Weihnachten und Weihnachtslieder sprechen unabhängig davon, ob man gläubig ist, bestimmte Dinge an, die hochgradig emotional besetzt sind. Und auch wenn man nicht gläubig ist, dann bekommt man in unserem Kulturkreis natürlich eine ganze Menge sowohl zu den religiösen als auch sonstigen Hintergründen mit, und verbindet damit gewisse Dinge. Ein junges Paar wird zum ersten Mal Eltern, und dies auch noch unter einerseits erschwerten Bedingungen, andererseits aber auch romantisch verklärt. Das löst schon grundsätzlich Emotionen aus, wenn man nicht gerade kalt wie ein Eisblock ist.
Dadurch können aber auch Bezüge, z.B. zur fehlenden/verlorengegangenen eigenen Partnerschaft und Familie/Problemen in der Elternfamilie hergestellt werden. Das „I’ll be Home for Christmas“ oder auch „Driving Home for Christmas“, kann schon belastend sein, wenn man vor Weihnachten sonstwo in der Welt unterwegs ist, und es da nicht wirklich ein „Home“ im Sinne einer Familie gibt, zu der man gerne zu Weihnachten zurückkehrt.
Weiter als der Familienkreis ist das Thema „Gemeinschaft“ im Zusammenhang mit Weihnachten zu sehen. Wer nicht so den großen, tollen Freundeskreis hat, mag sich auch da Defiziten bewusst werden, oder unterbewusst einen Bezug herstellen, der traurig werden lassen kann. Es kommt doch nicht von ungefähr, dass nicht nur Kirchen, sondern auch sonstige Institutionen am Heiligen Abend Veranstaltunge in Gemeinschaft gerade auch für Leute anbieten, die nicht kirchlich gebunden oder gläubig sind. Und auch dass die Telefonseelsorge rund um Weihnachten viel zu tun hat, ist ja durchaus bekannt. Nicht zuletzt auch, dass Menschen rund um Weihnachten in nicht geringer Zahl ihrem Leben ein Ende setzen.
Aber auch dieser Aspekt „ich bin kein Christ“, kann natürlich in diesem Zusammenhang unterbewusst eine Rolle spielen. Vielleicht gibt es da doch so ganz hinten in der letzten Ecke eine gewisse Bewunderung für/ein gefühltes Defizit gegenüber Menschen, die auch heute noch in einer von strenger Wissenschaft geprägten Welt glauben können, gerade auch durch ihren Glauben Weihnachten intensiver erleben können, durch ihren Glauben an Weihnachten Gemeinschaft erleben, oder hierdurch auch die Kraft bekommen, an Weihnachten für andere da zu sein, die diesen Glauben nicht zwingend teilen.