Was bleibt von den Einnahmen übrig?

Hallihallo, ich möchte mich selbstständig machen und mich würde mal interessieren, was von den Einnahmen am Ende übrig bleibt. Vielleicht kann mir ja jemand helfen.

Tätigkeit: Möbel De- u. Remontage, Aufbau von Neumöbeln.
Also Tätigkeiten, die keiner besonderer Erlaubnis benötigt (Handwerksrolle, Handelskammer…).

Es werden Einnahmen in Höhe von etwa 40.000 Euro inkl. MwSt. (32.400 Euro netto) erwartet.

Entgegen zu setzen habe ich nur meinen
PKW Kombi Wert 2.000€
350€ Vers. p.A.
260€ Steuern p.A.
900€ Sprit p.A.
400€ Reparatur p.A.
5520€ p.A. private Krankenversicherung
800€ p.A. Betriebshaftpflicht
???€ p.A. freiwillige Arbeitslosenversicherung
???€ p.A. Berufsgenossenschaft Holz u. Metall

Nun gehen da wohl Einkommenssteuer, Umsatzsteuer und Gewerbesteuer von ab.

Was bleibt also für mich jährlich übrig?

Könnte mir das jemand hier beantworten? Also bevor ich zum Steuerberater gehe.
Vielen Dank und ein schönes Wochenende.

Servus,

Umsatzsteuer hast Du selber bereits benannt, allerdings mit einem (häufig gemachten) Rechenfehler. Es geht um 33.613,45 € „netto“ und 6.386,55 € USt, nicht um 32.400 € „netto“ und 7.600 € USt. Wenn Du keinen Vorsteuerabzug berücksichtigst und die 6.386,55 € stehen lässt, bist Du auf der sicheren Seite. Als Unternehmer kalkulierst Du immer „netto“, dann brauchst Du Dir zur USt keine weiteren Gedanken zu machen.

Als Einzelunternehmer brauchst Du auch mit der Gewerbesteuer nicht groß zu rechnen, weil sie zum größten Teil auf die Einkommensteuer angerechnet wird (falls Du nicht grade in einer Gemeinde mit einem sehr hohen Hebesatz tätig bist).

Wenn Du für Einkommensteuer und den nicht angerechneten Teil der Gewerbesteuer zusammen etwa 7.500 € - 8.000 € berücksichtigst, wird das funktionieren, dann hast Du ein „Netto“ von vielleicht 17.000 € im Jahr, ohne Altersvorsorge und ohne Rücklagen für Unvorhergesehenes. Wird seher eng, aber kann gehen, solange das Auto hält - wenn das den Weg aller Fahrzeuge mit diesem Wert gegangen sein wird, hast Du nichts, um wieder eines zu besorgen.

In Deiner Kalkulation fehlen übrigens Ausgaben für Werbung, für Telekommunikation, für Werkzeug und Arbeitskleidung.

Unterm Strich: Die Sache ist sehr, sehr auf Kante angelegt, aber z.B. als Alternative zu ALG 2 einen Versuch wert.

Schöne Grüße

MM

Als Kleinunternehmer habe ich mir ein Netto von 2300-2600 Euro erhofft.

Jetzt fällt mir gerade wieder ein: „gemäß § 19 UStG wird keine Umsatzsteuer erhoben“, daher bleibt es ja komplett beim Netto.
Im ersten Jahr komme ich nicht über die 17.500 Euro und im folgenden Jahr nicht über 50.000 Euro.
Wie sieht es denn da aus?

Hallo,

ich bin selber in der Branche selbstständig und kann dir sagen, dass deine Rechnung so nicht aufgehen kann.

Wenn ich deine Rechnung so grob überschlage dann sehe ich eine Kalkulation die absolut nicht stimmig ist.

Die 260 € Steuern sind welche Steuern genau?!

