Demut bezeichnet eine aus dem Bewusstsein der eigenen
Unvollkommenheit entspringende Haltung des Gehorsams und der
Unterordnung.
Tach Steffi,
diese Definition ist - mit Verlaub - Quatsch!
Lass mich dazu ein etymologisches Wörterbuch referieren: D. ist „Bescheidenheit, Bereitschaft zum Dienen“ und eine Substantivbildung zum althochdeutschen dhiomuoti = dienstwillig.
Da ist also nichts mit „Bewusstsein der eigenen Unvollkommenheit“, sondern einfach die Bereitschaft sich unterzuordnen und entsprechende Tätigkeiten zu verrichten.
Nun ist „Demut“ aber die Übersetzung des grch. „tapeinophrosyne“, und „tapeinos“, von dem dieses Substantiv herkommt, heißt „niedrig, unansehnlich, unbeeuten, winzig, ärmlich, schwach, machtlos, ohnmächtig, missachtet“ (Nach Menge-Güthling), und die tapeinophrosyne ist die Haltung oder Gesinnung, die zu diesen Adjektiven gehört.
Hier könnte mithin jenes Bewusstsein der eigenen Unvollkommenheit gemeint sein, das dem germanischen „dienmuot“ durchaus fehlt. (btw: Ich bin kein Germanentümler oder so; es geht hier nur um die Konnotationen, die die Begriffe in der jeweiligen Sprache haben.)
Demut, so verstanden und in den neutestamentlichen Zuammenhängen gesehen, würde also bedeuten, den anderen höher zu schätzen als sich selbst, sich dem anderen zu unterwerfen, eher auf das Wohlbefinden und Fortkommen des anderen zu achten als auf sein eigenes.
Nicht von ohngefähr wird Jesus immer wieder als das große Vorbild für wahre christliche Demut genannt.
Nun sind ja schon Beispiele genannt worden für Demut, die selbst ein gutwilliger Christ nur noch als Dummheit bezeichnen würde (Ich weiß nicht mehr, wer das gebracht hat). Was also ist nun Demut?
daß man nur ein winziges Teilchen im Getriebe ist.
Das ist ein beliebtes Bild. Dem kann ich mich aber nicht anschließen, weil das Menschenbild, das Du damit transportierst, schlechterdings unchristlich ist: Weder die Gesellschaft noch irgendwelche ihrer Gruppen sind von Gott derart mechanistisch gedacht, gemeint, gewollt.
Es bleibt in der Tat richtig, dass der demütige Mensch Teil eines größeren Ganzen ist. Er wird sich diesem auch einfügen, und zwar freiwillig, weil er dienen will. Er ordnet sich dem Ziel unter, das er bejaht, den Menschen, die an anderer, höherer Stelle an der Erreichung oder Verwirklichung dieses Ziels mitarbeiten. Er ist aber nicht willenlos dabei.
Da wäre noch viel zu bedenken, aber ich will es dabei erst mal belassen.
Gruß - Rolf