Was bedeutet der Wasserfußabdruck?

Hallo,

Der Begriff carbon footprint (CO₂-Fußabdruck) ist ja mittlerweile gang und gäbe. Der Begriff leuchtet mir ein. Wikipedia definiert ihn als

Maß für den Gesamtbetrag von Kohlenstoffdioxid-Emissionen (gemessen in CO₂), der, direkt und indirekt, durch eine Aktivität verursacht wird oder über die Lebensstadien eines Produkts entsteht.

Wenn ich also zum Beispiel eine Kilowattstunde Strom benutze, so werden von den Kraftwerken bei der Produktion dieser Kilowattstunde - nach dem deutschen Strommix 2011 - im Schnitt 558 Gramm Kohlenstoffdioxid (Quelle: Umweltbundesamt) in die Atmosphäre emittiert. Das erscheint mir so weit alles sehr klar und verständlich.

Nun gibt es einen ähnlichen Ausdruck für Wasser, den Wasserfußabdruck. Dieser bezeichnet die Menge an Wasser, die zur Erzeugung eines Produkts aufgewendet wird. Zum Beispiel habe ich gelesen, dass zur Herstellung von einem Kilogramm Kakaobohnen etwa 27.000 Liter Wasser aufgewendet werden.

Hier verstehe ich nicht ganz, was damit gemeint ist. Insbesondere der Begriff des „Aufwands“ von Wasser ist mir nicht ganz klar. Nehmen wir das Beispiel, dass für einen Kilogramm Kakaobohnen im gesamten Verlauf der Produktion im Schnitt insgesamt 27.000 Liter Wasser „aufgewendet“ werden. Was heißt das? Ich meine, das Wasser ist nach der Produktion ja nicht einfach weg und für immer verloren, oder? Es nimmt vielleicht eine andere Gestalt an. Es wird zum Teil von der Kakaopflanze im Laufe der Photosynthese aufgenommen, verdunstet, etc. Aber was ist daran so schlimm? Das Wasser ist damit doch nicht für immer verloren, sonst landet nach meinem Verständnis wieder im natürlichen Wasserkreislauf. Wo ist da das Problem?

Beste Grüße,
Irmfried

Hallo!

Na gut, weg ist es nicht.

Es ist aber in dem Sinne verbraucht, weil es zur selben Zeit nicht für andere Zwecke bereitsteht.
In weiten Teilen der Welt ist Wasser (Trinkwasser) knapp.

Und weil es z.T. während der Produktion verschmutzt wird und erst wieder aufwändig gereinigt werden muss um es zurück in den Wasserkreislauf zu geben.

Beispiel : Produktion von Früchten(Erdbeeren typ.) und Gemüse in Andalusien/Spanien , im „mare plastico“.

einem sehr trockenen Gebiet, wo man das Wasser aus Tiefbrunnen holen muss um die „Treibhäuser“ (nur Plastikplanen über Gestellen) zu versorgen.
Das hochgepumpte Wasser verdunstet zum Teil und kommt dann nicht wieder vor Ort als Regen runter ! Das ist lokal wirklich weg.
Und das überschüssige Sickerwasser aus den Feldern braucht Jahrzehnte um in die Tiefen zurückzulaufen.

Es ist also praktisch auch weg. Es wird mehr gefördert als natürlich nachkommt.

MfG
duck313

Hallo

In vielen Gegenden mit intensiver Landwirtschaft sinken die Grundwasserspiegel und füllen sich auch nicht mehr auf, weil mehr entnommen wird, als nachfliesst. Oder aber das Wasser wird den Flüssen entnommen - zurück bleiben Rinnsale und den Regionen unterhalb fehlt das Wasser (entweder für die Natur oder den dort lebenden Menschen (Stichwort Wasserkriege)

Wir in Mitteleuropa sind mit ausserordentlichem Wasserreichtum gesegnet und davon nicht ganz so stark betroffen -jedoch auch bei uns sinken die Wasserspiegel, und zwar in den Regionen, in denen die grossen Städte Wasser abzapfen.

Wasser an sich bleibt im grossen Kreislauf über Raum und Zeit erhalten, da hast du Recht - aber wenn an einem Ort mehr genutzt wird, als nachfliesst, handelt sich um eine Art Abbau und das ist problematisch.

Gruss, sama

Servus,

wenn Du konkrete Exempel haben möchtest, kannst Du ja mal in Motril, Calahonda oder Salobreña einen Kaffee trinken gehen - nicht in einer Touristenbude, sondern in einer gewöhnlichen Bar, wo sie das Wasser aus der Leitung nehmen.

