Warum werden Mordkommissionen durchgezählt?

Man liest immer wieder „erste Mordkommission“, „zweite Mordkommission“, „achtundzwanzigste Mordkommission“ usw.

Was hat die Zählung zu bedeuten? Einfach ein Durchzählen? Also die erste ist dann die, die zuerst ins Leben gerufen wurde?

Oder ist das eine Klassifikation: Also die erste ist dann Premium, absolute Obersahne, Spitzenleute!

Und die sechste wäre dann mit absolut unfähigen Polizisten besetzt und leistet ungenügende Arbeit? Man holt sie nur aus Verzweiflung, wenn die ersten (also die guten) Leute alle schon im Einsatz sind und versagt haben?

Und wie ist das mit den Kriminalkommissar:innen? Ist der erste Hauptkommissar der allerbeste - und der dritte oder achte dann dementsprechend weniger tauglich? Oder wird der erste lediglich zuerst mit einem Fall betraut, und dann kommt der zweite usw?

Wer kann mich hier bitte aufklären?

Wo liest man so etwas denn? Liest man nicht vielmehr eher „Das 11. Kriminalkommissariat“ bzw. KK 11? So wäre das nämlich in NRW, wo in den Kriminaldirektionen im KK 11 Straftaten gegen das Leben, die persönliche Freiheit u.ä. bearbeitet werden. KK 12 ist für Sexualstraftaten zuständig, das KK 13 für Raub und Erpressung usw. Die erste Ziffer steht dabei für die Polizeiinspektion und die zweite nummeriert durch. In der zweiten Kriminalinspektion geht’s dann mit KK 21, 22 usw. weiter.

Der EPHK ist ein Dienstgrad: Kommissar, Oberkommissar, Hauptkommissar, Erster Hauptkommissar. Letzterer wird scherzhaft - weil er der höchste Dienstgrad des gehobenen Dienstes ist - auch als EDEKA bezeichnet = Ende DEr KArriere.

Gruß
C.

3 Like

Gerade eben auf t-online.de Nachrichten gelesen:

Auf Nachfrage von t-online bestätigt die Polizei den Einsatz. Die 1. Mordkommission ermittelt.

Aber Deine Antwort hat mich schon aufgeklärt! Danke dafür.

Also dann gibt’s gar keinen zweiten und dritten Hauptkommissar! Okay.

Wenn es das Karriereende ist, dann sollte man doch erst im fortgeschrittenen Lebens- bzw. Dienstalter zu so einem EDEKA werden - weil es doch langweilig wäre, wenn es danach noch Jahrzehnte lang nicht mehr weiter aufwärts ginge und auch nicht mehr Einkommen brächte. Sehe ich das richtig, dass man nicht schon in jungen Jahren zum 1. HK wird?

Grüße vom Fatzmaniac aus Essen

Wahrscheinlich haben die Journalisten wieder geschrieben, was sie hören wollten. Auch in Berlin ist das KK 11 zuständig.

Ja, das siehst Du richtig. In der Regel (ich bin versucht, immer zu schreiben) wird man EKHK bzw. EPHK (also Erster Kriminalhauptkommissar bzw. Erster Polizeihauptkommissar) auch nur auf einer Führungsfunktion. Das setzt im gehobenen Dienst schon ein gewisses Alter voraus (im höheren Dienst sieht das schonmal anders aus), weil Stellen bei der Polizei nicht zwingend nach Qualifikation vergeben werden, sondern nach „Lebenslauf“. Außerdem gibt es aus mehreren Gründen gewisse Mindestabstände zwischen den einzelnen Beförderungen, so dass ich mal mutmaßen würde, dass man frühestens mit Mitte/Ende 40 EPHK/EKHK wird. Das Gesagte bezieht sich aber alles auf NRW.

Gruß
C.

1 Like

Sehr interessante Grafik! Vielen Dank!

In diesem Zusammenhang habe ich jetzt auch nach dem Unterschied zwischen gehobenem und höherem Dienst recherchiert. Der war mir bisher auch nicht klar, weil ich nie Amtsträger war. Und als einfacher Wehrpflichtiger (vor gut 50 Jahren) interessiert man sich ja auch nicht dafür.

Erstaunlich, was man alles noch im fortgeschrittenen Alter dazu lernt! Immerhin weiß ich jetzt, was mein Enkel da sagt, wenn er von „höher“ und „gehoben“ spricht und von einem Job im „Auswärtigen Amt“ träumt.

Gruß
Fatzmaniac

P.S.: Das mit dem „immer“ statt „i. d. R.“ geht mir auch so. Da muss ich mich auch ständig ermahnen, um mich einigermaßen korrekt auszudrücken. :thinking:

Noch ergänzend dazu: natürlich ist es möglich, eine andere höhere Verwendung anzustreben. Also Dienstgruppenleiter, Vertreter des Inspektionsleiters usw. Außerdem erhöht sich bei Beamten das Gehalt nicht durch „Tariferhöhungen“, sondern auch quasi automatisch alle ein oder zwei Jahre mit dem Lebensalter. Aber tatsächlich ist natürlich für viele schon mit dem „normalen“ Hauptkommissar Ende und das bleibt dann u.U. auch 20 oder 25 Jahre so.

