Warum wird keine Berichtigung gefordert?

Hallo wwwler!

Unser Sohn geht in eine Flex-Klasse (3 Jahre Zeit für die letzten beiden Hauptschuljahre). Hier sind Schüler, „bei denen es sich lohnt, sie zu fördern“. Alles in allem finden wir (inkl. unser Sohn) es klasse, die Lehrer sind sehr engagiert. Nur eines stört mich (etwas was mir in seiner alten Schule auch schon aufgefallen ist):

Die Schüler brauchen keine Berichtigung ihrer Arbeiten anzufertigen…

Wo ist da der Lerneffekt?? Er hat in Deutsch eine 2- (was an sich ja supertoll ist!) geschrieben, aber er hat sehr viele Rechtschreibfehler. Er sollte für die Lehrerin keine Berichtigung machen, für seine blöde Spielverderber-Mutter allerdings schon… In Mathe hatte er eine 1 (!), allerdings hatte auch dort einen Fehler, aber nicht die Aufgabe, eine Berichtigung zu machen…

Was ist an Berichtigungen falsch?? Was hat sich in den 15 Jahren, die ich aus der Schule raus bin so dermaßen an Pädagogik geändert??

Danke für eure Meinungen, Erfahrungen
finnie

Hi Finniepuh,

kA was da läuft, ich habe meinen Realschulabschluss 2003, Gymnasium 2006 gemacht und bei uns gab es auch keine Berichtigungen.

Das höchste der Gefühle war, wenn es eine Lösungsstunde in Mathe oder Chemie gab, wo die richtigen Lösungen durchgegangen wurden.

Aber niemand wäre auf die Idee gekommen, in einer Deutscharbeit eine Rechtschreibberichtigung zu fordern oder von einem 1er (das heißt SEHR GUT) einen Fehler korrigieren zu lassen.

Ich finde das mit der Eins und dem einen Fehler jetzt auch sehr korinthenkackerisch, bei der Rechtschreibung auf der anderen Seite…

nunja, du willst gar nicht wissen was für Alpträume ich als Tutorin, die Zusammenfassungen und Thesenpapiere korrekturliest, mitzumachen habe. Am Ende des Gymnasiums hatte ich die beste Rechtschreibung des Deutsch LK, aber die ist auch nicht nahe an der Perfektion.

Ich denke die Lehrer verlassen sich heute darauf, dass es eben bis zu einer Note Abzug für schlechte Sprachdarstellung in Klausuren gibt, und dass die Schüler von alleine Lehren.

lg
Kate

Vielleicht…
Hi finniepuh!

Unser Sohn geht in eine Flex-Klasse (3 Jahre Zeit für die
letzten beiden Hauptschuljahre). Hier sind Schüler, „bei denen
es sich lohnt, sie zu fördern“. Alles in allem finden wir
(inkl. unser Sohn) es klasse, die Lehrer sind sehr engagiert.
Nur eines stört mich (etwas was mir in seiner alten Schule
auch schon aufgefallen ist):

Die Schüler brauchen keine Berichtigung ihrer Arbeiten
anzufertigen…

Wo ist da der Lerneffekt??

Vielleicht wird es hier so gehandhabt, dass Klassenarbeiten nur der Feststellung des Leistungsstands dienen.

Wenn ich mit meinen Schülern eine Arbeit schreibe, ist der Lernprozess abgeschlossen. Natürlich gehe ich mit ihnen die richtigen Lösungen durch. Allerdings bin ich an der Berufsschule, das ist dann doch noch ne andere Klientel.

Nur so als Gedanke…

LiebeGrüßeChrisTine

Hallo Kate!

kA was da läuft, ich habe meinen Realschulabschluss 2003,
Gymnasium 2006 gemacht und bei uns gab es auch keine
Berichtigungen.

Das höchste der Gefühle war, wenn es eine Lösungsstunde in
Mathe oder Chemie gab, wo die richtigen Lösungen durchgegangen
wurden.

Aber niemand wäre auf die Idee gekommen, in einer
Deutscharbeit eine Rechtschreibberichtigung zu fordern oder
von einem 1er (das heißt SEHR GUT) einen Fehler korrigieren zu
lassen.

Ich finde das mit der Eins und dem einen Fehler jetzt auch
sehr korinthenkackerisch, bei der Rechtschreibung auf der
anderen Seite…

Bei Gymnasiasten kann ich das durchaus verstehen. Ich selbst hab auch Abi gemacht, allerdings kann ich mich nicht erinnern, dass KEINE Berichtigung gefordert war… Andererseits ist es so, dass mein Sohn durch die letzten 3 Jahre geboxt wird, damit er einen Hauptschulabschluss schafft. Gerade bei diesen Schülern ist klar, dass die NIX von alleine machen (und schon gar nicht für die Schule :wink:).

nunja, du willst gar nicht wissen was für Alpträume ich als
Tutorin, die Zusammenfassungen und Thesenpapiere
korrekturliest, mitzumachen habe. Am Ende des Gymnasiums hatte
ich die beste Rechtschreibung des Deutsch LK, aber die ist
auch nicht nahe an der Perfektion.

Ich denke die Lehrer verlassen sich heute darauf, dass es eben
bis zu einer Note Abzug für schlechte Sprachdarstellung in
Klausuren gibt, und dass die Schüler von alleine Lehren.

