Warum soll ich Abi machen?

Unser Sohn geht in die 7. Klasse im Gymnasium, hatte bisher gute Leistungen und lernte ohne dass wir groß nachhelfen mussten. Nach unseren Umzug vor kurzem sind die Leistungen allerdings extrem abgesackt. Das ist aber nicht das Thema dieser Anfrage.

Vielmehr müssen wir uns fast jeden Tag mit der Frage befassen, warum er überhaupt Abitur machen soll. Er möchte lieber noch den Rest bis zu mittleren Reife ohne viel Lernen durchziehen und dann arbeiten gehen, um eigenes Geld zu verdienen.

Argumente zu Chancen und Möglichkeiten im späteren Arbeitsleben prallen ab, er möchte kein Streber sein, und überhaupt will er später als Profiskateboarder sein Geld verdienen. Da glaubt er fest dran. Zweite Möglichkeit wäre Radiomoderator, ‚weil die soviel Scheiß labern, Spaß haben und viel Geld kriegen‘.

Natürlich können wir ihn sozusagen noch zwingen, in Richtung Abi weiterzumachen. Lieber wäre es uns aber, wenn er verstehen würde, um was es geht. Welche Argumente könnten da noch wirken?

Danke für jeden Tip
Ludwig

warum er überhaupt Abitur machen soll. Er möchte lieber noch
den Rest bis zu mittleren Reife ohne viel Lernen durchziehen

Ohne viel zu Lernen kann er sich abschminken.

Mittlere Reife einfach mit dem 10.Klass-Zeugnis vom Gymnasium wird bei Bewerbungen nicht so sehr anerkannt wie eine Mittlere-Reife-Prüfung.

und dann arbeiten gehen, um eigenes Geld zu verdienen.

Das wollen wir doch alle.

überhaupt will er später als Profiskateboarder sein Geld

Dazu braucht er keine Mittlere Reife. Lesen und Schreiben langt da vollkommen.
Kann er mit etwa 30 Jahren denn überhaupt noch mit der jungen Konkurrenz mithalten? Er gehört dann zum Alten Eisen.

verdienen. Da glaubt er fest dran. Zweite Möglichkeit wäre
Radiomoderator, ‚weil die soviel Scheiß labern, Spaß haben und
viel Geld kriegen‘.

Die nehmen beim Radio aber nur Leute mit Abitur. hier macht er dann auch eine mehrjährige Ausbildung. Nämlich nur labern ist das nicht.
Mein Cousin ist bei einem Lokalsender in Bayern Musikredakteur.
So einfach wie sich die leute das vorstellen ist das noch lange nicht.

Hallo Ludwig,

wahrscheinlich ist Euer Sohn lernmüde.
Doch da müssen alle unsere Kinder durch. Je älter, desto mühsamer, und umso sehnlicher ist der Wunsch endlich irgendwo in einem Berufsleben eingebunden zu sein, sein eigenes Geld zur freien Verfügung zu haben. Wovon man halt in dem Alter träumt.
Dass das Berufsleben aber nicht so einfach ist, wie es von außen aussieht, entzieht sich der Vorstellungskraft und will auch nicht gehört werden.

Aber ob er wirklich das Abitur machen sollen, ist noch die andere Frage. Ich habe in der 10ten festgestellt, dass ich eher eine Praktikerin als eine Theoretikerin bin, und bin in die Fachoberschule gewechselt. Das hat mir gut gefallen, weil zu der Ausbildung auch ein Praktikum gehörte. Mit dem Fachabitur kann man dann ein Studium in der Fachhochschule beginnen, und immer noch in die Uni überwechseln.

