Warum wurde für die kommentierte Ausgabe von „Mein Kampf" kein Expertenteam zusammengestellt?

Guten Tag!

Anfang 2016 soll eine kommentierte Ausgabe von „Mein Kampf" erscheinen. Die Mitarbeiter/innen des IfZ tragen eine hohe Verantwortung.

Umso mehr überrascht es mich, dass kein renommiertes Expertenteam zusammengestellt worden ist. Viele Historiker haben sich auf Hitler spezialisiert, u. a. Brigitte Hamann, die als Expertin für Hitlers Jahre in Linz und Wien gilt.

Ich schließe daraus, dass in der Ausgabe die Jahre von 1933 bis 1945 im Vordergrund stehen werden und auf Hitlers Quellen nur beiläufig eingegangen werden wird.

Warum überhaupt kommentierte Ausgaben?
Hallo!

Anfang 2016 soll eine kommentierte Ausgabe von „Mein Kampf"
erscheinen. Die Mitarbeiter/innen des IfZ tragen eine hohe
Verantwortung.

Das Buch wird zum Jahreswechsel gemeinfrei, weil der Urheber seit 70 Jahren tot ist. Deshalb muss sich absehbar kein Verlag um Urheberrechte kümmern, kann den Text unkommentiert in Verkehr bringen, was vorhersehbar ab 2016 zu Stapeln unkommentierter Nachdrucke in jeder Buchhandlung führen wird. Warum auch nicht? Schließlich gibt es Mein Kampf aus ausländischen Quellen seit vielen Jahren. Originalexemplare existieren in Privathaushalten, auf Dachböden und in Antiquariaten, gehen dort legal über den Ladentisch.

Ich vermag nicht zu erkennen, worin die besondere Verantwortung des Instituts für Zeitgeschichte bestehen soll. Weil der Lauf der Geschichte bekannt ist, sollte auch der Letzte die fatale Idiotie von Hitlers Gedankengut durchschaut haben. Die Literatur zu Vorgängen während der Weimarer Republik und des Dritten Reichs füllt ganze Bibliotheken. Menschen, die sich in Kenntnis der Geschichte mit Hitlers Gedankengut auseinandersetzen möchten, brauchen keine Holzwolle aus vorgekauten Meinungen. Bekanntermaßen hat der Mann bis heute eine Anhängerschaft, die man aber vorhersehbar mit Kommentaren gleich welcher Art nicht erreicht.

Die Bürger dieses Landes sollten inzwischen erwachsen genug sein, Originaltexte vertragen und auf die Vermengung mit Meinungen sog. Experten gut verzichten zu können. Statt dessen kommentiertes Zeug in Verkehr zu bringen, erinnert an frühere Mühen von Eltern, ihren Kindern etwas von Klapperstorch und Bienen zu erzählen.

Gruß
Wolfgang

Moin,

Anfang 2016 soll eine kommentierte Ausgabe von „Mein Kampf"
erscheinen. Die Mitarbeiter/innen des IfZ tragen eine hohe
Verantwortung.

ohne konkretes zu wissen bin ich mir recht sicher, daß nicht nur das IfZ eine kommentierte Ausgabe auf den Markt bringen wird, sondern auch andere Verlage oder Parteien oder Institutionen oder wer weiß ich solches tun werden, neben den auch zu erwartenden nicht kommentierten.

Man braucht kein Prophet zu sein um zu sagen, daß dieses Buch eines der literatischen Ereignisse des kommenden Jahres sein wird.

Gandalf

Hier gibts eine Übesicht über den Stand der Edition und die betiligten Mitarbeiter:
http://www.ifz-muenchen.de/aktuelles/themen/edition-mein-kampf/

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Hoffentlich.

Hallo

Man braucht kein Prophet zu sein um zu sagen, daß dieses Buch eines der literatischen Ereignisse des kommenden Jahres sein wird.

Wieso? So spannend geschrieben ist es doch sicher nicht, sonst hätten es in den dreißiger Jahren mehr Leute gelesen.

Viele Grüße

Moin,

Wieso? So spannend geschrieben ist es doch sicher nicht, sonst
hätten es in den dreißiger Jahren mehr Leute gelesen.

es geht doch nicht darum, ob viele es lesen werden, es geht darum, daß wahrscheinlich etliche Verlage es unter die Leute bringen wollen, mit entsprechendem, natürlich rein sachlichem Werbeaufwand.

Gandalf

Hans Scholl meinte, es sei „ein Buch, das in dem übelsten Deutsch geschrieben worden ist, das ich je gelesen habe".

Helmuth Kiesel von der FAZ kam zu einem anderen Ergebnis.

Eigentlich hatte ich angenommen, daß bei IfZ durchaus kompetente Leute arbeiten…

Darum kommentierte Ausgaben
Hallo
Eine kommentierte Ausgabe hat den großen Vorteil, dass dieses doch recht sperrige Machwerk durch Fachwissenschaftler in seinen historischen Kontext gerückt wird. Dies erleichtert das Verständnis durch den Intressierten Laien enorm.

Man könnte es natürlich auch folgendermaßen machen
http://www.schindluder.net/wp-content/uploads/2015/0…

LG
Mike

Hallo Michael!

Eine kommentierte Ausgabe hat den großen Vorteil, dass dieses
doch recht sperrige Machwerk durch Fachwissenschaftler in
seinen historischen Kontext gerückt wird.

Durch Beisteuern geschichtlicher Details, die z. T. über 100 Jahre zurück liegen, können wertungsfreie Kommentare hilfreich sein. Es gab aber schon kommentierte Ausgaben (aufgrund heftiger Überfüllung finde ich meine Exemplare nicht auf Anhieb), bei denen der Originaltext nur stark gekürzt wiedergegeben wurde und die Kommentare in der Hauptsache aus Interpretationen und Wertungen bestanden. Ziel war eben nicht, den Zugang zum Inhalt zu erleichtern, sondern dem Buch die befürchtete Infektionsgefahr zu nehmen. Solches Treiben empfinde ich als ärgerlich und entmündigend.

Gruß
Wolfgang

Es wundert mich, dass parallel zu den Arbeiten an der hist.-krit. Ausgabe keine öffentliche Debatte, z. B. im Fernsehen, stattfindet. Hinterher werden sich Leser fragen, warum nicht weitere Historiker in die Kommentierung involviert waren.