Was für Zeiten

Hallo zusammen,

wie weit ist es eigentlich mit der lebenspraktischen kulinarischen Grundbildung gekommen, dass mich gestern im Supermarkt die Kassiererin tatsächlich fragt, ob der auf dem Band liegende Blumenkohl ein Weißkohl sei? Exoten jenseits Ananas und Mango muss nun wirklich nicht jede Supermarkt-Aushilfe kennen. Dafür habe ich ja Verständnis.

Aber Weißkohl und Blumenkohl nicht auseinander halten können? Was mag bei solchen Leuten wohl zu Kindertagen auf dem Tisch gestanden haben? Das ist ja noch schlimmer als die ältere Dame, die mich mal ganz fasziniert auf die roten Zwiebeln im Einkaufswagen ansprach und wissen wollte, was ich mit denen denn so machen würde.

Gruß vom Wiz

Hallo,

Aber Weißkohl und Blumenkohl nicht auseinander halten können?

so ein Blumenkohl ist doch nunmal weiss und wenn man vor lauter Blättern die Blume nichtmehr sieht, kann da schon eine Kassiererin durcheinander kommen. :wink:

Gruß
T.

Hi,

ich stelle mir gerade vor wie Du seit Jahren an der Kasse sitzt und tagein tagaus 8000 Produkte am Tag über den Scanner schiebst. Vielleicht nach einer Nacht mit nur 3 Stunden Schlaf weil das Kind krank war oder es Streit mit der Partnerin gab. Jeden Tag hochkonzentriert und ohne auch nur eine Nachfrage in all den Jahren natürlich.

Bewirb Dich doch bei den Dabawallas in Mumbai - die haben eine Fehlerquote von 1:16 Mio. und sind damit quasi einzigartig auf der Welt. https://de.wikipedia.org/wiki/Dabbawala

(Ich hoffe Du hast mein Augenzwinkern erkannt!)

Gruss
K

Das Problem ist wahrscheinlich, dass die Dinger gemeinerweise auch noch an der Frischetheke gekauft wurden. Nächstes Mal Dosen nehmen, da steht das drauf.

Ich denke übrigens, dass die Leute, die in einem Lebensmittelgeschäft arbeiten, ALLE Produkte im eigenen Laden kennen sollten. Wenigstens den Nachnamen.

…schlimme…
Hai, Wiz,

was will man erwarten von einer Generation, die Eierkuchenteig in der Schüttelflasche kauft, weil sie keinen Eierkuchenteig selbst machen kann (und dann jammert, weil das Geld nicht bis zum Monatsende reicht)?
Mein „schönstes“ Erlebnis war, als ich mich erkundigte, wo die in dem Laden denn den Estragon hätten - am Schluß hat die komplette Belegschaft darüber diskutiert, was denn eigentlich Estragon wäre - meine Einwürfe, das es sich um ein Kräutlein handele, wurden ignoriert und ich bin dann zum Türken gepilgert…

Ich bin ja dafür, daß wieder Werken und Haushalten in der Grundschule eingeführt wird - damit die lieben Kleinen frühzeitig lernen, wie man Kartoffeln kocht, einen Knopf annäht und einen Nagel in die Wand drischt…

Gruß
Sibylle

Hallo Sibylle,

Ich bin ja dafür, daß wieder Werken und Haushalten in der
Grundschule eingeführt wird - damit die lieben Kleinen
frühzeitig lernen, wie man Kartoffeln kocht, einen Knopf
annäht und einen Nagel in die Wand drischt…

Hmmmm… ich bin auch nicht mehr die Jüngste und gehe inzwischen schwer auf die 50 zu, aber bei mir in der Grundschule gab es lediglich in der 4. Klasse „Texitles Werken“ - sprich Häkeln, Stricken, Sticken, jedoch nichts „Praktisches“ wie Flicken und Nähen.
Auf dem Gymnasium ging’s dann anders weiter (z.B. Holz- und Metallbearbeitung, Konstruktion, techn. Zeichen).

