Was geht mit Krah?

Vor allem wussten die damals auch genau Bescheid, wie das mit dem freiwillig Melden funktioniert.

Nehmen wir als Beispiel Grass, der hier ja eh schon erwähnt wurde. Der war nach eigener Aussage überzeugter Nationalsozialist (aber wer war das damals in dem Alter nicht) und wollte sich schon mit 15 Jahren zur U-Bootwaffe melden. Das wird dann so 1943 gewesen sein, also die Zeit, wo die Kriegsmarine bei den U-Booten massive Verluste erlitt. Die Kriegsmarine nahm Grass nicht (zu jung) und er landete mit 17 Jahren bei der Waffen-SS. Dazu muss man wissen, dass man sich zwar mit 17 Jahren auch zur Wehrmacht freiwillig melden konnte, dort aber das Einverständnis der Eltern benötigte. Bei der Waffen-SS war das nicht notwendig. Dass die Waffen-SS der Wehrmacht gegenüber bevorzugt wurde (Ausrüstung und Nachschub), war damals auch jedem bekannt.

Bei der ganzen Diskussion fehlt mir ein Aspekt:
Unabhängig vom Wahrheitsgehalt sollte die Intention solcher Aussagen beleuchtet werden.
„Nicht jedes SS-Mitglied war ein Verbrecher“
„Es war nicht alles schlecht unter Hitler“
„Die Alliierten haben auch systematisch Kriegsverbrechen begangen“
„In Auschwitz sind nicht 4 Millionen Menschen ermordet wurden, sondern „nur“ x Millionen“

Warum reagieren wir (oder besser: „ich“ - ich kann ja nicht für alle sprechen) so ablehnend und widerwillig auf solche Aussagen?

Weil diese Aussagen stets vorbereitend für Relativierungen, Schönreden, Whataboutism, Verschwörungsmythen, … genutzt werden.

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Natürlich waren nicht alle NSDAP Mitglieder Nazis, mein Vater Baujahr 1940 ist zum Beispiel im zarten Alter von 4 Jahren der NSDAP beigetreten und tauchte als Mitglied des Ortsvereines auf. Grade gegen Ende kam es zum Teil vor das, um die Zahlen zu schönen, vergessen wurde tote aus den Registern zu entfernen oder Menschen nach ihrem Tot plötzlich der NSDAP beitraten etc… Auch war nicht jeder SS-Mann Mitglied einer Totenkopfstaffel und bestimmt gab es auch welche die keine Massenmorde und Kriegsverbrechen begangen haben.

Klar gab es solche Fälle, aber ich glaube kaum das Rechte wie Krah und wegen Volksverhetzung vorbestrafte Rechtsextremisten wie Höcke etwas anderes im Sinn haben als " Die waren ja nicht alle böse und Massenmörder, das war doch alles gar nicht so schlimm etc."

Was man wie du sagst nicht vergessen darf, Krah und Konsorten geht es ganz bestimmt nicht um eine differenzierte Betrachtung des zweiten Weltkrieges sondern darum diese Zeit und die Verbrechen der SS und der Wehrmacht zu relativieren.

(bevor jetzt die Diskussion darum geht das die Wehrmacht ja nichts schlimmes gemacht hat empfehle ich das Buch Soldaten vom Fischer Verlag
Soldaten - Sönke Neitzel, Harald Welzer | S. Fischer Verlage )

und nein nicht jeder Großvater der in der Wehrmacht war, war an Verbrechen beteiligt, über meinen heist es allerdings bei Wikipedia unter dem Eintrag zu Babyn Jar :" Keiner der Offiziere der Wehrmacht, die sich an Vorbereitung, Durchführung oder Vertuschung des Massakers beteiligt hatten, musste sich jemals vor Gericht verantworten.["

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Tatsächlich hatte ich im dritten Beitrag nach „Reaktivierung“ des Artikelbaums genau darauf hingewiesen:

Ein Großteil der nachfolgenden Diskussion zeigt ja auch, dass es im Grunde tatsächlich genau darum geht.

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Das kann durchaus so sein.

Mir ging es lediglich darum. Wenn ein Ahnenforschender herausfindet, dass seine Ahnen bei der Waffen-SS waren, kann es sein, dass sie Verbrechen begangen haben oder eben auch nicht. Aufschluss gibt darüber evtl. die WAst oder die Unterlagen des ehemaligen Document Centers.

Das hatte ich nicht mehr im Sinn.

Das wurde letztens auch im Spiegel beschrieben:

Dabei gefällt mir eine Formulierung besonders gut:

Im Falle der SS, die 1946 vom Kriegsverbrechertribunal in Nürnberg zur verbrecherischen Organisation erklärt wurde, setzen Politiker wie Krah oder Chrupalla auf eine Taktik der Verharmlosung, indem sie die historische Schuld individualisieren. Beides lässt sich aber nicht trennen. Es ist für immer unlösbar miteinander verknüpft.