Hallo Bombadil2!
(Wenn’s Dich interessiert: Die Situation war: Auf kurzen Vokal
folgt s-Laut, und dann ein weiterer Konsonant oder nichts
mehr. Demnach: läßt, mußt, Viertkläßler; Fluß, Rußland,
Kußmund etc. Hier hat die Reform also nichts weiter erreicht,
als die entsprechenden Wörter zu verlängern.)
Stimmt so nicht ganz: Doppel-s war an einer Silbenfuge
(korrekter Ausdruck?) - also wenn ein „s“ zur ersten, ein
zweites „s“ zur zweiten Silbe gehörte.
Was auf dasselbe hinausläuft, es hört sich nur komplizierter an. Das einzige, was ich wirklich (und bewusst) unterschlagen habe, waren Wortfugen, sodass sich die „Nussecke“ früher ebenso wie die „Nuss“ mit „ß“ schrieb. Warum allerdings die beiden „s“ in „Russen“ zu verschiedenen Silben gehören sollen, musst Du jemandem, der an eine eindeutige Laut-Buchstaben-Zuordnung gewöhnt ist (oder gewöhnt wird) erst einmal erklären, denn schließlich spricht man hier denselben s-Laut wie in „rußen“, nur das u ist anders.
jetzt „Fluss-e-cke“ (wobei
einbuchstabige Silben evtl. 2005 wieder abgeschafft wurden, da
bin ich nicht ganz informiert).
Deine Vermutung stimmt. Fluss-ecke ist die einzig mögliche Trennung.
(Mal davon abgesehen, dass ich beim besten Willen nicht verstehe, warum man ck nicht trennen darf. Wenn ich Wan-ne, Kat-ze, sin-gen trenne, obwohl ich nur einen Laut höre, warum dann nicht Zuc-ker? Aber zum „Ausgleich“ trennt man ja jetzt das st.)
Jetzt ist die Länge des vorangehenden Vokals entscheidend -
eine meines Erachtens viel einfachere Regel.
Ja, es ist in der Tat eine Entscheidung weniger zu treffen: Früher war das Schema:
s-Laut
-----------------------------------------------------------
langer Vokal || kurzer Vokal
-----------------------------------------------------------
stimmlos | stimmhaft || danach Vokal | danach Konsonant,
| || | Wortende oder -fuge
-----------------------------------------------------------
ß | s || ss | ß
Jetzt ist auf der rechten Hälfte der Tabelle nur noch „ss“ zu finden.
Allerdings galt damals wie heute das Prinzip, dass man verwandte Wörter ähnlich schreibt, weshalb es „sie rast“, aber „sie rußt“ heißt, wegen „rasen“ mit stimmhaftem und „rußen“ mit stimmlosem s-Laut. Dies war der eigentliche Beweggrund, die Neuregelung zu treffen, damit „Fluss“ und „flüssig“ gleich aussehen. Dass dadurch allerdings „Fluß“ und „fließen“ nicht mehr zusammenpassen, fällt allen Verfechtern der Reform erst auf, wenn man sie darauf hinweist. (Geschätzte 90% der Schüler, die beides gelernt hatten - und wohl auch gelernt [im Sinne von auswendig gelernt] hatten, dass die Regelung Wortfamilien besser zusammenfasst - erklärten mir die Vereinfachung vollkommen überzeugt am Beispiel Fluss/flüssig, woraufhin ich - ebenso überzeugt - mit Fluss/fließen konterte.)
Ohne eine phonemische Schreibung ist dem Problem halt nicht beizukommen.
Liebe Grüße
Immo