Warum nur Füllfederhalter benutzen?

Hallo,
hab da mal eine Frage: Meine Kollegin hat gerade erzählt, dass sie ihrem Neffen einen Tintenschreiber gekauft hat, speziell für Linkshänder und so ergonomisch gebogen… Man bestückt ihn mit Tintenpatronen und er hat vorne einen Ball als Spitze. Jetzt darf er ihn in der Schule aber nicht benutzen (er ist in der 2. Klasse), weil der Stift eben kein Füllfederhalter ist…
Wieso eigentlich? (Find ich ja fast gemein) Die Schrift dürfte doch optisch gleich aussehen? Und es ist ja Tinte. Mit Kugelschreiber durften wir früher auch nicht schreiben, aber das sieht ja auch anders aus als Tinte und kann nicht weggekillert werden. Was hat dieses Verbot für Gründe?
Besten Dank *neugier!*
late_bird

Hallo,

also, ich schreibe mit Vorliebe mit Füller mit „normaler“ Feder, kenne aber auch diese Tintenroller.

Bei mir ist das Schriftbild völlig unterschiedlich.

Mit Füller ist mein Schriftbild wesentlich schöner, klarer und gleichmäßiger als beim Rollerball und erst recht viel besser als beim Kugelschreiber (mit dem ich ehrlich gesagt überhaupt gar nicht zurecht komme)
wobei die Schriftgeschwindigkeit nahezu gleich ist

grüsse
dragonkidd

Hi

Was hat dieses Verbot für Gründe?

Das kann ich Dir nicht beantworten, aber meine Schrift sieht ja nach Stift unterschiedlich aus. Am schönsten ist sie, wenn ich mit einer Füllfeder schreibe.
Es gibt nur selten Kugelschreiber mit denen ich eine halbwegs leserliche Schrift schaffe. Derartige Kulis halte ich dann lange, lange in Ehren und passe wie ein Schießhund darauf auf :wink:

Gruß
Edith

Naja, stimmt, mit Füller siehts sehr schön aus. Und mit Kugelschreiber konnte ich auch nie schön schreiben, wahrscheinlich weil man da viel mehr Druck draufgeben muss. Aber zumindest müsste es mit diesem Tintenroller doch ziemlich flüssig gehen, oder? Und man hat nicht das Problem, dass die Feder manchmal kratzt… Hah! Hab ja im Büro auch Tintenroller! … Grad mal kleine Schreibprobe gemacht, sieht eigentlich sehr schön aus.
Vielleicht, damit die Kinder anfangs lernen, „mit dem Füller richtig zu schreiben“, weil sie das später sonst nicht mehr machen / lernen? Bei manchen bringt das allerdings auch nicht viel, wenn ich an meine Klassenkameraden damals zurückdenkge. Besonders die Jungs. Ist es so, das Mädchen besser „schön schreiben“ können? Ab welcher Klasse darf man dann mit anderen Stiften schreiben?

Und mit
Kugelschreiber konnte ich auch nie schön schreiben,
wahrscheinlich weil man da viel mehr Druck draufgeben muss.

Ich könnte mir vorstellen, dass es den Kindern, die ja noch das Schreiben und die dazu gehörige Feinmotorik lernen, hilft, nicht mit soviel Druck zu schreiben.
Wenn ich an mich in einem ähnlichen Alter zurückdenke, dann gab zum einen so manche Bleistiftspitze auf (wegen zuviel Druck), zum anderen hatte ich irgandwann (ziemlich bald) eine „lahme“ Hand - klar, ich habe viel zu viel Kraft verbraucht - wegen des Drucks. Mit einem Füller sollte / kann man so etwas vermeiden.

Hallo,
ist aber alles ein sehr deutsches Phänomen. In amerikanischen Schulen und südafrikanischen, zimbabwischen und mind. einer englischsprachigen internationalen Schule schreiben die Kinder die ersten vier Jahre minimum mit Bleistiften.

Gruß
Elke

Hallo,

ist aber alles ein sehr deutsches Phänomen.

Aus den genannten Beispielen kann ich nun aber nicht ableiten dass dies sehr deutsch ist. Vielleicht ist es in Argentinien, Adorra, Frankreich, Malawi, Kasachsten usw. genau so wie in Deutschland?
Nebenbei bemerkt bekommen in der hiesigen Grundschule die Kinder auch erst in der dritten Klasse Füller und schreiben trotzdem die meiste Zeit noch mit Bleistiften.

Gruß
Werner

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Schöne Schrift
Hallo Werner,

also was bitte ist denn „deutsch“??? Geschrieben wird in allen Ländern und Sprachen und die deutsche Schule ist längst kein Vorbild für Bildung und Erziehung (keine Ahnung sie ob es überhaupt jemals war).

