Was bewirken die Palmbuschen?

Es gibt keine mechanische Auslegung des Verhältnisses Gott zu Mensch. So in der Art „Tu ich dies so tut Gott jenes“.
Es gibt nur die innere positive Einstellung zu Gott aus der dann die Lebensentscheidungen fallen. Diese sind dann positiv wenn der Segen Gottes auf ihnen ruht, der wiederum von der Liebe zu Gott angezogen wird. Auch wenn im Moment die Situation nachteilig erscheint so ist über viele Jahre integriert der Einfluss Gottes auf das menschliche Leben und Schicksal feststellbar.

Ein Placebo ist ein Scheinmedikament. Eine Stelle in der Wohnung mit einem Gottbezogenen Gegenstand ist ein Festpunkt der täglichen Erinnerung, ein Hinweis, ein Lebensmotto. Ganz profan einem Terminkalender vergleichbar mit der Aufforderung an Bestimmtes zu denken.

Hallo Hannes,

gerade auch vor dem Hintergrund der umfangreichen Dionysos-Monographie von Merkelbach sehe ich eine Assoziation der Darstellungen des Jerusalem-Einzugs als etwas weit hergeholt, wenn nicht sogar unmotiviert. Denn ein positives Motiv ist mir weit und breit nicht ersichtlich. Ganz im Gegenteil. Allerdings kenne ich die Argumente von Bedenbenders Markus-Kommentar nicht. Der umfangreiche Kommentar von Joachim Gnilka erwähnt derartiges nicht mal am Rande.

Es spricht auch vieles dagegen. Die völlig inhomogene Mythographie zu Dionysos/Diwonusos/Bakchos/Bacchus/Sabazios, der btw auch zweifeln läßt, ob er überhaupt griechischen Ursprungs ist, hatte seinen Höhepunkt in der römischen Variante erst vom 2. Jhdt. ab. Und das spielte sich vor allem in der Schickeria in Rom selbst ab, der die Provinz Palästina recht schnuppe war.

Die griechische Vorstufe wiederum, assoziiert außer dem Mutterland an zahllose Orte vom Balkan über Anatolien bis Ägypten, hatte gerade in Palästina kein Bein auf dem Boden. Hinzu kommt der jüdische Anti-Hellenismus, der ja auch zur Folge hatte, daß einer wie Philo Alexandrinus in der jüdischen Religionsphilosophie vollständig ignoriert wurde. Die Richtung kulturellen Einflusses ging vielmehr in umgekehrte Richtung vom jüdischen in den griechischen Raum.

Dazu auch:
Ch. Penglase: Greek Myth and Mesopotamia … 1994
W. Burkert: Die orientalisierende Epoche in der griechischen Religion … 1984

Die einzige Assoziation wäre etwa die an das athenische Anthesterion, das Frhlingfest mit dem feierlichen Einzug des Gottes in die Stadt. Aber das ist nichts was den Dionysoskult isoliert auszeichnet. Ferner natürlich das „Ich bin der Weinstock …“, das in der religiösen Umgebung des Geschehens explizit und exponiert zum Bakchos gehört. Ebenso wie der Gott „des Brotes der Welt“ exponiert zu Adonis gehört mit einem seiner Hauptkultorte in Bethlehem („Haus des Brotes“ aka „Brothausen“).

Für das, was die Ev.-Autoren im Sinn hatten (unabhängig, ob die Szene historisch ist oder nicht) ist es viel näherliegend und auch interpretatorisch hinreichend, an Jesaja 40.9-10 zu denken:
Zion, du Botin der Freude! Erheb deine Stimme mit Macht, Jerusalem, du Botin der Freude! Erheb deine Stimme, fürchte dich nicht! Sag den Städten in Juda: Seht, da ist euer Gott. / Seht, Gott der Herr, kommt mit Macht, er herrscht mit starkem Arm. Seht, er bringt seinen Siegespreis mit: Alle, die er gewonnen hat, gehen vor ihm her.

