Tach,
wahrscheinlich eher mit denen, die von ihrem Arbeitgeber
entlassen wurden und zeitgleich ein Angebot bekommen haben für
einen Personaldienstleister zum halben Nettolohn am selben
Arbeitsplatz weiterzuarbeiten.
Man sollte nicht dem Irrtum unterliegen und aus dem besch…eidenen Nettolohn eines Zeitarbeitnehmers schliessen, dass er fuer den Auftraggeber/Entleiher pro Stunde billiger ist, als eigene Mitarbeiter, dem ist naemlich nicht so. Was zaehlt ist die Flexibilitaet, nur soviel und genau das Personal zu bezahlen, was man auch braucht, und das auf den Tag genau, wobei je anspruchsvoller die Arbeit umso mehr Risiko geht der Auftraggeber dabei ein. Dies erst einmal voellig wertungsfrei.
Aus eigener Erfahrung sage ich mal folgendes:
es laesst sich als Zeitarbeitnehmer eine gewisse Zeit ganz OK leben wenn man
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entweder den Job eh nur fuer einen beschraenkten Zeitraum braucht (z.B. wenn man seinen Abschluss macht und die Zeit bis eine „richtige“ Arbeit gefunden ist ueberbruecken will, ohne zum Amt zu rennen, in den Sommerferien als Schueler etc…),
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oder wenn man seine Rechte a) kennt und b) sie auch durchsetzt, wobei da immer die Gefahr gross ist, dass man eine (fristgerechte) Kuendigung abbekommt.
Viele Zeitarbeitnehmer sind hierzu aber leider nicht in der Lage (mangelnde Sprachkenntnis, mangelndes Wissen ueber Arbeitsrecht…) und das wird von vielen Disponenten auch gnadenlos ausgenutzt. Ich habe im Laufe der Zeit mittlerweile bei 4 Zeitarbeitsfirmen gearbeitet, mal wie gesagt in den Ferien, da beisst man einfach die Zaehne zusammen, steht die Paar Wochen durch und freut sich ueber das zusaetzliche Geld, von dem der Lebensunterhalt wie gesagt nicht abhaengt, diese befristete Einsaetze sind aber auch vom Auftraggeber so geplant, dass sie zur Ueberbrueckung der Ferienzeit laufen und er die Leute nie wieder sieht, aber auch ueber einen Zeitraum von ueber einem Jahr, wo man hin und wieder die Arbeitsstelle und die Taetigkeit komplett wechseln musste, was nicht immer angenehm war.
Allerdings bekommt der Disponent auch immer einen Feedback darueber, wie der Mitarbeiter sich macht, und auch der haerteste Disponent wird den Teufel tun und einen Mitarbeiter mit guten Bewertungen, der womoeglich persoenlich von Auftraggebern angefordert wird (der oder gar keiner!) durch unfaire Behandlung und Gaengeleien rauszuekeln, und da sind schnell sowohl ordentliche Gehaltserhoehung drin als auch kleine Boni fuer die Verpflegung oder als Fahrgeld. Fuer mich war die Zeitarbeit auf diese Weise damals vor 10 Jahren tatsaechlich ein erster Einstieg ins richtige Berufsleben, ist aber auch eher eine Ausnahme als die Regel.
Das Problem bleibt aber: wenn man sich die Arbeitsvertraege durchliest, dann sehen sie eigentlich gar nicht so schlecht aus. Und wenn man die gesetzlichen Regelungen kennt, ist’s noch viel besser. Der Sinn der Zeitarbeit ist aber, dass nicht mehr der Entleiher das Risiko fuer Ausfaelle traegt sondern die Zeitarbeitsfirma, die sich dafuer ja auch bezahlen laesst. Wenn also der Kunde A fuer 3 Tage keine Arbeit fuer Arbeitnehmer B hat und die Zeitarbeitsfirma sich nicht in der Lage sieht, dem Arbeitnehmer B eine geeignete Stelle anzubieten, muesste sie ihm den vollen Lohn weiterzahlen.
Tut sie auch, wenn man den Arbeitsvertrag gelesen und verstanden hat und darauf besteht. Wenn nicht: Nehmen sie mal Urlaub. Sie haben keinen mehr? Naja, unbezahlter geht immer. Oder noch besser, kuendigen Sie fuer 3 Tage und danach stellen wir Sie wieder ein. Sprich: es wird kassiert und auch zum Teil ausgebeutet, das Risiko des Verdienstausfalls aber von der Zeitarbeitsfirma auf den Arbeitnehmer verschoben. Und weil solche Sachen eben nicht oeffentlich zur Sprache gebracht werden (auf dem Papier sieht das alles wie gesagt anders aus…), geht das ungehindert so weiter.
Gruss
Paul