Hallo Nadja,
beim „Spargelanstich“ ist eine Metapher von einem Lebensmittel an ein anderes übertragen, zu dem sie nicht so gut passt.
Der „Anstich“ in diesem Zusammenhang kommt eigentlich vom Starkbier-Anstich: Das feierliche öffentliche Anzapfen des ersten Fasses Starkbier am Anfang der Fastenzeit. Starkbier gehörte deswegen zur Fastenzeit, weil es als „flüssiges Brot“ die feste Nahrung ersetzte. Das in der Fastenzeit erlaubte zurückhaltende Essen mit einer täglichen Mahlzeit galt für Mönche je nach Orden teilweise nicht.
Das „Anstechen“ eines Fasses ist das Hineintreiben des hölzernen Zapfhahns in das Spundloch mit einem oder wenigen beherzten, kräftigen Schlägen: Der Zapfen muss gegen den Druck des Biers so kräftig in das Spundloch getrieben werden, dass er sofort darin fest sitzt. Wenn er nicht satt im Spundloch sitzt, ergießt sich der Inhalt des Fasses als eine Art Schaumlawine über die dem angestochenen Fass zunächst stehenden Leute.
Der „Spargelanstich“ auf dem Viktualienmarkt ist eine moderne Erfindung, die dem immer früher gestochenen und immer faderen ersten Spargel der Saison zu Popularität verhelfen soll, ein Marketing-Gag vergleichbar mit der Vermarktung des „Beaujolais Primeur“. Er fährt im Kielwasser des Starkbieranstichs auf dem Nockherberg.
Dass man Spargel bei der Ernte sticht, ist nur zufällig in die Nähe des Wortes geraten.
Schöne Grüße
MM