… ich meine, im Westen muss man doch auch Innovationsmethoden erfunden haben!? Werden die etwa bis heute geheim gehalten, weil sie in einzelnen Konzernen entwickelt wurden? Oder warum hat man im Westen kein derart umfassendes System entwickelt? Oder gibt es ein vergleichbares, das ich nur nicht kenne?
Im Ostblock gab es keine Innovationsmethoden. Das lässt sich anhand des fast vollständigen Fehlens von Innovationen unzweifelhaft feststellen. Man blieb beim Altbewährten, nur wenn absolut unvermeidlich, dann kopierte man westliche Innovationen. Natürlich täuschte man in der Propaganda Innovationen vor, aber das ist nicht gleichzusetzen. Nach ein paar wenigen Jahren war man mit dieser Vorgehensweise übrigens so ins Hintertreffen geraten, dass das ganze System in sich zusammenbrach.
Sputnikschock, Ampelmännchen, TRIZ (das selber eine Innovation ist), Phagentherapie, Hypoxie-Therapie, Manfred von Ardenne - und das sind nur die Dinge, die mir spontan einfallen. Warum sollten die Menschen dort nicht auch Ideen gehabt haben? Ideen entstehen doch nicht nur durch Anreize. Außerdem dürfte gerade das durch den Mangel erforderliche Improvisieren erfinderisch gemacht haben.
Aber wir reden hier an meiner Frage vorbei. Warum wurde im ach so innovativen Westen keine derart umfassende Methodik zum Erfinden entwickelt? Der Gedanke einer Systematik bzw. Abstrahierung von einzelnen Problemen hin zu Problemtypen liegt doch nahe.
Und schon haben wir den wesentlichen Höhepunkt der Innovationstätigkeit gefunden!
Wenn diese Methode funktioniert hätte, dann hätten doch Innovationen daraus resultieren müssen. Aber es gab ja keine (Ampelmännchen mal außen vor). Also verbuchen wir das mal unter Propaganda zur Vortäuschung von Innovationstätigkeit.
Totalitäre Regime erschaffen ein innovationsfeindliches Klima, denn eine Innovation birgt in sich immer die Kritik am Status Quo. Wozu verbessern, wenn man im Paradies lebt?
Ach so, du sagst, TRIZ funktioniert gar nicht!? Also macht es für Techniker/Ingenieure/Erfinder erst gar keinen Sinn, sich da lange einzuarbeiten?
Das hat zumindest im Ostblock nicht funktioniert. Im Westen hat man ähnliche Methoden entwickelt, such mal da weiter.
Warum willst du von Verlierern lernen? Das einzige, was man bei Verlieren lernen kann, sind die Gründe für das Scheitern. Man schaut sich also an, wie man es besser nicht macht. Ansonsten empfiehlt es sich, sich erfolgreiche Akteure anzuschauen und deren Vorgehen als Vorbild zu nutzen.
Wie einer meiner Vorgänger sagte, es gab viele Forschungsstätten (u.A. Ardenne) wo nicht nur Produkte aus dem Westen kopiert wurden, sondern auch viele Neuheiten herkamen.
Dann gab es das Neuererwesen https://de.wikipedia.org/wiki/Neuererwesen um Vorschläge und Verbesserungen der Arbeiter zu prüfen, da gab es auch Prämien dafür, wenn jemand was brauchbares liefert.
Dann gab es allerdings auch viele Sovietische Methoden, die aber letztens nur allgemeines versuchten zu vermitteln, was ohnehin jedem klar sein sollte, zB. Einsparung von Material, Auslastung der Maschinen, …
Über diese machten wir auch gern Witze: Passow-Methode - Pass off, das du den Feierabend nicht verpasst, Robinson-Methode - Warten auf Freitag
Ich hätte mir aus den genannten Beispielen jetzt eher die Phagentherapie als Höhepunkt herausgepickt, aber wenn man pauschal gegen den Ostblock propagieren will, tut’s das Ampelmännchen auch, gell?
Sie doch nich so! „Drüben“ war nicht alles schlecht.
Gruß,
Kannitverstan
der bald nach der Wende überrascht war, wie fundiert und verständlich DDR-Lehrbücher aufgebaut waren. Um Längen besser als der „innovative“ Kram, den wir hatten.
Doch. Ich habe das damals aus der Nähe gesehen. Ein totalitärer Unrechtsstaat, keine individuellen Freiheitsrechte, ökonomisch völlig insuffizient, Raubbau mit der Umwelt treibend, militarisiert von der Waffenausbildung der kleinen Kinder bis zu den betrieblichen Kampfgruppen, übrigens auch diskriminierend gegenüber Ausländern (beispielsweise den vietnamesichen Gastarbeitern, die entrechtet und ghettoisiert wurden), noch dazu alles hässlich, schmutzig und grau. Das war ein völlig verrottetes Gebilde, ist ja auch dementsprechend implodiert.
