Hallo Dörte,
Ihre Erfahrung deckt sich in etwa mit den Verhältnissen auch in anderen Sparten der Medizin. Trotz vieler Frauenbewegungen ist unsere Gesellschaft nach wie vor patriarchalisch geprägt. D.h. besonders in den akademischen Berufen sind die männlichen Vertreter deutlich stärker repräsentiert. Besonders da Gynäkologie auch teilweise ein operatives Fach ist, und da werden Frauen absolut benachteiligt. Sie werden kaum eine gynäkologische Fachabteilung in unseren Krankenhäusern finden, deren Chef eine Frau ist. Und damit wird automatisch den Frauen, die dort eine Fachausbildung machen, der Weg schwerer gemacht. Sie brauchen sehr viel länger, den für den Facharzt notwendigen Operationskatalog zu erfüllen. Ist ungerecht, aber Fakt.
Ich übe seit nun dreißig Jahren meine Allgemeinpraxis aus und achte sehr darauf, daß die weiblichen Patientinnen sich regelmäßig gynäkologisch untersuchen lassen. Dabei ist mir aufgefallen, daß mindestens 2/3 der Frauen einen männlichen Gynäkologen bevorzugen. Fragen Sie mich nicht, warum das so ist. Wenn ich nachgefragt habe, bekam ich meist sehr ausweichende Antworten. Mehrmals hörte ich allerdings auch Folgendes: „Ich war mal bei einer Gynäkologin, die war mir zu grob. Die männlichen Gynäkologen, die ich kenne, sind sehr viel zartfühlender bei ihrer Untersuchung.“ Kein weiterer Kommentar.
LG Dr. Matthiesen