Meine persönliche Erfahrung: ich habe in den ersten vier Jahren ebenfalls mit Bleistift geschrieben (in Schweden, wenn Dir dass „deutsch“ genug ist). Der Bleistift ist auch etwas besonderes - er riecht, man muss ihn pflegen und er leistet, ähnlich wie beim Füller einen gewissen Widerstand. Als ich dann in die deutsche Schule musste, sollte ich mit Füller schreiben. Ich habe mich geweigert und meine Eltern haben mich dabei unterstützt. Als Linkshänder verschmiert man die Tinte sofort wieder, so schnell kann keine Tinte trocknen und immer ein Löschblatt hinterherziehen kann man keinem Kind (und auch keinem Erwachsenem zumuten). Damals gab es keine Linkshänderfüller, zumindest waren sie nicht bekannt. Und auch heute funktionieren sie nicht - sie sind höchstens ergonomisch geformt, lösen aber das Problem des Verschmierens nicht. Ich kenne Kinder und auch Erwachsene, die mit Füller in der Schule schreiben mussten und eine absurde Technick entwickelt haben: sie biegen im 90° Winkel das Handgelenk nach unten und schreiben so praktisch von oben. Dass dies zu Schäden führen kann, liegt buchstäblich auf der Hand.

Dennoch würde ich den Tintenroller nicht empfehlen, denn er rollt zu schnell. Eine schöne Schrift und die Übung im Feinmotorischen erlangt man durch einen Widerstand - nur so behält man die Kontrolle. Bleibt also nur der Bleistift und darüber würde ich mal mit dem Lehrer sprechen.

Viele Grüße

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Hallo,

Aus den genannten Beispielen kann ich nun aber nicht ableiten
dass dies sehr deutsch ist.

Es sind die Beispiele, die ich aus erster Hand belegen kann.
Aus zweiter Hand kenne ich als nicht Füller verlangend: Malawi (weil du es erwähnt hast), Ägypten, Australien, Kanada, Schweden, Norwegen, Finland, Kolumbien, Brasilien, Namibia, Botswana, Swaziland, Lesotho, Neuseeland, Saudi Arabien, VAE, Jemen, Jordanien, Syrien, Libanon, Indien, Pakistan und Bangladesh.
Ob du es nun als typisch deutsch oder was auch immer beschreibst, es scheint in meinem Erfahrensbereich jedenfalls die Ausnahme zu sein.

Gruß
Elke

hi late_bird,

ich dachte immer, dass es an folgendem liegt:
Ein ballpen schreibt in fast jedem Winkel, in dem man ihn halten kann, Federn hingegen nicht. Will man schönes schreiben üben und die Feinmotorik trainieren, ist ein Füllfederhalter besser dazu geeignet.
Grüße,
JPL

Hi JPL,
ja, das scheint eine einleuchtende Erklärung zu sein… Wenn ich heute was schönes per Hand schreiben muss (Brief), schreibe ich eigentlich auch am liebsten mit dem Füller. Davon abgesehen, dass ich das Schreiben mit der Hand ja so was von nicht mehr gewöhnt bin, seit ich alle Schulen und Ausbildungen hinter mir gelassen habe, dass ich schon nach einer Seite nen Krampf krieg…

-)

Hallo,

beeindruckend von wievielen Ländern du diese Information gesammelt hast.
Wie hast du das gemacht? Ich wüsste gar nicht wie ich sowas rauskriegen sollte. Und, gibt es für dieses Spezielle Interesse deinerseits einen Grund?

Gruß
Werner

Hallo,
ich weiß nun gar nicht womit ich diese Erklärungen verdient habe?
Ich habe doch gar nichts über Linkshänder oder überhaupt über den Sinn oder Unsinn des Füllerschreibens gesagt.
Gruß
Werner

Hallo,
hab da mal eine Frage: Meine Kollegin hat gerade erzählt, dass
sie ihrem Neffen einen Tintenschreiber gekauft hat, speziell
für Linkshänder und so ergonomisch gebogen… Man bestückt ihn
mit Tintenpatronen und er hat vorne einen Ball als Spitze.
Jetzt darf er ihn in der Schule aber nicht benutzen (er ist in
der 2. Klasse), weil der Stift eben kein Füllfederhalter
ist…
Wieso eigentlich? (Find ich ja fast gemein)

Unser Filius hat sich als Linkspatsch sooo sehr mit dem blöden Linkshänderfüller geplagt!
Wir haben mit dem Lehrer dann halt so lange geredet, bis er es eingesehen (oder nur nachgeben, wer weiss??) hat.

Ich meine: Für jede Regel gibt es ne Ausnahme

Kostet halt oft Nerven und erfordert Überzeugungsgeschick, aber wenns dem Kind dadurch besser geht, ist es die Mühe wert.

Allu

Hi!

