Warum wollen Buddhisten nicht das Leben voellig ueberwinden ?

Hallo!

Buddhismus - das heisst Leben in Zyklen bzw. Auferstehung je nachdem, wie man vorher „war“.

Grundprinzip ist aber doch wohl:

Leiden kommt von Leidenschaft.
Deshalb lehnt der Buddhismus die Leidenschaften ab!

( Erinnert mich an > No Risk - No Fun - No Pain )

Also keine Vorteile (Freuden), keine Nachteile (Trauer, Schmerzen)…

Am besten alles auf NEUTRAL stellen!
Das heisst: Das Leben abschaffen.
Find ich ein nachvollziehbares Ziel.

Was meint Ihr?

Kinder in die welt setzen…

das muesste doch eigentlich fuer Buddhisten kein guter Rat sein…

Ziel also: Das Gut und Boese ist zu umgehen, kurz:
Jenseits von Gut und Boese > das ist das Paradies.

Mike

Hi Mike
Deine Frage hat mich vor etwa 40 Jahren so stark beschäftigt, dass ich damals ein Theaterstück geschrieben habe: „Der Anti-Buddha“. Ich bin zwar einige Jahre danach zu einer moderateren (der mittlere Weg :wink: ) Ansicht gekommen, bin aber letztlich auch nie Buddhist geworden.
Gruß,
Branden

Trikaya, Bardo und Nirvana
Hi.

Buddhismus - das heisst Leben in Zyklen bzw. Auferstehung je
nachdem, wie man vorher „war“.

Uups… das mit den Zyklen ist irreführend, und das mit der „Auferstehung“ natürlich komplett falsch. Im Buddhismus geht es um die Befreiung aus den Zyklen (also der Kette von Existenzen im Samsara). Diesem zyklischen Daseinsmodus steht der Seinsmodus des Nirvana gegenüber, der - ähnlich wie das „Göttliche“ in der Negativen Theologie - nur negativ beschrieben werden kann mit Ausdrücken wie „todlos“, „ungeboren“, „unbefleckt“, „ohne Mittelpunkt“, „grenzenlos“ usw. Nach der Trikaya-Lehre liegt zwischen dem Samsara (der Bereich des Nirmanakaya) und dem Nirvana (der Bereich des Dharmakaya) der Bereich des Sambhogakaya („Körper der Glückseligkeit/der Freude“). Das ist die Welt der subtilen, also feinstofflichen Formen, in die das Bewusstsein nach dem Tod eintritt (diesen Zwischenzustand nennt man tibetisch „Bardo“). Das Tibetanische Totenbuch beschreibt in metaphorischer Weise die diversen Stadien, welche das Bewusstsein durchlebt, um schließlich entweder zur Befreiung (Eintreten in den nirvanischen Modus) oder zu neuer Verkörperung (Wiedergeburt) zu gelangen. Seit dem Mahayana gibt es das Bodhisattva-Prinzip: Der Bodhisattva entscheidet sich im Limbo (= Bardo) bewusst für Wiedergeburt, obwohl er ins Nirvana eintreten könnte. Neu ist das Konzept auch insofern, als zuvor im Hinayana davon ausgegangen wurde, dass die Wiedergeburt bzw. Befreiung unmittelbar nach dem Tod eintritt, also ohne Zwischenzustand.

Grundprinzip ist aber doch wohl:
Leiden kommt von Leidenschaft.
Deshalb lehnt der Buddhismus die Leidenschaften ab!
( Erinnert mich an > No Risk - No Fun - No Pain )

Ich habe nichts gegen poppige Ausdrucksweise, aber hier trifft sie inhaltlich einfach nicht die Sache. Das Nirvana ist ja nicht ein Nichts, sondern der höchste Seinsmodus überhaupt. Verglichen damit sind die samsarischen Vergnügungen - sub specie aeternitatis - der Schatten eines Schattens.

Chan

Hallo,

bin mir fast sicher, dass der Buddhismus von Menschen im Alter jenseits des sexuellen Bedarfs ersonnen wurde.
Da wird das Leben wirklich einfacher, man ist viel leichter zufrieden und ausgeglichen. Kann ich so bestätigen.
Aber das kann man ja nicht jedem Alter aufzwingen. Die Jugend ist eben von sexuellem Interesse geprägt und das ist auch gut so. Das ganze Leben im gleichen Zustand wäre langeilig.
Ein, zwei Kinder sind auch etwas sehr Gutes, fördern auch die Gelassenheit im Alter.

Aber es ist richtig: mit dem Alter wird man oft weniger reizbar, kennt schon so vieles, das nur noch wenig aufregt, tendiert zu einem neutralen Zustand der Zufriedenheit - das Absolut dessen erreicht man verm. kurz vor dem Tod.
Könnte ich mir zumindest so vorstellen ohne eine Ahnung vom Buddhismus zu haben - ich glaube an KaG (Keine oder alle je beglaubten Götter).

Gruß, Paran

Hallo Mike

Buddhismus - das heisst Leben in Zyklen bzw. Auferstehung je
nachdem, wie man vorher „war“.

wo hast Du denn diesen Schwachsinn aufgeschnappt?

Grundprinzip ist aber doch wohl:

Leiden kommt von Leidenschaft.
Deshalb lehnt der Buddhismus die Leidenschaften ab!

Nein. Das ‚Grundprinzip‘ lautet:

  1. das Leben im Kreislauf des Werdens und Vergehens ist für die individuelle Existenz letztlich, d.h. in der Summe, ‚leidvoll‘.
  2. Ursachen des ‚Leidens‘ (duḥkha) sind Gier (rāga) und Hass (dveṣa), die ihrerseits auf Unwissenheit (avidyā) basieren.
  3. Erlöschen diese Ursachen, erlischt auch das Leiden.
  4. eine Methode, die Ursachen zu überwinden, ist der von Buddha gelehrte Schulungsweg, der sog.achtfache Pfad.

Anmerkung: um dieses Grundprinzip (es handelt sich um die sog. vier ‚edlen Wahrheiten‘, arya satya) wirklich zu verstehen, ist es unumgänglich, sich mit den hier in Sanskrit angegebenen Begriffen im Kontext buddhistischer Lehre eingehend zu beschäftigen - die simplen deutschen Übersetzungen sind geeignet, Missverständnisse hervorzurufen.

Schon alleine deswegen - weil auf falschen Voraussetzungen beruhend - sind Deine Folgerungen abwegig. Das hier:

Also keine Vorteile (Freuden), keine Nachteile (Trauer,
Schmerzen)…

gilt jedenfalls nur, wenn man „Vorteile (Freuden)“ nur als Ergebnis der Befriedigung von Gier/Begierden kennt.

Was meint Ihr?

Dass Du zu wenig Ahnung von Buddhismus hast - sowohl in Bezug auf die Praxis wie auch in Bezug auf deren theoretische Ableitung - um ernstzunehmende Thesen dazu formulieren zu können.

Freundliche Grüße,
Ralf

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