Und natürlich Zacharja 9.9:
Juble laut, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem! Sieh, dein König kommt zu dir. Er ist gerecht und hilft; er ist demütig und reitet auf einem Esel, auf einem Fohlen, dem Jungen einer Eselin.
[beides hier aus der Einheitsübersetzung zitiert]

Gruß
Metapher

Dein Hinweis zu Dionysus war interessant. Der Geschichtsschreiber Diodor bringt in seiner Universalgeschichte - Dionysus in Verbindung mit Osiris, diesen mit der Sonne, mit Leuchten.

Das erscheint mir denn doch etwas zu abseitig.

Was? Die Ansicht Diodors, eines für seine korrekten Angaben berühmten griechischen Geschichtsschreibers oder die von dir geknüpfte Verbindung zu Dionysus und dem Reiten auf einem Esel, weshalb wir über die Palmprozession auf dieses Thema gekommen sind.

Dass das Christentum in Griechenland „ankam“, hat mit vielen Analogien aus der antiken Geschichte zu tun. Der Austausch der Erfahrungen ging häufig hin und her. Nur vom Christentum aus führt kein Weg hin zu seinen alten Wurzeln. Das wird abgelehnt als „Heidentum“ ohne etwas darüber zu wissen.

Mykene

Gruß - Rolf

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Hallo FraLang,

Du hast die Bedeutung des Festes erklärt bekommen. Mehr ist nicht dahinter. Es gibt nach christlicher Lehre keinen direkten Konnex zwischen einem Fest und direkt zu erwartenden Auswirkungen, auf Aussaat o. ä.

Mich interessiert worauf du eigentlich hinauswillst. Es nutzt nichts jedes christliche Fest einzeln zu zerpflücken und dessen Bedeutung um Elemente zu erweitern, die nicht dahin gehören.

Also kein Placebo (für einen Christen), kein Verknüpfen irgendwelcher Zweige mit der Hilfe Gottes. Kein Wirken des Palmbusches auf den „angeregten Geist“.

Ein Ritual vielleicht, aber mit der Bedeutung die dir bereits erklärt wurde. Nicht weniger aber auch bestimmt nicht mehr. Es gibt nichts mehr hinzuzufügen.

Meine Meinung wolltest du wissen. Für mich hat dieser Brauch keine Bedeutung, weder im christlichen noch im heidnischen Sinn. Aber ich begebe mich nicht auf die profane Ebene naive Elemente darin zu vermuten. (Placebo, Palmbusch symbolisiert Glauben an Gott …) Diese Interpretation führt zwangsläufig zur Annahme, dass dir der Wille zum Verstehen fehlt.

Daher auch meine Frage: Worum geht es dir wirklich? Die „Logik des Glaubens“ zu wiederlegen? Ihn lächerlich zu machen (glaube ich nicht, aber genau die Gefahr besteht bei deiner Antwort)? Wenn du verstehen willst, lass die Eigeninterpretation weg, und die Beschreibungen, die du gelesen hast reichen dafür aus.

fb

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Mangel in geschichtlicher Recherche

Es spricht auch vieles dagegen. Die völlig inhomogene
Mythographie zu Dionysos/Diwonusos/Bakchos/Bacchus/Sabazios,
der btw auch zweifeln läßt, ob er überhaupt griechischen
Ursprungs ist, hatte seinen Höhepunkt in der römischen
Variante erst vom 2. Jhdt. ab. Und das spielte sich vor allem
in der Schickeria in Rom selbst ab, der die Provinz Palästina
recht schnuppe war.

Ach, was du schreibst!
Wie kam wohl das Christentum nach Rom?
Wie die Verwandtschaften der Herrscherhäuser,
wie die neue Gesetzgebung…?