900 € Sprit im Jahr sind wohl gerade mal 75 € im Monat. Das wird bei einem Kombi mit einem Wert von 2000 € wahrscheinlich in etwa eine Tankfüllung sein oder anders gerechnet in etwa 500 km.
Im Montagegeschäft dieser Art wären das pro Arbeitstag ca. 25km. Das ist nicht viel, da du immer davon ausgehen musst, dass deine Montagen auch mal etwas weiter entfernt sind.

Des Weiteren frage ich mich wie du mit einem Kombi Möbel transportieren willst? Denn es ist wohl eher selten der Fall, dass jemand seine Küche abbauen und am selben Ort wieder aufbauen lässt.
Also solltest du hier schonmal mindestens noch einen Anhänger mit einrechnen. Den natürlich dann auch in der Versicherung. Achte auch auf eine Transportversicherung falls es zu Schäden kommt.
Da sind dann im Jahr auch mal schnell 1000 € weg.

Handwerkskammer Beiträge etc. können als kompletter Posten in etwa mit 300 € pro Jahr überschlagen werden.

Dann kommt hinzu: Büroeinrichtung, Software ( Rechnungen, Buchhaltung etc).
Wie schaut es damit aus? Sollte auch berechnet werden.

Wie ist die Werkzeugsituation?
Handkreissäge mit Schiene, Stichsäge, Akkuschrauber, Schlagbohrmaschine, Schraubenausstattung, Kleinwerkzeuge, Spanngurte, Decken, und und und.

Hier würde ich für eine Anständige Ausstattung zunächst mal rund 3.000 bis 4.000 € veranschlagen.
Evtl auch per Kredit über die KFW, dann muss man aber hier auch die Abtragungskosten einsetzen.

Deine Rechnung sag aus, dass du rund 34.500 € netto einnehmen willst.
Wenn ich davon ausgehe, dass ein Monat durchschnittlich 21 Arbeitstage hat, dann sind das im Jahr 252 Arbeitstage. Abzüglich Urlaub, den du sicherlich auch nehmen willst bleiben in etwa 230 Tage übrig.

Somit wären es pro Tag ein Verdienst von 150,00 € also ein Stundenlohn von 18,75 €.
Lass dir gesagt sein, dass kann nicht klappen.

Denn dann müsstest du eine Vollauslastung haben um mit diesem Stundenlohn an die Summe zu kommen.

Bei deiner Rechnung sind es gerade mal 2100 € die du im Monat als Gewinn hättest.
Aber wie gesagt, du bräuchtest dabei Vollauslastung und hast die anderen Dinge noch nicht berücksichtigt, die ich oben genannt habe.

Hast du eigentlich schon einen Helfer mit eingerechnet? Beim Transport von Möbeln kannst du nicht alles alleine tragen!

Wenn du im 3. Jahr eine Auslastung von 80 % hast dann bist du gut im Geschäft.
Wenn dein Stundenlohn dann in etwa 30 € beträgt dann ist das normal für die Branche.

Somit wärst du bei einem Jahresumsatz von rund 55000 €. Das wäre schon sehr viel um ehrlich zu sein.

Ich möchte nichts schlecht reden, ich habe auch mal klein angefangen.
Aber was das wichtigste war: Ich habe es genau geplant. Und das nicht über ein Forum.

Setz dich hin und überlege wirklich ganz genau was du brauchst.
Schreib es auf und rechne.
Stichwort bei google: Umsatz und Liquiditätsplanung.

Dann schreibe einen Businessplan. Es muss ja nicht so ausführlich sein wie es manch einer tut. Aber deine Ausrichtung sollte klar sein. Wie gewinnst du Kunden, wo kommen diese her, wer sollen die Kunden sein. Wie soll dein Geschäft funktionieren, wieviele Aufträge kannst du annehmen und was brauchst du dafür.