Ich schätze, dass Ihr ihn zur Zeit nicht überzeugen könnt. Jedes Argument von Euch, und sei es noch so stichhaltig, steht ein Gegenargument von ihm entgegen.
So würde ich ihn losschicken, damit er sich Informationen für seinen beruflichen Werdegang besorgt. Kann er eine Volontärstelle bei einem Radiosender haben, oder gar einen Ausbildungsplatz. Er soll Kontakt zu Profi-Skater aufnehmen, oder sich um eine Agentur bemühen, die Profi-Skater vermittelt. Da ist noch das Arbeitsamt, das einen beraten kann. Wie sieht es mit Lehrstellen in ortsansässigen Firmen aus? Laß ihn ruhig für seine Berufspläne aktiv werden.
Und dann soll er mit Euch nochmals darüber diskutieren. Bisher hatten ja seine Ideen mehr den Stellenwert eines kleinen Bubens „ich will zur Feuerwehr“. Wenn er seine Berufswahl selbst in die Hand nehmen will, dann muß es auch in die Realität passen, und Euch als Verantwortliche überzeugen.
Parallel dazu würde ich mich ebenfalls nach Ausbildungsmöglichkeiten und Berufszielen umsehen, und sie ihm zum gegebenen Zeitpunkt vorschlagen, falls er im Frust stecken bleibt.
Er wird seine eigenen Erfahrungen machen, hoffentlich mit konstruktivem Ausgang.

viele Grüße
Claudia

Ich weiss ja nicht, wie es bei Euch ist, aber hier in Leipzig
machen die Schüler in der 9. und 10. Klasse ein Praktikum.
Die Kinder müssen sich selbst einen Betrieb oder was auch immer suchen. Beim ersten Praktikum hab ich meinen Sohn zur Baustelle
geschickt, er war geheilt! Beim zweiten hab ich ihn mit in
meine Klinik genommen, das gefiel ihm schon besser, war aber
auch nicht so daß, was er wollte. Nun dann (er ist Legastheniker und hat REalschulabschluß nur auf mein Drängen gemacht und wie!!! Hat mit 2,2 abgeschlossen) war er jedenfalls zugänglicher für mein Reden…, weil er jetzt weiss, was es heißen kann,
Geld zu verdienen. Er macht zwar ne Ausbildung, die er nehmen
mußte, um überhaupt eine Lehrstelle zu bekommen, aber nichts desto trotz, weiß er, daß er danach alles schaffen kann.
Also Geduld und wenn es so etwas wie diese Praktiken auch bei Euch gibt, laßt den Jungen ruhig mal 3 Wochen „schwitzen“ *gg*
Viel Glück
H.-D.

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Hallo Seamann,

Unser Sohn geht in die 7. Klasse im Gymnasium,

vor kurzem sind die Leistungen allerdings extrem abgesackt.

Das kann auch mehr an der 7. Klasse als am Umzug liegen :wink: Bei mir sind damals von 31 Leuten 8 durchgefallen (natürlich mit einer etwas - ähm unglücklichen Lehrerkombination).

Das ist aber nicht das Thema dieser Anfrage.

Weia, hab ich jetzt Thema verfehlt? *ggg*

Vielmehr müssen wir uns fast jeden Tag mit der Frage befassen,
warum er überhaupt Abitur machen soll.

*lach* Die Frage ist natürlich gut zu verstehen, grad in der 7. Klasse, wenn die Schule (durch 2. Fremdsprache und Physik) anfängt in Streß auszuarten und kein Ende in Sicht ist *g*

Vielleicht könnt Ihr Euch auf nen Deal einigen? Er schaut sich, so wie Claudia das beschrieben hat, nach seinen „Traumjobs“ um, bleibt aber bis zur 10ten auf dem Gymnasium. Allerdings kann ich nicht sagen, ob er damit bei einer Bewerbung nun wirklich schlechtere Karten als mit ner mittleren Reife von der Realschule hätte. Ansonsten würde ich raten, daß er sich nen „netten“ Ferienjob sucht. Dabei meine ich nicht sowas wie Babysitten oder Zeitungen austragen, sondern (in den Ferien natürlich) einen Full-Time Job - die meisten Firmen suchen über den Sommer für die Produktion Schüler und Studenten als Aushilfskräfte.

