Was bedeutet dieser text von Nietzsche?

Hallo!
Ich versuche diesen Text von Nietzsche zu verstehen… komme aber nicht weit! kann mir jemand helfen? Es ist ein Ausschnitt von „Jenseits Gut und Böse“ aus dem kapitel 5 über die Moral.
Vielen dank im voraus :smile:

(Jenseits Gut und Böse) 196.

Es giebt unzählige dunkle Körper neben der Sonne zu erschliessen, - solche die wir nie sehen werden. Das ist, unter uns gesagt, ein Gleichniss; und ein Moral-Psycholog liest die gesammte Sternenschrift nur als eine Gleichniss- und Zeichensprache, mit der sich Vieles verschweigen lässt.

Der Mensch sieht die Sonne, die alles überstrahlt. Die Körper die daneben erblassen, nimmt er nicht wirklich wahr obwohl sie Teil der Realität, Teil einer Schrift, Teil einer Sprache sind und somit auch Teil der Wahrheit. Nietzsche sagt - das ist ein Gleichnis.
Die Sonne verkörpert bereits in der antiken Philosophie das Gute. Das Dunkle, Verborgene, ist Böse. Das ist der gedüngte philosophische Nährboden den Nietzsche umpflügen will.  (Seine Schlagworte: ‚Umwertung aller Werte‘, ‚eine Perspektive der vormoralischen Zeit‘, ‚Immoralität‘). So wie wir nur das sehen was im Licht ist, so sind unsere Gedanken geprägt auf das was uns eingetrichtert wurde. Der Moral-Psychologe sagt uns was Gut und was Böse ist. Die Gleichnis- und  Zeichensprache die er verwendet, ist angepasst an das jeweilige gesellschaftliche Umfeld. Diese Sprache ist nicht vollständig, lässt manches im Dunkeln, weil sie die dunklen Körper nicht mit einbezieht bzw. nicht mit einbeziehen kann.

Hallo!

Ich hab ein wenig drüber nachgedacht, aber bin auch zu keinem wirklich guten Ergebnis gekommen. Vermutlich ist mit der Sonne die Moral gemeint und mit der Sternenschrift dann die moralischen Reglementierungen, welche in ihrem Bekanntsein verhindern, dass Wege außerhalb ihr bekannt werden, so dass die Menschen in der Moral aufwachsen und in Nietzsches Sinne „schwach werden“.

Meine Hand würde ich für diese Interpretation aber nicht ins Feuer legen. Wenn mir noch was besseres einfällt oder ich mir das Buch mal zulege dann meld ich mich aber gern noch mal.

Grüße
Niels

Hallo,

Licht (Sonne) ist als Zentralmetapher der Aufklärung Bild für die vernunftsmäßige Erschließung der Erscheinungswelt.
Doch dieses Licht erhellt nicht den gesamten Kosmos.
Vieles bleibt verborgen, muss verborgen bleiben. („Erschliessen“ hier also im Sinne von „erkunden“.)
Damit sind die Grenzen der Vernunft angezeigt (Vernunftkritik). Aus dieser grundsätzlichen Vernunftkritik folgt auch eine grundsätzliche Kritik an der Moral, die (nur) vernünftig sein will. Sie muss sich darüber im Klaren sein, dass ein analytisches Wahrnehmen der Welt eben nur in der Sprache vollzogen werden kann und als solche nur gleichnishaftes Reden sein kann.

"Denken wir besonders noch an die Bildung der Begriffe. … Jeder Begriff entsteht durch Gleichsetzung des Nichtgleichen. … Das Übersehen des Individuellen und Wirklichen gibt uns den Begriff,
wie es uns auch die Form gibt,
wohingegen die Natur keine Formen und Begriffe, also auch keine Gattungen kennt, sondern nur ein für uns unzugängliches und undefinierbares X. …
Was ist also Wahrheit? Ein bewegliches Heer von Metaphern, Metonymien, Anthropomorphismen, kurz eine Summe von Relationen, die, poetisch und rhetorisch gesteigert, übertragen, geschmückt wurden und die nach langem Gebrauch einem Volke fest, kanonisch und verbindlich dünken: Die Wahrheiten sind Illusionen, von denen man vergessen hat, dass sie welche sind, Metaphern, die abgenutzt und sinnlich kraftlos geworden sind, Münzen, die ihr Bild verloren haben und nun als Metall, nicht mehr als Münzen, in Betracht kommen. … Nun vergisst freilich der Mensch, dass es so mit ihm steht; er lügt also in der bezeichnenden Weise unbewusst und nach hundertjährigen Gewöhnungen - und kommt eben durch diese Unbewusstheit, eben durch dieses Vergessen zum Gefühl der Wahrheit.
(Aus: Wahrheit und Lüge in außermoralischen Sinne 1; in KSA 1, München, 1988a: 879-882.)

Gruß CA

Hallo,
da bin ich leider akut überfragt - Mit Jenseits Gut und Böse habe ich mich kaum beschäftigt und stecke gerade in sehr viel Arbeit, so dass ich nicht recherchieren kann. Tut mir leid; meld Dich doch noch Mal wenn’s nächste Woche noch aktuell ist.
Gruß,
Jörg