Wenn du dies schriftlich hast und dir selber glaubst, dass du es so schaffen kannst, dann lass dich auf Grundlage dieser Dinge beraten.
Es gibt dafür in fast allen Städten Gründungszentren mit Experten.
Dieser Service ist meist kostenlos.

Ich wünsche auf jeden Fall viel Erfolg dabei!

Gruß
Marcel

Hallo!

Für die beschriebene Tätigkeit brauchst Du einen Helfer, sonst scheiterst Du schon beim ersten schweren Hängeschrank. Außerdem brauchst Du eine Werkstatt mit Lagerraum. Man kann nicht alles auf der Kante des Küchentischs in der Kundenwohnung machen und kann nicht wirtschaftlich und zeitlich sinnvoll für jeden Kleinkram zum Baumarkt toben. Du brauchst Werkzeuge und Maschinen. Dabei kannst Du Billig-China-Zeugs vergessen, Du brauchst ein Büro nebst Ausstattung und natürlich auch Zeit für Büroarbeit. Du brauchst eine Methode, neue Kunden zu akquirieren. Das alles kostet Geld, blieb aber in Deiner Aufstellung unberücksichtigt. Apropos Geld: Kunden zahlen nicht Cash auf Kralle, sondern brauchen eine Rechnung, die sie als haushaltsnahe Dienstleistung in ihrer Steuererklärung geltend machen. Bis zum Geldeingang können Tage und Wochen vergehen. Manche Leute kürzen die Rechnung oder zahlen gar nicht. Damit umzugehen, kostet Zeit und Geld. Du brauchst deshalb ein finanzielles Polster.

Vor dem Start der Tätigkeit brauchst Du einen Volkshochschulkurs Buchhaltung und Jahresabschluss. Sonst gehörst Du zu den Leuten, die kaum den eigenen Kühlschrank füllen können, aber Vierstelliges zum Steuerberater tragen. Das sind die gleichen Leute, die an der Tanke gleich noch Zigaretten und Schokoriegel kaufen und sich nichts dabei denken, wenn alles zusammen auf einer Quittung auftaucht. Um zu kapieren, was ich meine, muss man die Buchungen mal selbst gemacht haben und wird in der Folge nie wieder privaten und gewerblichen Bedarf vermengen.

Außerdem bist Du vorhersehbar mit der Kleinunternehmerregelung nicht gut bedient. Du setzt nämlich deutlich mehr ein als ein abgerappeltes altes Auto, brauchst Gerätschaften vielerlei Art, Material und Treibstoff. Dabei ist es ein spürbarer Unterschied, ob Du für den Liter Benzin wie ein privater Endverbraucher mit 1,30 € rechnen musst oder ob über 20 Cent pro Liter für Dich nur Vorsteuer ist, die Du zwar vorfinanzieren musst, aber mit eingenommener Umsatzsteuer verrechnen kannst. Bei Werkzeugen und Maschinen geht es dabei schon um richtiges Geld. Die Werkzeuge und Maschinen, auch das alte Auto, halten nicht ewig. Sie nutzen sich ab und müssen nach einer bestimmten Zeit durch neue Sachen ersetzt werden. Diese Abnutzung nennt der Buchhalter Abschreibung. Die Abschreibung muss verdient werden.

Deine Aufstellung ist bis zur Unbrauchbarkeit lückenhaft. Du willst als Kaufmann tätig sein und brauchst dafür wenigstens elementare kaufmännische Kenntnisse. Absolviere deshalb zunächst die erwähnten VHS-Kurse. Sodann erstellst Du einen Businessplan unter Berücksichtigung der bislang vergessenen Positionen. Den Plan erstellst Du schriftlich nur für Deinen eigenen Gebrauch. Dazu gehört, wie Du an Kunden kommen willst.