Die griechische Vorstufe wiederum, assoziiert außer dem
Mutterland an zahllose Orte vom Balkan über Anatolien bis
Ägypten, hatte gerade in Palästina kein Bein auf dem Boden.

Das ist eine lapidare Aussage, ohne Bezug zu den Geschichtsdaten. Die Lehren kamen vom Osten nach Ägypten. Mehrmals in Lauf der Jahrtausende kamen Annäherungen, es ging hin und her, dann kamen wieder Kriege wegen Habsucht oder Unverständnis, usw.

Hinzu kommt der jüdische Anti-Hellenismus, der ja auch zur
Folge hatte, daß einer wie Philo Alexandrinus in der jüdischen
Religionsphilosophie vollständig ignoriert wurde.

Welcher jüdischen Philosophie?
Auch das NT ist „ignoriert“ worden.
Durch die Kriege war ein Massenexodus.
Die hatten andere Sorgen.

Die Richtung kulturellen Einflusses ging vielmehr in umgekehrte Richtung vom jüdischen in den griechischen Raum.

Nachdem Alexander der Große aus Makedonien das Persische Weltreich erobert hatte, ging es da etwa andersrum?

Und, fehlen da nicht einige entscheidende Hinweise?

Dazu auch:
Ch. Penglase: Greek Myth and Mesopotamia … 1994
W. Burkert: Die orientalisierende Epoche in der griechischen
Religion … 1984

Die einzige Assoziation wäre etwa die an das athenische
Anthesterion, das Frhlingfest mit dem feierlichen Einzug des
Gottes in die Stadt. Aber das ist nichts was den Dionysoskult
isoliert auszeichnet. Ferner natürlich das „Ich bin der
Weinstock …“, das in der religiösen Umgebung des Geschehens
explizit und exponiert zum Bakchos gehört.

Eine völlig falsche Deutung. Der sprachlichen Zusammenhang kann nicht als alleinige Basis genommen werden. Dahinter steckt eine Kultur, die ganz anders verknüpft wurde. Du schilderst eine Schicht oben, die keinen Zusammenhang hat. Der eine redet von Erlösen durch Kritik (Lösung finden, etwas anzweifeln) der andere baut am Kultstatus. Das war aber nicht der Fall - in Griechenland und der Türkei, den ersten Kernländern des Christentums wurde verstanden!

Für das, was die Ev.-Autoren im Sinn hatten (unabhängig, ob
die Szene historisch ist oder nicht) ist es viel näherliegend
und auch interpretatorisch hinreichend, an Jesaja 40.9-10 zu
denken:
"Zion, du Botin der Freude! Erheb deine Stimme mit Macht,
Jerusalem, du Botin der Freude! Erheb deine Stimme, fürchte
dich nicht! Sag den Städten in Juda: Seht, da ist euer Gott. /
Seht, Gott der Herr, kommt mit Macht, er herrscht mit starkem
Arm. Seht, er bringt seinen Siegespreis mit: Alle, die er
gewonnen hat, gehen vor ihm her.
"

Diese Texte wurden früher nicht in dieser Form gesehen. Zion ist keine Botin. Früher übersetzte Luther das mit Predigerin und warum nahm man Jerusalem nicht als Burg? Ein Berg predigt nicht, eine Burg auch nicht. Der Herr kam auch nicht mit Macht und wer geht vor ihm her?

Und natürlich Zacharja 9.9:
"Juble laut, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem! Sieh,
dein König kommt zu dir. Er ist gerecht und hilft; er ist
demütig und reitet auf einem Esel, auf einem Fohlen, dem
Jungen einer Eselin.
"

Jesus war nie König in Jerusalem.

