Eben - und zu dem Zeitpunkt, macht man noch zahlreiche Fehler,
kann keine komplizierten Sätze formulieren, wäre auch ein
bißchen viel verlangt mit Jahren. Das lernt man dann alles in
der Schule…
Eben nicht. Mit 6 Jahren ist der Spracherwerb zwar noch nicht abgeschlossen, aber auch wenn man in keine Schule geht, lernt man seine Muttersprache immer bis auf Muttersprachniveau — dazu bedarf’s keine Schule.
Kinder, die nicht in die Schule gehen, sprechen theoretisch genauso gut, wie Kinder, die in der Schule gut aufpassen. Das soziale Umfeld (Straßenkinder usw.) bewirkt hier allerdings Unterschiede.
Aber mit der Schule hat das nichts zu tun.
Teilweise lernen wir Sprachen intuitiv in der Kindheit, die
Eltern berichtigen, wenn was falsch gesagt wird, doch den
Feinschliff bekommen wir in der Schule, mit den Jahren wächst
die Sprache wie der Mensch während seiner Ausbildungen.
Formulierungen, die bestimmte Effekte erzielen sollen sind
dann erlernt u.v.m. Rede- und Schreibgewandtheit entwickelt
sich nicht ganz von alleine, sie baut auch immer auf
erworbenem Wissen der Vorjahre auf. Literatur, Gedichte
verstehen erlernt man im Deutschunterricht.
Das sind fast zur Gänze Stilsachen. Wir lernen Floskeln und Formulierungen, und dass man nicht „Was?“ fragen soll, sondern „Wie bitte?“, aber die Grammatik haben wir auch ohne Schule drauf. Ein Kind ohne Schulausbildung beherrscht die Sprache wie gesagt genauso gut wie ein Kind, das in der Schule war. Es wird die gleichen Urteile über grammatische vs. ungrammatische Sätze fällen. Ein Schulkind wird allerdings aus Gewohnheit längere und kompliziertere Sätze bilden.
Das bedeutet aber nicht, dass das Straßenkind (sag ich jetzt einfach mal salopp) das nicht kann. Literatur und Gedichte gehören ja nicht zur Grammatik und man braucht das auch nicht zum richtigen Sprechen.
Wenn man alles verinnerlicht hat, braucht man die Grammatik
später nicht mehr zu konsultieren, um einen Satz richtig zu
setzen, kann sogar vergessen wie sie lautet, weil man das
inzwischen ebenfalls verinnerlicht hat. Ob man die
Verbkonjugationen einzeln paukt wie früher, oder bei
moderneren Methoden beim Formulieren vollständiger Sätze
lernt, ist dabei unerheblich. Man lernt’s halt.
Wenn ein Kind völlig ohne Bücher und Schule aufwächst, ohne dass Spracher direkt vermittelt wird, nur bei seiner Familie, dann spricht das Kind nach vllt. 8 oder 9 Jahren perfekt Deutsch, genau wie ein Kind, was da schon 2-3 Jahre in der Schule war.
Kein Kind der Welt „paukt“ die Verbkonjugationen seiner Muttersprache. Wäre auch schlimm! Das lernt das Kind automatisch und völlig unbewusst, das darfst du nicht verwechseln.
Grüße,