Als Napoleon in Waterloo geschlagen wurde, musste Frankreich ja seine annektierten Gebiete wieder abgeben. Was ich mich immer fragte: Warum wurde der Reichsdeputationshauptschluss nach dem Sieg über Frankreich nicht wieder rückgängig gemacht? Also, dass die Reichsstädte wieder hergestellt worden wären, die kirchlichen Territorien ebenso, und die ganzen kleinen anderen Herzogtümer, Grafschaften, Fürstentümer und Propsteien.
Servus,
formal: Weil das auf dem Wiener Kongress, der dafür zuständig gewesen wäre, anders diskutiert und beschlossen wurde.
Inhaltlich: Weil das metrische System und der Code Civil nicht die einzigen Errungenschaften waren, die Europa auch noch nach dessen Sturz gerne und mehr oder weniger dankbar von Napoleon Bonaparte annahm, sondern auch z.B. die Aufhebung der Zollgrenze zwischen Rüdern und Obertürkheim. Der deutsche Flickenteppich war auch noch in seiner teilweisen Arrondierung durch Napoleon ein sehr hinderliches Stückwerk, aber zu mehr als dem Fixieren des elenden Status quo hat es dem Kongress halt nicht gereicht.
Schöne Grüße
MM
Ich komme zufällig aus Stuttgart. Gab es zwischen Rüdern und Obertürkheim eine Zollgrenze?
Hallo,
die Zollgrenze gab es über viele Jahrhunderte zwischen der Grafschaft (später Herzogtum) Württemberg (Obertürkheim) und der freien Reichsstadt Esslingen (Rüdern).
Man war sich im Mittelalter auch sehr herzlich zugetan. Zwischen 1246 und 1388 gab es mindestens 4 größere Waffengänge, bei denen Württemberg und Esslingen auf verschiedenen Seiten standen
und dann noch den großen süddeutschen Städtekrieg 1448 - 1454 (bzw. 1. und 2. Markgrafenkrieg), bei dem man gegeneinander zog.
&Tschüß
Wolfgang
Rüdern gehörte zum Territorium der Freien Reichsstadt Esslingen, Obertürkheim war württembergisch. Vielleicht kennst Du den Mélacturm dort oben? Der gehörte zu den militärischen Befestigungsanlagen von Esslingen. Grad wenn man sich anschaut, was das Herzogtümle Württemberg noch ausmacht, wenn man die Reichsstädte Wimpfen, Heilbronn, Esslingen, Reutlingen, Schwäbisch Gmünd auf der Seite lässt, liegt der Gedanke nahe, dass es da schon einen Wert hatte, die zersplitterten Territorien wenigstens ein kleines bisschen zusammenzufassen.
Schöne Grüße
MM
hallo,
… und auch die Reichsstädte Schwäbisch Hall, Weil der Stadt, Giengen/Brenz sowie (vorübergehend) Markgröningen und Weinsberg (Korinthenkackermodus AUS)
&Tschüß
Wolfgang
Stimmt, bei
hatte ich nicht bedacht, dass deren Territorium 1789 tatsächlich in der Gegend von Mainhardt ein ganz kleines Stücklein gemeinsame Grenze mit Württemberg hatte und nicht nur an Hohenlohe, Limpurg und Ansbach grenzte.
Schöne Grüße
MM
Gibt es Bücher, in denen solche Karten abgedruckt sind, möglichst detailliert, wie damals die Grenzverläufe waren?
Servus,
der „Putzger“ ist seit meiner Oberschulzeit wahrscheinlich sehr gründlich verändert worden, aber vielleicht ist dort auch heute noch Brauchbares drin, auch wenn alles dafür getan wird, dass die Kindlein nicht mit solchen grausamen Dingen wie Faktenwissen gequält werden.
Auf dem Bildschirm kann man schönes Material hier haben - die Definition der Anzeige ist einigermaßen gewöhnungsbedürftig, aber wenn man mal gefunden hat, wie was zu finden ist, ein hochinteressantes Spielzeug: http://www.leo-bw.de/web/guest/kartenbasierte-suche
Sehr gerne gelesen habe ich das umfassende Büchelchen „Wie wir wurden, was wir sind“ von Georg Patzer (Theiss Darmstadt). Ausführlich bebildert, es sind auch Karten darin, aber der Natur des sehr breit angelegten Themas entsprechend eher Übersichten als Detaildarstellungen.
Schöne Grüße
MM