Ja, gerade die juristische Literatur war verblüffend. Kein Wunder, wenn man keinen Meinungsstreit darstellen muss, den schließlich nicht gab (geben durfte). Da konnte man als westlicher Jurist schon ins „Schwärmen“ kommen. Unsereiner musste sich schon für die Hausarbeit für den kleinen Schein durch Regalwände von BGB-Kommentierungen diverser Autoren kämpfen, und dann bekommst du im Praktikum für die Abwicklung einer LPG das geballte „DDR-Wissen“ zum ZGB im Taschenbuchformat.
„War nicht alles schlecht“
SCNR
Nunja, der Frager hat doch seine eigene Frage ad absurdum geführt, indem er selbst das Ampelmännchen als Innovation an erster Stelle nannte.
Mir erscheint die Frage von daher … zumindest ansatzweise trollig.
Grüße
Siboniwe
Ich weiß jetzt nicht mehr wo ich ihn genau gelesen habe, aber ich habe den Grundtenor des Artikels noch gut in Erinnerung: Es ging um eine umfangreiche Studie zum Einsatz von „Bewertung von Innovationstechniken/Kreativitätstechnikmethoden in der Praxis“. Das Ergebnis war niederschmetternd!
Insoweit: Vollkommen unabhängig, wer da was wann und wo zum Thema bislang sich überlegt hat, es funktioniert in der Praxis nicht wirklich und wird daher kaum angewendet/nach gewisser anfänglicher Begeisterung recht schnell wieder fallen gelassen, weil man damit nicht zu mehr oder schnellerer Innovation in der Praxis kommt.
Und was Ardenne angeht: Sein Institut war privatwirtschaftlich! Also insoweit auch kein Aushängeschild sozialistischer Wirtschaft. Und was er sich so in medizinischer Sicht geleistet hat, hat sicherlich nicht uninteressante Ansätze, ist aber in der von ihm und seinen Jüngern in Ost und West umgesetzten Form eher unter Quacksalberei und Beutelschneiderei einzuordnen. Ich hatte mal das Vergnügen eine solche Wirkungsstätte, kurz nachdem sie von diversen Behörden hops genommen worden war, zwecks Neuvermietung zu besichtigen. Schon eine gruselige Mischung von plüschigem Ambiente für die „besserer Gesellschaft“ (alle Sauerstoffflaschen in „hübschen“ weißen Hülsen versteckt) und Pseudomedizin.
BTW: Gerade der Mangel fördert oft Kreativität. Hier glänzte die DDR aber damit, den Mangel nie offiziell anerkennen zu wollen, und damit blieben viele kreative Ansätze individuelle Bastlerlösungen, die nie die Chance hatten zur Serienreife zu gelangen, und in Stückzahlen umgesetzt zu werden.
Das mag alles sein, aber trotzdem war nicht alles schlecht. Angesichts allem, was du aufzählst, haben „wir“ das Positive unbesehen halt mal mit platt gemacht - die Auswirkungen dieser Arroganz sind heute noch präsent.
Gruß,
Kannitverstan
Klar, in dem kleinen privaten Bereich, der dir verblieb, konnte es natürlich auch schön sein. Dass dein Ehepartner dich bei der Stasi verpfiffen hat weil er unter Druck gesetzt wurde (kam häufiger vor), das hast du ja nicht gemerkt. 700.000 Spitzel („IM“) auf 17 Mio Einwohner. Rechne mal von den 17 Mio die Kinder und Rentner weg, auf was für eine Spitzelquote kommst du dann?
Ich stimme dir zu, ein Staat, der 700.000 Spitzel und eine Mauer mit Selbstschussanlagen braucht, in dem muss es eigentlich ganz okay sein.
Kannst du mir welche nennen?
Mit welchen Methoden (TRIZ oder Ähnliches) arbeiten denn heutige Ingenieure tatsächlich? (In einem Erfinderbuch aus der Reihe ‚… für Dummies‘ wird tatsächlich TRIZ vorgestellt.)
Erstens hab ich es nicht an erster Stelle genannt. Zweitens spielt die Reihenfolge keine Rolle. Drittens habe ich es ernst gemeint, das Ampelmännchen ist für mich eine Innovation. Es macht jedem Menschen, der mit modernen Ampelanlagen nicht vertraut ist (z.B. einem Gastarbeiter) klar, wann man gehen darf und wann man stehen bleiben soll. Insofern tatsächlich eine Verbesserung. Weißt du, ob es nicht vielleicht einem Menschen das Leben gerettet hat?