Warum nur Pumpspeicherwerke lukrative Stromspeicher sind

Moin,

und wieder mal ein Thema, das ich als Amateur nur mit Kopfschütteln verfolge:
NTV: Warum nur Pumpspeicherwerke lukrative Stromspeicher sind
Seit 2011, seit nunmehr 13 Jahre, und eigentlich schon vor noch viel mehr Jahren, weiß man: Erneuerbare Energie muss gespeichert werden können, wenn man sie umfänglich nutzen will.
Seit wann gibt es das Wort Dunkelflaute???

Kann mir jemand erklären, warum Erdgaskraftwerke jetzt (2024) noch plant, wenn man auf der anderen Seite Wasserstoff sich geradezu aufdrängt?

Gewinnen: sehr dynamisch
Speichern: kein Problem
Verteilen: kleines Problem
Verstromen: kein Problem
Andere Nutzung: sehr vielfältig
Effizienz: who cares? selbst 60% wäre nur marginal weniger als die 70% anderer Speicherlösungen
Flächenbedarf: überschaubar
Ortsgebunden: nein

WARUM NUR???

Ich habe keine Ahnung, was ein Pumpspeicherkraftwerk sowohl in der Erstellung als auch im Betrieb kostet im Vergleich zu Wasserstoff-Speicher

Kann mir das mal einer erklären, warum das so Stiefmütterlich behandelt wird? Wo die Nachteile liegen?

Danke

Das Problem ist nicht nur der Wasserstoffspeicher, sondern auch die Wasserstofferzeugung. Eine Elektrolyseanlage, die groß genug ist, um die riesigen Spitzen abzugreifen, die schon heute mitunter entstehen, rechnet sich schlicht nicht, wenn sie nur an vielleicht 180 Tagen im Jahr und dann teilweise auch nur stundenweise läuft.

Aber ja: Wasserstoff kann eine Speichertechnik der Zukunft sein. Zunächst wäre aber die bessere Investition, die Netze auszubauen, damit wir nicht im Norden die Windkraft abregeln müssen, während im Süden Kraftwerke hochgefahren werden müssen, um dort den Bedarf zu decken.

Ein weiterer Schritt wird die Anpassung der Netzentgelte sein, um die großen gewerblichen Verbraucher dazu zu animieren, Strom dann zu brauchen, wenn er massenweise da ist und auch die Aufteilung Deutschlands in mehrere Preiszonen kann dazu beitragen.

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Weil die Fossilindustrie die gewinnträchtigste Branche auf der Welt ist. Man spricht von 3 Mrd Dollar Gewinn. Täglich. Wer so viel Geld übrig hat, kann gut lobbiieren, um auch in 50 oder gar 100 Jahren ähnliche Gewinne zu erwirtschaften.

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hi,

weil diese Kraftwerke wasserstofftauglich sind?
Bin mir gerad unschlüssig ob das Pflicht ist und für alle gilt, aber die Gasmotoren für Kraftwerke sind für Wasserstoff ausgelegt.
Macht imo auch Sinn, zuerst den Verbraucher vorzuhalten und anderweitig zu nutzen bis die restliche Infrastruktur nachzieht.

grüße
lipi

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Das Problem ist, dass alle Speicher zusammen derzeit nur den deutschen Bedarf für 30-60 Minuten decken können. Wir werden also bis auf weiteres Kraftwerke brauchen, um die schwankende Erzeugung aus Erneuerbaren Energien abfedern zu können und Gaskraftwerke sind aufgrund ihrer schnellen Reaktionszeit dafür die beste Lösung. Kohlekraftwerke sind dafür viel zu träge.

Die technischen Ursachen will ich gar nicht in Abrede stellen. Und mein Argument will ich auch auf keinen Fall monokausal verstanden wissen.

Es ist nur ein Grund unter vielen, warum die Nation der „Dichter und Denker“ in Fragen des ökologischen Gesellschaftsumbaus so wenig innovativ, und statt dessen so konservierend an altem festhält.