Eine Note abziehen für schlechten Ausdruck oder Rechtschreibung ist da nicht drin. Ich denke, dass die Lehrer auf der Hauptschule froh sein können, wenn da nicht sms-mäßig geschrieben wird…

Danke für deine Ausführungen,
finnie

Hi ChrisTine!

Vielleicht wird es hier so gehandhabt, dass Klassenarbeiten
nur der Feststellung des Leistungsstands dienen.

Wenn ich mit meinen Schülern eine Arbeit schreibe, ist der
Lernprozess abgeschlossen. Natürlich gehe ich mit ihnen die
richtigen Lösungen durch. Allerdings bin ich an der
Berufsschule, das ist dann doch noch ne andere Klientel.

Die Klientel ist sicher anders (vor allem älter). Der Gedanke mit dem Leistungsstand leuchtet mir ein. Aber Feststellung des Leistungsstands muss doch nicht heißen, dass der Schüler nicht ZUSÄTZLICH eine Berichtigung machen könnte… Hm, bin weiß-Gott kein Pädagoge, aber irgendwie passt das nicht in mein Bild; „durch Fehler lernt man“, aber doch nur, wenn man sie berichtigt?!

Nur so als Gedanke…

Danke für den Denkanstoß,
finnie

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Hallo,

ich meine mich zu erinnern, dass einige Lehrer bei 1 und 2 auf die Berichtigung verzichteten, sozusagen als Belohnung.
Gruß Volker

Lerntypen
Hi finniepuh,

Die Schüler brauchen keine Berichtigung ihrer Arbeiten
anzufertigen…

[…]

Wo ist da der Lerneffekt??

Nun, ich glaube da muss man unterscheiden: Es gibt sicherlich viele Leute, die sich Sachen nur richtig einprägen wenn sie die abgeschrieben haben.
Es gibt aber auch solche wie mich, die im Zweifelsfall was 1000mal schreiben können und danach immer noch nicht wissen, was sie da grad geschrieben haben.

Sprich, für mich waren die „Verbesserungen“ immer reine Fleissaufgaben, die mir aber vom Lernen selber so gar nix gebracht haben und ich war heilfroh, als das in den höheren Klassen irgendwann mal aufgehört hat.

Versuch doch mal zusammen mit Deinem Sohn rauszufinden, wie er so „lernt“. Guck mal hier http://www.philognosie.net/index.php/tests/testsview… oder unter einem der Millionen Google-Treffer http://www.google.de/search?hl=de&rlz=1G1GGLQ_DEDE29…

Und wenn’s für ihn wichtig ist, Sachen aufzuschreiben um sie zu behalten, dann könnt Ihr ja „privat“ die Berichtigungen schreiben. Und sonst soll er das halt tanzen / singen / vorlesen / diskutieren / aufmalen :wink:

*wink*

Petzi

Hallo,

also, ich kann mir nicht helfen…
Es kam selten vor, dass ich mal eine Berichtigung machen musste. Wenn ich aber nun z.B. beim Wort „Arbeit“ im Aufsatz das „t“ vergessen hatte, weil das beim schnellen Schreiben mir ab und zu passiert, dann hatte ich so überhaupt nichts davon, wenn die Berichtigungsaufgabe hieß: „Schreibe das Wort richtig und füge drei weitere Wörter der Wortfamilie hinzu.“
Arbeit, Arbeitszeit, Arbeitgeber, arbeitslos.

Wie Petzi schon schrieb, reine Fleißarbeit.
Mathe so ähnlich. Da kommt in den Rechenweg ein Abschreibfehler von einer Zeile zur anderen rein, schon ist das Ergebnis falsch. Was lohnt da die Berichtigung?

Wie sieht dein Sohn denn die Herkunft seiner Rechtschreibfehler, z.B.? Schusseligkeit oder wirkliche Probleme zu wissen, wie ein Wort geschrieben wird?

Gruß
Yvette

Hallo Stiefelkatzi!

Wie sieht dein Sohn denn die Herkunft seiner
Rechtschreibfehler, z.B.? Schusseligkeit oder wirkliche
Probleme zu wissen, wie ein Wort geschrieben wird?

Er sieht es meist selbst ein, dass er schlicht KEINEN BOCK hatte. Mein Sohn MUSS Fleißarbeiten machen, denn auch DAS schult. Ich möchte noch einmal den Blick auf die Schulform und die „Besonderheit“ der Flex-Schüler richten. Dass ein Gymnasiast das Berichtigen von Rechtschreibfehlern (meinetwegen auch von Flüchtigskeitsfehlern) als „Fleiß“ bezeichnet, ist mir schon klar. Allerdings verstehe ich nicht so ganz, dass bei DIESEN Schülern, die offensichtlich ohne besondere Hilfe nicht in der Lage sind, einen HAUPTSCHULabschluss zu machen, keine Berichtigung gefordert wird, DAS erzieht sich meinem Intellekt. Hinzukommt, dass sie so gut wie nie Hausaufgaben aufhaben…

Das einzige Argument, was mir bisher einleuchtet, ist tatsächlich die „Ist“-Abfrage der Leistung.

Gruß
finnie

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