Warum soviel lateinische Lehnwörter im Englischen?

Hallo, ihr Lieben,
ich hätte da gern mal ein Problem.
Vor geraumer Zeit behauptete ein Bekannter, Englisch und Französisch seien verwandte Sprachen, weil viele Worte in beiden gleich seien.
Zum Beispiel heißt „Vertrauen“ auf Französisch „confiance“, auf Englisch „confidence“.
„Sammlung“ heißt in beiden Sprachen „collection“.
„Erbrechen“ heißt auf Englisch „to vomit“, auf Französisch „vomir“. (Man verzeihe mir das geschmacklose Beispiel.)
Parallelen dieser Art gibt es unzählige. Ich sagte, das sei Kappes. Englisch sei eine indogermanische Sprache und Französisch eine romanische. Die Adaption lateinischer Worte sei kein Beweis für eine Verwandtschaft beider Sprachen.
Aber was mich nun interessiert, ist etwas anderes: Was mag der Grund dafür sein, daß die deutsche Sprache so viele eigenständige Worte schuf, während Franzosen und Engländer weitaus häufiger lateinische Worte umformten?
Waren die Deutschen aufgrund ihrer Kleinstaaterei von der internationalen Bühne abgeschnitten, oder liegt es an vielleicht an Luthers früher Bibelübersetzung ins Deutsche?
Für eure Ideen wäre ich euch dankbar.
Schönen Gruß
Juppes

Hallo Juppes,

ich bin gerade zu müde, um es selbst auszuführen, darum lasse ich Wikipedia für mich sprechen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_englisch… ff.

http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Englands#Die… ff.

Beste Grüße

=^…^=

Hallo,

zunächst einmal sind Englisch und Französisch beide indogermanische Sprachen und somit verwandt, wie auch mit den keltischen, slawischen u.a. Sprachen. Englisch gehört zum germanischen und Französisch zum romanischen Zweig (weitere indogermanische Zweige sind z.B. Slawisch, Keltisch, Griechisch, Armenisch, Baltisch). Französisch ist eine direkte Weiterentwicklung des Lateinischen, also ist sein Wortschatz größtenteils lateinisch. Wie in dem erwähnten Wikipedia-Artikel steht, kamen hauptsächlich in drei Phasen lateinische Wörter ins Englische: 1.) Zur Zeit des Römischen Reichs direkt aus dem Lateinischen
2.) Zur Zeit der Normannenkönige über den Umweg des Französischen
3.) Danach (und bis heute) wieder direkt aus dem Lateinischen.

Zu deinen Beispielen: confidence und collection gibt es seit dem Mittelenglischen und wurden aus dem Mittelfranzösischen entnommen. vomit wurde direkt aus dem Lateinischen (vomitare) entlehnt. Da ja aber das Französische eine Weiterentwicklung des Lateinischen ist, ist es nicht verwunderlich, dass das französische Wort vomir (von lateinisch vomere) sehr ähnlich ist.

Trotz des hohen Anteils an Worten lateinischen Ursprungs bleibt das Englische eine germanische Sprache und ist folglich mit dem Französischen nicht näher verwandt als z.B. mit dem Griechischen oder als das Deutsche mit dem Französischen.

Dass das deutsche nicht so viele lateinisiche Wörter aufweist, liegt wohl daran, dass wir keine frankophonen Könige hatten, Luther eine verständliche Sprache benutzen wollte, und viele Fremdwörter (die das Deutsche zwischenzeitlich nämlich trotzdem in beträchtlicher Zahl aus dem Lateinischen und Französischen entnommen hatte) auf Betreiben einiger Gelehrter ausgemerzt hat. (z.B. hat das Veloziped nicht überlebt und wurde durch Fahrrad ersetzt. Andere Vorschläge wie Zerknalltreibling für Motor konnten sich nicht durchsetzen).

Viele Grüße

Marco

Moin

Zum Beispiel heißt „Vertrauen“ auf Französisch „confiance“,
auf Englisch „confidence“.

oder ‚trust‘ oder ‚faith‘ oder
http://dict.leo.org/ende?lp=ende&lang=de&searchLoc=1…

„Sammlung“ heißt in beiden Sprachen „collection“.

Oder oder oder; siehe
http://dict.leo.org/ende?lp=ende&lang=de&searchLoc=1…

„Erbrechen“ heißt auf Englisch „to vomit“, auf Französisch
„vomir“. (Man verzeihe mir das geschmacklose Beispiel.)

Siehe auch hier
http://dict.leo.org/ende?lp=ende&lang=de&searchLoc=1…

Im Englischen findest Du in vielen Fällen Worte aus romanischen wie auch germaischen Quellen, die das gleiche bezeichnen.

Gandalf

Danke für eure Antworten! Ihr habt mir damit sehr weitergeholfen.
Schöne Grüße :smile:
Juppes