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… wir können nicht auf Wasserstoff umstellen, weil nicht genügend Wasserstoff vorhanden ist (Stahlbranche)
… wir stellen Windräder und Solarparks ab, weil der Strom nicht gebraucht wird
… wir brauchen Erdgas aus Borkum, weil wir keine Alternative haben (… Wasserstoffbeimengung bis 15% „unproblematisch“ bei Erdgas
… wir brauchen Speichermöglichkeiten - kurzfristig
… Wasserstoffimport muss ausgebaut werden
… Wasserstoff ist zu teuer (!!!) den grünen gäbe es außer Gewinnungskosten/Transport quasi kostenlos

Hallo?
Die Technik ist da - der Bedarf wäre da - die Ingenieurskunst setze ich mal als gegeben voraus … Projekt Hamburg (zumindest Hafen-City) - was ist daraus geworden? - und für den Verkehr sehe ich immer noch zumindest bei LKW (da waren mal die Schweizer führend) sinnvoller als „Oberleitungen auf Autobahnen“…
Was hindert, was bremst, wo fehlt es?

Hab ich so noch nie gehört. ThyssenKrupp und Salzgitter produzieren in kleinem Maßstab schon mit grünem Wasserstoff, den Salzgitter zum Teil schon selbst auch erzeugt.

Nein, die werden gedrosselt, weil der Strom mangels Leitungskapazitäten in Richtung Süden nicht dahin transportiert werden kann, wo er gebraucht wird.

Deutschland braucht dieses Gas nicht.

Und die werden massiv ausgebaut und durch den starken Zuwachs wird der netzschonende Einsatz immer wichtiger werden, d.h. auffüllen, wenn viel Strom erzeugt wird, aber geringer Bedarf herrscht und nicht als erstens morgens mit den ersten Sonnenstrahlen die heimische Batterie füllen und dann ab elf Uhr volle Lotte einspeisen, wenn das Netz eh schon voll ist.

Die großen Speditionen werden wohl den Wasserstoff überspringen und gleich zu vollelektrischen LKW übergehen. 2024 wurden doppelt so viele elektrische LKW zugelassen wie erd- und flüssiggasbetriebene zusammen.

Die Elektrolyseanlage wird wohl mit zunächst 100 Megawatt 2026 in Betrieb gehen.

Die Dinge entwickeln sich mit einer irren Geschwindigkeit. Der Bau einer Elektrolyseanlage dauert halt einen Moment länger als die Montage einer PV-Anlage auf einem privaten Wohnhaus.

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Die Erstellung kostet nur einmal, der Unterhalt dürfte sehr sparsam sein.
Das Problem sind unsere fehlenden geologischen Gegebenheiten.
Entweder zu wenig Höhendifferenz oder zu kleine Fläche für die Speicherbecken.

Ach ja, da sind dann noch die Leute, die immer was von „Verschandelung der Natur“ krähen.

Die wären für ein paar Projekte da gewesen, die bis in ganz konkrete Planung gediehen waren und dann aufgegeben wurden - etwa die Erweiterung der Kapazität der Hotzenwaldgruppe mit dem Pumpspeicherkraftwerk Atdorf in dramatischer Größenordnung und das in einem Zustand der Dauerplanung versackte Pumpspeicherkraftwerk Schweich.

Die Rentabilität von beiden wird dadurch in Frage gestellt, dass die seit ungefähr 25 Jahren mit aller Macht geplanten Nord-Süd-Trassen vielleicht doch im Lauf der kommenden 20 Jahre gebaut werden und damit ein sehr einfacher und billiger Anschluss des Verbundnetzes an die riesigen Pumpspeicher in Norwegen ermöglicht wird.