Aber man brauchte die Forumulierung auf „einem Esel reiten“ um sprachlich eine bestimmte Philosophie auszudrücken, weshalb auch der merkwürdige Ausdruck herrührt, auf einem Esel, auf einem Fohlen, dem Jungen einer Eselin… Ein normaler Autor hätte es beim Esel belassen. Andersrum aber öffnet der Satz „eine Welt“.
[xamor] ist nicht allein das Wort für Esel, sondern bezeichnet Strenge, Schwere, Ernst …

[beides hier aus der Einheitsübersetzung zitiert]

Die leider nichts von den ganzen Geschehnissen berichtet.

Mykene

Gruß
Metapher

Danke dir für den Hinweis!

Diese stibades sind spannend. Die treten nämlich im Zusammenhang mit dem Gott Dionysos auf, der Esel wird als sein typisches Reittier angesehen.

Eine Reihe einschlägiger Stellen findet man angegeben im Index
II (Griechische Wörter) in
Merkelbach, Reinhold: Die Hirten des Dionysos. Die
Dionysos-Mysterien der römischen Kaiserzeit und der bukolische
Roman des Longus. Stuttgart (Teubner), 1988. ISBN
3-519-07410-9 Buch anschauen.
Darin (S. 62 f., als § 71) ein Abschnitt „Die Streu (Stibás)“.
Allerdings handelt es sich bei den angegebenen Stellen wohl
meist um eine Streu aus Gras und Blumen.
(Den Esel finde ich dort aber nicht.)

Bei Literatur, die von der Sicht des bisherigen Christentums ausgeht, findet sich kein gemeinsamer Nenner. Das ist verbaut worden.

Es müsste also jemand hergehen, den Sinn der alten Botschaft im logischen Sinn erschließen, die Texte vom NT drumherum, mit vernünftiger Logik. Wenn eine Übersetzung Palmzweige, die andere „Heu“ nimmt, kann da was nicht stimmen …

Mykene

fliegerbär, die Fragen von Fralang bringen wichtige Themen ins Brett. Auf diese Fragen mit Schimpfen zu reagieren deutet teils auf mangelndes Einfühlungsvermögen und ist da etwa ein Hinweis auf deine wunden Stellen enthalten?
Kann es sein, dass du nichts verträgst?

Daher auch meine Frage: Worum geht es dir wirklich? Die „Logik
des Glaubens“ zu wiederlegen? Ihn lächerlich zu machen (glaube
ich nicht, aber genau die Gefahr besteht bei deiner Antwort)?
Wenn du verstehen willst, lass die Eigeninterpretation weg,
und die Beschreibungen, die du gelesen hast reichen dafür aus.

fb

Vorweg: Ich habe nicht alles gelesen.

Der Brauch sog. Palmbuschen in der Kirche weihen zu lassen und dann mit nach Hause zu nehmen, wo sie gegen allerlei Ungemach helfen sollen, ist mit absoluter Sicherheit ein „heidnischer“ Frühlingsbrauch aus vorchristlicher Zeit.

Von der christlichen Kirche, ähnlich wie die Osterbräuche, mit Geschick in Form des Palmsonntags adaptiert.

Man nimmt dazu lästerlicherweise bevorzugt die Blütenzweige der Salweide, bei der die „heidnisch-heilige“ Bedeutung, noch besser sichtbar war, als sie noch Saalweide geschrieben wurde.

Und natürlich helfen die geweihten Zweige, ähnlich wie etwa ein Holunderbusch gegen Blitzschlag hilft. Solange wie der Blitz eben nicht doch einschlägt.

Oder wie Weihwasser eben den Teufel vertreibt.
(Fällt mir grad der Witz mit den Krokodilen ein.)

Was wichtig ist, ist, dass man etwas getan hat, gegen etwas, gegen das man naturgemäß nichts tun kann.

Natürlich könnte etwa ein Gänseblümchen die gleichen Dienste leisten, wenn man nur fest daran glaubt.

mfg M.

Korrektur meinerseits, auch ich habe zu lernen
Hallo FraLang,

ich hoffe du hast es nicht als Schimpfen aufgefasst, ich habe versucht meine Gedanken vorsichtig zu formulieren, das ist nicht gelungen. Ich muss mich auch ernsthaft korrigieren.