Bis zum zarten Alter von 40 Jahren kann man sich aber auch noch dafür entscheiden, in den höheren Dienst zu wechseln. Dem Vernehmen nach, machen das aber eher wenige. Einerseits ist man da schon recht weit entfernt von der eigentlichen Polizeiarbeit und andererseits wird man wohl den Ruf, aus dem „einfachen Volk“ aufgestiegen zu sein, nie so richtig los.

Gruß
C.

Ja, ja, der Stallgeruch!

Als ich noch jung und hoffnungsvoll war, dachte ich, jeder könne alles werden, wenn er sich nur hinreichend anstrengt.

Hat lange gedauert, um zu erkennen, dass das nicht so ist, sondern dass Herkunft, Vitamin B und ein gerüttelt Maß an krimineller Energie dazu nötig sind.
Seufz! :confused:

Gruß
Fatz

Na, so weit würde ich nicht gehen. Es ist durchaus möglich, aus dem gehobenen in den höheren Dienst zu wechseln und dort auch erfolgreich zu sein. Daran, gelegentlich schief angesehen zu werden, ist jeder Polizist, der mal auf der Straße war, gewohnt und umgekehrt ist es ja auch oft auch nicht anders, d.h. die vom höheren Dienst werden von denen im gehobenen, die halt über Straßenerfahrung verfügen und Polizei von der Pike auf gelernt haben, auch mitunter belächelt.

Ich denke, dass der entscheidendere Faktor ist, dass man nicht in der Verwaltung rumhängen will, wenn man zuvor 10, 15 Jahre im Wach- und Wechseldienst oder anderweitig auf der Straße war. Nicht zuletzt ist es auch nicht jedermanns Sache, mit Ende 30 noch einmal ein Studium anzufangen und sich dann wieder Anerkennung und Respekt in einem neuen beruflichen Umfeld verdienen zu müssen.

Gruß
C.

Ich gebe zu, dass ich bei meiner Formulierung mehr an mich selbst gedacht hatte:

Als Kind einer besitzlosen nach Ende des 2. Weltkriegs aus Jugoslawien geflüchteten Familie (Tito und seine Partisanen waren wohl nicht gut auf meinen Vater zu sprechen…), hatte ich ziemlich grandiose Träume, was ich mir vom Leben alles so erhoffte.
Schon im Gymnasium spürte ich schnell, dass ich da gar nicht zu den Kindern von Kaufleuten, Unternehmern, Ärzten etc. dazugehörte. Folgerichtig bin ich von der Schule geflogen, als ich zum zweiten Mal in der Quarta sitzen bleiben sollte. (Ja, das lag auch an meinem mangelnden Durchblick und an meiner Faulheit/Lustlosigkeit).

Anschließend in der Starkstromelektrikerlehre auf Zeche, habe ich sofort gespürt, dass ich hier wieder unter Gleichen bin bzw. sogar der primus inter pares. Da habe ich begriffen, dass Lernen leicht fällt, wenn man sich angenommen und nicht unterlegen fühlt.

In meinem ersten Job als Betriebselektriker eines Energieversorgers dachte ich wirklich, ich könne linear aufsteigen: Facharbeiter - Meister - Betriebsleiter - führender Angestellter - Vorstandsvorsitzender. Aber so ganz funktionierte das leider nicht.

Nach dem Intelligenztest bei der Musterung zur Bundeswehr war ich dann ganz besonders eingebildet: Ich hatte den besten Wert des Tages erzielt - obwohl bereits Ingenieurstudenten dabei waren. Das war mal ein unerwarteter Ausreißer nach oben.

Später Meisterschule und noch etwas später Abendgymnasium (hier wieder unter Gleichen - ebenfalls mit dem Leben Unzufriedenen). Dann bin ich vollends durchgedreht und wollte Psychoanalytiker werden (klar: weil ich meine eigenen Macken an anderen therapieren wollte). Nach 3 Jahren Psychologiestudium aber hingeschmissen: Das war mir alles zu trocken und hatte nichts mit Freud und Jung zu tun. Außerdem habe ich da begriffen, dass es von enormem Vorteil ist, das Studium schon unter 20 zu beginnen - statt wie ich mit Ende 30! Die jungen Leute konnten sich für jeden Sch*** begeistern, den die Profs ihnen vor die Füße warfen - na ja: Sie mussten auch nicht neben dem Studium eine eigene kleine Firma führen.

Danach habe ich mich in Selfmademanier auf das mir Mögliche beschränkt, statt weiter nach den Sternen zu greifen. Und mittlerweile bin ich seit etwa 10 Jahren berentet, arbeite aber neben der Rente immer noch - auf kleiner Flamme - selbstständig weiter, indem ich Webseiten für tiefenpsychologische Ausbildungsinstitute und die EDV einer Arztpraxis betreue. Tja und jetzt betrachte ich mein Leben als quasi schon beendet. Da kommt nix mehr.
Heute stelle ich die Wahrheit des Satzes fest: „Wenn die Jugend wüsste; wenn das Alter könnte…“

Ja, so ganz passt meine Geschichte wohl doch nicht zu „gehoben“ und „höher“ - stelle ich gerade fest.

Gruß,
Fatzmaniac

1 Like