Hallo du,
Sie lernten sich früh kennen und alles lief gut für die
beiden.
Was du über deine Großeltern schreibst, klingt schon sehr idealisiert… Wie die anderen schon schrieben, hatten die bestimmt auch harte Zeiten und Schwierigkeiten. Aber ich denke, es gibt so Menschen, die es schaffen, aus allem das Beste zu machen und deshalb zufrieden zurückschauen können.
Ich bin immer noch Single und habe ehrlich gesagt angst das es
so bleibt
Ich wünsche mir auch so ein Leben wie meine Großeltern es
haben und hatten.
Mir scheint, du stehst dir mit diesem idealisierten Vorbild selber im Weg. Ich kann gut verstehen, dass du dir eine gute Partnerschaft wünschst, aber mit diesen Wunschvorstellungen, wie das dann sein soll, machst du es dir unnötig schwer. Begib dich einfach möglichst oft in Situationen, wo du neue Menschen kennenlernen kannst. Und dann geh offen und unvoreingenommen auf sie zu. Lass sich entwickeln, was sich entwickelt, ohne dauernd zu überlegen, ob daraus eine Parternschaft werden könnte und ob das dann so „toll“ wäre, wie bei deinen Großeltern.
Ich weiß nicht, ob das bei dir so ist, aber manchmal trägt man solche Vorstellung fast wie ein Schutzschild vor sich her. Dieses Schild hindert einen daran, sich wirklich auf andere Menschen einzulassen, weil man ja auf denjenigen oder diejenige wartet, der oder die so ist, wie man es sich erträumt.
Die Zukunft ist mir zu ungewiss und macht mir Angst!
Das kenn ich gut. Aber ich hab inzwischen auch häufig die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, die Zukunft nicht so genau zu kennen. Ich würde auch oft gern alles planen können und im Voraus wissen, aber ich kann Kathleen nur zustimmen, dass einem dann ganz sicher einiges entgehen würde.
Ich versuch es mal mit einem etwas banaleren Beispiel. Ich hatte vor ein paar Jahren totales Pech im Ausland mit Flug verpassen, Ausweis verlieren etc. Das ging sowas von in die Hose und als ich endlich wieder daheim war, hatte ich auch noch Scherereien damit. Damals sagte ein guter Freund zu mir: „Wenn du das geahnt hättest, wärst du wohl gar nicht erst gefahren?“ Und das stimmt natürlich, wenn ich vorher gewusst hätte, was mir da passieren wird, hätte ich es umgangen. Aber jetzt im Nachhinein, ist mir klar, dass es nicht gut gewesen wäre, wenn ich das nicht durchlebt hätte. Ich hab einige Zeit später eine größere Reise gemacht, bei der sehr ungewiss war, was alles auf mich zukommen wird. Manche haben sich gewundert, dass mich diese negative Erfahrung nicht abschreckt. Aber es war das Gegenteil der Fall. Ich war eher ermutigt, dass ich, so wie ich das damals mit dem Ausweis irgendwie durchgestanden und gemeistert hab, auch andere Dinge bewältigen kann. Ich bin mir heute tatsächlich sicher, dass ich nicht die wäre, die ich bin, wenn dieses blöde Erlebnis damals nicht gewesen wäre. Auch wenn man sowas nicht zu den Ereignissen zählen würde, die das Leben verändern, hat dieses Erlebnis wieder Dinge nach sich gezogen die unglaublich wichtig waren und mich weiter gebracht haben. Auch wenn man solche blöden Dinge nicht gern erlebt, bin ich heute dankbar, dass mir das damals passiert ist. Aber hätte ich vorher gewusst, was da auf mich zukommt, hätte ich es bleiben lassen! Ich bin froh, dass ich es nicht wusste!
Vielleicht fragst du deine Großeltern mal, ob sie sich auch an solche Dinge erinnern (und dir davon erzählen mögen), die schwierig oder gar schrecklich waren und die man eigentlich keinesfalls erleben möchte. Die vielleicht sogar noch lange negative Auswirkungen gehabt haben, aber die jetzt im Rückblick doch ganz wichtig und entscheidend waren. Und vielleicht denkst du auch mal selber drüber nach, ob es nicht auch schon in deinem Leben Dinge gegeben hat, die erstmal ziemlich scheiße waren, wo du aber jetzt, wo du drüber nachdenkst, erkennst, dass es wichtig war. Vielleicht könnte dir das ein bisschen die Angst nehmen. Halte dir immer wieder vor Augen, wie gut du dieses oder jenes gemeistert hast und versuche an deine Kraft zu glauben (und sie zu spüren), auch alles andere zu meistern.
Liebe Grüße
M.