Warum nicht?

Servus,

das Urlaubsvideo des HC Strache ist ja mittlerweile auf der ganzen Welt bekannt. Über den Inhalt gab es hier ja schon einen eigenen Thread, aber zur Auffrischung möchte ich nochmals kurz die Highlights hervorheben:

  • Strache versprach einer ausländischen Geldgeberin Staatsaufträge in Milliardenhöhe
  • Im Gegenzug sollte sie der FPÖ an den Kontrollgremien vorbei illegale Spenden zukommen lassen
  • Weiters im Gespräch war die Übernahme der größten Zeitung Österreichs mit der gleichzeitigen Entfernung von kritischen Journalisten
  • Auch über eine Privatisierung des Wassers und die Aufteilung der allfälligen Gewinne wurde gesprochen

Als Konsequenz trat Strache von allen Ämtern und Funktionen zurück. Allerdings stand er noch als 42. und Letzter auf der Liste zur EU Wahl. Dank einer Kampagne der rechtsextremen Identitären sammelte Strache genügend Vorzugsstimmen, um eines der drei FPÖ Tickets zu ergattern. Auf dieses verzichtete er gestern großzügig, nachdem er seine Partei wochenlang hinhielt und schließlich seiner Frau als Dritter auf der Wiener Landesliste für die Neuwahlen im Herbst ein Mandat quasi versprochen wurde. Die FPÖ besteht übrigens darauf, dass es sich dabei um keinen Tauschhandel handelt…

Man sollte meinen, dass es das mit dem Politiker Strache gewesen war. Doch gestern war FPÖ Generalsekretär Vilimsky Gast in der ZiB und auf die Frage, ob Strache 2020 als Spitzenkandidat antreten könne, lautete seine Antwort „warum nicht?“.

Mir würden da ein paar Gründe einfallen, aber vielleicht verstehe ich das Ganze auch nicht richtig. Daher meine Frage in die Runde: Warum sollte jemand nach so einer Geschichte nicht als Spitzenkandidat für die Wahl zum Bürgermeister der Bundeshauptstadt antreten? Und wäre so eine Überlegung in irgendeiner anderen Partei auch nur ansatzweise möglich?

LG

1 Like

Hallo,
in Österreich ist das ja nichts Neues: Jetzt erst recht … hieß es damals…

Schöne Grüße
Schrella

Servus

Bei dem Slogan musste ich tatsächlich auch sofort an Waldheim denken. Bedeutet das nun, dass die FPÖ in 30 Jahren nichts dazugelernt hat?

LG

Hallo,
ich habe zufällig auch das Gespräch bei ZIB gesehen. Ich musste zwischendurch rausgehen, weil es so peinlich war…
„Etwas dazu lernen …“ ist wohl eher nicht möglich. Wie soll man sonst den aktuellen Judenhass und das Hochkommen der Rechten erklären. Oder die Wahl von Trump. Oder die Empfehlungen, dass Lehrer bewaffnet werden sollten und so weiter.
Schöne Grüße
Schrella
PS: Der Journalist von ZIB ist klasse!

Ich musste ein, zwei Mal auf Pause drücken :wink:
Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass Vilimsky in einer Scheinwelt lebt. Allerdings vermute ich, dass er einfach nur das ausspricht, was sich viele FPÖ Anhänger denken. Dann stört es auch nicht weiter, dass eine Partei, die sonst bei jeder Nichtigkeit lauthals den Rücktritt politischer Gegenspieler fordert, hier nun plötzlich ganz andere Maßstäbe ansetzt. Bei der ganzen Sache geht der Postenschacher bei Frau Strache ja schon fast unter.

Ja, das ist Armin Wolf, der höchstdekorierte österreichische (ev. auch deutschsprachige) Journalist und Hassobjekt der FPÖ. Er wagt es immer wieder, unangenehme Fragen zu stellen und sich auf Interviews besser vorzubereiten als sein Gegenüber. Unerhört, so etwas… :stuck_out_tongue_winking_eye:

1 Like

Hallo,

irgendwas musste er ihr ja versprechen, weil direkt nach dem Video hat sie sich eher unglücklich über die ganze Sache geäußert und in einigen Zeitungen wurde über daraus resultierende Eheprobleme spekuliert.

