Warum sind Krimis, die am Meer spielen, (fast immer) so langatmig?

Schon seit Jahren stelle ich fest, dass sich TV-Krimis, die am Meer bzw. in Meeresnähe spielen, im Vergleich zu Krimis im Landesinneren fast immer deutlich langsamer (zum Einschlafen langsam und kaum spannend) entwickeln und eher sparsame Action enthalten.

Ich frage mich dann immer: Macht die Nähe des Meeres das Denken und das Handeln der Protagonisten (sowohl Täter als auch Kommissare) grundsätzlich langsam? Was wollen uns die Drehbuchautoren damit sagen?

Ist vielleicht das Drehen direkt am Meer mühsamer und aufwändiger, so dass aus diesem Grund an der Action/Bewegung gespart werden muss?

Oder nehmen die Autoren Krimihandlungen am Meer einfach zum willkommenen Anlass, einen in die Länge gezogenen, abendfüllenden Krimi zu produzieren, der ihnen fast keine Arbeit/Mühe macht?

Hat jemand eine Idee dazu? Oder habe bloß ich eine verschobene subjektive Wahrnehmung, sobald das Meer in der Handlung eine Rolle spielt? Hypnotisiert mich der Wellengang möglicherweise - auch wenn er nicht immer im Bild gezeigt wird?

Mit kriminalistischen Grüßen,
Fatzmaniac

Ich glaube, Dick Wolf (was für ein Name) arbeitet gerne in Urlaubsstimmung. Recht hat er.

Zum Glück habe ich eine natürliche Abneigung gegen {solchen Schund} Krimis vom Fließband.

Leiche-Ermittlung-Geständnis. Hach!
Wie soll das NICHT langweilig sein?
Und so realistisch, wenn die legeren Saubermänner während der Spurensicherung in den Tatort crashen, mit dem Füller Taschentücher aufheben usw… Oder in die Pathologie, und die Forensiker mit Fragen nerven.

Ich warte noch immer auf die Folge, wo Horatio mit abgeschlecktem Finger irgendein unbekanntes Pulver kostet und ganz cool ächzt: „Das ist eindeutig Arsen!“ Oder Anthr*x-Sporen o.Ä., während die Statisten mit Kakaopulver rumpinseln.

Aber, wem’s gefällt🤷‍♂️

Edith meint: okay, die ersten Folgen von CSI waren gut und durchdacht …

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Weil es einfach nun mal verschiedene Sorten von Krimis gibt. Es gibt eine Menge von Autoren, die in dem letzten Jahren massenhaft Bücher für Urlauber und Urlaubsheimkehrer sowie verhinderte Strandhaus-Eigentümer geschrieben haben, die am Meer spielen, und mehr Landschaft, Leute, Kultur und Eigenarten in entspannter Atmosphäre vermitteln wollen, als Action mit Mord auf Mord. Da geht es dann eher um Wiedererkennungswert der Spielplätze und gewisser Typen von Menschen, entspannte Urlaubsstimmung, nur leicht gewürzt mit einem Todesfall.

Diese Bücher finden nicht nur in den entsprechenden Urlaubsregionen reißenden Absatz, sondern werden natürlich auf verfilmt. Und dann sitzt man - wieder im hektischen Alltag zurück - auf dem Sofa, und erinnert sich an den letzten Urlaub und die ein oder andere gezeigte Ecke und entspannt sich dabei, wie so nebenbei in gemütlicher Ruhe ein Mord aufgeklärt wird.

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90 Minuten mit einer intelligenten oder gar verzwickten Geschichte und Dialogen zu füllen, ist für einen (Drehbuch-)Autor bedeutend aufwendiger als eine Actionszene an die nächste zu reihen.

Was meinst Du denn damit? Filme, bei denen das Meer bzw. die Nähe zum Meer Gegenstand der Geschichte ist oder Filme, bei denen sich das Meer zufällig in der Nähe befindet und allenfalls als Kulisse dient? Am Meer spielen bspw. die Bad Boys-Filme, die Lethal Weapon-Reihe, die Beverly Hills Cop-Filme oder auch Dexter. So ganz schlafmützig finde ich die jetzt nicht.

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Viele dieser Meer-Krimis spielen ja im Ausland, werden aber überwiegend mit deutschem Personal produziert. Da kommt in der Bretagne natürlich mehr an Spesen zusammen als im Taunus. Ich habe mal gelesen, dass die Serie „Der Kommissar und das Meer“ deswegen, d.h. um Produktionskosten zu sparen, von Schweden an den Bodensee verlegt wurde, unter anderem Namen natürlich, „Der Kommissar und der See“ wahrscheinlich ;). Da sind nicht nur die Reisekosten-Tagessätze niedriger, da kann der Sittler sogar zu den Drehtagen morgens mit dem Zug aus Stuttgart anreisen.

