Was begrenzt Lebensdauer von Spenderorganen?

Moin,

ich hab - auch aus aktuellem Anlass - mich gefragt, welche Faktoren die Lebensdauer transplantierter Organe begrenzt?

Für jedes Organ, welches verpflanzt werden kann, sind im Internet entsprechende Statistiken zur durschnittlichen Lebensdauer zu finden. Dies impliziert natürlich auch enorme Schwankungen, aber im Grunde dürften diese ja stimmen.

Bei der Auswahl der „richtigen“ Organe wird ja in erster Linie besonders auf die Kompatibilität beider Patienten (Spender + Empfänger) geachtet und oft nicht zusätzlich noch auf das Alter beider.

Bei der Suche nach den Faktoren für die Begrenzung bin ich auf einen Artikel gestoßen, in welchem vorgerechnet wird, dass der Faktor „etwa gleiches Alter“ zusätzliche Lebensdauer bringen könnte:

Insgesamt hätte sich das Leben aller untersuchten Transplantationspatienten dadurch im Durchschnitt um neun Monate verlängern lassen, hat der Wissenschafter hochgerechnet. Auf die Lebenserwartung junger Patienten würde sich eine Altersanpassung der Spenderorgane sich besonders stark auswirken: Sie könnten im Schnitt zwei bis zweieinhalb Jahre länger leben, falls ihnen bei der Transplantation nur Nieren junger Spender zugeteilt werden, schätzt Meier-Kriesche.

Aber so oder so werden Organe hinfällig und müssen regelmäßig erneuert werden. Und dies scheint ja relativ unabhängig von den evtl. Vorerkranungen zu sein, da es ja bei den meisten Menschen passiert. Aber warum? Haben Immunsuppressiva eine auf Dauer negative Einwirkung auf Spenderorgane? Oder schädigt alleine das Entfernen und kurzzeitige Lagern von Organen schon so weit, dass sie nicht mehr an die volle Leistung anknüpfen können?

Grüße

Hallo Fragewurm,

Aber warum? Haben Immunsuppressiva eine auf
Dauer negative Einwirkung auf Spenderorgane? Oder schädigt
alleine das Entfernen und kurzzeitige Lagern von Organen schon
so weit, dass sie nicht mehr an die volle Leistung anknüpfen
können?

Das Immunsystem bekämpft eigentlich einfach alles Fremde.
Das sind zuerst einmal Mikroorganismen welche Krank machen können.
Dann wird eben auch fremdes Gewebe als solches erkannt.
Und nicht zuletzt erkennt das Immunsystem auch Krebszellen und vernichtet diese. Eigentlich ist es normal, dass bei der Zellteilung immer wieder Zellen mit einem genetischen Defekt entstehen.

Mit Immunsuppressiva kann man einfach auswählen ob der Patient eher an einer Infektion, Abstossungsreaktion oder Krebs stirbt :smile:
Das Ganze ist einfach ein Risikomanagement.

Das Problem, dass man jungen Patienten auch junge Organe einsetzen sollte, hängt wohl auch mit der Zellteilung zusammen. Bei jeder Zellteilung altert eine Zelle, bis sie die Fähigkeit zur Zellteilung verliert.
Das Stichwort wäre Telomer:
http://de.wikipedia.org/wiki/Telomer#Telomere_bei_de…

MfG Peter(TOO)

Moin,

Moin,

Bei der Auswahl der „richtigen“ Organe wird ja in erster Linie
besonders auf die Kompatibilität beider Patienten (Spender +
Empfänger) geachtet und oft nicht zusätzlich noch auf das
Alter beider.

i. d. R. sind Transplantate (Organe) von verstorbenen Pat. Und in diesen Fällen ist es wichtig überhaupt geeignete Spender zu finden, so dass man sich nicht den Luxus erlauben kann, auch noch nach dem Alter der Spender als Kriterium, zu selektieren.

Bei der Suche nach den Faktoren für die Begrenzung bin ich auf
einen Artikel gestoßen, in welchem vorgerechnet wird, dass der
Faktor „etwa gleiches Alter“ zusätzliche Lebensdauer bringen
könnte:

Nieren - und um diese ging es ja in dem Artikel - sind Organe die - da ein Paariges Organ - u. U. bzw. idealer Weise auch von Lebendspendern kommen können die mit nur einer Niere genau so gut leben können wie der Empfänger. Da Nieren „einfacher“ bzgl. der Voraussetzungen zu transplantieren sind (Blutgruppenverträglichkeit und das Fehlen vorgeformter Antikörper reichen i. d. R. aus) kann man also auch bzgl. des Selektioinsverfahren großzügiger sein und den Altersaspekt berücksichtigen.

Aber so oder so werden Organe hinfällig und müssen regelmäßig
erneuert werden.

Nun ja, es kommt eben auf das Alter des Empfängers(ca. 5% Kinder u. Jugendliche) und des Spenders an…denn so alt ist ja dann auch das zu transplantierende Organ, sowie darauf, was für ein Organ transplantiert wurde. Das gilt grundsätzlich für alle Organe.

Und dies scheint ja relativ unabhängig von
den evtl. Vorerkranungen zu sein, da es ja bei den meisten
Menschen passiert. Aber warum?

Unabhängig? Nun ja… Im Fall der Nieren ist es so, dass es ja bestimmte Erkrankungen des Empfängers gibt die schon seine eigenen Nieren zur Insuffizienz gebracht haben. Und diese Grunderkrankung sollte nicht mehr vorhanden oder wenigstens gut zu beherrschen sein.
Untersuchungen in Skandinavien über einen Zeitraum > 20 Jahr haben keine signifikante Veränderung der Lebenserwartung bei Lebendspenden ergeben.

Haben Immunsuppressiva eine auf
Dauer negative Einwirkung auf Spenderorgane?

Ja. Es sind wie bei anderen Erkrankungen auch, die Einnahme von Medikamenten mit u. U. gravierenden Nebenwirkungen verbunden. Der Körper „kämpft“ sein leben lang gegen das Transplantat an und genau so lange braucht man o. g. Medikamente.

Oder schädigt
alleine das Entfernen und kurzzeitige Lagern von Organen schon
so weit, dass sie nicht mehr an die volle Leistung anknüpfen
können?

Bei Nieren Lebendspenden wird in zwei OPs gleichzeitig gearbeitet; das Transplantat ist also ohne nennenswerte zeitliche Verzögerung von einem zum anderen Körper unterwegs. Bei nicht Lebendspenden wäre die ideale Situation die, dass die Transplantation in dem Haus vorgenommen werden kann, wo der Spender liegt.
Bei anderen Organen kommt es darauf an, was transplantiert (Knochensubstanzen od. entspr. durchblutete Organe) werden soll. Und somit auch auf deren ideale Lager- und Transportbedingungen.
Sie haben einen entscheidenden Einfluss auf die Qualität (bzw. Erfolg der Transplantation) und werden i. d. R. - weil erfahren - routiniert ausgeführt.

Grüße

Grüße
rolli