Grüße
Siboniwe

Dieser Red-Bull-Werbespot :wink:

Man sollte meinen, dass es das mit der FPÖ gewesen wäre, weil die ja wirklich gar nichts über die Runden bringen …

Strache wird wohl bald auf die große Bühne zurückkehren.
Zum einen fehlt ein Typus wie er der FPÖ. Er ist ja doch der einzige von denen mit einem gewissen Charisma. Mit dem Bumsti seinem Lausbuben-Image lassen sich die radikalen Positionen halt besser präsentieren.

Zum zweiten kommt ihm sehr entgegen, dass offenbar, so viel man Stand jetzt weiß, rein gar nichts von diesen Versprechen durch FPÖ-Minister umgesetzt worden ist.
(das so ziemlich einzige, das halbwegs eingetreten ist, ist eher eine Kurz-Geschichte:
https://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/5528472/Immobilieninvestor-Benko-kauft-sich-bei-Krone-und-Kurier-ein )

Zum dritten wird die FPÖ einen Strache außerhalb der FPÖ extrem scheuen, weil der nach wie vor eine starke Mobilisierungsmacht hat, wie vor kurzem der Streit um seine Facebook-Seite gezeigt hat.

Ich glaube, in den Augen der meisten FPÖ-Wähler wäre er eh nicht „erledigt“ gewesen.
Das war wohl eher innerparteilich der Fall, weil er der FPÖ natürlich extrem geschadet hat. Welche öffentliche Person spendet denen jetzt noch hintenrum Geld, wenn sie befürchten muss, in einem Video aufzutauchen?

Naja, moralische Gründe fielen mir genug ein, aber parteitaktisch spricht viel dafür, dass er dort antritt. Wiener Bürgermeister wird er eh nicht, aber so kann man seine Popularität und das „jetzt erst recht“ für den Wahlkampf nutzen, und daran, dass sie ihn wieder einbinden, führt wohl kein Weg vorbei.
Und dieses back to the roots (in die Wiener Stadtpolitik) ist ein sinnvoller Schritt, ihn wieder für Höheres aufzubauen.
Win-win.

Ich finds übrigens auch nicht besonders „schlimm“, einfach deshalb, weil die Gleichungen Strache weg = FPÖ weg und FPÖ weg = österreichischer Rechtspopulismus weg eh nicht realistisch sind. Da kann der Strache meinetwegen gern bald wieder angreifen. Bei dem weiß man wenigstens, was man hat.

Aktuell nein.
Das hat schon spezifisch mit diesem rechtspopulistischen Spektrum zu tun, in dem sich ein Strache halt viel stärker als Opfer darstellen kann als in anderen Parteien, in dem die Wagenburg-Mentalität („jetzt erst recht“) grundsätzlich viel stärker ausgeprägt ist, in dem man eher nach politischen denn nach moralischen Kriterien handelt usw.

Gruß
F.

Nun ja, zumindest verstehe ich nach dem Video, warum die FPÖ den Wolf gern weg hätte. :smile:

Bester Satz von Wolf: „Hat die FPÖ überhaupt keine Genierer?“

Und auf Vilimskys Herumreiten darauf, dass man doch die gesamten 7 Stunden Video öffentlich machen sollte: „Ich weiß nicht ganz genau warum sie den Rest auch noch sehen wollen.“

Schön aber auch von Vilimsky wie er zweimal den schwarzen Peter nach Deutschland schiebt und von „aus Deutschland [über die Süddeutsche] nach Österreich hereingeschwappt“ redet und kurz danach auch noch versucht Herrn Wolf zu bauchpinseln, indem er ihm bescheinigt, gute Arbeit zu leisten (im Anschluss an die Frage, wie viel Geld Philippa Strache für ihre Tierschutzexpertise von der FPÖ erhält).

Dass Vilimsky Strache „moralisch ohne Schuld“ sieht und das ganze als eine "unfaire Angelegenheit“ sieht, bei der mit „unfairsten Mitteln“ und „unter Einsatz von Millionen von Euro“ gearbeitet wurde, und auch dass man „das Lebenswerk Straches sehen“ muss, ist keine Überraschung.

Überraschend (?) dann wieder, dass er einerseits wiederholt die Aufklärung fordert, andererseits sagt, es sei doch alles schon aufgeklärt.

