Warum wird Jungs in der Erziehung vermittelt nicht zu weinen?

Ich bin selbst Mutter und ich habe neulich mit eigenen Augen etwas beobachten dürfen, dass mich um ehrlich zu sein ziemlich geschockt hat: ich war mit meiner Tochter auf dem Spielplatz. Ein Vater war mit seinem Sohn da. Meine Tochter und sein Sohn haben gemeinsam ein Spiel auf dem Klettergerüst gespielt. Plötzlich hat der Sohn des Mannes scheinbar das Gleichgewicht verloren und ist abgerutscht. Es ist nichts passiert, das Klettergerüst war auhc nicht allzuhoch, aber er hat trotzdem geweint. Er hatte sich das Knie aufgeschlagen, hatte also schon Schmerzen. Der vater hat sich null um sein Kind gekümmert, er ist nicht mal zu ihm hin. Er hat nur einmal über den Spielplatz geplärrt:„Hör auf zu heulen, du bist kein Mädchen!“ Ich habe ihn dann auch darauf angesprochen, was denn das soll und er meinte zu mir: " Buama sollen auch welche bleiben (oder so)". Deswegen meine Frage an euch: Warum muss ich im 21. Jahrhundert mein Kind noch so zu erziehen? Habe selbst einen Sohn und hoffe eigentlich ihm emotionale Reife mitgegeben zu haben…

Ist eine reine Behauptung! Aber Jungs müssen Beschützer sein, das Alphatier. Das wird einfach so erwartet.

Hallo,

WAS ist eine reine Behauptung?

Und Jungs müssen weder zum Alphatier (geht’s noch? ) oder zum Beschützer (von wem denn?) erzogen werden. Das es immer noch geschieht, ist leider so, aber von MÜSSEN kann überhaupt nicht die Rede sein.

Grüße
Siboniwe

6 Like

Servus,

Du musst Dein Kind nicht so erziehen - wer sagt das denn, dass Du das musst? Wer zwingt Dich?

Dass Jungs nicht weinen dürfen, ist ganz wichtig, damit man sie nicht hört, wenn sie dann später mit 19 oder 22 mit vollgeschissenen Hosen hinter dem Schild ihrer PaK oder im Schützengraben liegen und jeder von ihnen Angst für zehne hat. Im 21. Jahrhundert, wo sie auf größere Distanzen oder gleich aus der Luft zerstückelt werden, ist das nicht mehr so wichtig.

Schöne Grüße

MM

Ich denke nicht, dass die Mehrheit der Menschen diesen „netten“ Vater unterstützen würde.
Ich vermute mal, dass er selbst Probleme mit sich hat

Ich wurde genau so erzogen und ich bin dankbar dafür. Es war mir eine enorme Hilfe in den Tiefen des Lebens, insbesondere in den Situationen, in denen ich allein auf mich gestellt war. Mit „emotionaler Reife“ hätte ich mich wahrscheinlich irgendwann suizidiert. Mit Schlaftabletten.

Gruss Goetz

Hallo,

entschuldige aber das ist doch sehr einseitig. Ein Kind (nicht ein Junge, nicht ein Mädchen) zur Selbstständigkeit, zur emotionalen Stärke, zum gesunden Menschen zu erziehen, das alles hat doch überhaupt nichts damit zu tun, ob ich einen Jungen zum „Alphatier“ erziehe, ob ich ihn nichht weinen lasse, ob ich ihn zum Beschützer (nochmal meine Frage: von wem denn?) werden lasse.

Auch eine Frau, die durch schwere und eventuell einsame Zeiten geht, profitiert davon, so erzogen zu sein, dass sie allein auf sich gestellt, sich durchbeißen kann. Auch die Familie einer Frau profitiert davon, wenn sie gelernt hat, sich um andere zu sorgen und sie zu beschützen. Aber das erreicht man nicht damit, dass man einem Jungen das Weinen verbietet.

Was es bedeutet, wenn ein Mann heutzutage sich als (alleiniger) Beschützer seiner Frau und seiner Familie fühlt, kann man unter anderem nachlesen, wenn man sich Untersuchungen vornimmt, die sich mit den Ursachen von Familienmorden beschäftigen („family murders“ bezieht sich auf Taten, in der ein Elternteil (statistisch fast immer der Vater) erst Frau und Kinder und dann sich selbst umbringt).

Grüße
Siboniwe

8 Like

Hallo Goetz,

erstaunlich nur, dass Männer trotzdem so viel mehr als Frauen jammern, wenn sie krank sind oder ihnen etwas weh tut :wink:
Was natürlich auch nur eine reine Behauptung ist !

Sonst stimme ich weitgehend mit dem, was @anon73739668 hier sagt überein.
Gefühle zu verdrängen fördert Konfliktfähigkeit nur insofern, als dass der Konflikt unter den Teppich gekehrt wird. Mit allen bekannten Folgen.

Was aber du hier ansprichst, ist ein Hinweis darauf, dass Männer, die über Generationen nicht gelernt haben, ihre Gefühle zuzulassen, möglicherweise schlechter als Frauen in der Lage sind, mit ihnen in der Weise umzugehen, als dass sie sich selbst wieder „auffangen“ können.
Du glaubst also selbst, dass du das nicht gekonnt hättest, wenn du deine Gefühle nicht zu verdrängen gelernt hättest?