Argumente zu Chancen und Möglichkeiten im späteren
Arbeitsleben prallen ab, er möchte kein Streber sein,

Wer will das schon? *g* Andererseits, wenn er vielleicht mal vor Ort sieht, was für Sch***jobs diese Nicht-Streber teilweise haben, könnte das die Motivation für die Schule dramatisch erhöhen. So ein Ferienjob in der Fertigung hat mich seinerzeit auf jeden Fall ziemlich kuriert *g*

Liebe Grüße

Petzi

Hallo Ludwig,

ich muss sagen, ich finde den Vorschlag von Clauda mit der Fachoberschule nicht schlecht. Dadurch, dass dort im 1. Jahr ein Praktikum gemacht wird und nur im 2. Jahr Vollzeitunterricht ist, kann er Theorie und Praxis gut miteinander verbinden. Und mit der Fachhochschulreife stehen ihm spaeter auch die Tueren zu einem Fachhochschulstudium und/oder, zumindestens in NRW, einem Universitaeren Studium an einer Gesamthochschule offen. Ein Vortel ist auch, dass er an der FO ein Jahr frueher fertig ist, als mit dem Gymansium.

Unser Sohn geht in die 7. Klasse im Gymnasium, hatte bisher
gute Leistungen und lernte ohne dass wir groß nachhelfen
mussten. Nach unseren Umzug vor kurzem sind die Leistungen
allerdings extrem abgesackt. Das ist aber nicht das Thema
dieser Anfrage.

Vielmehr müssen wir uns fast jeden Tag mit der Frage befassen,
warum er überhaupt Abitur machen soll. Er möchte lieber noch
den Rest bis zu mittleren Reife ohne viel Lernen durchziehen
und dann arbeiten gehen, um eigenes Geld zu verdienen.

Argumente zu Chancen und Möglichkeiten im späteren
Arbeitsleben prallen ab, er möchte kein Streber sein, und
überhaupt will er später als Profiskateboarder sein Geld
verdienen. Da glaubt er fest dran. Zweite Möglichkeit wäre
Radiomoderator, ‚weil die soviel Scheiß labern, Spaß haben und
viel Geld kriegen‘.

Natürlich können wir ihn sozusagen noch zwingen, in Richtung
Abi weiterzumachen. Lieber wäre es uns aber, wenn er verstehen
würde, um was es geht. Welche Argumente könnten da noch
wirken?

Zum Beispiel dass Argument, dass ihm nur mit dem Abitur alle Berufs und Studiumsmoeglichkeiten offen stehen. Mit der Mittleren Reife unterliegt er immer Beschraenkungen, kann nur bestimmte Berufe machen, und ein Studium ist gar nicht moeglich.

Ausserdem muss er das ja noch nicht jetzt entscheiden, wenn er sich ein bisschen haengen laesst, ist das ja kein beinbruch, er soll nur schauen, dass er mit ach und krach durch die Versetzung kommt, die Noten aus der 7. Klasse interessieren spaeter keinen Menschen mehr :smile:

Lieben Gruss

Katja

Anmerkung wg. Studium mit FHS-Reife
Hallo,

das mit dem Universitären Studiengang an Gesamthochschulen ist - zumindest für NRW - so nicht mehr richtig. Die Gesamthochschulen werden gerade alle umgewandelt in Fachhochschulen und die universitären Zweige zu reinen Uni-Studiengängen. Das bedeutet, daß man eben nicht mehr von der FH an eine Uni wechseln kann. (Und in meinem Fall heißt es, daß ich jetzt mit FHS-Reife erst mühsam mein Abi nachholen muß, um meine Wahl-Fächerkombination studieren zu können.) Im Zweifelsfall solltet ihr euch vor der Wahl einer Fachoberschule beim Arbeitsamt oder der Studienberatung einer Universität erkundigen, welche Wege mit diesem Abschluß später offen stehen.

Gruß vom
Sams

Hallo Sams,

die Gesamthochschulen in Nordrhein-Westfalen wehren sich mit Haenden und Fuessen gegen die Trennung in Fachhochschule und Universitaet. Zumindestens von den Gesamthochschulen in Wuppertal und Essen weiss ich, dass dort mit dem sogenannten Expertenrat Kompromisse geschlossen wurden um die bisherige Struktur der GH beizubehalten. Nur einige Studiengaenge stehen zur Disposition, manche werden geschlossen, aber die integrierten Studiengaenge in BWL, Physik, Chemie, Psychologie et cetera bleiben erhalten.

Gruesse

Katja

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