In Portugal wird derzeit ein Pumpspeicherkraftwerk gebaut, das die zweitwichtigste E-Verbrauchsregion in Portugal Porto - Braga - Felgueiras 24 Stunden lang versorgen kann. Irgendwas machen die Leute dort falsch, offenbar. Wahrscheinlich haben sie halt keine Übung darin, wie Verwaltung richtig geht.

Schöne Grüße

MM

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Pumpspeicher sind einfach nur geil.
In meiner Gegend gibt es einen kleinen, der wegen Unrentabilität und Sanierungsstau aufgegeben werden sollte.

Und warum?

Weil das Vorhalten positiver und negativer Leistungen nicht lukrativ genug ist.

Und warum?

Weil der Import von Strom und das Deaktivieren von EEG-Anlagen anscheinend weniger kostet.

Sehr, sehr schade.

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Tja, portugiesische Verhältnisse will man aber nicht.
Ein Kunde von mir wandert aus und konnte nicht glauben, dass das zuerst ins Auge gefasste Haus über einen Wechselstromanschluss verfügt, bei welchem ein verplombter Hauptschalter die maximale Stromstärke auf 30A begrenzt.

Anscheinend wird der Strom da Schubkarrenweise zur Liegenschaft befördert.

Jetzt hat er ein anderes Anwesen gekauft, immerhin Drehstrom mit 30A-Begrenzung.

Zum Vergleich: Nördlich des Weißwurst-Äquators sind 50A Drehstrom normal, also 34,5 kVA. 30A Wechselstrom sind magere 6,9 kVA, da muss man sich entscheiden: Wärmepumpe, Bratpfanne oder das Auto laden.

Wir sind da ziemlich verwöhnt und schreien laut, wenn jetzt Verbrauchseinrichtungen wie Ladesäulen und Wärmepumpen vom Netzbetreiber ferngesteuert auf 4,2 kVA drosselbar sein müssen.

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verstehe ich nicht. Was soll daran falsch sein?

Falsch ist daran, dass sich die Leute nicht an die Handhabung solcher Dinge im Modell Deutschland halten:

Erstmal muss man ein politisches Ziel erklären. Dann muss man definieren, unter welchen Bedingungen welche Stelle für welchen Schritt des Verfahrens zuständig ist. Dann muss derjenige, der die Absicht hat, sowas ins Werk zu setzen, Anträge schreiben - je einen pro für jeweils ein Teilgewerk des Projektes zuständige Stelle.

Und vorher muss man für die verschiedenen zuständigen Stellen natürlich eine Verwaltungsanweisung verfassen, unter welchen Bedingungen und mit welchen Einschränkungen welcher Antrag überhaupt genehmigungsfähig ist. Und man muss auch festlegen, für welchen Teilschritt des Planungs- und Genehmigungsverfahrens welche Gutachter zugelassen sind.

Und dann muss man natürlich auch die Träger öffentlicher Belange anhören.

Und das allerwichtigste: Dieser ganze Apparat an Planungs- und Genehmigungsvorgängen muss so aufwändig sein, dass alleine dadurch das gesamte Projekt unrentabel wird.

Dann hat man Ruhe und läuft nicht Gefahr, aus Versehen etwas nicht Genehmigungsfähiges zu genehmigen, weil die notwendigen Anträge gar nicht gestellt werden, denn die fraglichen Projekte werden von ihren Initiatoren als unrentabel erkannt - wie die bereits angeführten Pumpspeicherkraftwerke.

Das sollten die Portugiesen von uns lernen. Soooo einfach geht das ja nicht, da könnte ja jeder kommen.

