Was bedeutet 'knitz'?

Liebe Dialektsprecher!

Oben genanntes Wort, „knitz“, stammt meines Wissens aus dem süddeutschen Raum. Aber was bedeutet es?

Vielen Dank für die Aufklärung im Voraus!

Gruß!
Christopher

Hallo Christopher,

ich kenne das als „Ende des Brotlaibs“; anderswo Koppe, Knäuschen, Rand, Ranftl, Knuust, Scherzl oder eben Knitz genannt.

viele Grüße
Angelika

Lieber Christopher,

„knitz“ - entstanden aus „keinnützig“ - bedeutet so viel, dass ich es vorziehe, den Artikel aus dem Schwäbischen Handwörterbuch zu zitieren. Sollte es Nachfragen geben, nur zu!

_ knitz
kein-nütz(ig) Adj.: nichtsnutzig, schlecht, bös u.ä.; verstärkt boden-,

A. Form [hier kommen phonetische Varianten; diese phonetischen Zeichen kann mein PC nicht darstellen.]

B. Gebrauch. 1. physisch.
a. allgem.: untauglich, schlecht. Bes. von Gegenständen, die durch Alter, Krankheit o. a. untauglich geworden sind: verdorben, faul u. ä. Ein Baum, Balken, Brett, Strick, Kleiderstoff udgl. ist knitz.
Übtr.: K-er Strick abgeschlagener Mensch. Ebenso sind Äpfel, Birnen udgl. knitz, faul, fleckig; Nüsse, Bucheln udgl. sind knitz, taub.
Insbes. heißen die Kartoffeln knitz, infolge Regens oder der Kartoffelkrankheit verdorben. Fleisch ist knitz: wässerig, krank, verdorben. Auch eine schlechtbereitete Speise kann knitz heißen. Ebenso schlechtes, verdorbenes Getränke.

b. Geld ist knitz, gefälscht oder abgeschätzt.

c. von mangelhafter Gesundheit.
ca. obj. und habituell. Ein Mensch (auch ein Stück Vieh) ist knitz, inwendig knitz, ganz knitz: nicht an einer akuten Krankheit leidend, aber an einem schleichenden, unheilbaren Übel, z. B. Tuberkulose (knitz auf der Brust), Nierenleiden o. ä. In dieser Bedeutung nur knütz(ig), auch im Speziellen Sinn ist knütz (so überall) gebraucht von den Schafen, die die Leberegelkrankheit haben.
cb. mehr subjektiv. Es ist mir keinz(ig) S., keinzelig, knütz: es ist mir unwohl, insbes. von Übelkeit, Brechreiz. Arzneien, Speisen, Getränke sind knitz (verschiedene Formen) schmecken schlecht, sind einem zuwider.

  1. moralisch, von Menschen und menschlichen Handlungen.

a. streng tadelnd: nichtsnutzig, schlecht, verdorben. Knitzer Strick; so knitz (knitzer) als Galgenholz o. ä. - Öfters sind speziellere Übersetzungen möglich. Boshaft, bösartig, heimtückisch, hinterlistig, träge, verdrießlich, unartig, unfolgsam, leichtfertig.
Speziell: verdorben, leichtfertig in geschlechtlicher Beziehung. Ein knitzes Mensch Mädchen), Geschwätz. In allen solchen Fällen genügt aber der Begriff „nichtsnutz“, „nichtswürdig“.

b. wie boshaft, schalkhaft u. a. ist auch knitz in milderem, kaum oder gar nicht tadelndem Sinn gebraucht: neckisch, mutwillig, spaßhaft. Besonders vom Blick. Die macht knütze/knitze Augen (Äuglein); hat ein knützes/knitzes Paar Augen im Kopf u. ä._

Vor allem in der letzten Bedeutung (b) kann es von einem Menschen gesagt werden, der moralisch wenig wählerisch ist, um sein Ziel zu errichen, der dabei aber gewissen Humor oder Spaß einsetzt und so auch die oft neidische Achtung seiner Mitmenschen gewinnt.

Fritz

hallo christopher,

das wird oft im zusammenhang mit kinder verwendet und wenn ich mich recht erinnere, dann heißt das soviel wie niedlich.
„ä gnitze grott“ ist ein süßer(s) fratz/mädchen. zumindest im raum bruchsal/baden.

mfg
f.

Hallo Christopher,

ich stamme von der Schwäbischen Alb und kenne „gnitz“ in eher
bewundernder Art: einer der schlau ist, gewitzt, augenzwinkernd
witzig, vergnügt, immere gut drauf und nicht auf den Kopf
gefallen.
Schöne Grüße
Bolo2L

Nachtrag

Hallo nochmal,

eben habe ich mit jemand telefoniert, dessen Eltern aus
Ostpreußen kamen. Und auch dort ist „knitz“ im eher positiven
Sinne als pfiffig, gewitzt etc. verwendet worden, also ganz so,
wie ich es von der Schwäbischen Alb kenne. Und in gar keiner
Weise negativ. Allenfalls gibt es bei der Verwendung als
„verschlagen“ eine kleine Schnittmenge. Aber auch knitz im Sinne
von „verschlagen“ ist – ostpreußisch wie schwäbisch – eher
positiv, anerkennend gemeint.

Gruß
Bolo2L

Zustimmung!
Auch im Badischen ist die positiv bewundernde Bedeutung viel häufiger anzutreffen, als die negative; wie ich mir von Dialektsprechern versichern ließ.

Da sieht man, dass Buchwissen stets von der Erfahrung begleitet sein muss, wenn man nicht in Missverständnisse geraten will. Der Lexikonartikel vernachlässigt eindeutig den rein positiven Aspekt.

Fritz

Vielen Dank an alle!
Liebe Antworter!

Ich danke euch herzlich für eure Antworten! Die Antwort von Bolo hat mir am meisten weitergeholfen, denke ich, da ich in meinem Zusammenhang bereits einen lobenden Ausdruck angenommen hatte (Artikelüberschrift: „Er ist so knitz!“).

Dennoch waren auch die anderen Artikel interessant für mich, da sie mir die Bandbreite der Bedeutung dieses Dialektausdrucks klar gemacht haben.

Liebe Grüße!
Christopher