kann mich jemand aufklären? Wir wollen das russische Gas, wir können es haben, aber die Euros sollen hier von der Bank in Rubel gewechselt und als solche nach Russland überwiesen werden.
Wo ist das Problem bzw. warum riskiert man einen Gasnotstand, nur um nicht in Rubel zu zahlen?
Ich verstehs nicht.
Weil man die eigenen Sanktionen unterlaufen müsste, um diese Bedingung zu erfüllen. Transaktionen mit der russischen Notenbank sind nämlich verboten und Guthaben in Rubel bekommt man halt nur bei der russischen Notenbank. Das ist der eine Grund, warum Russland das Geld nun in Rubel möchte.
Der andere liegt ebenfalls in den Sanktionen begründet: bekommt er Russland das Geld in Euro oder Dollar, liegt das zumindest kurzzeitig bei der europäischen bzw. US-amerikanischen Notenbank - und bleibt dann auch da, weil russische Guthaben bei diesen Notenbanken eingefroren sind.
das hieße, eigentlich wollen wir das Gas nicht, nehmen es nur, weil es vertraglich abgemacht ist?
Warum wird dann erst jetzt an einem Gasnotplan gearbeitet? Das hätte man dann doch schon mit Einführung der Sanktionen angehen sollen, oder?
Nein, die Sanktionen beziehen sich ja auf die russische Zentralbank.
Neben dem, was @C_Punkt hier schon gesagt hat: In den Gaslieferverträgen sind auch die Währungen festgeschrieben. Sollte Gazprom tatsächlich auf eine Bezahlung in Rubel bestehen, wäre das ein Vertragsbruch.
D.h. doch, seit den Sanktionen ist klar, dass die Russen kein Geld für ihr Gas erhalten, solange die Sanktionen gelten.
Oder verstehe ich da immernoch was falsch?
Soweit ich weiß, wird das Geld an Banken überwiesen, auf die Gazprom ganz normal Zugriff hat. Dann müssen aber 80% davon in Rubel getauscht werden (so will es ein neues russisches Gesetz). Da Gazprom eh in staatlicher Hand ist, könnte man auch gleich 100% draus machen.
Gas wird geliefert, Gas wird bezahlt. Vertragsgemäß in Euro. Die Bezahlung läuft m.W. zum größten Teil über die Gazprombank, die von den Sanktionen weitestgehend ausgeschlossen ist. Zum russischen Staat kommt das Geld aber nicht, weil die Zahlung von der Gazprombank an Russland in Euro über die EZB liefe, und die Guthaben dann sofort eingefroren werden würden.
Sofern nun in Rubel gezahlt würde, dann müssten sich die Importeure mit Rubel eindecken, um diese zu überweisen und das geht prinzipiell nur über die russische Zentralbank, die aber den Sanktionen unterliegt, d.h. über die europäische und US-amerikanische Banken keine Zahlungen abwickeln dürfen.
Und ja: es gibt ein Papier der Commerzbank, dass das ja alles kein großes Problem wäre, weil es ja auch noch so bei anderen Banken rumliegende Rubel gäbe, mit denen man bezahlen könne, aber ich fürchte, dass da irgendjemand in der Bankausbildung bzw. im VWL-Studium nicht aufgepasst hat, denn Zahlungen in einer Währung laufen immer letztlich über die Zentralbank, die die jeweilige Währung „beherrscht“.
Dass Russland die Gaslieferungen einstellt ist auch aus einem anderen Grunde unwahrscheinlich: man kann das Gas nicht einfach abdrehen wie Leitungswasser am Hahn. Das Gas kommt erst einmal weiter aus den Quellen und kann nur begrenzt gespeichert oder in andere Pipelines umgeleitet werden. Es ist also nicht so, dass uns von heute auf morgen das Gas abgestellt wird.
habe gerade im WDR eine andere Erklärung gehört, demnach kommen die Euros fürs Gas schon in Russland an, da die zuständige Bank aus eben diesem Zweck von den Sanktionen ausgenommen ist.
Da fragt sich natürlich, warum Putin jetzt Rubel will, aber es fragt sich auch wieder, warum wir sie ihm partout nicht geben wollen.
Weil man so viel Rubel, wie man für die Lieferungen bräuchte, nicht einfach so kaufen könnte. Da müsste man sich an die russische Zentralbank wenden, was man aber eben wegen der Sanktionen nicht darf. Würde man also auf Putins Forderung eingehen, müsste man die eigenen Sanktionen unterlaufen.
Funfact: die Bankleitzahl ist die Kontonummer einer jeden Bank bei der Bundesbank.
Wenn Lieschen Müller von ihrem Konto bei der Sparkasse Emsdetten-Ochtrup 50 Euro an Frank Meier zahlt, der sein Konto bei der Volksbank in Südwestfalen eG hat, dann werden diese 50 Euro letztlich bei der Bundesbank von Konto 40153768 (Konto der SK Emsdetten-Ochtrup bei der Bundesbank) auf Konto 44761534 (Konto der Volksbank in Südwestfalen eG bei der Bundesbank) umgebucht.