Unser Filius hat sich als Linkspatsch sooo sehr mit dem blöden
Linkshänderfüller geplagt!
Wir haben mit dem Lehrer dann halt so lange geredet, bis er es
eingesehen (oder nur nachgeben, wer weiss??) hat.

Mein „Linkspatsch“ durfte zum Glück sofort (wie die Rechtspatscher der Klasse :smile: mit dem Rollerpen schreiben - ich persönlich finde ihn wesentlich praktischer und stabiler …

Jedenfalls konnte ich damit nicht „schön“ schreiben (was ich auch mit der Füllfeder nie richtig _beherrschte_), was aber eher daran liegt, daß ich seit meinem Schulabgang nur mehr für mich leserlich schreiben mußte :smile:

Grüße,
Tomh

Hallo Chili,
wenn die Schreibhaltung des Linkshänders korrekt ist, dann verschmiert auch keine Tinte. Mein Sohn schreibt links und mit Füller - das Heft schräg gelegt und die Hand unter der Zeile. Das Problem ist wohl eher, dass viele GS-Lehrer den Linkshändern die richtige Schreibhaltung nicht zeigen, so kommt es zu der von dir erwähnten abgewinkelten Hand - die ist nun wirklich ungesund.
Im übrigen - um zum Thema zurückzukommen - ist bei meinem Sohn sowohl die Schreibhaltung als auch das Schriftbild mit Füller wesentlich besser als mit einem Tintenroller. Das Kind sollte den Füller auf jeden Fall vor dem Kauf testen können.

VG
binimaja

Hallo,

beeindruckend von wievielen Ländern du diese Information
gesammelt hast.

Die ersten ,die ich genannt habe, waren die, in denen meine Kinder zur Schule gingen.

Wie hast du das gemacht? Ich wüsste gar nicht wie ich sowas
rauskriegen sollte.

Die aus zweiter Hand waren Länder, aus denen meine Kinder Klassenkameraden hatten (in Saudi-Arabien). Einige Ausnahmen: in Malawi lebte bis vor Kurzem meine Nichte, in Botswana und Namibia habe ich Freunde mit etwa gleichaltrigen Kindern.

Und, gibt es für dieses Spezielle
Interesse deinerseits einen Grund?

Nein. Wir haben das nur im Elternbeirat besprochen, weil einige (deutsche) Eltern gefordert haben, dass die Kinder mit Füller schreiben sollten und auf totales Unverständnis gestoßen sind.

Gruß
Elke

Hallo auch,

in meiner Klasse benutzen kaum Kinder Fueller. Die werden in meiner Schule auch nur ungern benutzt, weil Kinder hier damit eigentlich nie wirklich schreiben lernen. Es wird dann also rumgeklekst und geschmiert.
Waehrend einige noch mit Bleistift schreiben, haben die meisten nen „handwriting pen“.
Das sind entweder die von Berol (http://www.berol.com/img/news/Berol-25th-and-pen.jpg), die ich aber nicht besonders mag, weil sie austrocknen und ausfranzen…dann sieht das Schriftbild erst recht furchtbar aus.
Oder die von Stabilo (http://www.lefthandedchildren.org/images/531Y_b.jpg), die es sowohl fuer Rechts- als auch fuer Linkshaender gibt. Die kann man dann auch mit Patronen bestuecken. Wegkillern kann man das dann auch, verrat ich meinen Kids aber nicht. Wenn was falsch ist, wird es durchgestrichen und neu geschrieben.

Kel

Zum Ersten ist das Schriftbild, was die Schreibung mit dem Füllfederhalter betrifft, wesentlich besser als das Schriftbild anderer Schreibutensilien. Dies beweist bereits die „Sütterlin-Schrift“, welche nur mit Füllfederhalter geschrieben, ein wunderschönes Schriftbild ergibt. Die „Sütterlin-Schrift“ ist eine altdeutsche Schrift.
Dies sei jedoch nur am Rande erwähnt. Es gibt neuartige Füllfederhalter, welche ebenso für Links-wie für Rechtshänder geeignet sind, diese sind ergonomisch vollkommen auf die schreibende Hand abgestimmt.
Aber ich glaube, dass das Problem, welches du hier schilderst ein ganz Anderes ist. An einigen Schulen versuchen Lehrer die Schüler noch zu einem Rechtshänder „umzufunktionieren“, was völlig sinnlos ist, da man heute weiß, dass das linksschreibende Kind eine ebensolche Kraft in seiner linken Hand hat, wie das rechtsschreibende Kind in seiner rechten Hand. Mehr oder weniger kann es auch zu Schäden führen, wenn man ein Kind auf diese Weise versucht umzufunktionieren, sofern es sich dagegen sträubt. Andernfalls kann mit keinen größeren Schwierigkeiten gerechnet werden.
Vielleicht ist es wichtig mal mit den Lehrern über die Problematik und den eigentlichen Verbot des Schreibens mit Füllfederhalter anderen Stiften zu schreiben.