Wer hören will, kann hier viel hören. Aber ich befürchte, allzu viele wollen gar nicht hören.

Grüße
Siboniwe

Ich würde noch zwei Punkte hinzufügen:

  • In Wien hat die FPÖ einfach niemanden, der als Spitzenkandidat in Frage käme. Als Vilimsky gestern in diesem Zusammenhang Nepp erwähnte, viel mir vor lachen fast das Red Bull aus der Hand.
  • Wolf sprach gestern auch an, dass Strache natürlich über alles Bescheid weiß, was in der Partei in den letzten Jahrzehnten gelaufen ist. Dass der sich jetzt natürlich nicht mit leeren Händen aus der Politik verabschieden lässt, ist klar.

Es spricht aber mindestens so viel dagegen. Ein Spitzenkandidat Strache bietet den politischen Gegnern eine perfekte Angriffsfläche und die Kronenzeitung (eine Hausmacht in Wien) wird ihm das Leben sicher nicht leicht machen. Ehrlich gesagt bin ich auch eher der Meinung, dass ein Strache in FPÖ zwar Schaden anrichtet, aber deutlich weniger als ein Strache, der mit seiner Partei bricht. Schon alleine wegen dessen FB Seite kann sich die Partei gar nicht leisten, einen sauberen Bruch zu vollziehen, obwohl sie natürlich ganz genau wissen, dass sie sich damit keinen Gefallen tun. Den parteipolitischen Super GAU (Strache in Brüssel) könnten sie ja elegant abwenden.

1 Like

Ja, sicher.
Ein Risiko ist es für die FPÖ natürlich.
Da sie derzeit in Umfragen aber ganz weit hinter der SPÖ stehen, können sie das m.E. leicht riskieren.
Das haben sie mehr zu gewinnen als zu verlieren. Wenn Strache gewinnt, hat die FPÖ auch gewonnen, wenn Strache verliert, hat Strache verloren.

Ansonsten stimme ich dir bei allem anderen vollkommen zu.
Ist langweilig, aber ist halt so :wink:

Gruß
F.

Ich verstehe deinen Gedankengang, sehe es aber etwas anders. Hätte Strache das EU Mandat angenommen, hätte die FPÖ etwas vom Wählerwillen faseln können und wäre damit wohl auch durchgekommen. Wenn sie ihn aber aktiv als (Spitzen)Kandidaten aufstellen, kann sie sich nicht mehr von dem Video distanzieren, sondern zeigt allen, dass es ihnen herzhaft egal ist, was dort gesprochen wurde. Und das werden die anderen Parteien noch jahrelang ausschlachten.

Jo, schon komisch, dass sich die sonst ach so eifrigen Verfechter des Rechtspopulismus bei solchen Geschichten nie zu Wort melden. Auch sollte man vermuten, dass es hier die eine oder andere FPÖ-Anhängerin geben sollte. Wäre doch mal richtig spannend, deren Meinung zu hören.

Kann ich auch nachvollziehen, aber aus meiner Sicht wäre es für die FPÖ schwieriger geworden, wenn Strache das EU-Mandat angenommen hat.

Strache im EU-Parlament: Wäre er in die Fraktion aufgenommen worden (-> Probleme mit anderen Parteien der Fraktion; Problem der unzureichenden Distanzierung) oder fraktionslos geblieben (-> warum ist er dann weiter in der Partei? Dazu das Problem „Strache in der Politik, aber außerhalb der FPÖ“).

Ich denke mir, die Hochstufung Philippas + Wien werden der Preis für den Verzicht auf das EU-Mandat und für die fortbestehenden Loyalität der Partei gegenüber gewesen sein.

Gruß
F.

So ist er halt, der Armin, Populist im Auftrag des ORF.
Und bestimmter politischer Interessen:

Kleine Provokation noch:

Heißt das nicht gehorchen im Zusammenhang?

awM

Weil’s so gut dazu passt:
Von der moralischen Unschuld des Heinz-Christian Strache

Denn Strache fühle sich „moralisch ohne Schuld“, sagte gestern FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky in der „ZiB 2“. Das ist, man muss es sagen, erschütternd. Und deutet, da die Schuld ein Verstoß gegen das Gewissen ist, wohl darauf hin, dass diese Instanz porös ist.

Den letzten Satz muss ich mir merken :wink:

1 Like