Es mag sein (ich bin zu faul, um es nachzuschlagen), dass es eine deutsche Tochter der Gazprombank gibt. Dann hätte diese ein Konto bei der Bundesbank. Ein deutscher Gasimporteur würde seine Bank beauftragen, auf das entsprechende Konto der Gazprombank den Rechnungsbetrag für das Gas zu zahlen. Das Geld würde also auf das Konto der Gazprombank bei der Bundesbank überwiesen. Da liegt das Geld nun und kann wegen der Sanktionen nicht auf das auf Euro lautende Konto Russlands bei der russischen Zentralbank überwiesen werden, weil dieses bei der EZB geführt wird - bzw. es könnte natürlich überwiesen werden, nur würde es anschließend eingefroren.
dann war die Information der Nachrichten im WDR also „nicht ganz richtig“? Dort wurde es so dargestellt, als sei die Gaszahlung in Euro kein Problem, mithin auch keines für den Empfänger (denn eine Zahlung, die nicht ankommt, ist ein Problem).
Dann fragt sich wieder: warum jetzt erst Notstand und Gas sparen.
Ich habe es doch erklärt - mehrfach. Die Euros für das Gas kommen bei der Gazprombank an, aber die ist halt nicht mit dem russischen Staat identisch. Zahlungen in Euro werden über die EZB bzw. die nationalen Euro-Notenbanken abgewickelt. Kommt etwas bei Russland, Oligarchen oder Politikern an, die mit Sanktionen belegt sind, werden die Guthaben eingefroren.
Es gibt keinen Notstand. Es wurde die Vorwarnstufe ausgerufen. Gas sparen war noch nie eine gute Idee, weil es Geld kostet und Gasverbrennung schlecht für’s Klima ist. Und dass die Abhängigkeit von russischen Rohstoffen nicht klug ist, wurde in den letzten 20, 30 Jahren nicht nur einmal angemerkt, nur hat sich für die Hinweise lange Zeit niemand von Belang so recht interessiert. Nun fehlen die Alternativen.
Die Forderung in Rubeln zu zahlen sagt nichts über den Rubelkurs aus. Eine Bestellung in Rubeln würde den Rubelkurs schlagartig von wertlos in wertvoll steigen lassen. Wenn man bedenkt, dass hinter einem Kurs immer eine Wirtschaftsleistung steckt, bedeutet das, dass die Leistung der russischen Wirtschaft wieder an Wert gewinnt und das will man im Moment nun mal nicht. Der russische Werktätige soll merken, dass er sich jetzt kein neues Smartphone aus Korea leisten kann und der russische Mittelstand soll merken, dass er sich weder ein Auto aus Japan noch einen Urlaub in Zypern leisten kann.
Udo Becker
Das ist vordergründig richtig, aber ohne Sanktionen könnte Russland statt Rubel erhaltene Euros und Dollars auch verwenden, um den Rubel zu stützen. Das ist insofern nicht der Hintergrund der Forderung, das Gas in Rubel zu bezahlen.
Kurse von Währungen…
Wenn Gazprombank bei der russischen Zentralbank umtauscht, dann ist der dort festgelegte Kurs „nur intern/künstlich“.
Will/muss jetzt Uniper sich Rubel besorgen, dann kann das Uniper bei der russischen Zentralbank anfragen und bekommt zur Antwort: 1 Euro = 1 Rubel … schweine teuer. Also woanders anfragen: China: 1 Euro … Du bekommst 5 Rubel… Indien: wir geben sogar 6 Rubel… eigentlich sollte man für 1 Euro aber 100 Rubel erhalten.
So wird letztendlich der Rubelkurs doch signifikant getrieben… Russland könnte also deutlich mehr in Indien etc kaufen, da Indien etc. den Rubel wieder teuer in D gegen Euro tauschen wird können…
Zwei Sachen stören mich aber enorm:
warum Gasnotstand so spät ausgerufen - warum nur Stufe 1 und nicht gleich 1a „sparen, wo immer es auch nur ansatzweise möglich ist“
warum nicht europäisch… wenn Holland mit spart, könnte D aus NL was Gas beziehen…
aber es fragt sich auch wieder, warum wir sie ihm partout nicht geben wollen.
Genau, Paran, wo Putin doch so ein lieber Mensch ist. Wenn der Krieg schon nicht verhindert werden konnte, warum erfüllen wir dann nicht die vertragswidrigen Forderungen eines Kriegsverbrechers?
Nachdem der Sachverhalt nun von mehreren Leuten erhellt wurde, die sich mit der Thematik auskennen, bin ich etwas irritiert, dass Du nun zusätzlich noch Deinen Text beisteuern musstest, den ich wohlwollend als wirr und irreführend bezeichnen möchte.
Ah, OK. Wenn Du das sagst, dann wird mir der Typ, der sein Geld mit dem Konzipieren von Rohrleitungs- und Pumpsystemen zur Förderung und zum Transport von Gas und Öl verdient, wahrscheinlich Quatsch erzählt haben.
Wohlgemerkt: dass das gar nicht geht, habe ich nicht behauptet.