Was ich hier sage ist bitte nicht als Plädoyer für diese Erziehung zu verstehen, sondern nur einer der subtilen Gründe, warum manche Männer heute immer noch daran festhalten.
Die Angst mit den eigenen Gefühlen nicht fertig zu werden, sobald sie zugelassen werden.

Gruß
Heidi

2 Like

Es geht hier weniger um das Verdrängen von Gefühlen als vielmehr die Beherrschung derselben. Sich eben in einer kritischen Situation nicht von Emotionen überwältigen lassen, sondern rational handeln. Wenn man das Gefühl hat, das die Welt über einem zusammenbricht, nicht paralysieren lassen, sondern zu sagen, „ok, welche Optionen habe ich jetzt?“ Zu lernen, etwas durchzustehen. Eine Verarbeitung kann, falls erforderlich, später erfolgen. Ich muss nicht ständig ich mich hineinhören. Ich muss, so wurde es mir einmal gesagt, „unter Feuer funktionieren“.
Ich bin mir bewusst, das diese Sorte Mann, wie ich sie verkörpere, ein Auslaufmodell ist. Ist mir schnurz, ich bin gerne so. Irgendwann werdet ihr die harten Männer brauchen. Und was ihr dann habt, ist „emotionale Reife“. Viel Glück!

Gruss Goetz

Ich sage meinem Sohn auch ‚Ein Junge weint nicht!‘.

Allem sozi-püschi-püschi-Erziehungstheater, was jetzt gemacht wird, zum Trotze.

Es gibt biologische Unterschiede zwischen Mann und Frau, also darf es auch welche im Verhalten geben.

1 Like

Es darf diese Unterschiede geben - das ist richtig. Aber sie (wie bei dem Vater auf dem Spielplatz) mit unverhältnismäßiger Gefühlskälte in das Kind hineinzuprügeln, halte ich für ausgemachten Blödsinn.

Genauso wie übrigens Mädchen zu zwingen, mit Barbies zu spielen, sie von technischen Berufen abzuhalten oder Jungen zu verbieten, Krankenpfleger zu werden.

2 Like

Der besagte Vater hat aber nicht dem Sohn geholfen, die Gefühle analytisch auszuwerten, sondern sie zu unterdrücken.

Hilfreich wäre aus meiner Sicht gewesen, wenn der Vater den Sohn in den Arm genommen hätte, ihn getröstet hätte, ihm DANN gesagt hätte, dass es wieder vorbei geht und dann gesagt hätte: „Probiere es noch einmal, beim zweiten Mal schaffst du es bestimmt.“ - Liebe und Vertrauen schaffen Selbstvertrauen.

3 Like

Geprügelt hat er ja wohl nicht. Wenngleich es unnötig war, die Gegenüberstellung mit einem Mädchen beizuziehen.

Hallo

Dass du das nicht musst, ist ja eh klar. Du meinst wohl auch eher diesen Vater, warum der das muss.

Ich denke, es ist einfach so, dass er selber als Kind nicht heulen durfte, und er sich das bis heute verbietet. Und was man sich selber verbietet, kann man auch bei keinem anderen ertragen.
Man gibt ja automatisch die eigene, durch seine Eltern genossene Erziehung ebenso an seine Kinder weiter, sofern man dem nicht bewusst entgegensteuert. Und irgendwann etliche Generationen früher wurde den Untertanen wohl durch die Machthaber verklickert, dass sie ihre Jungs dazu erziehen müssen, nicht mehr zu weinen, aus den von Aprilfrisch erläuterten Gründen. Und seitdem wird es immer weiter vererbt.

Zu Goethes Zeiten war es - offensichtlich - noch kein Problem, wenn ein Mann weinte. Goethes Werther z. B. weint jedenfalls häufig und ohne jedes Schamgefühl. Ich denke, das Weinverbot für Jungs wird so ab Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt worden sein, als die Gesellschaft immer militaristischer und der Mensch aufgrund der industriellen Revolution zum Menschenmaterial wurde. - Oder es waren schon immer nur die niedrigen Stände, die nicht weinen durften, weil die sich eher wie so eine Art Hilfsgerät verhalten und die Herrschaften nicht mit eigenen Problemen belasten sollten. - Aber Hilfspersonal war ja auch schon früher häufig weiblich, insofern passt diese Erklärung nicht ganz.

Viele Grüße

Verbal geprügelt :wink: - nur zur Klarstellung …

Gefühle sind der Schlüssel zu Erfolg und Harmonie. Also sollten sie auch bei Jungen zugelassen werden. Ich weiss als Vater sage ich auch …du musst nicht weinen…etc. aber ich lerne immer wieder dazu und kann es schon besser - die Gefühle annehmen und dann loslassen

Damit sie wohl ´echte Männer´ werden. Aber du solltest dein Kind so erziehen, wie du es für richtig hältst und dich nicht von so was beeinflussen lassen.