Ich kann nämlich nicht davon ausgehen, dass ich deine eigentliche Frage nicht kenne, und dann gleichzeitig behaupten du wolltest nicht verstehen. Du willst nämlich definitiv etwas verstehen, sonst würdest du nämlich nicht fragen, nur bleibt mir momentan verborgen was das ist, bzw. wie die eigentliche Frage lautet.

Profan meinte ich im Zusammenhang mit der Annahme etwas wie „Naturglaube“ stünde in Verbindung mit dem Brauch. Dass niemand in unseren Breiten mehr solche Verbindungen (Wirken auf die Aussaat, …) herstellt nehme ich als gegeben an. Symbolismus und direkter Glaube daran sind eben zu unterscheiden.

Zum Punkt Verstehen noch: Wenn ich (ich persönlich jetzt) meine ich verstehe was ein Christ in (im Kontext) diesem Fest sieht, so ist dies natürlich bedingt durch meine Erziehung, eine Erziehung im christlichen Glauben die du vielleicht nicht hattest. Das beeinflußt natürlich wie diese Erklärungen aufgenommen werden.

Dass ich der Meinung bin, der christliche Glauben als gesamtes lässt sich mit Logik nicht erfassen, habe ich andernorts bereits geschrieben. Wenn du also den Versuch machen solltest den Glauben auf ein logisches Fundament zu stellen, so wirst du zwangsläufig scheitern. Aber nach wie vor weiß ich nicht, ob dies deine Absicht ist.

Grüße
fb

fliegerbär, die Fragen von Fralang bringen wichtige Themen ins
Brett. Auf diese Fragen mit Schimpfen zu reagieren deutet
teils auf mangelndes Einfühlungsvermögen und ist da etwa ein
Hinweis auf deine wunden Stellen enthalten?
Kann es sein, dass du nichts verträgst?

Daher auch meine Frage: Worum geht es dir wirklich? Die „Logik
des Glaubens“ zu wiederlegen? Ihn lächerlich zu machen ( glaube
ich nicht , aber genau die Gefahr besteht bei deiner Antwort)?
Wenn du verstehen willst, lass die Eigeninterpretation weg,
und die Beschreibungen, die du gelesen hast reichen dafür aus.

fb

Es ist vielleicht untergegangen, dass ich das Fettgedruckte oben auch geschrieben habe, soll heißen „Ich glaube nicht, dass du den Glauben lächerlich machen willst, aber deine Fragen wirken etwas danach“.

Mangelndes Einfühlungsvermögen? Möglicherweise. Ich arbeite dran. Allerdings wäre diese Kritik an anderer Stelle mir gegenüber wesentlich angebrachter gewesen.

Schimpfen war nicht meine Absicht.

Ich antworte weil ich sowohl die Fragen als auch FraLang wichtig nehme. Den Rest mache ich mir mit ihm aus.

Grüße
fb

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Guten Tag!

gerade auch vor dem Hintergrund der umfangreichen
Dionysos-Monographie von Merkelbach sehe ich eine Assoziation
der Darstellungen des Jerusalem-Einzugs als etwas weit
hergeholt, wenn nicht sogar unmotiviert.

Das geht mir gradso, deshalb ja meine Nachfrage.
Den Markus-Kommentar (Bebenbender) werde ich in der Bibliothek finden.
Es gibt kaum einen Gott mit einem derart verworrenen Vor- und Nachleben wie Dionysos.

Dionysos/Diwonusos/Bakchos/Bacchus/Sabazios,
[…] hatte seinen Höhepunkt in der römischen
Variante erst vom 2. Jhdt. ab.

Besonders interessant sind dafür die archäologischen Belege: Reliefs auf den Sarkophagen beispielsweise.

