der Menopause hört dieser Schutz auf - dadurch beginnt der Prozess der „Arterienverkalkumg“ erst später, als beim Mann.

während Frauen

unfruchtbar sind und somit für die Natur ‚‚sinnlos‘‘ (bitte nicht falsch verstehen).

Ich verstehe es nicht falsch, aber alte Frauen sind nicht nutzlos: Die Entwicklung des „Großmutter-Prinzip“ ist eine menschliche Eigenheit und evolutionär ungemein erfolgreich geworden: Ältere, unfruchtbar gewordene Frauen helfen bei der Aufzucht der Enkel.

Dadurch steigert sie die Überlebenswahrscheinlichkeit der eigenen Nachkommen. Ausserdem werden Kinder, wenn helfende Grossmütter da sind, die das füttern übernehmen, deutlich früher abgestillt - somit ist die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Schwangerschaft der Mutter höher und die Grossmutter sorgt somit indirekt für mehr eigene Nachkommen.
Interessanterweise ist dieser Effekt vor Allem dann gegeben, wenn die Grossmütter sich um die Kinder ihrer Töchter kümmern. Bei den Kindern der Söhne kommt dies weniger zum tragen: Eine Frau entlastet lieber ihre Tochter, als ihre Schwiegertochter, Aber auch die väterliche Ur-Angst, dass die Kinder nicht die Eigenen sein könnten, geht auf dessen Mutter über und spielt eine Rolle.

Gruss, Sama

Hallo,

während Frauen

unfruchtbar sind und somit für die Natur ‚‚sinnlos‘‘ (bitte nicht falsch verstehen).

Ich verstehe es nicht falsch, aber alte Frauen sind nicht
nutzlos: Die Entwicklung des „Großmutter-Prinzip“ ist eine
menschliche Eigenheit und evolutionär ungemein erfolgreich
geworden: Ältere, unfruchtbar gewordene Frauen helfen bei der
Aufzucht der Enkel.

Das ist mitnichten eine ureigene menschliche Eigenheit. Es gibt zwar nur wenige Beispiele, wo Tiere nach Ende ihrer fruchtbaren Lebensphase noch längere Zeit weiterleben und eine wichtige Rolle in einer Gemeinschaft spielen, aber diese Modelle haben durchaus Erfolg.

Auf die Schnelle fallen mir leider nur Elefanten ein. Ältere, erfahrene weibliche Elefantenkühe leiten eine Gruppe von jüngeren Weibchen, mit denen sie in aller Regel verwandt sind (Töchter, Schwestern, Tanten…). Dank ihrer Erfahrung wird das Wissen um Wanderrouten, Fressplätze, Wasserlöcher, Vermeidung von und Verhalten in Gefahrensituationen, aber auch Traditionen und Gruppenspielregeln u.s.w. weitergegeben. Es ist nachgewiesen, dass Gruppen, in denen eine erfahrene Leitkuh fehlt, sich deutlich weniger erfolgreich behaupten können.

Barbara

Vielleicht könnte man noch anfügen, dass die Frau an sich mehr auf Schutz gebaut ist.

Merkt man schon bei der Temperaturregelung. Schutz der inneren Organe durch subkutanes Fett usw,

Und dass (Ur-)Frauen ab einem gewissen Alter sowieso kaum noch Chancen hatten, einen Mann zwecks Jungenaufzucht sexuell an sich zu binden.

Denn die Männer entsprechenden Alters waren meist schon drauf gegangen (im Lebenskampf erlegen). Und die Konkurrenz aus den eigenen Reihen, durch junge attraktive Frauen war zu groß.

Gruß, Nemo.

Hallo, liebe wer-weiss-was-Gemeinde,

Hallo

kann es sein, dass Frauen durchschnittlich länger leben, weil
sie durch ihren Zyklus ihr Blut immer wieder erneuen?

Und von welcher Gemeinde hast du diese Information??

1 Like

Hallo,

früher gab es eine ganz einfacher Erklärung dafür, dass Frauen länger lebten: sie mussten nicht in den Krieg.

Heute leben beide Geschlechter dank Fortschritte in der Medizin länger.

Frauen leben insgesamt aber gesünder - sie trinken und rauchen weniger, sind ernährungsbewusster als Männer und vor allem gehen sie regelmäßiger zum Arzt.
Es sind z.B. mehr Frauen bei denen Hautkrebs diagnostiziert werden als bei Männern - aber es sterben mehr Männer an Hautkrebs als Frauen.

Wenn es „nach den Genen“ geht, so sind Männer risikofreudiger als Frauen, was sich im Schnitt auch in der Lebenserwartung wiederspiegelt.

Viele Grüße

Hallo,

huh!! Das wäre ja mal etwas. Als Mann würde ich dann jeden Monat zur Blutentnahme gehen oder Blut spenden oder mir in den Finger schneiden - mann, wenn Du dadurch durchschnittlich 6 Jahre länger leben würde - dann würde ich das wirklich in Erwägung ziehen!!

Was passiert wenn eine Frau sich regelmäßig Blut abzapft? Wow, ich mag gar nicht daran denken - dann lebt sie durchschnittlich 12 Jahre länger als Männer, die kein Blut spenden.

Warum sind die Blutspendenkampagnen noch nicht darauf gekommen? Die hätten dann die Hütte voll!

Viele Grüße

1 Like

Und dazu passt evolutiv ja auch nicht, dass Frauen schon ab 40 + keien Kinder mehr kriegen koennen, Maenner aber mit 80 noch zeugen koennen…

Mike