Warum überhaupt kommentierte Ausgaben?
Hallo!
Anfang 2016 soll eine kommentierte Ausgabe von „Mein Kampf"
erscheinen. Die Mitarbeiter/innen des IfZ tragen eine hohe
Verantwortung.
Das Buch wird zum Jahreswechsel gemeinfrei, weil der Urheber seit 70 Jahren tot ist. Deshalb muss sich absehbar kein Verlag um Urheberrechte kümmern, kann den Text unkommentiert in Verkehr bringen, was vorhersehbar ab 2016 zu Stapeln unkommentierter Nachdrucke in jeder Buchhandlung führen wird. Warum auch nicht? Schließlich gibt es Mein Kampf aus ausländischen Quellen seit vielen Jahren. Originalexemplare existieren in Privathaushalten, auf Dachböden und in Antiquariaten, gehen dort legal über den Ladentisch.
Ich vermag nicht zu erkennen, worin die besondere Verantwortung des Instituts für Zeitgeschichte bestehen soll. Weil der Lauf der Geschichte bekannt ist, sollte auch der Letzte die fatale Idiotie von Hitlers Gedankengut durchschaut haben. Die Literatur zu Vorgängen während der Weimarer Republik und des Dritten Reichs füllt ganze Bibliotheken. Menschen, die sich in Kenntnis der Geschichte mit Hitlers Gedankengut auseinandersetzen möchten, brauchen keine Holzwolle aus vorgekauten Meinungen. Bekanntermaßen hat der Mann bis heute eine Anhängerschaft, die man aber vorhersehbar mit Kommentaren gleich welcher Art nicht erreicht.
Die Bürger dieses Landes sollten inzwischen erwachsen genug sein, Originaltexte vertragen und auf die Vermengung mit Meinungen sog. Experten gut verzichten zu können. Statt dessen kommentiertes Zeug in Verkehr zu bringen, erinnert an frühere Mühen von Eltern, ihren Kindern etwas von Klapperstorch und Bienen zu erzählen.
Gruß
Wolfgang