– Hier nochmal die Episode (ich hab sie hier schon oft erzählt, aber sie hat mich so tief beeindruckt, dass ich sie nochmal wiederholen möchte) zur Fahrausweiskontrolle in einem IC von Lisboa Richtung Algarve: Der Zug ist reservierungspflichtig, d.h. man kauft die Fahrkarte nicht nur für eine bestimmte Distanz, sondern auch für einen bestimmten Platz im Zug. Der Zugbegleiter kommt zur Kontrolle der Fahrausweise mit einem kleinen Handheld, auf dessen Display er die Namen der Fahrgäste sehen kann, die die einzelnen Plätze gebucht haben. Auf ein paar Meter Entfernung (damit es nicht zu eindeutig wird) sagt er: „Bom dia, Adela - bom dia, Martím!“ und an der Reaktion der beiden Passagiere sieht er, dass sie auf den Plätzen sitzen, die sie gebucht haben. Und was tut Gott? Damit ist die ganze Kontrolle erledigt.

Das ist ungefähr so, als würden alle Soldaten und Offiziere, die mit einer faschistoiden Militärdiktatur nicht mehr einverstanden sind, mit einer roten Nelke im Gewehrlauf auf den Straßen der Hauptstadt spazieren gehen, und die Führer der Militärdiktatur würden darauf antworten „Ja, wir haben es kapiert, Ihr wollt uns nicht mehr haben - war schön mit Euch, bitte tut uns nichts - und Tschüs!“

So geschehen im April 1974.

Schöne Grüße

MM

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  • und von l’ami Georges unsterblich in Verse gesetzt:

https://www.youtube.com/watch?v=TNz34UTfgt8

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etwas überspitzt, aber im Grunde ist das so. Du hast das ausgezeichnet beschrieben.

Du vergisst, dass auch externe Beraterverträge abzuschließen sind.
Entweder mit dem Cousin des Staatssekretärs - oder mit einem Vertreter der favorisierten Herstellerfirma.
Dem folgen europaweite Ausschreibungen, welche dank „passend“ formulierter Ausschreibung nur von der favorisierten Firma erfüllbar sind. Drei andere Hersteller versuchen sich daran, müssen aber wegen mangelhaften Angeboten von der Vergabe ausgeschlossen werden.
Das geht dann den Rechtsweg, ein Reporter bekommt Wind von der Sache und der Staatssekretär geht in den einstweiligen Ruhestand. Nun muss die Ausschreibung wiederholt werden, aber wegen geänderter Auflagen leider auch komplett neu geschrieben werden.
Es bieten dieselben Firmen wie zuvor, der Auftrag geht an den billigsten.
Leider wird dann bemerkt, dass die Ausschreibung völlig realitätsfremd war, Nachtragsangebote werden geschrieben, technische Unmöglichkeiten zwei Tage vor dem Ende des Bauabschnitts bemerkt. Wegen Unstimmigkeiten verzögern sich Zahlungen an die Baufirma, diese meldet Insolvenz an. Zur Fortführung des Auftrags wird der unterlegene Bieter herangezogen. Diese stellt fest, dass das so alles nicht geht, man müsse im Prinzip von vorne alles neu anfbauen.

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… das Wort Bürokratieabbau … wann ist das seitens Politikern das letzte mal als Schlachtruf verwendet worden?

aber doch erstaunlich: irgendwie geht es doch voran: Kaverne Wasserstoffspeicher und sogar ein zweites Testobjekt

Die Portugiesen habe ich schon oft bewundert. Irgendwie mag ich die. Es geschah ja damals, dass ich mit dem Bus den Tejo über die Ponte 25 de Abril queren wollte um zum Cristo Rei zu gelangen.
Mein viva viagem galt bis dahin aber nicht, was ich wusste.
Aber anstatt, dass der Busfahrer alle Fahrgäste warten lies um mir die richtige Flußquerungsergänzungsfahrkarte raus zu suchen und zu verkaufen oder mich ahnungslosen Touristen des Fahrzeugs zu verweisen wie ein deutscher Schulbusfahrer einen bekannten Schüler am zweites des neuen Monats, zuckte der nur mit den Schultern und winkte mich durch.

Will sagen: woanders werden Probleme einfach gelöst anstatt darauf zu bestehen, dass alle Regeln eingehalten werden.

VG
J~