Ich erinnere mich, dass die Turnhalle meiner Grundschule im Jahr 1899 erbaut wurde. Auf alten Fotos erkennt man, dass sich an den beiden Enden (Nord- und Südseite) drei große Fenster befanden. Wie arg die Halle im Zweiten Weltkrieg in Mitleidenschaft gezogen wurde, kann ich nicht sagen, aber offenbar kam sie glimpflich davon, denn auf den Fotos sieht sie fast genauso aus, wie heute, nur dass ein schmückender Dachreiter nicht mehr ganz so aufwändig gestaltet/wiedererrichtet wurde. Nur fehlten zu meiner Grundschulzeit (und auch heute) die insgesamt sechs großen Fenster an der Nord- und Südseite. Stattdessen waren diese Stellen verputzt worden, wurden also wohl nach dem Krieg zugemauert. Mir erschloss sich nie der Sinn dahinter, da das Gebäude ja völlig intakt geblieben ist, aber so was habe ich auch schon an vielen anderen Altbauten beobachtet. Woran lag dieses architektonische Vorgehen?
Da solltest Du die alten Leute in der Umgebung fragen
- ob das Zumauern nach oder im Krieg geschah
- im Krieg z.B. um Glasbruch zu vermeiden oder Verdunklung
- nach dem Krieg z.B. um Glaskosten zu vermeiden, oder Heizkosten.
Servus,
halte ich angesichts dessen:
für wenig wahrscheinlich.
Falls die Turnhalle in einer Stadt ab ca. 100.000 Einwohner im Gebiet der gebrauchten Bundesländer steht, war vermutlich das Dach von einer Luftmine weggeblasen und die Halle ausgebrannt. Wenn kein richtiger Feuersturm gesetzt werden konnte, blieben nicht wenige Gebäude in diesem Zustand stehen, und die Hülle konnte beim Wiederaufbau verwendet werden.
Falls der Zusammenhang in diese Richtung gehen sollte, können die Fenster zugemauert worden sein, um den Gebäuderest halbwegs zu stabilisieren: Auch wenn das Mauerwerk von ausgebrannten Gebäuden verwendbar war, war es weniger stabil als vorher.
Schöne Grüße
MM
Man muß sich in die Lage und Stimmung der Deutschen nach dem verlorenen Krieg versetzen.
Man hatte keinerlei Hoffnung, dass es irgendwie weiter geht. Jeglicher Schmuck an Bauten, alles Überflüssige konnte jetzt fehlen. Hauptsache, man hatte eine geschlossene Wohnung, die einigermaßen geheizt werden konnte. Man wußte, das bald Flüchtlings- und Vertriebenenströme aus den Osten erscheinen würden. Man brauchte Wohnraum.
Fenster waren einfache Glasscheiben, da waren Mauern bessere Isolierung. Wer damals gelebt hat, erinnert sich sicher noch an das Glas Wasser, welches im Winter gefroren auf dem Nachtisch stand.
Erinnert sich sicher an die gefrorenen Glasscheiben, die die Kälte ins Haus ließen, statt zu isolieren.
Das einzige geheizte Zimmer war die Küche. Dort wurde alles Brennbare im Kohleofen verbrannt.
Zur Schule mußte man ein Stück Torf mitbtringen oder wenn nicht geheizt wurde, sich doppelt und dreifach anziehen.
Globus
Hallo
Neben statischen Gründen musste die Halle vielleicht auch als Unterkunft herhalten: 11 Millionen Vertriebene aus den ehemaligen Ostgebieten mussten im kriegszerstörten Deutschland untergebracht werden.
Eine halbwegs intakte Turnhalle bot sich als Flüchtlingsunterkunft an: Zerdepperte Fenster zumauern und fertig. Das gleiche galt auch für Leute, die ausgebombt waren - Glaserarbeiten sind teurer und damalige Fenster isolierten auch kaum - wer es warm haben will verzichtet auf überflüssige Fenster und mauert sich ein: der Nachkriegswinter 46/47 war immerhin der kälteste Winter des 20. Jahrhunderts.
Frag doch mal alteingesessene Einwohner (oder einen deiner ehemaligen Schulkameraden, dessen Oma/Vater etc. als Flüchtling im Ort ankam), ob in der Halle Leute untergebracht waren.
Gruss, Sama
Es gab ja wirklich nichts!
Die Trümmerfrauen haben die Ziegelsteine der zerbombten Häuser gesammelt, den Mörtel abgeschlagen und damit wurde dann neues gebaut.
Viele kennen auch den Sand-Beton aus dieser Zeit. Da Zement auch Mangelware war, hat man viel zu viel Sand für den Beton verwendet, ganz im Gegensatz zu den Militärbauten. Diesen „Beton“ kann man dann mit der Hand zerbröseln.
Direkt nach dem Krieg war es für viele Luxus vier Wände und ein Dach zu haben! Da wurden auch Räume mit nur 3 oder 2 Wänden bewohnt!
MfG Peter(TOO)