Hallo,
dann arbeitet da jemand wohl in einem dieser unzähligen unsäglichen Läden, die massenhaft in Sendungen wir Kochprofis, Küchenchefs, Rach, Rosin und Co. auftauchen, die dem Untergang geweiht ist, und deren Chefs „sich gar nicht vorstellen können, woran das wohl liegen mag.“
Und dann folgen immer wieder die Standardthemen, die man schon mitsingen kann, wenn man gelegentlich mal in solche Sendungen rein schaut. Und zwar nicht Standardthemen weil den Redakteuren nichts anderes einfallen würde, sondern weil es eben immer wieder die selben Fehler sind, die sich so einfach vermeiden lassen. Und dabei lautet der Klassiker schlechthin: Viel zu große Karte, die man so nicht frisch kochen kann, ohne jegliche Highlights und bar jedes Ansatzes eines eigenen Konzepts mit echtem USP.
Also letztendlich genau das, was Du offenbar für „normal“ hälst.
Warum muss ich dabei gerade an zwei Hausbrauerein denken, die ich früher beide gerne besucht habe, von denen aber nach einer Pleite (lag nicht am Laden selbst) und neuem Betreiber nur noch eine über geblieben ist? Der eine Laden setzt nach wie vor voll auf Brauerei, der Laden steht voll mit Brauerein-Antiquitäten, es gibt ein eigenes Brot mit Biertreber, auf den Tischen stehen Schälchen mit gerösteter Gerste als Knabberei, es gibt Brauergerichte, und herzhafte lokale Kleinigkeiten zum Bier. Die Saisonspezialitäten aus der Brauerei werden ausführlich beschrieben und beworben, und selbst auf der Toilette findet sich ein Zapfhahn als Wasserhahn und sind die Pinkelbecken für die „getrennte Entsorgung“ der Biere getrennt beschriftet.
Im anderen Laden steht die Brauerei inzwischen mehr als Fremdkörper rum, die angeblichen Spezialitäten tauchen da anonym als „Saisonales Bier“ in der Karte - und sonst gar nicht - auf. Die Küche bietet langweilige Standards von Schnitzel über Steak bis Nudeln, die auch genau so langweilig schmecken. Und der lahme, unkoordinierte Service ist auch nur der verlängerte Arm einer unkoordinierten und uninspirierten Küche. War der Laden früher, als er noch das Hausbrauereikonzept gelebt hat, immer gut besucht, ist es inzwischen gähnend leer, und die Aussage, dass man um 21:00 schon keinen Espresso mehr bekommt, weil man angesichts der leeren Bude schon die Maschine gereinigt und ausgeschaltet hat, zeigt, wie wenig Ahnung man da von Henne-Ei-Problemen hat. Und ich wette mit Dir, dass man sich bei der absehbaren nächsten Pleite „gar nicht vorstellen kann“, warum die Bude nicht funktioniert hat.
Ist jetzt etwas weiter gehend als „nur Küchenprobleme“, aber ehrlich: Das ist eben ein Puzzlespiel mit vielen Teilen, das darüber entscheidet, ob ein Laden läuft oder nicht. Aber konzeptlose „Standardküche“ ist auf jeden Fall schon mal ein KO-Kriterium.
Gruß vom Wiz