Kochen und Hauswirtschaft? Nie im Leben gehabt! Und obwohl ich damals schon auf einer Ganztagsschule war, somit Muttern Zuhause mangels Anwesenheit (die meine) nicht über die Schulter schauen konnte, so komme ich doch heute recht gut klar :wink:

Was ich sagen will:
Nicht alles muss man in der Schule lernen. :wink:

Grüßle,
Tinchen

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In der Tat, und wenn Frischgemüse stückweise verkauft wird/in vielen Supermärkten das Abwiegen inzwischen an der Kasse stattfindet (und die Kassiererin nicht nur noch den Wiegebon des Kunden scannen muss), dann wird das schon kompliziert.

Wie gesagt, bei Exoten habe ich ja noch gewisses Verständnis, wobei die Auswahl der händisch zu bearbeitenden Artikel insgesamt ja so minimal ist, dass man die wirklich in ein paar Tagen drauf haben sollte. Aber beim Blumenkohl ist mir gestern echt der Draht aus der Mütze geflogen. Wird vermutlich Zeit, die Bildertafeln für die Exoten, die sich an manchen Kassen finden, noch um heimisches Obst und Gemüse zu erweitern.

Gruß vom Wiz

Hai, Tinchen,

Hmmmm… ich bin auch nicht mehr die Jüngste und gehe
inzwischen schwer auf die 50 zu, aber bei mir in der

ich hab die letzte Runde der praktischen Fächer erwischt - im Jahrgang nach mir wurde derartiges schon für völlig überflüssig gehalten…
…wobei das die einzige Situation meines Lebens war, in der ich froh über das ich-wollte-einen-Sohn-haben meines Vaters war: man wollte mich (wie alle Mädchen) in die Handarbeitsklasse stecken und ich sollte Sticken lernen, statt dessen durfte ich dann zum Werken und mit Holz arbeiten - nur an die Maschinen durfte ich nicht („Das ist nichts für Mädchen…“)

Kochen und Hauswirtschaft? Nie im Leben gehabt! Und obwohl ich
damals schon auf einer Ganztagsschule war, somit Muttern
Zuhause mangels Anwesenheit (die meine) nicht über die
Schulter schauen konnte, so komme ich doch heute recht gut
klar :wink:

Ich hab’ das Meiste auch erst später gelernt, hätte es aber schon gut gefunden, wenn ich vor meinem 30. Geburtstag dahinter gekommen wäre, daß man für Eintöpfe gar keine Fabrik braucht (was einem so alles entgeht, wenn man nicht drüber nachdenkt…)

Was ich sagen will:
Nicht alles muss man in der Schule lernen. :wink:

Muß nicht - wäre aber praktisch. Ein Jahr würde für die Basics ja schon reichen…

Gruß
Sibylle

Moin,

wie weit ist es eigentlich mit der lebenspraktischen
kulinarischen Grundbildung gekommen,

Dir ist sicher das Rooskapellchen in der Roosstraße zu Oche ein Begriff.

Dort gab es dereinst eine Osterprozession.
Nun wirst Du sicher auch noch wissen, daß das Roosviertel dereinst nicht die allerbeste Wohngegend war (nett gesagt :wink:
Nun trug bei dieser Prozession ein Junge aus dem Viertel das Osterlamm und die Prozession kam durch Zufall direkt vor dem Haus des Jungen zum Stehen.
Seine Mutter schaute aus dem Fenster, um die Prozession zu beobachten.
Der Junge sah sie und rief zu ihr nach oben

‚Mam, kommesn eraf un haalens de Hong fest, isch mussens schiffe‘

(Übersetzung: Mutter kommt bitte herunter und halte den Hund fest, ich muss mal pinkeln)

Soviel zur biologischen Bildung früherer bildungsferner Schichten :wink:

Gandalf

Hallo,

das kann ich natürlich nur bestätigen.
Gerade junge Praktikanten an der Supermarktkasse sind oft hoffnungslos überfordert, wenn sie Gemüse erkennen sollen und lange in der Liste suchen. Bei manchen Kassen gibt’s ja bunte Bildchen dazu, da kann man es schneller finden.
Für die jungen Leute sicherlich eine böse Erfahrung (da vor dem Kunden peinlich und unangenehm); aber ich bin sicher, daß sie uns sofort die neuesten Apps auf ihrem Handy erklären können!