Du wirst feststellen, dass der Kaffee salzig schmeckt.

Warum ist das so?

Die Brunnen liegen in einem Bereich, dessen Grundwasser früher von dem Schmelzwasser von der Sierra Nevada gebildet wurde. Seit in den Invanaderos (= Treibhäusern aus Plastikfolie) entlang des Küstenstreifens mehr Wasser verbraucht (= verdunstet und auch mit den Produkten bei der Ernte entfernt) wird, als von der Sierra her nachfließt, wurde dieses Grundwasser durch Seewasser verdrängt. Du hast jetzt also im Februar Auberginen und Paprika auf dem Tisch, und die Leute in Motril haben Kaffee aus Brackwasser.

Schöne Grüße

MM

hallo Irmfried,

Ohne den Menschen stellt sich in einer bestimmten Region auch ein bestimmter Grundwasserspiegel ein. Dies hängt von den Niederschlagsmengen, der Geologie, Versickerungen aus Flüssen und Seen, der Verdunstungsrate und der Vegetation ab.

Bohrt man jetzt einen Brunnen und entnimmt dort Wasser um eine Plantage zu bewässern, ändert man zuerst die Vegetation und die Verdunstungsrate. Meistens haben solche Plantagen eine höhere Verdunstungsrate als die natürliche Vegetation.
Das zusätzlich verdunstete Wasser regnet dann aber meistens irgendwo anders ab. Zudem verändert sich auch noch das lokale Klima. Wenn es jetzt auch noch weniger regnet, nimmt auch die versickerte Wassermenge ab.
Der Grundwasserspiegel nimmt ab.
Zusätzlich wird man wohl auch noch den Fluss begradigen damit man weniger Überschwemmungen hat. Dadurch nimmt die Versickerungsrate weiter ab.

Es gibt Regionen in welchem die Vorgänge sehr langsam ablaufen, da kann das Brunnenwasser vor Jahrhunderten versickert sein, bis es an diesen Ort als Grundwasser gelang ist.

Bei Inseln, mit porösem Untergrund gibt es andere Mechanismen. Da Süsswasser leichter als Salzwasser ist, bildet der Regen eine Blase auf dem Salzwasser. Das Süsswasser wird nur durch den Regen nachgefüllt. entnimmt man dem Brunnen mehr Wasser als der regen auffüllt, strömt dann Salzwasser nach …

in weiteres Problem ist, dass Süsswasser auch Salze enthält, allerdings nur in geringen Mengen. Bei der künstlichen Bewässerung, bleiben diese Salze be der Verdunstung aber im Boden zurück. Bei sehr intensiver Bewässerung und hohe Versunstungsrate versalzen diese Böden mit der Zeit und werden unbrauchbar, weil da nichts mehr wächst. Solche unbewachsene Böden erodieren dann aber sehr leicht, werden also abgetragen. und vertrocknen schnell. Trockene Böden haben aber dann fast keine Verdunstungsrate, wodurch das Klima wiederum trockener wird, wodurch der Grundwasserspiegel gesenkt wird.

Andere Auswirkungen:
http://www.diercke.de/kartenansicht.xtp?artId=978-3-…
Letztes Kapitel zuunterst auf der Seite.

Hier in Basel und ein paar anderen Städten arbeitet man mit Grundwasseranreicherung, damit der Grundwasserspiegel nicht sinkt. Hierzu werden in den Grundwasser-Schutzgebieten, in welches auch die Brunnen liegen, mit Rheinwasser Überschwemmungen praktiziert. Beim Versickern wird dann das Rheinwasser durch natürliche Bodenbakterien und dem Sand als Filter gereinigt bevor es im Grundwasser ankommt.

Fazit: Wenn du dem Brunnen 100 Liter Wasser entnimmst, kannst du damit Baden oder das Gemüse Wässern. Mit dem Badewasser kannst du aber nicht das Gemüse wässern, weil dieses durch die Seife eingeht. In den Brunnen kannst du das Badewasser aber auch nicht zurück giessen!

MfG Peter(TOO)

Das Konzept ist in sich schon ziemlich unsinnig, wie auch viele der Vorposter belegt haben. Der knackpunkt beim CO2 besteht vor allem darin, dass man derzeit davon ausgeht, dass sich das CO2 innerhalb einer relativ kurzen Zeit in der Atmosphäre homogenisiert. Beim Wasser ist das logischerweise nicht der Fall.

