Hallo Wer.Weiss.Was-Experten!
Ich habe gehört, daß bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern die Wahlbeteiligung sehr schlecht gewesen sein soll. Es gibt ja immer Experten, die das hinterher erklären, warum. Warum war denn die Wahlbeteiligung bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern so schlecht? Danke für ihre Hilfe.
Hallo.
Gute Frage
Leider auch schwierig zu beantworten. Generell ist die Beteiligung besser, je näher die Bundestagswahlen sind, oder wenn es ein prominentes Streit-Thema gibt (wi z.B. Stuttgart 21). Beides war wohl in Meck-Pomm nicht der Fall.
Die Arbeitslosigkeit hat seit 2006 zwar deutlich abgenommen, von fast 20 auf derzeit 11,5 Prozent. Doch im Wesentlichen trug dazu die demografische Entwicklung bei. 1990 lebten in Mecklenburg-Vorpommern noch rund 2 Millionen Menschen. Jetzt sind es 1,6 Millionen. Prognosen gehen davon aus, dass die Einwohnerzahl in den nächsten Jahrzehnten auf 1,2 Millionen sinkt. Die Einwohnerdichte in dem Flächenland ist die niedrigste in ganz Deutschland, in manchen Gegenden sind es nicht einmal 30 Einwohner pro Quadratkilometer – so viele wie in Simbabwe.
Wer kann, verlässt das Land. Tausende junge Menschen, insbesondere besser gebildete Frauen, ziehen jedes Jahr auf der Suche nach Arbeit weg. Es bleibt, wer auf dem Arbeitsmarkt wenig Chancen hat. Rund 14 Prozent der Schulabgänger verlassen die Schule ohne Abschluss oder nur mit einem Abschluss der Förderschule.
Die schwere Lage lässt auch die Geburtenrate sinken. Rund 60 Prozent des Bevölkerungsrückganges ist dem so genannten „Sterbefallüberschuss“ geschuldet (es sterben mehr Menschen als geboren werden). Und weil mehr Menschen in Rente gehen, als junge Leute die Schule verlassen, sinkt auch die Zahl der Beschäftigungsfähigen jedes Jahr um 14.000.
Dennoch zählte die Arbeitsagentur im August knapp 100.000 Arbeitslose. Davon befanden sich etwa drei Viertel im Hartz-IV-Bezug, das heißt sie waren länger als ein Jahr arbeitslos.
Wenn sie Arbeit finden, dann im Niedriglohnbereich. Mecklenburg-Vorpommern ist das Land mit der weitesten Verbreitung von Niedriglohnarbeit. Da das verarbeitende Gewerbe nur noch einen Zehntel zur Bruttowertschöpfung beiträgt, weil die alten Werften und viele andere Industriebetriebe geschlossen wurden, finden sich die meisten Jobs in der Dienstleistungsbranche, vor allem im Tourismus sowie in der Land- und Forstwirtschaft.
Doch die dort Arbeitenden werden schlecht bezahlt, insbesondere wenn sie jung sind. Auf der Ostsee-Insel Rügen, dem Tourismus-Magneten, arbeiten 90 Prozent der Jugendlichen zu Niedriglöhnen. Dies ist nicht die Folge von tariffreien Zonen, wie Gewerkschaften gerne behaupten. Ein gelernter Koch im ersten Gesellenjahr verdient laut Tarifvertrag von Dehoga (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband) und NGG (Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten) 1.164 Euro brutto im Monat – ein gewerkschaftlich vereinbarter Niedriglohn.
Hallo, die Frage kann sicher jemand der in Deutschland lebt besser beantworten. Aber eine niedrige Wahlbeteiligung bedeutet meistens, dass die Menschen keine richtigen Unterschiede bei den Parteien sehen und sich somit von keiner Partei vertreten fühlen.
LG Ina