Gruß Heinz

Hallo,

meine erlebte Geschichte ist vor ca. 25 Jahren passiert. Wir boten unseren Kunden im Büro nicht nur Kaffee an, sondern auch Tee aus dem Samowar.

Ein etwa 17-jähriges Mädchen (Abschluss Mittlere Reife) begann bei uns ihre Lehre als Bürokauffrau.

Da ein Samowar und die damit verbundenen Arbeiten nicht unbedingt zur Allgemeinbildung gehören, habe ich ihr erklärt, welche Menge an Teeblättern sie oben in die Kanne gibt und dass sie, wenn das Wasser unten im Kessel kocht, dieses dann kochend auf die Teeblätter gibt, den Wasserkessel mit Wasser nachfüllt und oben die Teekanne wieder darauf stellt. Wenn sie soweit ist, werde ich ihr nach ca. einer halben Stunde zeigen, wie man aus dem „Konzentrat“ einen - je nach Geschmack starken oder schwachen - Tee serviert.

Gut eine halbe Stunde später, will ich ihr eben diese letzten Schritte zeigen. Gieße aus der oberen Teekanne und erhalte nahezu pures fast kaltes Wasser.

Meine Frage, warum sie nicht gewartet hat, bis das Wasser kocht wurde so beantwortet: „wie sehe ich, ob das Wasser kocht?“

Trotzdem: ich wünsche Euch allen noch einen schönen Tag.

Gruß
Ingrid

Hallo,

Meine Frage, warum sie nicht gewartet hat, bis das Wasser
kocht wurde so beantwortet: „wie sehe ich, ob das Wasser
kocht?“

nunja - da muss man schon vorsichtig sein, bevor es anbrennt …

Gruß,
Ralf

Hallo,

Wir leben in Zeiten, wo im Einzelhandel jeglicher Art kein Fachpersonal mehr ist , denn das müßte auch bezahlt werden.

Waere das anders, hätte das Personal während seiner Ausblidung auch Fachkunde gehabt.
Und dort gelernt.

Gilt nicht nur für den Lebensmittelbereich, auch für Drogerien, Textilhandel, etc.

lg

Brenna

Hallo brenna,

grds. muss ich deine Beobachtung bestätigen, doch ist es eben ein Unterschied, ob man es als Nichtfachkraft mit Drogerieartikeln und Stoffen etc. zu tun hat - insoweit ist es ja oft nachvollziehbar, dass sich jemand damit eben nicht auskennt, weil man als „Normalbürger“ insoweit keine vertieften Kenntnisse parat hat.

Obst und Gemüse, zumindest die jeweils eher sehr üblichen, sollte doch jedes Kindergartenkind kennen, weil es die gelegentlich in der Küche, auf dem Tisch, im Restaurant, im Laden etc. gesehen, wenn nicht gar gegessen hat.

Wie wird das erst bei Generation Kita aussehen?

Besorgte Grüße
sine

P.S.:

Hier vor der Tür im Frühjahr auf einem relativ frisch bestellten Feld - Getreidehalme waren ca. 5 cm +/- X, übten sich 2 junge Männer, ca. 25-30 Jahre im Abschlagen von Golfbällen. Darauf angesprochen, ob es dafür nicht ausreichend geeignetere Plätze gebe, schauten die mich an wie Kühe beim Gewitter. Vermutlich glauben die wirklich, dass ihr Brot gleich beim Bäcker im Regal nachwächst …

Jetzt im Sommer sind hier an den Bächen zwischen Feld, Wald und Wiese oft Kindergruppen (Kita, Hort etc.) unterwegs (ist ja auch schön) und dann laufen die auch gern mal mit den Gummistiefeln durch den Bach rüber in Gebiete, die allerlei Tieren als Schutzgebiete dienen - mitsamt den begeitenden Erzieherinnen. Manche habe ich darauf angeprochen und immerhin schienen sie einsichtig zu sein - sie wussten es einfach nicht. Wennn Blinde Blind führen …