Ohne eine Kenntnis der örtlichen hydrogeologischen Verhältnisse kann so eine Zahl gar nicht eingeschätzt werden. Genau wie auch die klimatischen Bedingungen eine wichtige Rolle spielen (die Ausführungen der Vorposter haben dazu ja einiges gesagt).

Es macht auch einen deutlichen Unterschied, wofür das Wasser dann verwendet wurde. Wurden Felder bewässert? Wurden Tiere getränkt? Wurde mit dem Wasser etwas abgewaschen? Jede Verwendung von Wasser hat unterschiedliche Umweltkonsequenzen und unterschiedliche Konsequenzen für eine mögliche weitere Verwendung.

Die Information, die aus einem Wasserfußabdruck abgeleitet werden kann ist nahezu null. Was ein wenig die Frage aufwirft, wer überhaupt mit sowas hantiert. Seriös ist das sicherlich nicht.

Handlungsempfehlungen?
Hallo,

zunächst vielen Dank für eure Antworten!

Zitat Aprilfisch:

Die Brunnen liegen in einem Bereich, dessen Grundwasser früher
von dem Schmelzwasser von der Sierra Nevada gebildet wurde.
Seit in den Invanaderos (= Treibhäusern aus Plastikfolie)
entlang des Küstenstreifens mehr Wasser verbraucht (=
verdunstet und auch mit den Produkten bei der Ernte entfernt)
wird, als von der Sierra her nachfließt, wurde dieses
Grundwasser durch Seewasser verdrängt. Du hast jetzt also im
Februar Auberginen und Paprika auf dem Tisch, und die Leute in
Motril haben Kaffee aus Brackwasser.

Zitat Zerschmetterling:

Die Information, die aus einem Wasserfußabdruck abgeleitet
werden kann ist nahezu null. Was ein wenig die Frage aufwirft,
wer überhaupt mit sowas hantiert. Seriös ist das sicherlich
nicht.

Ich würde gerne aus alledem eine Handlungsempfehlung für meinen Alltag ableiten.

Ist es ökologisch sinnvoll, auf Produkte zu verzichten, die einen zu hohen Wasserfußabdruck haben, auch wenn, wie Zerschmetterling darlegt, das Konzept des Wasserfußabdrucks geradezu nichtssagend ist?

Aprilfisch hält ja dagegen, dass bspw. Obst aus spanischen Gewächshäusern im Winter eine ökologische Zumutung für die betroffene Region sind.

Sollte man auf wasserlastige Produkte aus z.B. Kakao der Umwelt zu Liebe besser verzichten, oder ist all das zu intransparent und letztlich vergebliche Liebesmüh?

Was denkt ihr?

Ich denke, der Knackpunkt lautet generell:

Bewusst konsumieren.

Letztlich ist fast alles, was wir so zu uns nehmen, purer Luxus. Ob wir da von regelmäßigem Fleischkonsum, importiertem Obst oder Kaffee reden. Aber Luxus ist nicht automatisch schlecht. Wir müssen uns nur mehr vor Augen führen, was wir da zu uns nehmen und unter welchen Bedingungen es produziert wurde.

Aus dem Wasserfußabdruck kann für sich selbst kaum eine sinnvolle Aussage abgeleitet werden, aber wenn man ihn mit anderen Faktoren zusammenbringt, die man dann auch selbst recherchieren kann, sieht das anders aus.

So ist das mit dem verantwortungsbewussten Konsum - er erfordert leider Arbeit und kostet oft auch mehr. Aber ich denke, es lohnt sich. Es wird leider immer schwieriger sich „richtig“ zu verhalten. Weil zu viele Faktoren mit reinspielen und weil auch kaum jemand weiß, wo die Grenze zwischen „akzeptablen“ Luxus und dem „übertriebenen“ Luxus liegt.

Hallo Fragewurm,

Ich würde gerne aus alledem eine Handlungsempfehlung für
meinen Alltag ableiten.

Ist es ökologisch sinnvoll, auf Produkte zu verzichten, die
einen zu hohen Wasserfußabdruck haben, auch wenn, wie
Zerschmetterling darlegt, das Konzept des Wasserfußabdrucks
geradezu nichtssagend ist?

JAIN, es kommt drauf an!

Ein Produkt mit viel Wasserbedarf, welches in eine Wüste hergestellt wird ist ökologisch eine Fehlplanung!
Die selbe Fabrik in einer wasserreichen Region mit entsprechender Abwasserbehandlung macht ökologisch einen Sinn.

MfG Peter(TOO)