Ich gebe zu, dass ich bei meiner Formulierung mehr an mich selbst gedacht hatte:
Als Kind einer besitzlosen nach Ende des 2. Weltkriegs aus Jugoslawien geflüchteten Familie (Tito und seine Partisanen waren wohl nicht gut auf meinen Vater zu sprechen…), hatte ich ziemlich grandiose Träume, was ich mir vom Leben alles so erhoffte.
Schon im Gymnasium spürte ich schnell, dass ich da gar nicht zu den Kindern von Kaufleuten, Unternehmern, Ärzten etc. dazugehörte. Folgerichtig bin ich von der Schule geflogen, als ich zum zweiten Mal in der Quarta sitzen bleiben sollte. (Ja, das lag auch an meinem mangelnden Durchblick und an meiner Faulheit/Lustlosigkeit).
Anschließend in der Starkstromelektrikerlehre auf Zeche, habe ich sofort gespürt, dass ich hier wieder unter Gleichen bin bzw. sogar der primus inter pares. Da habe ich begriffen, dass Lernen leicht fällt, wenn man sich angenommen und nicht unterlegen fühlt.
In meinem ersten Job als Betriebselektriker eines Energieversorgers dachte ich wirklich, ich könne linear aufsteigen: Facharbeiter - Meister - Betriebsleiter - führender Angestellter - Vorstandsvorsitzender. Aber so ganz funktionierte das leider nicht.
Nach dem Intelligenztest bei der Musterung zur Bundeswehr war ich dann ganz besonders eingebildet: Ich hatte den besten Wert des Tages erzielt - obwohl bereits Ingenieurstudenten dabei waren. Das war mal ein unerwarteter Ausreißer nach oben.
Später Meisterschule und noch etwas später Abendgymnasium (hier wieder unter Gleichen - ebenfalls mit dem Leben Unzufriedenen). Dann bin ich vollends durchgedreht und wollte Psychoanalytiker werden (klar: weil ich meine eigenen Macken an anderen therapieren wollte). Nach 3 Jahren Psychologiestudium aber hingeschmissen: Das war mir alles zu trocken und hatte nichts mit Freud und Jung zu tun. Außerdem habe ich da begriffen, dass es von enormem Vorteil ist, das Studium schon unter 20 zu beginnen - statt wie ich mit Ende 30! Die jungen Leute konnten sich für jeden Sch*** begeistern, den die Profs ihnen vor die Füße warfen - na ja: Sie mussten auch nicht neben dem Studium eine eigene kleine Firma führen.
Danach habe ich mich in Selfmademanier auf das mir Mögliche beschränkt, statt weiter nach den Sternen zu greifen. Und mittlerweile bin ich seit etwa 10 Jahren berentet, arbeite aber neben der Rente immer noch - auf kleiner Flamme - selbstständig weiter, indem ich Webseiten für tiefenpsychologische Ausbildungsinstitute und die EDV einer Arztpraxis betreue. Tja und jetzt betrachte ich mein Leben als quasi schon beendet. Da kommt nix mehr.
Heute stelle ich die Wahrheit des Satzes fest: „Wenn die Jugend wüsste; wenn das Alter könnte…“
Ja, so ganz passt meine Geschichte wohl doch nicht zu „gehoben“ und „höher“ - stelle ich gerade fest.
Gruß,
Fatzmaniac