Um das klein-klein hier zu ordnen:
- Krahs Satz ist schön schwammig, daher nicht falsch. Was mit „Verbrecher“ gemeint sein könnte, ist völlig unklar. „nicht jeder“ kann 1 Prozent oder 80 Prozent heißen.
- Der Satz ist nicht neu, den gab’s schon immer (seit 1945).
- Er ist gefährlich, weil er schnell zu dem Gedanken führt: Die meisten SS-Mitglieder waren ehrenwerte Menschen. Dazu passt perfekt Chrupallas Aussage, die auf die abstrakte Organisation, und damit von den Menschen weglenkt.
Was Chrupalla und Krah beide „vergessen“ haben zu erwähnen:
- Dass die SS an Brutalität und widerwärtiger Unmenschlichkeit unglaubliche Höhen erreicht hat.
- Dass der allergrößte Teil der SS-Mitglieder natürlich (entsetzliche) Verbrechen verübt hat, dabei war, mit unterstützt hat, wusste, cool fand…in dem Zusammenhang finde ich es irritierend, dass @raketenbasis und @Cook1 hier den Eindruck vermitteln wollen (so wirkt es jedenfalls auf mich), dass im Normalfall SS-Mitglieder ganz junge 16jährige oder zufällig per Verwaltungsakt in die SS eingegliederte Männer waren. Man kann fast immer in Diskussionen irgend welche Extrembeispiele finden. Auch raketes Verweis auf Grass ist seltsam. Natürlich kann ein bedeutender und im Laufe der Zeit sozial engagierter Sprachkünstler durchaus als Jugendlicher Verbrechen begangen haben.
- Auch der Verweis auf „man musss den Einzelfall“ angucken ist seltsam. Das ist trivial für Menschen, die demokratisch denken, das muss nicht extra erwähnt werden (anders als die Nazis, die eben aus „Rache“ bei Widerstandsaktionen z. b. auf dem Balkan wahllos die 100fache Anzahl von irgend welchen Menschen ermordeten).
- Die allermeisten Mitglieder der SS haben natürlich Verbrechen verübt, unterschiedlicher Art und Größe. Und die meisten wussten das auch und haben das nach 1945 verschwiegen. Und natürlich waren in der CDU und der FDP, aber auch in der SPD Politiker, die vor 1945 Verbrechen verübt und unterstützt hatten. Wie schwer die Schuld wiegt, ist zum Teil schwer genau abzuwägen, wir können von Glück sagen, nicht damals gelebt zu haben. Das bedeutet auch nicht, dass man Die Blechtrommel oder Der Butt jetzt nicht mehr lesen sollte. Aber die Schuld, die die Menschen auf sich geladen haben, kann man nicht leugnen.