Hinzu kommt der jüdische Anti-Hellenismus,

In diesem Zusammenhang: Mir fehlt ein Beleg dafür, dass die Allgemeinbezeichnung der „Heiden“ als „Hellenes“ vom jüdischen Sprachgebrauch in den der Patres Graeci kam.

Die einzige Assoziation wäre etwa die an das athenische
Anthesterion, das Frühlingfest mit dem feierlichen Einzug des
Gottes in die Stadt. Aber das ist nichts was den Dionysoskult
isoliert auszeichnet.

Isoliert zeichnet ihn eher nach der „Fassöffnung/Pithoigía“ das große Besäufnis als Höhepunkt des Festes aus.
Solche Prozessionen waren auch bei anderen Gottheiten üblich. Z. B. wurde das uralte Olivenholz-Xoanon der Athena Poliás am Plynterienfest rituell im Meer gewaschen und in großer pompé zurückgeführt.
Aber auf den Zusammenhang des Dionysos mit dem Esel bin ich neugierig. Ich assoziierte da bisher den Panther.
Freundlichen Gruß!
H.

Wenn man davon ausgeht,…
…dass nicht die religiöse Deutung gefragt war, trifft das alles Wesentliche. Danke dafür :smile:

fb

Esel, dionysisch
Hallo,

Es gibt kaum einen Gott mit einem derart verworrenen Vor- und Nachleben wie Dionysos.

So ist es.

Hinzu kommt der jüdische Anti-Hellenismus,

In diesem Zusammenhang: Mir fehlt ein Beleg dafür, dass die Allgemeinbezeichnung der „Heiden“ als „Hellenes“ vom jüdischen Sprachgebrauch in den der Patres Graeci kam.

Da bin ich überfragt. Ich würde bei Origenes suchen. Einen Hinweis finde ich in ThRE: hier Seite 592

Und Genaueres ist sicher bei unserer guten alten Taju zu finden:

Jutte Tloka: Griechische Christen. Christliche Griechen ISBN 3161487354 Buch anschauen
Hier z.B. Seite 14

Isoliert zeichnet ihn eher nach der „Fassöffnung/Pithoigía“ das große Besäufnis als Höhepunkt des Festes aus.

Dies auch, wenn ich recht erinnere, besonders in den späteren römischen Zeremonien. Ist das richtig?

Solche Prozessionen waren auch bei anderen Gottheiten üblich. Z. B. wurde das uralte Olivenholz-Xoanon der Athena Poliás am Plynterienfest rituell im Meer gewaschen und in großer pompé zurückgeführt.

Interessanter Hinweis. Danke.

Aber auf den Zusammenhang des Dionysos mit dem Esel bin ich neugierig. Ich assoziierte da bisher den Panther.

Einen eseligen Zusammenhnag finde ich in den - laut Abbildungen auf Vasen - Eselsohren der Satyrn.

Dann gibt es in den → Fröschen des Aristophanes eine Verbindung, obwohl es hier nicht Dionysos, sondern Xanthias ist, der auf dem Esel sitzt.

Und einen „Beweis“ gibt es → hier. *augenzwinker*

Schönen Gruß
Metapher

Moin Hannes,

„Texte und Kontexte“ ist eine exegetische Zeitschrift, die Ende der 70er Jahre rund um die ESG Berlin entstand unter dem Motto „Das bisschen Exegese, das wir brauchen, machen wir uns selbst“. Sie hatte immer nur eine ziemlich kleine Zahl von Abonnenten, und die kommen allmählich in die Jahre, in denen die Einschläge näherrücken. Die Zahl der Bezieher ist also ziemlich klein geworden, darum fürchte ich, dass Du sie in der Bibliothek nicht finden wirst. Und deswegen referiere ich hier kurz, wie Bedenbender zu der Hypothese (Mehr ist es nicht, das schreibt er selbst auch ausdrücklich) kommt, der Einzug Jesu in Jerusalem könne als der Einzug des neuen Dionysos missverstanden werden. Denn dass Markus dieser Meinung nicht ist, dürfte auf der Hand liegen; dass das Volk Jesus aber nicht versteht und in seinem Einzug etwas Falsches sieht, versucht er in seiner Erzählung deutlich zu machen.