Hallo,

genau darum ging es mir. Natürlich gibt es auch ein Problem mit den ganzen ungelernten Aushilfen, von denen man keinerlei fachliche Qualifikation erwarten kann. Aber um Blumenkohl und Weißkohl auseinander halten zu können, braucht es mE keinen Warenkundeunterricht in der Ausbildung, sondern einfach nur eine ganz normale Familie/das banalste kulinarische Grundwissen, um als junger Erwachsener durchs Leben zu kommen. Wenn jemand keinen Romanesco kennt, geschenkt. Der liegt nicht so häufig bei uns im Supermarktregal und wird schon daher vermutlich nicht in gar so viel Familien auf den Tisch kommen. Aber Blumen- und Weißkohl liegen das ganze Jahr über in jedem Supermarkt der Republik in der Gemüseabteilung, und - davon war ich zumindest bislang ausgegangen - kommen auch noch in der kulinarisch unterentwickeltsten Familie recht regelmäßig auf den Tisch. Und sei es auch vollkommen verkocht mit dicker Mehlpampe.

Gruß vom Wiz

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Ich bin ja dafür, daß wieder Werken und Haushalten in der
Grundschule eingeführt wird - damit die lieben Kleinen
frühzeitig lernen, wie man Kartoffeln kocht, einen Knopf
annäht und einen Nagel in die Wand drischt…

Gruß
Sibylle

Hallo Sibylle!

Da frage ich mich leider schon wieder, warum man diese Verantwortung direkt wieder auf andere abschieben will und nicht SELBST tätig wird?

Können Eltern heutzutage nur noch delegieren und nicht selbst agieren?
Auch das finde ich sehr schlimm!
Aber ich kann doch nicht nahezu ALLES den anderen überlassen wollen und mich dann noch „beschweren“. Da liegt doch schon der Hase im Pfeffer.

Viele Grüße
Whitby

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Wieso eigentlich ‚heutzutage‘…?
Hai, Whitby,

Können Eltern heutzutage nur noch delegieren und nicht selbst
agieren?
Auch das finde ich sehr schlimm!

Was habt Ihr bloß alle mit dem „heutzutage“? Hauswirtschaft und Werken waren mal völlig selbstverständlicher Teil des Schulunterrichtes - zu einer Zeit, da wir noch als Volk der Dichter und Denker galten…
…und heute ist es das Ende einer Kulturnation, wenn Kinder in der Schule lernen, wie Nadel und Faden oder ein Schraubendreher zu bedienen sind?

Zumal man derartige praktische Fächer wunderbar nutzen kann, um Physik, Biologie und Chemie direkt an realen Situationen zu lehren.

Und - um mal wieder auf’s Brettthema zu kommen - wenn Kinder schon in der Grundschule lernen, daß z.B. Eierkuchen aus Eiern, Mehl und eventuell etwas Milch gemacht werden, dann sind sie nicht davon abhängig, daß es einen industriell gefertigten Eierkuchenteig mit zweifelhaften Inhaltsstoffen zu kaufen gibt…
…nur zynische Geister versteigen sich zu der Vermutung, daß sich Absicht dahinter verbirgt, weil nur ein ungebildeter Kunde ein guter Kunde ist…

Gruß
Sibylle

Hallo Wiz,

ich bin ganz sicher, dass es sich hierbei um einen Fall von Gemüseblindheit handelt. Ähnlich der Gesichtsblindheit, bei der bestimmte Personen selbst Verwandte nicht erkennen, können betroffene Patienten Gemüse nicht unterscheiden. So verwechseln sie Rhabarber mit Staudensellerie, rote Bete mit Kohlrübe und eben Weißkohl mit Blumenkohl.
Das sind ganz schlimme Schicksale.
Jene Krankheit oder Störung sollte aber nicht mit der Obstblindheit verwechselt werden.
Nur so kann es gewesen sein! Frag mal Dr. Branden.
*schwör*

Strubbel
=;O)