Rein vorsorglich sei davor gewarnt, sich auf die in der Branche wohl gängige Konstellation zu verlassen: Man kennt jemanden z. B. in einem Möbelhaus/einem Küchenvertrieb, der versprochen hat, dass man die verkauften Sachen aufbauen darf. Für den Möbelhändler eine feine Sache, weil weder eigenes Personal noch eigene Ausstattung nötig sind und Auslastungsrisiken vom Dienstleister ohne Urlaubsanspruch und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall getragen werden. Wer so ohne eigenes Konzept zur Kundenakquisition startet, ist gefährlich abhängig und hat insbesondere keinen eigenen Einfluss auf den Auftragseingang. Geht gar nicht.

Gruß
Wolfgang

Hallo,
Die Krankenversicherung hast du ja genannt, aber was ist mit deiner Altersvorsorge ?
Gruß
Czauderna

Servus,

doch, durchaus:

Wenn Du die Zahlen 40.000 und 17.500 miteinander vergleichst, siehst Du sehr schnell, dass 40.000 € mehr ist als 17.500 €.

Ach ja, bei diesem Thema: Du bist in Grundzügen der USt so unsicher, dass Du Deine Aufzeichnungen für die Überschussrechnung und für die Steuererklärungen nicht selber machen kannst. Für beides sind bei der Planung der Ausgaben mindestens 3.000 € pro Jahr anzusetzen - wenn Du einen StB findest, der Dir das billiger macht, umso besser.

Schöne Grüße

MM

Wenn Du die Zahlen 40.000 und 17.500 miteinander vergleichst, siehst Du sehr schnell, dass 40.000 € mehr ist als 17.500 €.

In diesem Jahr werde ich nicht über 17.000, geschweige denn 10.000 Euro kommen, denn der start wäre nicht vor September.
Die 32.000 Euro würde ich Netto im nächsten Jahr, 30 Tage Urlaub und 10 Tage pauschal krank (vorsichtshalber) schon abgezogen, erwarten.

Dann musst Du das pro rata temporis auf zwölf Monate umrechnen, und damit wird USt bei Dir vom ersten Tag an erhoben.

Es lohnt sich nicht nur in diesem Zusammenhang, lieber das Original zu lesen als irgendeinen Abklatsch. Hier isses:

https://www.gesetze-im-internet.de/ustg_1980/__19.html

Schöne Grüße

MM

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Es ist unter den von Dir beschriebenen Bedingungen ungefähr die Hälfte davon.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

also ich habe leider genau aus diesen Gründen meine Selbstständigkeit aufgegeben. Ich weiß aber, dass man mit viel Leidenschaft und Lust an der Selbstständigkeit richtig glücklich werden kann (vielleicht glücklicher als in einem festen Angestelltenverhältnis). Ich kann dir nur empfehlen, dass ich entweder versuchen würde in der gesetzlichen Rentenversicherung weiterhin zu bleiben, um dem Risikofaktor Altersarmut zu entgehen. Dann hast du nämlich Anspruch auf Grundsicherung im Alter, falls wirklich alle Stricke reißen und es mit der Selbstständigkeit doch finanziell nichts wird. Wenn du dich gut finanzieren kannst und deine Einnahmen und Ausgaben in einen gesunden Verhältnis stehen, würde ich mir zusätzlich über eine private Altersvorsorge Gedanken machen. Ich hatte damals eine Rürup Rente (damals über http://www.ruerup-rente.net/ abgeschlossen und zufrieden) aber jetzt riestere ich wieder. Ich finde leider beide Möglichkeiten fürs meine Zeit als Rentnerin zu sparen nur so lala, aber immerhin kann ich mir dann noch einen schönen Urlaub leisten, wenn ich alt bin.

Mein Tipp: Probiere dich in der Selbstständigkeit nur aus, wenn du wirklich mit Herzblut dabei bist. Wenn das so ist, dann sollten dich die Kosten nicht in erster Linie sorgen. Trotzdem müssen natürlich deine Ausgaben gedeckt sein - aber das ist natürlich die Grundvoraussetzung.

Viel Erfolg und Spaß beim Gründen!