Die Menge phantasiert ein neues Davidsreich herbei (Mk 11,10). Das geht schon in die falsche Richtung.
Und nun kommen die „stibades“ - die kommen bei Euripides und Herodot vor, aber nicht im NT, nicht in der LXX, nicht in den griechischen Pseudepigraphen zum AT, nicht bei Josephus und nicht bei Philo. Damizt kommt Bedenbender auf Dionysos.
Dafür, dass der Esel in der hellenistischen Welt als typisches Reittier dieses Gottes galt, rekurriert er auf Albert Schweitzer, Geschichte der Leben-Jesu Forschung, der in Bd 2 der Siebenstern-Taschenbuchausgabe auf S. 467 schreibt, dass Dionysos auf der Flucht zwei Eseln begegnet, sich ihrer bedient und sie nachher zum Rang eines Sternbild erhebt. Und die Stelle Sach 9 habe nichts mit hebräischer Tautologie zu tun, sondern sei selbst schon „mythisch beeinflusst“.

„Schon lange war die Dionysosvorstellung mit der legendär überhöhten Erinnerung an Alexander den Großen zusammengeflossen“ (Bedenbender S. 23). Ptolemäische und seleukidische Herrscher traten gern als Dionysos auf, zudem wurde der in Jerusalem verehrte Gott von vielen Nichtjuden mit Dionysos gleichgesetzt, und nach dem 2. Makkabäerbuch (6, 7) gehörte zu den Maßnahmen, mit denen Antiochos IV. die Juden zum Abfall bringen wollte, der Zwang, an Dionysosumzügen teilzunehmen.
Freilich gibt es auch im AT Stellen, die dionysische Bezüge nicht ausschließen, beispielsweise die Prophezeiung über Juda im Jakobssegen Gen 49, 10-12.
Nach 2. Makk 10, 7 wurde die Neuweihe des Tmeples nicht nur mit Zweigen und Palmwedeln begangen, sondern auch mit Thyrsos-Stäben; die aber waren für die Dionysos-Verehrung typisch. (Thyrsos-Stäbe waren mit Efeu und Weinlaub umwundene Stäbe mit einem Pinienzapfen an der Spitze).

Nach deinem Dekret des Antiochus IV. sollte in Jerusalem die Gottheit „Sabazios-Sabaoth“ verehrt werden. Der phygisch-thrakische Fruchtbarkeitsgott, dem Dionysos ohnehin verwandt und schließlich mit ihm identifiziert, wurde „vermöge einer kühnen Etymologie“ als „Kyrios Sabazios“ mit dem „Kyrios Sabaoth“ gleichgesetzt.

Jesus muss „es hinnehmen, zur Projektionsfläche für die Hoffnungen und Erwartungen der Volksmenge zu werden.“ (Bedenbender S. 33)
„Der Gedanke, der markinische Jesus sei bei seinem Einzug in Jerusalem als ein neuer Dionysos missdeutet worden, ist dem Text nicht direkt zu entnehmen. Es handelt sich um eine Hypothese, die im besten Fall als ‘wahrscheinlich’ gelten kann.“ (Ebd.)

So weit in aller Kürze - Bedenbender stellt noch sehr viel mehr Verbindungen her - der Inhalt seiner Erwägungen.

Ich kann den Teil, falls ünbändiges Interesse besteht, einscannen und Euch als mail schicken.

Gruß - Rolf

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Hallo

Das verstehe ich nicht ganz, was war da besser sichtbar? Sal bzw. Saal bedeutet eigentlich nicht anderes als Weide und somit ist Salweide eigentlich ein Pleonasmus.

Gruss, sama