Was bedeutet das?

Hallo zusammen,
in der Zueignung von Goethes Faust steht(Zeile 13-16):

„Der Schmerz wird neu, es wiederholt die Klage
Des Lebens labyrinthisch irren Lauf,
Und nennt die Guten, die, um schöne Stunden
Vom Glück getäuscht, vor mir hinweggeschwunden.“

Was ist damit eigentlich gemeint? Ist " Des Lebens labyrinthisch irren Lauf" die Klage oder wird es wiederholt mit der Klage zusammen („die Klage des Lebens“ scheint mir nicht angemessen)? Warum ist es am Ende ein Partizip II „hinweggeschwunden“?
Kann jemand die 4 Zeilen verständlicher formulieren? Vielen Dank im Voraus.

Hi @zczczc1680,

hier findest Du als Hausaufgabenhilfe eine Interpretation der Zueignung aus Faust, der Tragödie erster Teil:
http://www.e-hausaufgaben.de/Hausaufgaben/D11369-Interpretation-der-Zueignung-aus-Faust-der-Tragoedie-erster-Teil.php

Schöne Grüße
Stefanie

Hallo

Der Satz geht ja so:
Es wiederholt die Klage des Lebens labyrinthisch irren Lauf.

D. h.:

Die Klage wiederholt des Lebens labyrinthisch irren Lauf.

Anders ausgedrückt:
Der Dichter, der hier klagt (klagende Gedichte über sein Leben schreibt), lebt sein Leben nochmal durch, bzw. erlebt den labyrinthisch irren Lauf des Lebens nochmal.

Der zweite Teil:
„Die Klage … nennt die Guten, die, um schöne Stunden vom Glück getäuscht, vor mir hinweggeschwunden.“
ist mir nicht ganz klar.

Ich würde es so deuten:
Die Klage nennt die Guten (also die guten Menschen), die vor mir hinweggeschwunden (sind).
Das ‚sind‘ fehlt hier einfach, das ist oft in Gedichten.

Was ich allerdings nicht verstehe ist dieses ‚um schöne Stunden vom Glück getäuscht‘. Diese Guten wurden offensichtlich vom Glück getäuscht. Aber ‚um schöne Stunden‘? Haben diese Guten anderswo ein paar schöne Stunden erlebt, ließen sich dadurch täuschen und sind weggezogen/haben anderweitig geheiratet o.ä.? Oder hätten sie - evtl. mit dem Dichter - ein paar schöne Stunden erleben können, wenn das Glück sie nicht getäuscht hätte?

Wenn irgendjemand hinwegschwindet, kann er natürlich auch gestorben sein, aber dann verstehe ich das mit den schönen Stunden und dem Glück gar nicht mehr.

Na ja, keine Ahnung.

Viele Grüße

Hallo,

Goethe verwendete den Begriff „Glück“ nicht nur in seiner heutigen - verengten -, sondern auch in der ursprünglichen Bedeutung, siehe Grimm:

I. glück ist ursprünglich ‚schicksal, geschick, ausgang einer sache‘.
A. verlauf, ausgang eines geschehens oder einer angelegenheit, sei er nun günstig oder ungünstig; das ergehen, bzw. erleben einer person, dann abstrakter das geschick, das los eines menschen oder spezieller das eintreten eines unerwarteten ereignisses
[…]
B. schicksalsmacht, die günstiges oder ungünstiges schickt, den verlauf einer sache oder das ergehen einer person glücklich oder unglücklich gestaltet, zufall als von auszen einwirkende macht.

Das heißt, die (früh) Verstorbenen wurden vom Schicksal um die „schönen Stunden“ betrogen, die sie nicht mehr erleben durften.

Gruß
Kreszenz

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Hallo

Das war schon klar, aber dass ‚getäuscht‘ hier im Sinne wie ‚betrogen‘ benutzt wird, darauf bin ich nicht gekommen. - Aha, es geht also bei den Hinweggeschwundenen um Verstorbene. -

Eine Täuschung - jedenfalls nicht in dem Sinne, wie man dieses Wort heute versteht - kann ich beim besten Willen aber nicht erkennen …
Einen Betrug schon, unter der Voraussetzung, dass jeder Mensch seinen Anspruch auf mindestens 60 Lebensjahre hat. Aber eine Täuschung? Wurde ihnen vom Schicksal zugeraunt: Dies und das kannst du alles noch später machen? - Na ja, vielleicht.

Danke für die Aufklärung.

siehe abermals Grimm:

TÄUSCHEN
[…]
2) nhd. (seit dem 15. jahrh.) schein für wahres, für wirklichkeit nehmen machen (reflexiv nehmen), trügen, betrügen, hintergehn, überlisten, …

(… unter „α) mit persönlichem object …“ erscheint btw dieses Goethe-Zitat als eines der literarischen Beispiele.)

Gruß
Kreszenz

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