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„Action“ im Sinn von Lebensgefahr, Schießen, Schlagen, Rasen etc. erwarte ich auch gar nicht. Aber bei „Meeres-Krimis“ vermisse ich meist auch pfiffig-intelligente Abwechslung in Geschichte und Dialog. Das kriegen die bei „Aktenzeichen XY“ (eine meiner Lieblingssendungen) meist besser hin!

Nein, nicht zufällig, sondern wo die Handlung ganz gezielt am Meer spielt und wo auch das Meer eine Rolle spielt.

Ich gebe zu, dass mir Filme aus den USA nicht zusagen. Die o. g. kenne ich alle nicht. Ich war jetzt ja auch schon seit mehr als 20 Jahren nicht mehr im Kino. Ein schöner großer und hochauflösender Fernseher (HD) reicht mir völlig. Dabei trage ich immer Kopfhörer und erhöhe die Sprachverständlichkeit durch Anhebung der höheren Frequenzen mittels zwischengeschaltetem Equalizer. Positiver Nebeneffekt: Meine Nachbarn hören absolut nichts - obwohl ich ein Nachtmensch bin und oft erst nach Mitternacht bis in die Morgenstunden fernsehe.

Gestern Abend hat mich 3sat mit „Engel unter Wasser“ besonders verwirrt, was hauptsächlich an Anna-Maria Mühe („Judith“) lag. Sie spielt ja auch seit Jahren die LKA-Zielfahnderin „Nora Weiss“ (Solo für Weiss). Zumindest ein Teil dieser Serie spielte ebenfalls über große Strecken am oder auf dem Meer.

Deshalb dachte ich bei AMM gestern auch sofort an ihre Rolle als Zielfahnderin und habe mich zunehmend gewundert, dass sie sich nicht als Polizistin ausweist und wie hilflos sie diesmal agiert. Hat lange gedauert, bis ich geschnallt habe, dass sie diesmal keine Fahnderin (und nur im „Nebenjob“ auch die Schwester ihrer Schwester), sondern dass sie nichts anderes als die „Schwester“ war.

Was auch zu meiner anfänglichen Fehlinterpretation beitrug, war auch meine Wahrnehmung der letzten Jahre, dass es so gut wie keine Kommissar:innen mehr gibt, die keine psychischen oder familiären oder Beziehungsprobleme haben und sich deshalb mit all ihrer/seiner Energie ganz auf den Fall konzentrieren können um diesen pfiffig und mit Scharfsinn zu lösen.
Man kann sich einfach auf nix mehr verlassen! Wie soll man sich da noch von der Polizei gut beschützt fühlen?

Da lob’ ich mir den Duisburger Kommissar Horst Schimanski (Götz George). Der hatte kein psychisches Problem. Vielmehr war er selbst das Problem. Damit kam ich in den 80ern besser klar - auch wenn mir seine radikalen Methoden nicht immer zusagten. Seine Audrucksweise um so mehr.

Ich frage mich, ob auch andere Zuschauer das Problem haben, eine:n bestimmte:n Schauspieler:in mental-intern fest mit einer bestimmten Rolle zu verknüpfen, so dass er/sie in einer ganz anderen Rolle einfach nur unglaubwürdig wirkt?

Bei mir geht das Eintauchen und Verknüpfen sogar soweit, dass wenn die verkörperte Figur irgendwann stirbt bzw. ermordet oder dement (siehe Kurt Wallander) wird, ich eigentlich keine weiteren Filme mit ihr mehr sehen möchte - Schauspieler und Figur sind ja in Personalunion schon gestorben! Und dann sehe ich mir auch keine Wiederholungen an, in denen die Filmfigur wieder lebt oder (noch) nicht dement ist.

Auch umgekehrt geht’s mir so, dass wenn ein:e Schauspieler:in im realen Leben gestorben ist, ich mir auch keine Filme mit ihr mehr ansehen möchte. Und ich kann’s gar nicht ab, wenn ich so jemanden bereits als real alten Menschen gekannt habe, er oder sie in einer Wiederholung plötzlich wieder deutlich jünger erscheint. Deshalb vermeide ich Wiederholungen und Fernsehfilme, die vor mehr als ca. 20 Jahren gedreht wurden.

Aber ich verstehe ja, dass die Ressourcen geeigneter Schauspieler:innen sehr begrenzt sind. Sie können nicht jedes Mal nach ihrem filmischen Tod durch jemand anderes ersetzt werden. Wie sollten die „Verstorbenen“ dann weiterhin ihren Unterhalt verdienen? Nur noch im Theater? :frowning_face:

Na ja: Das ist meine Macke. Aber so Typen wie ich (Ü70) sind ja im Aussterben begriffen. Das lineare Fernsehen wohl auch … :lying_face:

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